Flohsamen und Flohsamenschalen – die winzigen Verdauungshelfer

Flohsamen und Flohsamenschalen – die winzigen Verdauungshelfer

Flohsamen bringen die Verdauung auf natürliche Weise ins Lot

Unser Darm ist ein Sensibelchen – vor Prüfungen kommen wir mitunter kaum vom Klo herunter und auf ungewohnte Umgebungen, veränderte Tagesabläufe oder ungesunde Ernährung reagiert er oft mit einem Generalstreik.

Wirklich schonende Hilfe versprechen in solchen Fällen Flohsamen: die rötlich-gelben, zwei bis drei Millimeter großen, ovalen Samen (Psyllii semen) des indischen Wegerichs (Plantago ovata), auch als indisches Flohsamenkraut bekannt. Insbesondere ihre Schalen helfen bei Verstopfung (Obstipation) sowie Durchfällen (Diarrhö) und wirken beim Reizdarm-Syndrom regulierend auf die Darmfunktion. Als „Stuhlerweicher“ werden sie auch eingesetzt, um etwa bei schmerzhaftem Stuhlgang nach rektalen oder analen Untersuchungen, Einrissen der Analschleimhaut oder Hämorrhoiden, die Darmentleerung zu erleichtern. Die unverdaulichen Stoffe quellen und verstärken das Sättigungsgefühl; dadurch unterstützen Sie auch die Gewichtsabnahme. Zudem eignen sie sich zur Unterstützung einer Cholesterin-senkenden Diät.

Das indische Flohsamenkraut gehört zu den Wegerich-Gewächsen und wird in Indien und Pakistan angebaut. Indischen Flohsamen und Flohsamenschalen gibt es in der Apotheke oder Online-Apotheke rezeptfrei – auch als Schrot, Pulver oder in Verbindung mit anderen Wirkstoffen als Granulat.

Flohsamen und Flohsamenschalen: Kleine Ballaststoffbomben

Ihre Wirkung verdanken die Flohsamen den enthaltenen Schleimstoffen. Diese bestehen aus unverdaulichen wasserlöslichen Mehrfachzuckern (Schleimpolysaccharide). Die Ballaststoffe befinden sich vor allem in der zarten Haut (Epidermis) der Flohsamenschalen. Da diese sogenennten sauren Arabinoxylane in Flüssigkeit aufquellen, können Flohsamenschalen mehr als das Vierzigfache ihres Eigengewichtes an Flüssigkeit binden.

Flohsamen und Flohsamenschalen helfen bei Verstopfung und Durchfall

Dank ihrer enormen Quellkraft wirken die Flohsamenschalen sowohl mild abführend bei Verstopfung als auch regulierend bei Durchfall. Denn, sobald die Schalen in unseren Darm gelangen, binden sie dort Wasser, quellen auf und werden zu einer gelartigen Masse. Die Volumenzunahme übt Druck auf die Darmwände aus. Das aktiviert die Darmmuskeln, die den Nahrungsbrei durch wellenartige Bewegungen im Verdauungskanal vorwärts transportieren und löst schließlich den Darmentleerungsreflex aus. So können sich Verstopfungen auf schonende Weise lösen. Denn die Ballaststoffe werden nicht vom Körper aufgenommen, sondern helfen dem streikenden Darm allein durch ihre Volumenzunahme auf die Sprünge. Daneben sorgt das gebundene Wasser dafür, dass der Darminhalt weich bleibt. Zusammen mit dem, ebenfalls in den Samen enthaltenen fetten Öl, erhöhen die Schleimstoffe zudem die Gleitfähigkeit.

Bei Durchfall dicken die schleimbildenden Ballaststoffe den Stuhl ein, indem sie überschüssiges Wasser binden. Zudem legen sich die Schleimstoffe beruhigend und auf die Magen-Darmschleimhaut, wodurch sie lindernd beim Reizdarmsyndrom wirken können. Zusätzlich sollen sie die Darmflora positiv beeinflussen und einen entzündungshemmenden Effekt aufweisen. Als Begleitende Maßnahme werden Flohsamenschalen deshalb auch bei entzündlichen Darmerkrankungen wie Morbus Crohn und Colitis ulcerosa eingesetzt. Viele Heilpraktiker setzen auch auf eine sanfte Darmreinigung mit Flohsamen.

Außerdem wirken Flohsamenschalen cholesterin- und leicht blutzuckerspiegelsenkend. Denn sie sind in der Lage auch Cholesterin, Gallensäure und Zucker zu binden, so dass diese über die natürliche Verdauung ausgeschieden werden können.

Die Vorteile von Flohsamen

  • Flohsamen wirken regulierend auf die Darmbewegungen, entzündungshemmend, reizmildernd, senkend auf den Cholesterin- und Blutzuckerspiegel und haben einen positiven Einfluss auf die Darmflora.
  • Bei richtiger Anwendung und reichlicher Flüssigkeitszufuhr während der Therapie haben Flohsamen in der Regel keine Nebenwirkungen.
  • Klinische Erfahrungen zeigen, dass es auch bei langfristiger Anwendung von Flohsamen nicht zu einer Gewöhnung kommt.

Flohsamen und Flohsamenschalen: Praktisch keine Nebenwirkungen

Die empfohlene Tagesdosis beträgt je nach Beschwerden täglich 10 bis 30 Gramm, in mehreren Einzeldosen. Um ein Abführmittel herzustellen, können sie einen Teelöffel Flohsamen (entspricht ca. fünf Gramm) in etwa 150 Milliliter Flüssigkeit eine halbe Stunde vorquellen lassen. Trinken Sie unbedingt zwei Gläser Wasser nach.

Die abführende Wirkung beginnt ungefähr zwei bis 24 Stunden nach Einnahme und erreicht nach zwei bis drei Tagen ihr Maximum.

Nehmen Sie Zubereitungen aus Flohsamen oder -schalen nicht im Liegen oder abends vor dem Schlafengehen ein. Quellen sie im Bereich der Speiseröhre auf, kann das die Atmung behindern.

Bei richtiger Anwendung kommt es in der Regel nicht zu Nebenwirkungen. Deshalb eignen sich Flohsamen auch gut als Abführmittel während der Schwangerschaft und Stillzeit. Zudem haben sie keinen Gewöhnungseffekte, sondern „trainieren“ den Darm.

Zu Beginn der Anwendung sind Blähungen und Druckgefühle möglich. Diese verschwinden jedoch bei längerer Einnahme. Nur in seltenen Fällen können allergische Reaktionen auftreten. Eine Gefahr, die bei gereinigten Flohsamen(schalen) in Arzneibuchqualität, also aus der Apotheke, deutlich geringer ist.

Flohsamen und Flohsamenschalen sind grundsätzlich nicht erstattungsfähig, außer zur unterstützenden Quellmittel-Behandlung bei Morbus Crohn, Kurzdarmsyndrom und Durchfall bei HIV-Patienten.

 

Flohsamenschalen im Überblick

  • Stammpflanzen: Plantago psyllium (= Pl. afra), Flohkraut / Plantago indica (=Pl. arenaria), Sandwegerich
  • Verwendete Bestandteile: Samen (Semen psyllii) und Samenschalen (Testa)
  • Wirkprinzip: Schleimstoffe, Quellstoffe
  • In der Apotheke oder Online-Apotheke rezeptfrei als ganze Flohsamen bzw. -schalen, als Schrot, Pulver oder in Verbindung mit anderen Wirkstoffen als Granulat (Fertigarzneimittel) erhältlich.
  • Anwendung: bei chronischer Verstopfung und Durchfall, als „Stuhlerweicher“, um etwa bei schmerzhaftem Stuhlgang, nach rektalen oder analen Untersuchungen, Einrissen der Analschleimhaut oder Hämorrhoiden, die Darmentleerung zu erleichtern, als begleitende Therapie bei Reizdarm, chronisch entzündlichen Darmerkrankungen (Morbus Crohn, Colitis ulcerosa) und zur Unterstützung einer Cholesterin-senkenden Diät.
  • Gegenanzeigen: nicht einnehmen bei drohendem oder bestehendem Darmverschluss, Verengungen im Magen-Darm-Trakt oder der Speiseröhre, bei Schluckbeschwerden, gleichzeitiger Therapie mit Blutverdünnern aus der Gruppe der Cumarine (z.B. Marcumar), da Flohsamen deren Aufnahme beeinträchtigen können, bei Einnahme von Medikamenten, die die Darmtätigkeit hemmen, bei schwer einstellbarem Diabetes mellitus.
  • Wechselwirkungen: die Schleimstoffe des Flohsamens können die Aufnahme von Medikamenten beeinträchtigen. Diese sollten daher mit einer Stunde Abstand eingenommen werden.
  • Nebenwirkungen: Zu Beginn der Anwendung sind Blähungen und Druckgefühle möglich. Diese verschwinden jedoch bei längerer Einnahme. In seltenen Fällen allergische Reaktionen
  • Schwangerschaft und Stillzeit: geeignet

 

Bild: © Madeleine Steinbach – stock.adobe.com