Stoßwellentherapie

Stoßwellentherapie

Stoßwellentherapie

Was ist Stoßwellentherapie?

Die Extrakorporale Stoßwellentherapie (abgekürzt ESWT) ist eine Behandlungsmethode, die mit energiereichen Schallwellen arbeitet.

Diese Schallwellen werden “extrakorporal” (außerhalb des Körpers) erzeugt und können gezielt Energie in tiefer gelegenen Bereichen des Körpers freisetzen. Dabei werden weder die Haut, noch das Fett- oder Muskelgewebe beschädigt.

Wirkung – Wie funktioniert die Stoßwellentherapie?

Je nachdem wie hoch die Stoßwellen dosiert werden, können sie Nierensteine zertrümmern (hohe Dosierung) oder lediglich erkranktes Gewebe reizen (niedrige Dosierung), um dadurch die Durchblutung und den Zellstoffwechsel anzuregen.

Grundsätzlich kann zwischen der fokussierten und der radialen Stoßwellentherapie unterschieden werden. Der Unterschied liegt darin, dass die Energieschübe bei der fokussierten Stoßwellentherapie kürzer, intensiver und um einiges zielgenauer sind, als bei der radialen Stoßwellentherapie.

Radiale Stoßwellen hingegen transportieren weniger Energie und sind eher flächig ausgerichtet. Ärzte nutzen vor allem die fokussierte Stoßwellentherapie, um möglichst präzise arbeiten zu können und beispielsweise Nierensteine zu zerkleinern.

Die sogenannte Triggerpunkt-Stoßwellentherapie ist eine Form der fokussierten Stoßwellentherapie, bei der es darum geht, schmerzauslösende Triggerpunkte zu behandeln und nachhaltig zu beseitigen. Die Kosten der Trigger-Stoßwellentherapie werden jedoch nicht bei jedem Krankheitsbild von den Kassen übernommen. Die Kosten für eine Therapiesitzung betragen etwa 250 Euro.

Die radiale Stoßwellentherapie findet meist in der Physiotherapie Anwendung und wird zum Beispiel genutzt, um Muskelverspannungen zu lösen. Die radiale Stoßwellentherapie ist deutlich kostengünstiger als die fokussierte oder die Triggerpunkt-Stoßwellentherapie.

Bei welchen Erkrankungen wird die Stoßwellentherapie angewendet?

Heutzutage wird die Extrakorporale Stoßwellentherapie vor allem bei Erkrankungen des Bewegungsapparates genutzt. Dazu gehören Muskel- und Knochenbeschwerden sowie Erkrankungen der Bänder und Sehnen. Jedoch können mittlerweile auch Nieren- oder Gallensteine mit der Stoßwellentherapie behandelt werden.

Stoßwellentherapie bei Kalkschulter

Bei Tendinosis calcarea (Kalkschulter) kann die Stoßwellentherapie eingesetzt werden, um krankhafte Kalkablagerungen in der Schulter aufzulösen. Dadurch können Schmerzen reduziert und die Beweglichkeit der Schulter wiederhergestellt werden.

Stoßwellentherapie bei Fersensporn

Bei einem Fersensporn handelt es sich um einen dornenförmigen Knochenfortsatz, der sich durch übermäßige Belastung des Fußes am Fersenbein bilden kann.

Die Stoßwellentherapie am Fuß und im Bereich der Achillessehne kann helfen, die entzündlichen Prozesse in der Fußsohle zu stoppen. So kann die Stoßwellentherapie Schmerzen am Fuß lindern, sodass dieser wieder besser belastet werden kann.

Stoßwellentherapie bei Nierensteinen und Gallensteinen

Bei etwa 15-20 % der Deutschen kommt es im Laufe ihres Lebens zur Entstehung von Gallensteinen. Nierensteine betreffen hingegen nur ungefähr 5% der deutschen Bevölkerung. Oft verursachen Nieren- oder Gallensteine gar keine Beschwerden. Werden die Steine jedoch eingeklemmt, kann es zu äußerst schmerzhaften Koliken kommen.

Die fokussierte Stoßwellentherapie bietet eine einfache und konservative Alternative zur Operation. Durch die Schallwellen können Nieren- und Gallensteine zertrümmert werden, bis sie so klein sind, dass sie problemlos ausgeschieden werden können.

Stoßwellentherapie bei Tennisarm und anderen Sehnenerkrankungen

Die Stoßwellentherapie kann auch an den Ellenbogen angewendet werden, um einen Tennisarm (Epicondylitis = Entzündung der Muskelansätze der Streckmuskulatur im Oberarm) oder andere Sehnenerkrankungen zu behandeln.

Durch die energiereichen Stoßwellen kommt es zu einer vermehrten Durchblutung im betroffenen Bereich und einer Anregung des Zellstoffwechsels. Dadurch kann es zum Rückgang der Entzündung und auch der damit verbundenen Schmerzen kommen, wodurch sich auch die Beweglichkeit im Ellenbogen wieder verbessert.

Stoßwellentherapie bei Schleimbeutelentzündung

Eine Schleimbeutelentzündung entsteht meist im Knie- oder Schultergelenk, kann jedoch auch im Ellenbogen oder den Hüftgelenken auftreten. Typische Beschwerden sind Schmerzen, Schwellungen und Rötungen im betroffenen Bereich.

Die Stoßwellentherapie ist gut zur Behandlung von Schleimbeutelentzündungen geeignet. Die Behandlung regt die Durchblutung und den Zellstoffwechsel an, was zum Rückgang der Entzündung beiträgt.

Stoßwellentherapie bei erektiler Dysfunktion (Erektionsstörung)

Bei der erektilen Dysfunktion handelt es sich um eine Funktionsstörung der männlichen Sexualorgane. Die Ursache dafür ist meist eine reduzierte Blutversorgung des Penisgewebes, wodurch es den Betroffenen nicht oder nur teilweise möglich ist, eine Erektion zu bekommen.

Die Stoßwellentherapie setzt genau an der Ursache der erektilen Dysfunktion an und soll die Durchblutung im Penisgewebe langfristig verbessern, um eine Erektion auf herkömmlichem Wege möglich zu machen.

Jedoch müssen sich die Betroffenen der Behandlung ein- bis zweimal pro Woche unterziehen – über einen Zeitraum von zwei bis drei Monaten.

Stoßwellentherapie bei Arthrose

Bei Arthrose handelt es sich um Gelenkverschleiß, der mit einem Rückgang des Gelenkknorpels und der Gelenkflüssigkeit (Synovia) einhergeht. Die Folge davon sind Schmerzen und unter Umständen auch Rötungen, Schwellungen und Entzündungen im betroffenen Bereich.

Durch die Stoßwellentherapie soll vor allem die Produktion der Gelenkflüssigkeit angeregt werden, wodurch Schmerzen gelindert und die Beweglichkeit im betroffenen Gelenk verbessert werden kann. Die Ursache einer Arthrose lässt sich durch die Stoßwellentherapie allerdings nicht beheben.

Stoßwellentherapie in der Tiermedizin

Auch in der Tiermedizin kommt die Stoßwellentherapie recht häufig zum Einsatz. Vor allem bei Pferden wird die Therapie häufig genutzt, um chronische Gelenkerkrankungen zu behandeln. Nicht selten kann sie sogar dazu beitragen, dass Pferde wieder geritten werden können.

Die Anwendung kann am stehenden Pferd erfolgen. Da die Geräte zur Stoßwellentherapie meist recht laut sind, werden die Pferde in der Regel vorher leicht sediert.

Bei folgenden Erkrankungen am Pferd kann die Stoßwellentherapie erfolgreich genutzt werden:

  • Erkrankungen im Bereich der Sehnen, Bänder, Fesselträger oder am Gelenkkapselansatz (Insertionsdesmopathien)
  • Verklebungen im Bindegewebe
  • Verkalkungen der Sehnen und Bänder
  • Erkrankungen der Knochen (z.B. schlecht heilende Frakturen)

Gegenanzeigen und Nebenwirkungen der Stoßwellentherapie

Bei der Extrakorporalen Stoßwellentherapie gibt es allgemein nur wenige Nebenwirkungen zu befürchten. Folgende Nebenwirkungen sind möglich:

  • Bei der Stoßwellentherapie zur Behandlung von Nierensteinen kann es im Anschluss an die Behandlung zu Koliken der Harnwege kommen, was den Harnabfluss stören würde.
  • Einblutungen in oder um die Niere sind zwar möglich, allerdings extrem selten und treten nur bei etwa 1% der Patienten auf.
  • Bei allen Anwendungsgebieten der Stoßwellentherapie kann es zu Schmerzen während der Behandlung sowie zu winzigen Hauteinblutungen kommen, die jedoch in den meisten Fällen keiner weiteren Therapie bedürfen.
  • Die Stoßwellentherapie kann kleine Blutergüsse verursachen.
  • In seltenen Fällen kann es zu Missempfindungen und Schwindelgefühlen kommen.

Gegenanzeigen der Stoßwellentherapie

Grundsätzlich gibt es nur sehr wenige Erkrankungen, die gegen den Einsatz der Extrakorporalen Stoßwellentherapie sprechen. Sollte bei Ihnen jedoch eine Gerinnungsstörung vorliegen, ist von der Anwendung abzuraten. Dies gilt sowohl für angeborene Gerinnungsstörungen, als auch für Behandlungen mit gerinnungshemmenden Medikamenten.

Darüber hinaus sollte die Stoßwellentherapie nicht während einer Schwangerschaft erfolgen. Bevor die ESWT im Bereich von Nieren und Harnwegen zum Einsatz kommt, sollten Harnwegsinfekte vollständig auskuriert werden.

Starkes Übergewicht ist zwar keine direkte Gegenanzeige, bringt jedoch technische Schwierigkeiten mit sich, da die Schallwellen Fettgewebe nur schlecht durchdringen können.

Stoßwellentherapie – Kosten und Kostenübernahme durch Krankenkassen

Die Stoßwellentherapie ist in der Kassenleistung enthalten, wenn die Behandlung für das Bestreiten des Alltags notwendig ist. Das Verhalten der Kassen ist hier allerdings sehr unterschiedlich. Während viele private Krankenkassen die Kosten komplett übernehmen, müssen gesetzlich versicherte Patienten ihren Kassen oft ein Attest des behandelnden Arztes vorlegen, um zu beweisen, dass die Anwendung wirklich notwendig ist.

Die Kostenübernahme bei der AOK ist besonders schwierig. Hier wird argumentiert, dass die Stoßwellentherapie Schmerzen und Übelkeit verursachen kann und nicht garantiert ist, dass die Behandlung die Beschwerden wirklich lindern kann.

Um ganz sicherzugehen, sollten Sie sich zuerst bei Ihrer Krankenkasse über die entsprechenden Leistungen informieren. Da die Stoßwellentherapie meist mehrmals pro Woche und über einen längeren Zeitraum durchgeführt wird, können hohe Kosten für Sie entstehen, wenn sich Ihre Krankenkasse weigert diese zu übernehmen.

OP oder Stoßwellentherapie?

Es gibt noch nicht viele klinische Studien zur Wirksamkeit der Stoßwellentherapie. Daher ist die Effektivität der Behandlung umstritten und viele Betroffene von Nieren- oder Gallensteinen sind sich nicht sicher, ob die Stoßwellentherapie eine geeignete Alternative zur OP darstellt.

In Erfahrungsberichten wird die Stoßwellentherapie jedoch oft als wirkungsvoll beschrieben. Viele Patienten berichten, dass sie ihre Nieren- oder Gallensteine durch die Therapie losgeworden sind – ohne Operation.

Da die Stoßwellentherapie nur sehr wenige Gefahren birgt, ist es sinnvoll die Behandlungsmethode einer Operation vorzuziehen. Diese geht schließlich immer mit gewissen Risiken einher, die um einiges höher sind als die Risiken der Stoßwellentherapie.

Sollte die Behandlung keine Wirkung zeigen, können Sie sich immer noch einer Operation unterziehen.

Quellen:

  • Jan-Dirk Rompe: Extrakorporale Stoßwellentherapie: Grundlagen, Indikation, Anwendung, 1997, ISBN: 10: 3826101383, 13: 9783826101380
  • Werner Siebert: Extrakorporale Stoßwellentherapie in der Orthopädie: Grundlagen und Anwendung, 2001, ISBN: 3609519509, 9783609519500

 

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