Superfruits – die Superhelden unter den Früchten?

Superfruits – die Superhelden unter den Früchten?

Superfrüchte – gibt es so etwas überhaupt

Superfruits“ − liest man häufig, etwa auf einer Packung Trockenfrüchte im Supermarkt. Das klingt erst mal einladend – aber was verbirgt sich dahinter?

Laut dem Oxford English Dictionary versteht man unter „Superfood“ ein ungewöhnlich nährstoffreiches Lebensmittel, das für Gesundheit und Wohlbefinden als besonders wichtig erachtet wird, insbesondere durch den hohen Gehalt an Antioxidantien und Vitaminen. Da es sich hierbei häufig um Früchte handelt, spricht man in diesem Zusammenhang auch von Superfruits. Eine Superfruit Definition wäre demnach: eine besonders vitalstoffreiche und gesunde Frucht. Allerdings gibt es keine offiziellen Richtlinien, nach welchen Lebensmittel als Superfood-Produkte deklariert werden dürfen, was den Namen als Vermarktungsstrategie natürlich sehr interessant macht. Der folgende Artikel soll Aufklärung verschaffen. Welche Früchte sind also wirklich „super“?

Welche Superkräfte haben Superfruits wirklich?

Um nicht blind dem Aufdruck auf einer Verpackung vertrauen zu müssen, lohnt es sich zu wissen, was die Früchte der Kategorie „Superfruits“ eigentlich so super macht: Sie besitzen einen überdurchschnittlich hohen Gehalt an Vitaminen und Antioxidantien – so weit so gut. Doch welche Vorteile kann der Körper daraus ziehen?

Der Begriff Antioxidans schindet natürlich Eindruck und tatsächlich verbirgt sich eine sehr nützliche Eigenschaft dahinter. Antioxidantien können freie Sauerstoffradikale binden (deshalb auch Radikalfänger) und damit den oxidativen Stress für den Körper verringern. Oxidativer Stress wiederum, d. h. ein Übermaß an reaktiven Sauerstoffverbindungen, führt zu Zell- und DNA-Schäden und wird u. a. verantwortlich gemacht für den Alterungsprozess des Körpers und somit auch die Lebenserwartung im Allgemeinen. Im Umkehrschluss kann ein Vermindern dieser Radikale durch eine hohe Zufuhr von Antioxidantien den Alterungsprozess demnach durchaus verlangsamen und senkt zusätzlich den Energieaufwand des Körpers für Reparaturarbeiten an geschädigten Zellen.

Die Vitamine – alte Vertraute im Diskurs um gesunde Ernährung. Wir wissen, dass wir sie brauchen, aber wofür genau? Im Gegensatz zu anderen Nahrungsbestandteilen, dienen Sie dem Körper nicht als Energieträger, sondern sind im Organismus an wichtigen Stoffwechselprozessen beteiligt. Sie gelten als Bestandteil von Reaktionen der Nährstoffverwertung, des Zellaufbaus und des Immunsystems – häufig als sogenannte Coenzyme: Das heißt, sie binden sich temporär an Enzyme und unterstützen diese bei Reaktionen. Der Körper kann die meisten Vitamine nicht selbst oder nur in geringer Menge produzieren, ist also auf eine externe Vitaminzufuhr durch die Nahrung angewiesen. Bleibt diese aus, laufen alle Prozesse, die auf Vitaminbeteiligung angewiesen sind, langsamer ab – das merken wir z. B. an einem Schwächeln des Immunsystems (etwa in Form einer Erkältung), an Anämie (Blutarmut, der Blutkreislauf transportiert weniger Sauerstoff an die Organe, das Blut muss somit schneller fließen, die Herzfrequenz steigt an) und geringerem Muskelwachstum (Kraft- und Energielosigkeit) oder einer Veränderung sich ständig erneuernder Bestandteile unseres Körpers (z. B in Form von Haarausfall oder unreiner/schuppiger Haut). Eine hohe und konstante Zufuhr von Vitaminen verbessert hingegen die Leistungs- und Konzentrationsfähigkeit und trägt zur Stabilität unseres Immunsystems bei.

Neben diesen beiden Basiseigenschaften besitzen Superfruits aber noch einige weitere „Specials“. Wie alle Früchte enthalten sie sogenannte Polyphenole – Kohlenwasserstoffe, die den Früchten ihre jeweilige Farbe verleihen und häufig am antioxidativen Effekt beteiligt sind. Die speziellen Polyphenole der Superfruits (wie z. B. Anthocyan) wirken im menschlichen Organismus zudem entzündungshemmend, sowie tumorpräventiv, sie sollen einen positiven Einfluss auf das Sehvermögen haben und können arteriosklerotischen Erkrankungen vorbeugen.

Die 6 besten Superfruits im Portrait

Nachdem nun feststeht, dass Superfruits offensichtlich ganz Erstaunliches leisten können, liegt natürlich die Frage nah, welche Früchte denn im Einzelnen dazu gezählt werden. Eine haarscharfe Definition gibt es, wie gesagt, nicht, jedoch fallen einige Namen in diesem Zusammenhang besonders oft. Im Folgenden finden sich die sechs Top Vertreter der Kategorie Superfruits:

Top Superfruit Nr. 1: Die Blaubeere – die Superfruit für das Gedächtnis

Klein, blau und unschuldig findet sich diese Beere als eine der typisch einheimischen Pflanzen in Europa und Nordamerika. Ihre Allgegenwärtigkeit täuscht über die beträchtlichen Vorzüge hinweg: Die Polyphenole, die sogenannten Anthocyane, in Blau- oder Heidelbeeren haben nämlich die besondere Fähigkeit, langfristig das Erinnerungsvermögen zu steigern und somit Altersvergesslichkeit und -demenz vorzubeugen. In einer Studie konnte bei Probanden unter Blaubeer-Diät sogar eine erhöhte Gehirnaktivität im MRT festgestellt werden. Eine weitere Studie belegte außerdem, dass Ratten, denen man das Antioxidansextrakt der Blaubeere in konzentrierter Form verabreichte, ihr Erinnerungsvermögen im Alter länger behielten als die Kontrollgruppe. Anthocyane haben weiterhin die Eigenschaft, Gefäßwände abzudichten und sind somit beliebte Naturheilmittel bei Netzhauterkrankungen oder für Diabetiker mit brüchigen Augenkapillaren.

Top Superfruit Nr. 2: Granatapfel – der Superfruit “Alleskönner”

Der Granatapfel gilt als eine der meist erforschten Superfrüchte, denn er hat eine Reihe interessanter Vorzüge zu bieten. Sein hoher Polyphenolgehalt soll Leistungsfähigkeit und Fruchtbarkeit steigern sowie Stressempfindlichkeit senken. Besonderen Einfluss hat er auf die Gefäße und das Herzkreislaufsystem – durch konstante Granatapfelzufuhr konnte z. B. die Durchblutung des Herzens um etwa 30 Prozent gesteigert werden. Da seine Polyphenole außerdem den Blutdruck senken, wirken sie dem Risiko für Herzinfarkte und Schlaganfälle entgegen. Einige Studien zeigen auch, dass sie die Wahrscheinlichkeit für Darm- und Prostatakrebs verringern, sowie Diabetes Typ 2 und Gelenkverschleiß vorbeugen. Letzteres ist darauf zurückzuführen, dass sie eines der Enzyme für den Knorpelabbau hemmen. Zu erwerben in vielerlei Form, ist er ein vielversprechender und gesundheitsfördernder Nahrungszusatz.

Top Superfruit Nr. 3: Açaibeere – der Energiespender unter den Superfruits

Die Açaibeere findet man nicht nur in Shampoos und Antiaging-Kosmetika, sondern auch gelegentlich in Energydrinks. Grund dafür sind ihre fettverbrennenden Eigenschaften, die man vor allem den Polyphenolen Anthocyan und Resveratol zuschreibt. Diese wirken gleichermaßen gewichtsreduzierend wie energiespendend und machen die Açaibeere zu einer optimalen Nahrungsergänzung. Zudem enthält sie pro Gramm etwa 25 Mal mehr Antioxidantien als die Blaubeere, wahrscheinlich die höchste natürliche Konzentration überhaupt. Ihre positiven Auswirkungen auf Haut, Haar, Herzkreislauf- und Immunsystem sind deshalb außergewöhnlich. Die Açaibeere ist zudem reich an Mineralien, Omega-3/6/9-Fettsäuren und den Vitaminen B, C und E. Achtsam beim Verzehr sollten Personen mit Pollenallergie sein, da die Beere in seltenen Fällen die Symptome verstärken kann.

Top Superfruit Nr. 4: Gojibeere – die „Happy Berry“

Diese kleine rote Kuller steckt voller Überraschungen. Im Vergleich zu einer Orange enthält sie pro Gramm 200 Mal mehr Antioxidantien und 500 Mal mehr Vitamin C. Außerdem weist sie einen sehr hohen Gehalt an Carotin auf, weshalb sie in der chinesischen Medizin (TCM) zur Schärfung der Sehkraft eingesetzt wird – tatsächlich soll sie auch das Risiko für altersbedingte Makuladegeneration (Augenerkrankungen an der Netzhaut) senken können. Damit aber nicht genug: Bei einer Studie mit 35 Probanden konnte bei täglicher Zufuhr von 120 ml Gojisaft bei der Mehrheit der Teilnehmer eine Verbesserung der Stimmungslage, der Konzentrationsfähigkeit sowie der Schlafqualität und das Eintreten innerlicher Ruhe festgestellt werden. Gojibeeren kann man sich übrigens nicht nur in Form von Saft zuführen, man findet sie häufig auch als Trockenfrüchte, gelegentlich auch in Früchtetees.

Superfruit Nr. 5: Mangostan – das “Antiallergikum” unter den Superfruits

Bei Mangostan handelt es sich um eine Tropenfrucht, dessen Antioxidantien als besonders wirksam erachtet werden. Dabei ist vor allem das in der Schale befindliche Xanthon hervorzuheben, welches nicht nur fünffach wirksamer gegen oxidativen Stress wirkt als Vitamin C, sondern zusätzlich entzündungshemmende und antiallergische Eigenschaften aufweist. Da es zudem muskelentspannend wirkt, ist es sogar geeignet, bei Asthmatikern eine Milderung ihres Leidens zu erwirken. Außerdem dämpft es chronisch entzündlichen Erkrankungen wie Arthritis und hat durch seinen Einfluss auf die Serotoninproduktion im Gehirn einen latent stimmungsaufhellenden Effekt. Da sich das Polyphenol in der Schale der Frucht befindet, ist diese oft in Form von Pulver oder Tee erhältlich.

Top Superfruit Nr. 6: Nonifrucht − Superfruit als natürliches Beruhigungsmittel

Sie mutet ein wenig seltsam an, diese weißliche Frucht, auch indische Maulbeere genannt. Deshalb sollte man sie jedoch nicht unterschätzen. Ihre Polyphenole sind im Körper an der Synthese des Transmitters GABA beteiligt, dessen Spiegel bei Stress oder Ängstlichkeit meist sinkt. Durch die Förderung der GABA-Produktion wirkt Noni Stressempfindlichkeit und ängstlicher Unruhe entgegen. Der beruhigende Effekt wird weiterhin dadurch unterstützt, dass sie einen regulierenden Einfluss auf die Hormonproduktion, beispielsweise von Epiphyse (Tag-Nacht-Rhythmus) und Schilddrüse (Stoffwechsel, Stimmung) hat. Bei Nieren- oder Leberschäden ist beim Verzehr aufgrund der speziellen Verstoffwechselung allerdings Vorsicht geboten.

Superfruits im Alltag

Auch wenn die Superfruits einige wirklich imposante Inhaltsstoffe aufweisen, muss Folgendes im Hinterkopf behalten werden: auch wenn viele der positiven Eigenschaften der Superfruits durch Studien belegt werden konnten, liefern diese eher Hinweise als todsichere Vorhersagen. Natürlich bietet auch die Menge, in denen wir die Früchte verzehren nicht unbedingt die Konzentration an Inhaltsstoffen, mit denen im Labor experimentiert wird. Ihr Effekt auf unseren Organismus ist also deutlich geringer.

Ein gelegentliches Problem stellt die Schadstoffbelastung der Superfruits dar. Da die exotischen Früchte meist von fern importiert werden, ist es schwer, ihre Anbaubedingungen ausreichend zu kontrollieren – so kam es in den letzten Jahren immer wieder zu Rückrufen wegen zu hoher Pestizidkontamination. Deshalb ist es wichtig, auf Hinweise bzgl. Anbau und Verarbeitung zu achten, wie etwa ein Öko- oder Fairtradesiegel auf der Verpackung.

Superfruits: Super, aber nicht wirklich immer Helden

Wenn wir nicht aus den Augen verlieren, dass die Superfruits allein kein Garant für Gesundheit und ein langes Leben sind und dass wir generell auf uns achten müssen, können wir uns ihrer in nützlicher Weise bedienen, um unsere Lebensqualität zu verbessern. Gesunde Ernährung im Allgemeinen ist eines der Fundamente für Leistungsfähigkeit und körperliches Wohlbefinden. Dabei sollte man sich natürlich nicht allein auf die Wunderkräfte der Superfruits verlassen. Ihr Name wird gelegentlich inflationär gebraucht, da er Teil einer vielversprechenden Verkaufsstrategie ist und wir sollten uns dessen bewusst sein. Unabhängig davon beinhaltet das Konzept der Superfruits aber das der bewussten Ernährung, welches einen nicht von der Hand zu weisenden Gesundheitszuwachs bringt. Zu wissen, was man isst und warum, ist Teil der Haltung, achtsam mit seinem Körper umzugehen und ihn zu bewahren. Dass es sehr viel Forschung auf dem Gebiet der Superfrüchte gibt, bestätigt nur, dass sie äußerst vielversprechende Vorzüge haben, auch wenn sie bisher noch nicht in Gänze bekannt sind.

 

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