Schuppenflechte – Ursachen, Diagnose und Behandlung

Schuppenflechte – Ursachen, Diagnose und Behandlung

Was ist Schuppenflechte?

Neulich im Schwimmbad konnte ich eine unglaubliche Situation beobachten: Ein Mädchen mit roten und schuppigen Hautstellen an Rücken und Armen stieg ins Becken. Daraufhin einige andere Badegästen unwirsch: „Damit kann man doch nicht ins Wasser, das ist doch ansteckend!“ Empört verließen die Schimpfenden sogleich das Schwimmbecken und warfen dem Mädchen böse Blicke hinterher. Das arme Ding war sichtlich betroffen, planschte noch kurz und stieg nach ein paar Minuten wieder heraus. Wie diese Geschichte zeigt, kann der Gang ins Schwimmbad für Menschen mit Schuppenflechte (Psoriasis) zu einer Tortur werden. Als würden nicht schon die vielen Blicke genügen, müssen sich diese Patienten auch noch mit dem Vorurteil abfinden, dass ihre Hautkrankheit infektiös sei. Ein Volksglauben ohne Hand und Fuß. Aber was ist Schuppenflechte eigentlich genau? Und was lässt sich dagegen unternehmen?

Ja, Schuppenflechte ist eine Hauterkrankung. Sie verläuft chronisch-entzündlich, d. h. sie bricht immer wieder aus und ist von entzündeten Hautpartien geprägt. Sie kann sogar Nägel und Gelenke befallen. Die Mediziner unterscheiden zwischen drei Formen der Schuppenflechte: Psoriasis vulgaris, Psoriasis arthropathica und Psoriasis pustulosa.

Die sichtbaren trockenen Schuppen sind eigentlich Zellen, die von der untersten Lage der oberen Hautschicht gebildet werden – das aber im Übermaß, weshalb die Hautschuppen um das siebenfache schneller als üblich an die Hautoberfläche gelangen. Natürlich kommt die Hornschicht mit dieser enormen Fülle an unreifen Hautzellen nicht zurecht. Ihr gelingt es nicht, die Hautzellen schnell genug abzustoßen. Nur zum Vergleich: Normale Haut erneuert sich in einem Zeitraum von ca. 27 Tagen, bei Schuppenflechte geht das alles innerhalb einer Woche vonstatten!

Mittlerweile weiß die Forschung auch, dass Psoriasis wesentlich mit dem Immunsystem zusammenhängt. Im Klartext: Die Hautkrankheit ist in Wirklichkeit ein Immunleiden, weil das Immunsystem aus genetischen Gründen nicht richtig funktioniert. Die Folge sind dauerhafte Entzündungen im Körper, die sich unter anderem auf den Haut-Stoffwechsel auswirken und als schwere Hautirritationen sichtbar werden.

Ursachen – Was löst Schuppenflechte aus?

Schuppenflechte ist aber nicht ansteckend, entweder man wird damit geboren oder nicht! Die Ursache ist eine Vererbung bzw. genetische Veranlagung – doch muss die Krankheit deswegen nicht immer ausbrechen. Allerdings sind einige Umstände bekannt, die den Ausbruch dieser Krankheit vorantreiben. Dazu gehören Infektionen: Beispielsweise Streptokokken wie bei Mandelentzündungen oder einer Mittelohrentzündung; Hautreizungen: Verletzungen, Tätowierungen, Sonnenbrand, mechanische Hautirritationen (enge Kleidung, Gürtel, BH); Störungen des Stoffwechsels und hormonelle Schwankungen (Schwangerschaft); Medikamente: Betablocker, Lithiumsalze, Interferone, Chloroquin und manche der nichtsteroidalen Antirheumatika (Bsp. Indometacin); Stress; Alkohol- und Tabakkonsum; Übergewicht und klimatisch ungünstige Einflüsse.

Der Zusammenhang zwischen Wirkung und Ursache ist aber nicht bei allen Risikofaktoren eindeutig. Wie so oft ist es fraglich, ob einer der Punkte der Auslöser von Schuppenflechte ist oder deren Folge. Das ist vor allem beim erhöhten Alkoholkonsum zu beobachten: Den psychischen Druck, unter dem Patienten aufgrund ihres äußeren Makels leiden, ertränken einige in Alkohol.

Woran ist Schuppenflechte zu erkennen?

Die Symptome sind Ihnen sicherlich bekannt: Gerötete Hautstellen, die mitunter Entzündungen aufweisen; silbrig-weiße Schuppen und starker Juckreiz. Betroffen sind meistens die Hautregionen an Ellbogen, Kniescheiben, ums Kreuzbein herum und am Kopf. Wie ausgeprägt die Symptome sind, hängt vom Einzelfall ab. Auch verlaufen die Symptome in Schüben: Einmal ist es besser und dann wird es wieder schlimmer.

Was vor allem in Mitleidenschaft gezogen wird, ist die Psyche der Patienten. Sie fühlen sich häufig beobachtet – und zwar nicht ohne Grund – und wegen ihres Äußeren abgelehnt.

So besagt auch eine Umfrage des Robert-Koch-Instituts, für Betroffene sei „die empfundene Stigmatisierung die schwerwiegendste Krankheitsfolge.“ Zum Glück leben wir nicht mehr im Mittelalter: Damals pflegte man die Erkrankten rigoros aus der Gesellschaft auszugrenzen und in die Wildnis zu verstoßen. Die Schuppenflechte wurde nämlich über viele Jahrhunderte mit der ansteckenden Krätze und Lepra verwechselt. „Kinder leiden oft noch mehr als die Erwachsenen unter den Folgen der Ausgrenzung durch Gleichaltrige in Kindergarten und Schule“, bestätigt Jörg Prinz, Hautarzt am Klinikum der LMU München.

In welchem Alter entsteht Schuppenflechte?

Frauen und Männer sind von der Schuppenflechte gleichermaßen betroffen, die Natur macht hier keinen Unterschied. Laut offiziellen Schätzungen leiden ungefähr 2,5-3,5 % aller Nordeuropäer unter Psoriasis. Allein in Deutschland sind es bis zu zwei Millionen Menschen. Über die Hälfte der Betroffenen bekommt die Schuppenflechte noch vor dem 40. Lebensjahr (Typ1-Psoriasis), genauer gesagt zwischen 20 und 30 Jahren. Es gibt aber noch einen zweiten Spättyp (Typ2-Psoriasis), der wesentlich seltener auftritt: Hier bricht die Psoriasis erst im 50.-60. Lebensjahr aus. Noch seltener ist die Schuppenflechte im Kindesalter.

Das Auftreten von Schuppenflechte lässt sich nicht verhindern. Allerdings kann ein gesunder Lebensstil dazu beitragen, neue Schübe einzudämmen. In der Regel empfehlen die Experten, das Rauchen einzustellen, maßvoll Alkohol zu trinken, auf das Gewicht zu achten und sich gesund zu ernähren. „Grundsätzlich hilft alles, was man als gesundes Leben bezeichnen würde“, bestätigt Dr. Prinz. „Der Abbau von Übergewicht ist sehr wichtig, da es bei einer genetischen Veranlagung für Schuppenflechte einen schwereren Verlauf der Erkrankung und ein schlechteres Ansprechen auf die Therapie bedingt.“ Im Übrigen tragen auch Psychotherapie, Verhaltenstherapie und Entspannungsmethoden zur Prävention bei, gelten aber auch als ergänzende Behandlungsmöglichkeiten.

Besteht eine gesundheitliche Gefahr bei Schuppenflechte?

Ja, in der Tat. Außer den leidlichen Symptomen besteht eine ernstzunehmende Gesundheitsgefahr für den Körper, weil sich die inneren Entzündungen im ganzen Organismus breit machen und auch die Organe befallen können. Vor allem das Risiko für Gelenkschäden, Augenentzündungen, Bluthochdruck, Herzinfarkt und Schlaganfälle ist bei Psoriasis-Patienten groß. Noch anfälliger sind die Betroffenen für chronische Darmerkrankungen wie Morbus Crohn oder Colitis ulcerosa. Auch Diabetes ist in diesem Rahmen ein höchst brisantes Thema.

Gibt es effektive Behandlungsmethoden für Schuppenflechte?

Eine Heilung ist noch aussichtslos, aber therapieren lässt sich die Schuppenflechte allemal – und das in der Regel sehr gut! Spezielle Cremes, Salben und Lotionen für die empfindliche Haut können die Symptome erheblich lindern, Entzündungen heilen und das rasante Zellwachstum hemmen. Zur Ablösung der Schuppen dienen sogenannte Salbenverbände. Auch Medikamente sind erfolgreich im Einsatz, um das Zellwachstum wieder einem Normalzustand anzugleichen. Biologicals, das sind gentechnisch produzierte Substanzen, können die Schuppenflechte sogar unterdrücken. Außerdem lindern Sonne und UV-Licht-Bestrahlungen die Symptome. Zudem haben sich auch Bäder mit Salz-Zusätzen bewährt. Unter Umständen kann sich der erhoffte Erfolg erst nach einer längeren Behandlungsdauer einstellen – doch gerade dann sollten Betroffene eine Therapie unbedingt bis zum Ende durchhalten.

Je frühzeitiger sich Betroffene also behandeln lassen, desto schneller werden sie ein Erfolgs-Erlebnis verspüren. Doch was noch viel wichtiger ist: Schwerwiegende Folgekrankheiten können vermieden werden, wenn sie rechtzeitig und regelmäßig zum Arzt gehen. Das mag zwar zeitaufwendig sein, hilft aber langfristig, die Schuppenflechte irgendwann wieder vergessen zu können. Und das ist es doch allemal wert!

 

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