Vitamin B1 (Thiamin)

Vitamin B1 (Thiamin)

Es war das erste wasserlösliche Vitamin, das vor mehr als 100 Jahren entdeckt wurde: Vitamin B1, das auch den wissenschaftlichen Namen Thiamin trägt. Bereits 1897 war klar, dass der Vitalstoff einen wesentlichen Einfluss auf die Gesundheit der Menschen hat. Kurios: Diese wissenschaftliche Errungenschaft haben wir unter anderem den Hühnern zu verdanken. Der niederländische Arzt Christiaan Eijkmann stellte damals fest, dass Hühner, die mit poliertem Reis gefüttert wurden, schnell erkrankten. Wurde die Nahrung durch unpolierten Reis ersetzt, ging es ihnen wieder besser. Diese Erkenntnisse waren die Grundlage für weitere Forschungen und letztendlich die Entdeckung von Vitamin B1. Heute wissen wir, dass das Vitamin wichtig für den Energiehaushalt des Körpers sowie das Herz-Kreislaufsystem ist. Zusätzlich ist das, im Volksmund als „Stimmungsvitamin“ bezeichnete Thiamin dafür zuständig, dass es uns nervlich gut geht: es sorgt für ein ausgeglichenes Nervensystem, kurbelt die Ausschüttung des „Glückshormons“ Serotonin an und wirkt Depressionen entgegen.

Vitamin B1 – Vorkommen und Aufnahme

Vitamin B1 kann vom menschlichen Körper nicht selbst gebildet werden und zählt daher zu den so genannten essentiellen Vitaminen. Auch kann der Vitalstoff nur in geringen Mengen gespeichert werden. Eine ausreichende tägliche Zufuhr ist daher wichtig, um Mangelerscheinungen vorzubeugen.  Vitamin B1 ist ein Vitalstoff aus der Gruppe der B-Vitamine. Er besteht aus zwei Ringsystemen, dem sogenannten Pyrimidin- und Thiozolring. Diesem Fünfring verdankt das Thiamin auch seinen Namen: Aufgrund des enthaltenen Schwefels gab der deutsche Biochemiker dem Vitalstoff 1932 die Vorsilbe „Thio“ vom lateinischen Wort für Schwefel. Bis dahin wurde Vitamin B1 auch als Aneurin, also antineuritisches Vitamin, bezeichnet. 

Vitamin B1 – wo ist das Vitamin enthalten

Einige Pflanzen, wie auch Algen und Bakterien sind in der Lage Vitamin B1 selbst herzustellen. Säugetiere, wie auch wir Menschen können dies nicht und sind daher auf die Zufuhr von außen angewiesen. Enthalten ist Thiamin sowohl in pflanzlichen als auch tierischen Lebensmitteln. Dies meist jedoch nur in geringen Mengen. Besonders viel Vitamin B1 findet sich in den äußeren Schichten des Getreidekorns und von Keimlingen. Vollkorngetreide wie Vollkornmehl, Haferflocken oder auch Weizenkeimlinge enthalten daher viel des B-Vitamins. Auch in Samen wie Sonnenblumen- und Pinienkernen sowie Hülsenfrüchten wie Erdnüssen und Erbsen steckt Thiamin. In tierischen Produkten ist es in nennenswerten Mengen lediglich in Schweinefleisch und Innereien enthalten. Wichtig zu wissen: Vitamin B1 ist empfindlich gegen Wärme, Luft und Wasser. Um Vitaminverluste zu vermeiden sollten Lebensmittel daher schonend zubereitet und möglichst wenig gewässert werden.

Thiamingehalt ausgewählter Lebensmittel:

  Thiamingehalt in mg/100g
Pflanzliche Lebensmittel  
Weizenkeimlinge 2,0
Sonnenblumenkerne 1,9
Hefe (Bäckerhefe) 1,3
Bierhefe getrocknet 12,0
Erbsen 0,8
Sojabohnen 1,0
Vollkornhaferflocken 0,6
Reis (Naturreis oder unpoliert) 0,4
Erdnuss 0,9
Pinienkerne 1,3
   
Tierische Lebensmittel  
Schweinefilet 1,1
Schweineschnitzel 0,8
Schinken (ohne Fettrand) 1,1
Kalbsschnitzel 0,2
Kalbsfilet 0,2
Kalbsherz 0,6
Geflügelbrust 0,1
Geflügelherz 0,4

Quelle: GU Nährwert- und Kalorientabelle (3)

Vitamin B1 – Aufnahme und Verstoffwechslung

Das über Nahrungsmittel aufgenommene Thiamin wird hauptsächlich im oberen Bereich des Dünndarms in unseren Körper aufgenommen. Je nach Vitamin B1-Konzentration erfolgt diese Aufnahme passiv oder aktiv: geringe Mengen des Vitamins werden über einen so genannten Carrier, also eine Art „Transportmittel“ aufgenommen. Höhere Konzentrationen können einfach die Darmwand durchdringen, man spricht dabei von „Diffusion“. Dies ist wichtig, da gerade der Transport über die Carrier durch andere Stoffe beeinflusst werden kann. So hemmt beispielsweise Alkohol die Funktion der Transportmittel und Vitamin B1 kann nicht richtig aufgenommen werden. Auch kann durch diese Mechanismen die Aufnahme von Thiamin, je nach Angebot, reguliert werden. Wird eine große Menge des Vitamins verzehrt, nimmt der Körper weniger auf. Ist nur wenig Vitamin B1 in der Nahrung vorhanden, wird so viel wie möglich in den Körper transportiert. Vom Darm gelangt das aufgenommene Vitamin dann in die Leber, von wo aus es weiter verteilt wird. In der Leber kann der menschliche Körper allerdings lediglich etwa 25 mg des Vitamins speichern. Eine Menge, die meist nach 10-19 Tagen aufgebraucht ist. Überschüssiges Thiamin und dessen Abbauprodukte werden über den Urin ausgeschieden.

Vitamin B1 Tagesbedarf – wieviel sollte es sein?

Der Bedarf an Vitamin B1 richtet sich nach der täglichen Kalorienzufuhr. Dabei wird von einer Menge von 0,45 mg des Vitamins pro 1000 kcal ausgegangen. Je nach Alter und Geschlecht, hat die Deutsche Gesellschaft für Ernährung dementsprechend verschiedene Zufuhrempfehlungen für Vitamin B1 ausgesprochen. So sollte ein erwachsene Frau 1,0 mg Thiamin pro Tag aufnehmen. Männer zwischen 1,1 mg und 1,3 mg täglich – jüngere haben dabei einen höheren Bedarf als ältere Männer. Eine Obergrenze für die Zufuhr, also ein so genanntes Upper Intake Level, wurde von den Fachgesellschaften bisher nicht festgelegt. Begründet ist dies in der Tatsache, dass ab einer Zufuhr von mehr als 5mg  die Aufnahme in den Körper verringert und das Vitamin vermehrt über den Urin ausgeschieden wird. 

Alter Thiamin mg/Tag
  m w
Säuglinge
0 bis unter 4 Monate* 0,2
4 bis unter 12 Monate* 0,4
Kinder und Jugendliche*
1 bis unter 4 Jahre 0,6
4 bis unter 7 Jahre 0,7
7 bis unter 10 Jahre 0,9 0,8
10 bis unter 13 Jahre 1,0 0,9
13 bis unter 15 Jahre 1,2 1,0
15 bis unter 19 Jahre 1,4 1,1
Erwachsene*
19 bis unter 25 Jahre 1,3 1,0
25 bis unter 51 Jahre 1,2 1,0
51 bis unter 65 Jahre 1,2 1,0
65 Jahre und älter 1,1 1,0
Schwangere*
2. Trimester   1,2
3. Trimester   1,3
Stillende*   1,3
*Hierbei handelt es sich um einen Schätzwert.
*Zugrunde gelegt wurden die alters- und geschlechtsspezifischen Richtwerte für die Energiezufuhr.
*Unter Berücksichtigung des Richtwerts für Frauen von 19 bis unter 25 Jahren (PAL-Wert 1,4) und Zulage von 250 kcal/Tag während des 2. Trimesters und von 500 kcal/Tag während des 3. Trimesters der Schwangerschaft.
*Unter Berücksichtigung des Richtwerts für Frauen von 19 bis unter 25 Jahren (PAL-Wert 1,4) und Zulage von 500 kcal/Tag für ausschließliches Stillen während der ersten 4 bis 6 Monate.

Quelle: DGE

Aktuelle Verzehrsstudien zeigen, dass wie hierzulande meist gut mit Vitamin B1 versorgt sind. Die durchschnittliche Zufuhr liegt oftmals sogar etwa über den Referenzwerten. So verzehren in Deutschland Frauen täglich durchschnittlich 1,2 mg Vitamin B1 pro Tag, bei Männer betrug der Wert 1,6 mg/Tag. Allerdings erreichen auch 21% der Männer und 32% der Frauen die empfohlene tägliche Zufuhrmenge nicht. Dieser Anteil ist bei den Männern in allen Altersgruppen etwa gleich hoch. Bei Frauen steigt der Anteil der „Unterversorgten“ mit zunehmendem Alter an. 

Dabei ist es gar nicht so schwer die tägliche Empfehlung einzuhalten, denn eine vollwertige Ernährung liefert ausreichend Thiamin. Schon ein Frühstücksmüsli aus 100g Vollkornhaferflocken und 20 g Sonnenblumenkernen reichen aus. Wer es lieber herzhaft mag, deckt seinen Tagesbedarf bereits mit 100-120 g Schweinefilet oder 150 g Erbsen.

Vitamin B1 Wirkung

Vitamin B1 ist an vielen Vorgängen in unserem Körper beteiligt. So ist es beispielsweise wichtig für den Abbau von Kohlenhydraten und  damit die körpereigenen Energiegewinnung. Zusätzlich ist Thiamin ausschlaggebend für eine funktionierende Reizweiterleitung im Nervensystem. Die europäische Behörde für Lebensmittelsicherheit (EFSA) bestätigt folgende Wirksamkeit von Vitamin A beim Menschen:
Vitamin B1:

  • trägt zu einem normalen Energiestoffwechsel bei
  • trägt zur normalen psychischen Funktion bei
  • trägt zu einer normalen Herzfunktion bei
  • trägt zu einer normalen Funktion des Nervensystems bei

Zusätzliche mögliche Wirkungen von Vitamin B1:

  • Schutz vor grauem Star
  • Positive Wirkung bei Alzheimer und Demenz
  • Vorbeugung vor Depressionen
  • Unterstützung bei Diabetes
  • Hilfreich bei Prämenstruellem-Syndrom

Vitamin B1: Gut für den Energiestoffwechsel

Thiamin spielt eine wichtige Rolle in unserem Energiestoffwechsel, da es für den Abbau von Kohlenhydraten, also Zuckern benötigt wird. Die mit der Nahrung aufgenommen Kohlenhydrate werden unter Mithilfe von Vitamin B1 in einzelne kleine Zuckerbausteine aufgespalten, die Energie für Muskeln, Nerven und das Gehirn liefern. Seine Wirkung entfaltet das Vitamin dabei in gebundener Form als Thiamindiphosphat: ein Thiamin-Molekül verbunden mit zwei Phosphat-Bausteinen. In der Wissenschaft wird Thiamindiphosphat oftmals auch als Thiaminpyrophosphat bezeichnet. Die Bindung des Phosphats an Thiamin findet hauptsächlich in der Leber statt. Nur wenn eine ausreichende Menge des Vitalstoffs vorhanden ist, kann der Köper daher Zucker als Energiequelle nutzen.

Vitamin B1 trägt zu einer normalen psychischen Funktion bei

Im Gegensatz zu anderen Körperzellen, die auch Fette und Eiweiße zur Energiegewinnung umwandeln können, sind Gehirn- und Nervenzellen rein auf die Verstoffwechslung von Zucker angewiesen. Hier spielt Thiamin also eine wesentliche Rolle. Ist der Vitalstoff nicht in genügender Menge vorhanden, werden die Gehirn- und Nervenzellen nicht ausreichend mit dem notwendigen Kraftstoff „Glukose“ versorgt. Schnell kann es dann zu Mangelerscheinungen kommen. So berichtet Professor Ramsey von der Amerikanischen Columbia Universität in New York, dass eine zu geringe Zufuhr an Thiamin zu leichter Reizbarkeit, Verwirrtheit, nachlassen des Kurzzeitgedächtnisses und Desorientierung führen kann. Auch Konzentrationsstörungen oder Aggressivität können in einem Thiaminmangel begründet sein.

Zum selben Ergebnis kam auch eine Studie von Fatal et al. Die Wissenschaftler untersuchten die kognitive Leistung bei Kindern zwischen 5-7 Jahren, also deren Fähigkeit Dinge wahrzunehmen, zu lernen, zu denken. Eine Gruppe der Kinder erhielt in den ersten Lebensjahren eine Vitamin B1-arme Milchersatznahrung, die Vergleichsgruppe wurde mit Muttermilch oder andere Milcharten gefüttert. Das Ergebnis: Die Kinder unter Vitamin B1-Mangelernährung zeigten verschiedene Defizite in der psychischen Entwicklung. So hatten beispielsweise 57 der 59 Kinder unter Thiaminmangelernährung (97 Prozent) sprachliche Beeinträchtigungen, in der Kontrollgruppe waren dies lediglich 9 Prozent der Kinder.

Vitamin B1 trägt zu einer normalen Herzfunktion bei

Auch bei der Energieversorgung der Zellen des Herzens spielt Vitamin B1 eine wichtige Rolle. Es sorgt also dafür, dass das Herz richtig arbeiten kann. Studien haben gezeigt, dass Menschen mit Herzproblemen oftmals an einem Vitamin B1-Mangel leiden. Dr. Wooley, der University of Michigan Health System spricht gar von einem Mangel bei 21%-98% der Patienten mit Herzversagen.

Zusätzlich konnte eine Studie aus dem Jahr 2011 zeigen, dass sich die Gabe von Thiamin positiv auf eine Herzmuskelschwäche (Herzinsuffizienz) auswirken kann. Besonders dann, wenn zusätzlich noch Medikamente zur Entwässerung des Körpers, also Diuretika eingenommen werden. Wie DiNicolantonio im Ochsner Journal berichtet, ist gerade die so genannte  linksventrikuläre Ejektionsfraktion, also die Menge an Blut, die die linke Herzkammer bei einem Herzschlag verlässt, ein wichtiges Maß bei der Bestimmung der Herzfunktion. Eine therapiebegleitende Gabe von Vitamin B1 konnte genau diesen Wert verbessern und hatte somit einen positiven Einfluss auf eine vorhandene Herzschwäche. Inwieweit der Einsatz von Thiamin auch  bei Patienten ohne Vitaminmangel sinnvoll ist, müssen Studien allerdings erst noch zeigen.

Vitamin B1 – wichtig für unser Nervensystem  

Ein Mangel an Thiamin kann zu körperlichen und geistigen Beschwerden führen. So ist das Thiamindiphosphat nicht nur wichtig für die Funktion des Energiehaushalts, sondern sorgt gleichzeitig auch für die Ausschüttung des Hormons Serotonin. Dieses spielt eine entscheidende Rolle in der Weiterleitung von Nervenimpulsen. Ist nicht ausreichend Vitamin B1 im Körper vorhanden, funktioniert demnach die Kommunikation zwischen den einzelnen Nervenzellen nicht mehr richtig. Dies kann zu Beeinträchtigungen führen.

Auch sind die Nervenzellen auf eine ausreichende Zuckerzufuhr angewiesen. Ist der Zuckerstoffwechsel aufgrund von Thiaminmangel beeinträchtigt, kann dies zu Problemen in der Struktur der Nerven führen. Die äußere schützende Schicht der Zellen kann sich dadurch ausdehnen, die Nerven liegen buchstäblich blank.

Vitamin B1 – Schutz vor grauem Star?

Studien lassen vermuten, dass Vitamin B1, zusammen mit anderen Nährstoffen, das Risiko für grauen Star verringern kann. Cumming et al. konnten in einer Studie beobachten, dass Menschen mit einer guten Versorgung an Vitaminen, vor allem Vitamin A, Niacin, Riboflavin und Thiamin, seltener an der Augenerkrankung litten als Vergleichspersonen. Laut Aussage der Wissenschaftler scheint die Augenlinse besonders sensible auf Mangelzustände zu reagieren. Dies kann zu Erkrankungen, wie grauem Star führen. Hier sind jedoch weitere Untersuchungen nötig, um die genauen Wirkmechanismen weiter zu erforschen.

Vitamin B1 – positive Wirkung bei Alzheimer und Demenz

Wie bereits erwähnt, scheint es einen Zusammenhang zu geben zwischen Thiamin und der psychischen und kognitiven Funktion. So wird das B-Vitamin derzeit auch mit Blick auf Alzheimer und Demenz untersucht. Einige Studien konnten zeigen, dass der Blutspiegel von Vitamin B1 bei Patienten mit Demenz im Vergleich zu einer Kontrollgruppe oftmals niedriger ist. Auch im Tiermodell wurde beobachtet, dass ein Vitamin B1-Mangel eine Rolle bei der Alzheimer-Erkrankung spielen könnte. Ist der Vitalstoff nicht in ausreichender Menge vorhanden, führt dies beispielsweise zu Stress in den Nervenzellen. Dadurch können diese nachhaltig geschädigt werden. Zusätzlich kommt es zu einem Gedächtnisverlust, der Entstehung von so genannten Plaques und Veränderungen im Zuckerhaushalt – alles typischen Anzeichen für eine Alzheimer-Erkrankung. RODRÍGUEZ et al. kamen in einer systematischen Übersichtsarbeit jedoch zu dem Schluss, dass bisher keine ausreichende Datenbasis vorhanden ist, um Thiamin zur Behandlung von Alzheimer einzusetzen. Dazu verglichen die Wissenschaftler Ergebnisse aus drei früheren Studien: Eine Gruppe von Alzheimer-Patienten erhielt jeweils 3 Gramm Thiamin pro Tag. Die andere Hälfte lediglich ein unwirksames Scheinmedikament, ein so genanntes Placebo. Dabei zeigte sich, dass die Einnahme des B-Vitamins die kognitive Funktion der Patienten verbessern konnte. Leider waren in allen drei Studien weniger als 20 Patienten eingeschlossen und auch die Studiendurchführung war zweifelhaft. Um die Wirksamkeit von Thiamin bei Alzheimer zu bestätigen sind daher weitere Studien nötig.

Vitamin B1 – Vorbeugung vor Depressionen

Vitamin B1 ist wichtig für unsere Nerven und eine ausgeglichene Gemütsverfassung. Da ist es nicht verwunderlich, dass erste Studien nun auch drauf hinweisen, dass es einen Zusammenhang zwischen einem Vitaminmangel und Depressionen gebe könnte. Dr. Geng Zhang und sein Forscherteam haben dies in einer chinesischen Studie genauer untersucht.

 Dazu beobachteten sie mehr als 1500 Personen im Alter zwischen 50 und 70 Jahren. Wichtig zu wissen: In China sind ca. 79% der Erwachsenen Bevölkerung nicht ausreichend mit Thiamin versorgt. Ein Mangel an Vitamin B1 führt unter anderem zu einer geringeren Ausschüttung von Serotonin. Dieser, im Volksmund auch als Glückshormon bezeichneter Botenstoff, sorgt für eine gute Stimmung. Ist zu wenig des Vitalstoffs im Körper vorhanden, kann dies oxidativen Stress auslösen, was eine Depression zusätzlich begünstigen kann. (46) Wurde den Studienteilnehmern ein Nahrungsergänzungsmittel mit Vitamin B1 verabreicht, zeigte sich eine Besserung der Beschwerden.   

Eine kleine Studie in England kam zu ähnlichen Ergebnissen. Dabei erhielten 120 junge Frauen für zwei Monate Nahrungsergänzungsmittel mit 50 mg Thiamin täglich. Der Großteil der Studienteilnehmer berichtete daraufhin, dass sie durch die Einnahme einen klaren Kopf haben, sich gut und energiegeladen fühlen.

Vitamin B1-Unterstützung bei Diabetes

Vitamin B1 spielt eine wichtige Rolle beim Zuckerabbau im Körper, da liegt es nahe, dass der Vitalstoff auch im Rahmen der Blutzuckerkrankheit, Diabetes untersucht wird. Laut Studien leiden gerade Typ-1 und Typ-2 Diabetiker häufig an einem Vitamin B1-Mangel.

 Ein mexikanisches  Forscherteam rund um Dr. Gonzalez-Ortiz konnte zeigen, dass eine zusätzliche Aufnahme von 150–300 mg Vitamin B1 am Tag den Blutzuckerspiegel bei Typ-2 Diabetikern tatsächlich senken kann.

Drei weitere Studien betrachteten den Zusammenhang zwischen Thiaminaufnahme und typischen Folgeschäden der Zuckerkrankheit. Diabetiker können Zucker nicht richtig abbauen, da ihnen ein entscheidendes Enzym, das so genannte Insulin fehlt oder ihre Zellen, das vorhandene Enzym, nicht richtig nutzen können. Wird nun Zucker über die Nahrung in den Körper aufgenommen, gelangt dieser zunächst über die Darmwand ins Blut. Bei Zuckerkranken ist hier aber nun Endstation – die Nährstoffe können nicht in die Körperzellen wandern. Die Folge: hohe Mengen an Zuckermolekülen lagern sich im Blut ab. Dies kann zu Schäden an den (Blut-)Gefäßen und Neven führen. Viele Diabetiker leiden daher unter Empfindungsstörungen und Schmerzen in den Händen und Füßen, einer Neuropathie. In den oben genannten Studien erhielten die Teilnehmer 120 – 900 mg Benfothiamin, einer Vitamin B1 Vorstufe, die im Körper schnell in das Vitamin umgewandelt werden kann. Es zeigte sich, dass sich bei den Probanden unter Thiamin, im Vergleich zur Kontrollgruppe, die Beschwerden der Neuropathie wesentlich verbesserten. Auch die Nierenwerte wurden durch die Einnahme des Vitamins besser. Andere Studien konnten dies wiederum nicht bestätigen.

Doch ein Vitamin B1-Mangel beeinflusst den Zuckerabbau noch in anderer Weise. So konnten Rathanaswami et al zeigen, dass die Zellen der Bauchspeicheldrüsen bei ihrer Arbeit ebenfalls auf Thiamin angewiesen sind. Ist der Vitalstoff nicht in ausreichenden Mengen vorhanden, bilden die Drüsenzellen weniger Insulin. Doch genau dieser Stoff wird für die Zuckeraufnahme in die Zellen benötigt. In Rattenversuchen zeigte sich, dass diese unter vitaminarmer Diät durchschnittlich 14 Prozent weniger Insulin produzierten. Studien am Menschen stehen hierzu noch aus.

 Um zu klären in wie weit Thiamin die Blutzuckerwerte senken und die Beschwerden eines Diabetes mindern kann, muss dies in den kommenden Jahren noch in größer angelegten Versuchsreihen untersucht werden.

Vitamin B1 bei prämenstruellem Syndrom (PMS)

Viele Frauen leiden unter dem so genannten prämenstruellen Syndrom (PMS): an den vier bis vierzehn Tagen vor der Regelblutung kommt es unter anderem zu Beschwerden wie Schmerzen, Abgeschlagenheit, Reizbarkeit oder Depressionen. Studien gehen davon aus, dass bis zu 30 Prozent der Frauen allmonatlich damit zu kämpfen haben. Aktuelle Untersuchungen der University of Massachusetts, Harvard School of Public Health in Boston, lassen nun vermuten, dass gerade die B-Vitamine Thiamin und Riboflavin PMS lindern können. Die Wissenschaftler rund um Dr. Chocano-Bedoya betrachteten dazu  1057 Frauen mit PMS-Symptomen und 1968 die keinerlei Beschwerden vor der Regelblutung bemerkten. Informationen zur Ernährung wurden über einen Zeitraum von 8 Jahren über Fragebögen erhoben. Hier zeigte sich, dass Frauen mit einer höheren Zufuhr der B-Vitamine, über die tägliche Ernährung, seltener unter PMS leiden. Jedoch sind auch hier weitere Untersuchungen nötig um die Wirkung von Thiamin auf die Entwicklung des prämenstruellen Syndroms genauer zu beschreiben.

Wirkungen von Vitamin B1 im Überblick

Vitamin B1… Wirkweise Quellen
Ist gut für den Energiestoffwechsel Nur mit ausreichend Vitamin B1 kann der Körper Zucker als Energiequelle nutzen. – Elmadfa I., Leitzmann C. Ernährung des Menschen. 5., vollst. überarb. Auflage 2015, UTB, Stuttgart
– Bender DA. Optimum nutrition: thiamine, biotin and pantothenate. Proceedings of the Nutrition Society, 58, 427-433, 1999
trägt zu einer normalen psychischen Funktion bei Gehirn- und Nervenzellen sind auf die Verstoffwechslung von Zucker als Energiequelleangewiesen. Bei Mangel an Vitamin B1 werden sie jedoch nicht ausreichend versorgt. – IoM,(Institute,of,Medicine),,1998.,Thiamin In,Dietary Reference,Intakes for Thiamin, Riboflavin, Niacin,,Vitamin,B6,,Folate,,Vitamin,B12,,Pantothenic,Acid,,Biotin,,and,Choline.
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– Ramsey, D., Muskin, P. Vitamin deficiencies and mental health: How are they linked? Current Psychiatry. 2013 January; 12(1):37-44
trägt zu einer normalen Herzfunktion bei Vitamin B1 sorgt für eine gute Energieversorgung der Herzmuskelzellen. Thiamin kann sich positiv auf eine Herzmuskelschwäche (Herzinsuffizienz) auswirken. – Wooley, JA. Characteristics of thiamin and its relevance to the management of heart failure. Nutr Clin Pract. 2008 Oct-Nov;23(5):487-93. doi: 10.1177/0884533608323430
– DiNicolantonio JJ, Lavie CJ, Niazi AK, O’Keefe JH, Hu T. Effects of thiamine on cardiac function in patients with systolic heart failure: systematic review and metaanalysis of randomized, double-blind, placebo-controlled trials. Ochsner J 2013;13:495-9.
– Shimon I, Almog S, Vered Z, et al. Improved left ventricular function after thiamine supplementation in patients with congestive heart failure receiving long-term furosemide therapy. Am J Med. 1995;98(5):485-490.
– wichtig für unser Nervensystem Thiamindiphosphat ist wichtig für den Energiehaushalt der Nervenzellen und sorgt gleichzeitig für die Ausschüttung des Hormons Serotonin. Dieses spielt eine entscheidende Rolle in der Weiterleitung von Nervenimpulsen – Bender DA. Optimum nutrition: thiamine, biotin and pantothenate. Proceedings of the Nutrition Society, 58, 427-433, 1999
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kann vor grauem Star schützen Die Augenlinse ist reagiert besonders sensibel auf einen Vitamin-Mangel. Eine ausreichende Versorgung zum Schutz vor grauem Star beitragen. – Cumming RG, Mitchell P, Smith W. Diet and cataract: the Blue Mountains Eye Study. Ophthalmology. 2000;107(3):450-56.
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zeigt eine positive Wirkung bei Alzheimer und Demenz Thiaminmangel führt zu Stress in den Nervenzellen. Dadurch können diese nachhaltig geschädigt werden. Zusätzlich kann die Einnahme des B-Vitamins die kognitive Funktion von Patienten verbessern. – Glaso M, Nordbo G, Diep L, Bohmer T. Reduced concentrations of several vitamins in normal weight patients with late-onset dementia of the Alzheimer type without vascular disease. J Nutr Health Aging. 2004;8(5):407-413.
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trägt zur Vorbeugung vor Depressionen bei Vitamin B1 stabilisiert die Serotoninausschüttung und verhindert oxidativen Stress. – Geng Zhang, Hanqing Ding, Honglei Chen, Xingwang Ye, Huaixing Li, Xu Lin and Zunji Ke. Thiamine Nutritional Status and Depressive Symptoms Are Inversely Associated among Older Chinese Adults. J Nutr. 2013 Jan; 143(1): 53–58. Published online 2012 Nov 21. doi:,10.3945/jn.112.167007Wurtman RJ,
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kann bei Diabetes unterstützend wirken Kann den Blutzucker bei Typ-2 Diabetikern senken, Neuropathie mindern und die Bauchspeicheldrüse bei der Insulinproduktion unterstützen. – Jermendy G. Evaluating thiamine deficiency in patients with diabetes. Diab Vasc Dis Res 2006;3:120-1.
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bei prämenstruellem Syndrom Thiamin kann die Beschwerden bei prämenstruellem Syndrom lindern – Chocano-Bedoya, Patricia O. Dietary B vitamin intake and incident premenstrual syndrome. The American Journal of Clinical Nutrition

Vitamin B1  Mangel – Unterversorgung des Körpers

Vitamin B1-Mangel: Ursachen

Meist sind wir in Deutschland gut mit Vitamin B1 versorgt. Trotzdem kann es in besonderen Situationen wie zum Beispiel bei Krankheit, Stress oder in der Schwangerschaft aufgrund eines erhöhten Bedarfs zu einem Mangel kommen. Auch Raucher und Menschen mit chronischem Alkoholmissbrauch oder hohem Kaffeekonsum sind gefährdet: Schadstoffe wie Nikotin, Alkohol aber auch Koffein können die die Wirksamkeit von Thiamin herabsetzen. Mangelerscheinungen sind die Folge. Letzten Endes kann auch ganz einfach eine zu geringe Zufuhr des Vitalstoffs in einem Mangel begründet sein. Gerade bei kalorienreduzierten Diäten oder einer einseitigen Ernährung sowie falscher Zubereitungsweise wird schlichtweg nicht genügend des Vitamins verzehrt.

Die Gefahr einer Vitamin B1 Unterversorgung besteht hauptsächlich bei:

  • Alkoholmissbrauch: Bis zu 80 Prozent der Menschen mit Alkoholproblem entwickeln im Laufe der Zeit einen Vitamin B1-Mangel. Der Grund dafür: Alkohol vermindert die Aufnahme von Thiamin im Darm, hemmt die Lagerung des Vitalstoffs in der Leber und verhindert die so genannte Phosphorylierung. Wie bereits erwähnt, entfaltet der Vitalstoff seine Wirkung erst in gebundener Form an Phosphat, als so genanntes Thiamindiphosphat. Alkohol verhindert jedoch genau diese Bindung, das Vitamin kann nicht zur Energiegewinnung genutzt werden. Auch kommt es durch erhöhten Alkoholkonsum zu einer vermehrten Ausscheidung von Vitamin B1 über den Urin. Zusätzlich achten Alkoholkranke oftmals nicht auf eine ausgewogene Ernährung und die schonende Zubereitung der Speisen, sodass meist auch zu wenig des Vitamins mit der Nahrung zugeführt wird. 
  • Krankheiten: Gerade bei Erkrankungen des Magen-Darm-Traktes oder der Leber kann es schnell zu einem Mangel an Vitamin B1 kommen. Sind Magen und Darm angegriffen, wird der Vitalstoff nicht in ausreichender Menge in den Körper aufgenommen. Ist die Leberfunktion beeinträchtigt, kann das vorhandene Thiamin nicht gespeichert werden. Auch bei Menschen mit Diabetes wird oftmals ein Mangel an Vitamin B1 beobachtet. Dies liegt vermutlich daran, dass bei einer Zuckerkrankheit auch die Nieren nicht richtig arbeiten und größere Mengen des Vitalstoffs einfach mit dem Urin ausgeschieden werden.
  • Einem erhöhten Bedarf: Bestimmte Personengruppen haben einen erhöhten Bedarf an Vitamin B1, der über die Nahrung dann nicht ausreichend gedeckt wird. So zum Beispiel Schwangere und Stillende Frauen. Aber auch Leistungssportler, Menschen unter erhöhtem Stress oder Fieberkranke benötigen etwas mehr Thiamin. Dies liegt am höheren Stoffwechsel des Körpers. Wie wir ja wissen, ist Vitamin B1 nötig, dass aus Zucker Energie gewonnen werden kann. Wird zum Beispiel bei einem Marathon sehr viel Energie benötigt, muss auch mehr Zucker verstoffwechselt werden, dazu ist vermehrt Thiamin nötig.
  • Wechselwirkungen: Neben Alkohol gibt es noch andere Stoffe, die Vitamin B1 bei seiner Arbeit stören können. So zum Beispiel das in Zigaretten enthaltene Nikotin, aber auch Koffein im Kaffee oder die Gerbstoffe im Tee. Was viele nicht wissen: auch Medikamente können die Wirkung von Thiamin beeinträchtigen. Wer beispielsweise Entwässerungstabletten einnehmen muss, sondert über die erhöhten Urinmengen auch viel des Vitalstoffs aus.
  • Älteren Menschen: Gerade Senioren sind oftmals von einem Vitaminmangel betroffen. Der Grund dafür ist meist eine zu geringe Zufuhr durch eine einseitige Ernährung oder falsche Zubereitung der Speisen. Chronische Erkrankungen wie Diabetes und die Einnahme verschiedener Medikamente können zusätzlich zu einem erhöhten Bedarf führen, der dann nicht ausreichend gedeckt wird.

Vitamin B1-Mangel: Symptome

Ein Mangel an Thiamin zeigt sich in neurologischen Symptomen wie zum Beispiel Schwindel oder Sensibilitäts- und Bewegungsprobleme. Zusätzlich tritt meist eine Störung des Kohlenhydrat-Stoffwechsels auf. Der Zucker aus der Nahrung kann vom Körper nicht mehr richtig aufgenommen werden, es fehlt an Energie. Erste Anzeichen eines Thiamin- Mangels sind daher auch eine erhöhte Reizbarkeit, Abgeschlagenheit und Müdigkeit sowie Konzentrationsschwäche. Bei schwerem Vitaminmangel kann dies zum so genannten Beri-Beri führen.

Anzeichen eines Vitamin B1-Mangels

Erste Anzeichen können sein:

  • Schwindel
  • Sensibilitätsstörungen
  • Bewegungsstörungen
  • Erhöhte Reizbarkeit
  • Abgeschlagenheit
  • Müdigkeit
  • Konzentrationsschwäche

Vitamin B1-Mangel: Beri-Beri und Wernicke-Korsakow-Syndrom

Kommt es zu einem länger andauernden Vitamin B1-Mangel kann dies zur so genannten Beri-Beri-Krankheit führen. Heute werden zwei Formen der Erkrankung unterschieden: feuchter und trockener Beri-Beri. Der feuchte Beri-Beri betrifft hauptsächlich das Herz-Kreislaufsystem. Es kommt zu einer Herzschwäche, die sich in Atembeschwerden, geringer körperlicher Belastbarkeit und Wassereinsammlungen bemerkbar machen kann. Die sogenannte trockene Beri-Beri dagegen wirkt vorranging auf das Nervensystem. Missempfindungen an Händen und Füßen, Geh- und Sprachstörungen, Konzentrationsschwäche bis hin zu Kopfschmerzen, Erbrechen und Bewusstseinsstörungen können die Folge sein.

Glücklicherweise ist Beri-Beri gut behandelbar. Bei leichten Beschwerden wird Thiamin in Form von Tabletten verabreicht. Liegen stärkere Mangelerscheinungen vor, muss das Vitamin über eine Infusion gegeben werden. Oftmals wird die Einnahme von zusätzlichen Medikamenten zum Beispiel zur Verbesserung der Herzfunktion nötig.

Eine Sonderform des Vitamin B1-Mangels ist das so genannte Wernicke-Korsakow-Syndrom. Dabei werden verschiedene Regionen des Gehirns nachhaltig geschädigt. Es kann zu  Verwirrtheit und Gedächtnisverlust kommen. Auch das Wernicke-Korsakow-Syndrom wird durch eine intravenöse Gabe von Thiamin behandelt, wobei nicht selten Gehirnschäden zurück bleiben.

Vitamin B1: Tipps zur richtigen Versorgung

Nach Angaben der Nationalen Verzehrstudie erfolgt die Vitamin B1-Versorgung hierzulande bei Männern meist über Fleischerzeugnisse und Wurstwaren sowie alkoholfreie Getränke. Auch bei Frauen sind dies die vorwiegenden Vitaminquellen, jedoch in umgekehrter Reihenfolge. Gefolgt von Brot sowie Milch und Milchprodukten sowie Obst. Allerdings ist der Vitalstoff oftmals nur in geringen Mengen in diesen Lebensmitteln enthalten. Um eine möglichst hohe Verfügbarkeit zu erreichen, können folgende Tipps hilfreich sein:

  • Vitamin B1 ist sehr temperaturempfindlich und wird daher bei der Zubereitung recht schnell zerstört. So verliert beispielsweise Spinat beim Einfrieren gut die Hälfte des Vitalstoffs, beim Kochen von Lebensmitteln gehen oftmals gar bis zu 70 Prozent verloren. Daher gilt: Lebensmittel möglichst frisch zubereiten und schonend bei geringer Hitze garen. Auch Brot und Backwaren sollten besser nicht noch einmal aufgebacken oder erwärmt werden. Denn beim Toasten gehen 40-50 Prozent Vitamin B1 quasi in Luft auf.
  • Vorsicht vor zu viel Wasser: Thiamin zählt zu den Wasserlöslichen Vitaminen. Wird Obst oder Gemüse daher zu lange gewaschen oder gar in Wasser eingelegt, wird das Vitamin einfach ausgeschwemmt. Gemüse und Kartoffeln also nicht wässern, sondern nur kurz waschen.
  • Obst und Gemüse besser nicht schälen. Da Vitamin B1 oftmals direkt unter Schale sitzt, würde es sonst beim Schälen direkt mit entfernt.
  • Inhaltstoffe von schwarzem und grünen Tee und Kaffee können die Vitamin B1-Aufnahme stören. Diese Getränke also besser nicht direkt zu oder kurz nach einer Mahlzeit trinken.  
  • Zusätzlich ist es wichtig auf eine ausgewogene Ernährung zu achten: wenn möglich, täglich Vollkornprodukte auf den Speiseplan setzen und häufiger Hülsenfrüchte wie Erbsen oder Linsen einbauen.

Vitamin B1: Nahrungsergänzungsmittel sinnvoll?

Liegt ein Vitaminmangel vor, kann es sinnvoll sein, diesen über Nahrungsergänzungsmittel auszugleichen. Vitamin B1 ist in den unterschiedlichsten Supplementen zu finden. So zum Beispiel in Multi-Vitamintabletten oder als alleiniger Vitalstoff. Besonders empfehlenswert ist die Einnahme von Thiamin in Kombination mit anderen B-Vitaminen, da diese sich oftmals gegenseitig in ihrer Wirkung unterstützen. Dabei kann die Form variieren: es gibt Thiaminprodukte als Tabletten, Gel oder Lutschtabletten. Bei extremen Mangelerscheinungen kann das Vitamin auch intravenös, also direkt in die Blutbahn verabreicht werden. Dies wird dann in einer Klinik oder bei einem niedergelassenen Arzt durchgeführt.

Vitamin B1 Überdosierung: Kann es auch zu viel sein?

Unerwünschte Wirkungen oder Beschwerden durch eine zu hohe Aufnahme von Vitamin B1 aus Lebensmitteln und Vitaminpräparaten sind bisher nicht bekannt. Wie bereits erwähnt, wird die Aufnahme vom Körper je nach Angebot und vorhandenem Vitamin-Spiegel geregelt. Wird eine erhöhte Menge zugeführt, wird automatisch vom Darm weniger aufgenommen – ein Zuviel an dem Vitalstoff wird einfach ausgeschieden.

Vitamin B1: Wechselwirkungen mit Medikamenten möglich

Werden täglich Medikamente eingenommen, sollte auch an Wechselwirkungen gedacht werden. So beeinflussen einige Medikamente die Vitamin-Aufnahme des Körpers.  Mangelerscheinungen können die Folge sein. Wichtig: Gerade wenn andere Arzneimittel eingenommen werden, sollte eine zusätzliche Zufuhr von Vitamin B1 durch Nahrungsergänzungsmittel unbedingt vorab mit dem Arzt besprochen werden.

Übersicht Wechselwirkungen verschiedener Medikamente mit Vitamin B1

Wirkstoff Einsatzgebiet Wirkung
Furosemid (z.B. Lasix) Entwässerung (Diurethikum) Durch vermehrte Urinausscheidung kann zu einem Vitamin B1-Mangel kommen.
Digoxin Bei Herzschwäche und Herzrhythmusstörungen Die Aufnahme und Nutzung von Vitamin B1 in den Zellen des Herzens kann gestört werden.
Phenytoin (z.B. Epanutin, Phenhydan, Zentropi)l Epilepsie Das Medikament kann zu verringerten Vitamin B1-Spiegeln im Körper führen.
Fluorouracil (z.B. Benda-5 FU, Efudix, Haemato-fu, Neofluor, Verrumal) Chemotherapeutikum z.B. bei Darm- oder Brustkrebs Kann zu Vitamin B1-Mangel führen

Quelle: 

Vitamin B1 ist wichtig für den Kohlenhydratstoffwechsel und sorgt für die Energieversorgung unseres Körpers. Ein Mangel an dem Vitalstoffs kann daher auch schwerwiegende Folgen haben. Laut Nationaler Verzehrsstudie sind wir hier in Deutschland in der Regel gut mit Vitamin B1 versorgt, allerdings erreichen auch jeder fünfte Mann und jede dritte Frau die empfohlene tägliche Zufuhrmenge nicht. In Stress-Situationen, bei Rauchern und Menschen mit chronischem Alkoholmissbrauch ist der Bedarf zusätzlich erhöht – ein Mangel droht. Da ist eine gezielte Auswahl an thiaminhaltigen Lebensmitteln wichtig. Zusätzlich kann bei nachgewiesenem Mangel auch eine Zufuhr von Nahrungsergänzungsmitteln sinnvoll sein.

 

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