Naturkosmetik als Allergie-Auslöser

Naturkosmetik als Allergie-Auslöser

Was bedeutet Naturkosmetik?

Geschmeidige Haut durch Wildrose, gepflegte Lippen dank Sheabutter und Arganöl für glänzendes Haar – Naturkosmetik pflegt mit der Kraft der Natur. Die Produkte bestehen aus natürlichen Rohstoffen. Dazu zählen pflanzliche, mineralische und tierische Ingredienzen. Sie verzichten dagegen völlig auf synthetische Duft- und Konservierungsstoffe, wie man sie bei konventioneller Kosmetik findet – und das aus gutem Grund. Herkömmliche Zutaten können unerwünschte Nebenwirkungen mit sich bringen. Konservierungsmittel wie Parabene sollen beispielsweise ähnlich wie Hormone in unserem Körper wirken, der Emulgator Polyethylenglykol (PEG) soll die Haut durchlässiger für Schadstoffe machen.

Der Begriff „Naturkosmetik“ ist nicht geschützt, weshalb auch konventionelle Kosmetik mit lediglich wenigen pflanzlichen Wirkstoffen diesen Begriff verwenden kann. Wer auf Nummer sicher gehen will, kauft zertifizierte Naturkosmetik. In Deutschland verwenden die Hersteller zum Beispiel das Natrue-Zertifikat und das Siegel des Bundesverbands Deutscher Industrie- und Handelsunternehmen für Arzneimittel, Reformwaren, Nahrungsergänzungsmittel und Körperpflegemittel (BDIH). Damit ein Produkt zertifiziert wird, muss es bestimmte Eigenschaften haben, beispielsweise natürliche Inhaltsstoffe enthalten, die zu einem gewissen Anteil aus biologischem Anbau stammen, oder aber auch auf Tierversuche verzichten.

Allergien durch Naturkosmetik

Doch ist Naturkosmetik wirklich gesünder als konventionelle Kosmetik? Diese Frage lässt sich nicht so einfach beantworten, denn auch natürliche Bodylotions und Lidschatten können eine Kontaktallergie auslösen. Grundsätzlich kann jeder kosmetische Inhaltsstoff die Haut irritieren, egal, welchen Ursprungs er ist. Eine Kontaktallergie äußert sich durch ein allergisches Kontaktekzem. Dies stellt eine Reaktion des Immunsystems auf den allergieauslösenden Stoff dar. Dabei kommt es zu Hautrötungen, Bläschen, Schwellungen, Ausschlag, Juckreiz und die Haut kann zu schuppen beginnen.

Die Reaktion des Immunsystems auf den Allergie-Auslöser ist auf den Hautbereich beschränkt, auf den Sie das Produkt aufgetragen haben. Allerdings treten die Symptome einer Kontaktallergie häufig verzögert auf, meist nach 24 bis 72 Stunden. Dies erschwert es, den eigentlichen Auslöser für die Beschwerden zu finden. Der Übeltäter muss dabei nicht unbedingt die neue Handcreme oder der neue Mascara sein. Kontaktallergien können sich schleichend entwickeln. In diesem Fall reagiert die Haut von einem Tag auf den anderen auf Produkte, die Sie schon seit Jahren benutzen.

Inhaltsstoffe, die häufig Allergien auslösen

In jeder Creme und jedem Lippenstift stecken potenzielle Allergie-Auslöser, denn letztendlich kann jeder Stoff eine allergische Reaktion hervorrufen. Allerdings reagiert jeder Mensch anders. Ob man eine Allergie entwickelt, hängt zum Beispiel von der genetischen Veranlagung ab. Sind ein oder beide Eltern Allergiker, ist die Gefahr höher, dass ein Kind ebenfalls Allergien entwickelt. Auch wie stark man einem Allergen ausgesetzt ist, wie der allgemeine Hautzustand aussieht und ob der Körper durch Stress aus dem Gleichgewicht geraten ist, spielen eine Rolle.

Zu den Allergie-Auslösern bei Naturkosmetika zählen nicht nur exotische Zutaten. Auch häufig eingesetzte Wirkstoffe können zu einem Ekzem führen. Dazu gehören:

  • Arnika
  • Kamille
  • Lanolin (Wollwachs)
  • Propolis (Bienenharz)
  • Perubalsam
  • Ringelblume
  • Teebaumöl

Kontaktallergie – was nun?

Eine Kontaktallergie, die durch einen bestimmten Inhaltsstoff in Naturkosmetika ausgelöst wird, ist nicht heilbar. Sie bleibt ein Leben lang bestehen und wird jedes Mal, wenn Sie mit dem entsprechenden Stoff in Kontakt kommen, erneut ausbrechen.

Um herauszufinden, welcher Wirkstoff an Ihren Hautreizungen schuld ist, führen Sie einen Allergietest beim Hautarzt oder Allergologen durch. Bei einem solchen Epikutantest, auch Patch-Test genannt, klebt der Arzt Ihnen kleine Pflaster, die potenzielle Allergene enthalten, auf den Rücken. Nach etwa 48 Stunden entfernt er die Pflaster und überprüft die Haut auf allergische Reaktionen. Haben sich unter einem Pflaster Quaddeln, Pusteln oder Schwellungen entwickelt, sind Sie gegen den auf dem Pflaster aufgetragenen Stoff allergisch. Die Befunde werden in einen Allergiepass eingetragen, sodass Sie immer und überall darüber Auskunft geben können, welche Stoffe Sie meiden müssen.

Ein allergisches Kontaktekzem klingt in vielen Fällen von selbst ab, sobald die Haut dem auslösenden Stoff nicht mehr ausgesetzt ist. Zusätzlich kann der Hautarzt eine Salbe verschreiben, die beim Abheilen hilft. Um erneute Pusteln und Rötungen zu vermeiden, sollten Sie Ihre Kosmetik- und Pflegeprodukte auf den Inhaltsstoff überprüfen. Achten Sie beim Kauf neuer Produkte darauf, dass der Allergie-Auslöser nicht darin enthalten ist. Das ist nicht immer einfach, denn die Inhaltsstoffe werden normalerweise nicht auf Deutsch aufgeführt. Gemäß der EU-Kosmetikrichtlinie müssen die Hersteller sie lediglich in englischer Sprache vermerken. Einzige Ausnahme: Bei Pflanzennamen wird der lateinische Begriff verwendet. Die Ringelblume auf Ihrer Handcreme verbirgt sich beispielsweise hinter dem Namen Calendula officinalis. Die Hersteller verwenden dafür die INCI (International Nomenclature of Cosmetic Ingredients), ein internationales Verzeichnis für Inhaltsstoffe in Kosmetika. Informieren Sie sich bei Ihrem Arzt oder im Internet, hinter welchen Begriffen sich Ihre Allergie-Auslöser verstecken.

Wenn Ihre Haut generell empfindlich bei Kosmetika reagiert, probieren Sie die Sensitiv-Produktlinien der Naturkosmetikmarken aus. Diese verzichten auf prominente Allergie-Auslöser wie Duft-, Farb- und Konservierungsstoffe. Testen Sie neue Produkte zuerst an einer verdeckten Stelle, zum Beispiel auf Ihrem Unterarm. Tragen Sie eine kleine Menge Creme oder Duschgel auf und warten sie etwa 24 Stunden. Reagiert die Haut an dieser Stelle nicht, vertragen Sie das Produkt.

 

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