Loperamid – „Turbodoping“ gegen akuten Durchfall

Loperamid – „Turbodoping“ gegen akuten Durchfall

Was ist Loperamid?

Loperamid ist der effektivste, nicht verschreibungspflichtige und am meisten verkaufte Wirkstoff gegen akuten Durchfall. Oft schon innerhalb einer Stunde nach der Einnahme lässt der Durchfall spürbar nach und wird leichter kontrollierbar.

Chemisch gehört Loperamid zu den Opioiden („künstliche“ Opiate). Es ist also unter anderem mit Morphium verwandt. Aber keine Sorge: Bestimmungsgemäß eingenommen, erzeugt Loperamid weder Räusche noch Halluzinationen oder andere psychische Sensationen.

Loperamid: Ein Opioid exklusiv für den Darm

Opiatrezeptoren finden sich in großer Dichte nicht nur im Gehirn sondern auch im Darm. Die meisten Opiate und Opioide entfalten deshalb in Gehirn und Darm Wirkungen. Im Gehirn wirken sie schmerzlindern, ermüdend, euphorisierend oder auch halluzinogen, im Darm dagegen eher verstopfend. Verstopfung ist denn auch eine häufige Nebenwirkung von opiodhaltigen Schmerz- oder Suchtmitteln.

Loperamid ist so konstruiert, dass es jenseits des Kleinkindalters die Blut-Hirn-Schranke normalerweise nicht überwinden kann. Es wirkt deshalb bei bestimmungsgemäßem Gebrauch exklusiv im Darm und lässt zentrale Opiatrezeptoren unberührt.

Wie wirkt Loperamid gegen akuten Durchfall?

Infektiöse Erreger, bakterielle oder sonstige Gifte in einem verdorbenen Essen, eine individuelle Nahrungsmittelunverträglichkeit und nicht zuletzt psychischer Stress sind die häufigsten Ursachen für akuten Durchfall. Loperamid ist ein rein symptomatisch wirkendes Mittel. Das heißt, es lindert das Symptom Durchfall unabhängig von seinen Ursachen. Die Ursache selbst bleibt unberührt.

Loperamid bindet an Opiatrezeptoren des Darms und stellt ihn damit ruhiger. Die bei Durchfall beschleunigte Darmpassage wird wieder langsamer und der Körper hat mehr Zeit, Flüssigkeit aus dem Darm abzuziehen. Zudem normalisiert der mit Loperamid beruhigte Darm seine Sekretion. Der Stuhl wird wieder fester und problemlos kontrollierbar.

Viele Patienten bemerken bereits in der ersten Stunde nach dem Behandlungsbeginn eine deutliche Besserung. Der unausweichlich anmutende Stuhldrang lässt spürbar nach. 24 Stunden nach Behandlungsbeginn hat der Stuhl bei rund 80 Prozent der Patienten wieder seine normale Form angenommen.

Loperamid ist…

  • der am häufigsten eingesetzte Wirkstoff gegen akuten Durchfall
  • die derzeit potenteste nicht verschreibungspflichtige Option gegen akuten Durchfall
  • sicher in der Anwendung
  • gut verträglich
  • rezeptfrei erhältlich in der Apotheke

Wann und wie sollten Sie Loperamid einsetzen?

Oftmals beschränkt sich Durchfall auf eine einmalige Episode. Zum Beispiel, weil Sie einen halben Liter Apfelsaft auf Ex getrunken und damit Ihrem Körper zu schnell zuviel abführenden Fruchtzucker zugemutet haben. Hier ist der Durchfall auch ohne Loperamid rasch wieder vorbei.

Kommen Sie dagegen kaum von der Toilette, bietet Ihnen Loperamid wirksame Hilfe. Erwachsene beginnen mit 4 mg und Kinder von 12 bis 18 Jahren mit 2 mg Loperamid*. So lange der Stuhl ungeformt bleibt, können nach jedem Toilettengang weitere 2 mg Loperamid eingenommen werden. Pro Tag sollten Erwachsene nicht mehr als 12 mg und Kinder ab 12 Jahren nicht mehr als 8 mg Loperamid einnehmen. Scheint eine längere als zweitägige Behandlung erforderlich, ist ein Arzt zu Rate zu ziehen.

Loperamid beseitigt nicht die Ursache eines Durchfalls. Aber es kann das Symptom Durchfall unterdrücken, bis die Ursache dank Selbstheilungskräfte oder einer anderweitigen Therapie abklingt. Wichtig: Viel trinken!

Bei anhaltenden, blutigen und/oder von deutlichem Fieber begleiteten Durchfällen sollten Sie grundsätzlich einen Arzt konsultieren.

Der Wirkstoff Loperamid im Überblick

  • Loperamid gegen aktuen Durchfall ist in der Dosierung von 2 mg als Hartkapsel, Tablette oder Schmelztablette rezeptfrei in der Apotheke erhältlich.
  • Loperamid Anwendung: Symptomatische Linderung von akuten Durchfällen bei Erwachsenen und Kindern ab 12 Jahren.
  • Loperamid Wirkungsweise: Beruhigt über lokale Opiatrezeptoren den Darm.
  • Loperamid Anwendungsbeschränkungen: Ohne ärztliche Anweisung nicht länger als zwei Tage und nicht bei blutigen oder fieberhaften Durchfällen einnehmen. Wenngleich aus Tierexperimenten und Fallberichten keine Hinweise auf eine Schädigung des Ungeborenen vorliegen, darf Loperamid bei Schwangeren nur nach einer strengen Risiken-Nutzen-Abwägung unter ärztlicher Kontrolle eingesetzt werden. Da es in die Muttermilch übergeht, gilt das Gleiche für die Stillzeit
  • Loperamid Nebenwirkungen: Loperamid wird üblicherweise gut vertragen. Dennoch können Nebenwirkungen wie u.a. Schläfrigkeit, Benommenheit (Autofahrer!), Verstopfung und andere Verdauungsbeschwerden auftreten. Einige Medikamente können das Nebenwirkungsrisiko von Loperamid erhöhen. Fragen Sie bitte ihren Arzt oder Apotheker, wenn Sie Loperamid zusätzlich zu anderen Medikamenten einnehmen wollen.

Alternativen zu Loperamid

Leichtere unkomplizierte Durchfälle sind oftmals auch mit Hausmitteln wie samt Schale geriebenem und an der Luft gebräuntem (oxidiertem) Apfel in den Griff zu bekommen. Steckt hinter dem Durchfall eine bakterielle Darminfektion, hat sich seit vielen Jahrzehnten die „Karottensuppe nach Moro“ bewährt. Nähere Infos zu der Suppe und weiteren schnell wirksamen Mitteln finden Sie hier: Hausmittel gegen Durchfall.

 

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