Kryolipolyse – schnell schlank durch Kälte?

Kryolipolyse – schnell schlank durch Kälte?

Gerade das „stubborn fat“ (hartnäckige Fett) nimmt nur in begrenzter Form am Fettstoffwechsel teil. Diesen Fettpölsterchen Herr zu werden gestaltet sich deutlich schwieriger, denn ein geringerer Blutfluss und eine höhere Insulinempfindlichkeit erschweren den präzisen Abnehmerfolg.

Gezielte Fettreduktion ohne Operation, das klingt daher wie eine Wunschvorstellung. Der Markt mit Schlankmachern, ohne invasive Methoden, suggeriert dem Anwender häufig eine schnelle Reduzierung des Fettgewebes. Oftmals stellen sich dabei unerwünschte Nebenwirkungen ein, wie bei bestimmten Abnehmpräparaten, oder die Wirkung bleibt gänzlich aus. Einen anderen Ansatz versprechen die Anwendungen mit Wärme und Kälte. Die Infrarot-Tiefenwärme hat, Anwendern zufolge, schon so einige Fettreserven schmelzen lassen.

Immer populärer wird daneben die Kryolipolyse, bei dem es dem Fett mittels eisigen Temperaturen an den Kragen geht. Am Ende geht es doch nur darum, dass die Zellen ihr Speicherfett abgeben; aber kann die Kryolipolyse genau das erreichen, um nur durch Kälte schnell schlank zu werden? Studien liefern hierfür wichtige Erkenntnisse.

Was ist Kryolipolyse?

Die Kryolipolyse stellt eine neuartige und schonende Anwendung dar, die mithilfe von gezielter Kälteeinwirkung Fettdepots zerstört. Dabei handelt es sich um eine nicht invasive Methode, das heißt, es werden keine Schnitte vorgenommen oder Injektionsnadeln benutzt.

Anfangs wurde Kälte zur Schmerztherapie eingesetzt. Mit den Jahren haben Wissenschaftler und Therapeuten noch andere Effekte beobachtet. Niedrige Temperaturen, die an bestimmten Körperregionen gezielt angewendet werden, sind beispielsweise in der Lage, hartnäckige Fettpolster zu lösen. Aber wie verlässlich ist diese Methode wirklich?

Zugelassen ist die Behandlung mittels Kryolipolyse in Europa und in den USA. Es existieren zu dem Verfahren bereits einige Studien, die eine Wirksamkeit belegen. Oft zitiert wird hier die Studie von Hernán Pinto, Raúl Pinto und Graciela Melamed.

Darin heißt es, dass bei jeder Versuchsperson eine Reduktion der Hautfalte festgestellt werden konnte und dass es sich um eine sehr effektive Methode handelt. An dieser Studie nahmen allerdings nur 16 Frauen teil. Strenggenommen sind das zu wenige Versuchspersonen, um die Studie längerfristig als alleinstehenden Beweis heranzuziehen. Ein Gericht sah das ebenfalls so und bezeichnete die Studie als nicht ausreichend.

Eine weitere Studie, die sich mit der Thematik beschäftigt, ist die „Clinical efficacy of noninvasive cryolipolysis and its effects on peripheral nerves“ von Coleman und Kollegen. Auch hier wird von einem erheblichen Erfolg innerhalb von zwei Monaten berichtet.

Die vorliegenden Studien geben also durchaus einen Hinweis darauf, dass es einen Zusammenhang von Fettabbau im Körper unter der Anwendung der Kryolipolyse gibt. Derzeit existieren aber keine Studien, die den Erfolg der Kryolipolyse belegen und zudem in Deutschland anerkannt sind. Das liegt unter anderem daran, dass es in Deutschland strenge Auflagen für eine gültige wissenschaftliche Studie gibt. Weitere Untersuchungen sind jedoch in Zukunft geplant, um den wissenschaftlichen Nachweis zu liefern. Ungeachtet der Studien, berichten zahlreiche Therapeuten und Patienten von Erfolgen bei der Anwendung von Kryolipolyse.

Kryolipolyse – das Verfahren

Bei der Kryolipolyse wird das Fett im wahrsten Sinne des Wortes weggefroren; aber wie kann der Patient sich eine solche Sitzung vorstellen?

Zunächst werden in einem Vorgespräch die Problemzonen besprochen. Dazu ist es notwendig, dass der Therapeut sich die Körperregionen vorab anschaut, denn dabei werden die zu behandelnden Areale festgelegt.  Jede Region, die anfällig für Fettablagerungen ist, kann behandelt werden. Hierzu zählen vorrangig Oberschenkel, Hüfte, Bauch, Taille, Po, Rücken und die Oberarme. Pro Sitzung können auch mehrere Zonen behandelt werden.

Am Behandlungstag wird zunächst ein Gel auf die Haut aufgebracht. Dieses schützt die Haut während der Anwendung und ist das gleiche, welches auch bei Ultraschalluntersuchungen benutzt wird. Im Anschluss saugt ein Applikator die Haut, inklusive des Fettgewebes, im Behandlungsbereich an. Das eingezogene Gewebe befindet sich mittels sanften Vakuums zwischen zwei Kühl-Paneelen.

In der Praxis wird viel mit dem dualen Kryolipolyse-Verfahren gearbeitet. Dabei wird die Haut zunächst auf 42 Grad erhitzt, bevor sie heruntergekühlt wird. Wie kalt das Gewebe behandelt wird, hängt von der Dicke der Fettschicht ab, weshalb vor einer Behandlung die Tiefe der Hautfalten gemessen wird. Je dicker diese ist, desto kühler wird das Gerät eingestellt. Die Temperatur wird schrittweise, bis in die Minusgrade, abgesenkt.

Das Verfahren macht sich die Tatsache zunutze, dass Fettzellen sehr empfindlich auf Kälte reagieren. Die Fettzellen sterben bei der Kälteentwicklung ab und werden über den normalen Stoffwechselvorgang ausgeschieden. Die Dauer der Anwendung beträgt 50 bis 60 Minuten. Danach wird das Gewebe sanft aus dem Vakuum gelöst und die Haut gereinigt. Dabei ist das Verfahren völlig schmerzfrei. Die Patienten empfinden lediglich ein leichtes Druck- und Kältegefühl zu Beginn und zum Ende der Behandlung. Leichte Taubheitsgefühle an den betreffenden Körperstellen sind ebenfalls ganz normal. Eine Schmerzmittelgabe ist demnach nicht notwendig.

Kryolipolyse – vorher/nachher

Schlanker Bauch dank Kryolipolyse

Hartnäckigen Fettpolstern kann also mittels Kryolipolyse zu Leibe gerückt werden. Wie das Ergebnis aber schlussendlich ausfällt, hängt von dem Ausgangsbefund und von der jeweiligen Person ab. Wie bei anderen Behandlungen auch, reagiert jeder Körper anders. Der Stoffwechsel spielt dabei eine ganz entscheidende Rolle. Dabei zeigt die Ansichtstabelle aus der vorgenannten Studie von Coleman und Kollegen die Gewichtsreduktionen, die bei den Probandinnen erfasst wurden.

Zu beachten ist, dass ein wenig Geduld dazu gehört, denn erste, sichtbare Erfolge stellen sich meist erst nach 4 bis 12 Wochen ein. Diese Zeit benötigen die Hautschichten, um sich neu zu definieren und an das „Weniger“ an Fett zu gewöhnen.  Wie viel Fett in einer Sitzung „weggeeist“ wird, hängt außerdem immer vom eigenen Stoffwechsel und Körperbau ab. Generell ist aber nach 3 Behandlungen eine Umfangreduktion von bis zu 30 Prozent möglich. Wichtig ist vor und nach der Behandlung auf die Ernährung zu achten. Kohlenhydrate sollten am Tag der Behandlung nicht zugeführt werden.

Damit der Stoffwechsel die ausgestorbenen Zellen leichter abtransportieren kann, ist eine hohe Flüssigkeitszufuhr wichtig. Auch nach der Behandlung sollten es täglich mindestens zwei Liter Wasser sein. Süße Getränke sind dabei zu vernachlässigen. Vollkornprodukte sollten genauso, wie frisches Obst und Gemüse, bevorzugt werden. Stark kohlenhydrathaltige oder fettreiche Lebensmittel sollten hingegen möglichst vermieden werden. Auch wenn die Leckereien überall locken, ist Pizza, Pasta und Weißbrot erst einmal tabu. Selbiges gilt für Süßigkeiten und Gebäck. Auch ausgiebiges Sonnenbaden steht in den ersten Wochen hinten an. Die gesamte Kryolipolyse-Behandlung profitiert von dem Verhalten vor und nach der Behandlung, weshalb sich daran unbedingt orientiert werden sollte.

Wie viele Kryolipolyse-Behandlungen sind erforderlich?

Die Anzahl der Sitzungen hängt auch hier von dem jeweiligen Stoffwechsel ab. Es gibt aber Empfehlungen, die als Richtwert genommen werden können. Am Bauch und an den Hüften sind es mindestens zwei Sitzungen. Dazwischen sollte eine Pause von vier Wochen eingelegt werden.

Die Studie von Hernán Pinto bekräftigt die Empfehlung von zwei Sitzungen. Darin heißt es, dass zwei Behandlungen mit einer Pause mehr Gewichtsreduktionen erzielen, als nur eine einzelne Sitzung. Laut Empfehlungen der durchführenden Praxen kann die dritte Behandlung das Ergebnis nochmals verstärken. Bei anderen Körperzonen ist mit drei Sitzungen zu rechnen.  Wenn nach der Behandlung ein ausgewogenes Ernährungs- und Bewegungskonzept eingehalten wird, kann das Ergebnis dauerhaft sein.

Kontraindikationen bei der Kryolipolyse?

Grundsätzlich ist es für Frauen empfehlenswert, den Zeitpunkt für eine Behandlung gut zu wählen. Einige Frauen beschreiben die Kryolipolyse als deutlich unangenehmer während der Menstruation. Zudem gibt es bestimmte Gegenanzeigen (Kontraindikationen), wann eine Sitzung nicht durchgeführt werden darf. So sind von einer Kryolipolyse-Behandlung Personengruppen ausgeschlossen, die folgende Merkmale aufweisen:

  • Zustand nach Herzinfarkt
  • Schwangerschaft
  • Hautveränderungen (Ekzeme, Dermatitis etc.)
  • Dermatitis oder Narben in der Behandlungszone
  • koronare Herzkrankheiten
  • Angina pectoris
  • Kälte- oder Druckurtikaria (Nesselsucht)
  • Einnahme von Cortison über ein Jahr
  • Krebs an den Lymphdrüsen und eine erfolgte Entfernung der Lymphdrüsen
  • begrenzte Gefühlsempfindung der Haut
  • offene oder entzündete Hautstellen oder Wunden
  • Störungen der peripheren Zirkulation oder anderen Hauterkrankungen
  • Erkrankungen des Bindegewebes (z. B. Lupus Erythematodes, Sklerodermie, Dermatomyositis)
  • Gefäßerkrankungen und Gefäßanomalien

Vor der Behandlung findet eine intensive Besprechung statt und die Anamnese (Krankengeschichte) liefert wichtige Hinweise, ob die jeweilige Person für die Kryolipolyse geeignet ist.

Kryolipolyse hilft nicht bei Übergewicht

Das Kryolipolyse-Verfahren ersetzt nicht die herkömmliche Fettreduktion, sondern stellt lediglich eine Ergänzung dar. Grundsätzlich ist das Verfahren deshalb nur für Personen geeignet, die keine übermäßigen Fettdepots besitzen. Bei starkem Übergewicht sollte zunächst eine Gewichtsreduktion durch viel Bewegung und eine Ernährungsumstellung vorgenommen werden.

Kryolipolyse Nebenwirkungen

Jede Behandlungsform kann auch Nebenwirkungen mit sich bringen. Die Kryolipolyse gilt aufgrund der schonenden Anwendung aber als äußerst risikoarm. Nebenwirkungen, die häufig zu erwarten sind, entstehen durch das Vakuum. Dabei können Hämatome (Blutergüsse), Rötungen, Schwellungen und eine Druck- sowie Berührungsempfindlichkeit entstehen. Nach einigen Stunden bis Tagen bilden sich die Hautveränderungen wieder zurück.

Selten können die behandelten Zonen von den unbehandelten Zonen unterschieden werden. Da die Kälte jedoch auch in die umliegenden Gewebe fließend übertritt, sind sichtbare Unregelmäßigkeiten an der Hautoberfläche nicht zu erwarten.

In sehr seltenen Fällen kann sich durch die Kryolipolyse das Fettgewebe lokal entzünden. Bei bekannten Fällen traten diese häufig in Zusammenhang mit Kollagenosen und entzündlichen Darmerkrankungen auf. Experten diskutierten schon länger, ob Süßstoffe, die Anti-Baby-Pille und Pilzinfektionen dabei eine Rolle spielen. Ebenfalls sehr selten ist die postimflammatorische Hyperpigmentierung. Bei dieser Hautveränderung werden besonders Medikamente als Trigger (Schlüsselreiz) debattiert. Hormone, Akne-Präparate und Antibiotika stehen im Verdacht, die postimflammatorische Hyperpigmentierung zu begünstigen, welche in der Regel nur eine kurze Zeit besteht.

Kryolipolyse Kosten

Was kostet Kryolipolyse? Diese Frage ist nicht pauschal zu beantworten. Die durchführenden Praxen legen ihre Preisgestaltung individuell fest. Je Einzelsitzung (60 Minuten) fallen 200 bis 1.000 Euro an. Die Differenz der Kryolipolyse-Kosten ist enorm, da die Anbieter die Gerätekosten und die Personalbudgetierung alle etwas anders berechnen. Der Endpreis resultiert dann aus der Beantwortung folgender Fragen:

  • Wie viele Körperareale?
  • Anzahl der Sitzungen?
  • Welche Einrichtung?

Viele bieten Paket- und Kombipreise sowie Rabatte an. Ein Vergleich lohnt also in jedem Fall, um den Geldbeutel zu schonen. Viele Praxen veröffentlichen hierzu im Internet ganz detailliert die Kosten, die auf den Kunden zukommen.

Gibt es Unterschiede zwischen Kryolipolyse und Coolsculpting?

Oft hört man im Zusammenhang mit der Kryolipolyse auch den Begriff „Coolsculpting“. Was sich wie ein Wettbewerb für Eisskulpturen anhört, ist in Wahrheit das Kryolipolyse-Verfahren. Es wird hier lediglich ein von der Firma Zeltiq entwickeltes Gerät eingesetzt. So basiert auch die Coolsculpting-Methode auf der Kältebehandlung. Zeltiq ließen ihr Verfahren mithilfe der Harvard-Universität in Boston untersuchen. Unterschiede zwischen dem Kryolipolyse- und dem Coolsculpting-Verfahren gibt es nicht.

Bislang wurden mehr als 500.000 Coolsculpting-Sitzungen durchgeführt und es ist bislang das einzige Verfahren, welches von einer Abteilung des amerikanischen Gesundheitsministeriums zertifiziert wurde.

Wie auch immer am Ende das individuelle Abnehmprogramm aussieht, die Kryolipolyse ist der neue Fettweg-Trend und verspricht einen neuartigen Ansatz, um überflüssigen Pfunden den Kampf anzusagen.

Quellen:

 

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