Was ist eine Autovakzine-Therapie?

Was ist eine Autovakzine-Therapie?

Eine Autovakzine-Therapie (auch Autovaccine-Therapie) ist eine Behandlung mit individuell auf den Patienten abgestimmten Medikamenten, die aus körpereigenen Bakterien hergestellt werden. Autovakzine lassen sich im weitesten Sinne als eine Art Impfstoff bezeichnen, der zur Behandlung akuter Infektionen sowie chronischer Krankheiten eingesetzt wird, beispielsweise bei Infekten der Atemwege und des Magendarmtrakts, bei Pilz-Erkrankungen, chronischem Durchfall oder chronischer Verstopfung.

Im Stadium einer akuten Erkrankung wird dem Patienten eine Probe der infektionsauslösenden Erreger entnommen. Die Bakterien werden zunächst inaktiviert und anschließend zu sogenannten Autovakzinen weiterverarbeitet, die lediglich noch Bruchstücke der Bakterien enthalten. Im Unterschied zu herkömmlichen Impfstoffen lassen sich Autovakzine nur der Person verabreichen, der die Probe entnommen wurde. Außerdem wirken sie nicht vorbeugend immunisierend, sondern können lediglich den Heilungsprozess bei einer bereits bestehenden Krankheit unterstützen bzw. die Wahrscheinlichkeit eines Neuausbruchs verringern. Sie sind daher nicht als Schutzimpfung, sondern als „Heilimpfung“ anzusehen.

Die Therapie mit Autovakzine war schon vor der Entdeckung von Antibiotika bekannt; besonders intensiv wurde zwischen den beiden Weltkriegen an einer Weiterentwicklung der Autovakzine-Therapie geforscht. Seit der Verwendung von Antibiotika ist die Autovakzine-Therapie hierzulande allerdings seltener geworden.

Autovakzine-Therapie mit Darmbakterien

Bei den für die Autovakzine-Therapie benötigten Krankheitserregern handelt es sich entweder um E.-coli-Bakterien aus dem Darm, die mittels einer Stuhlprobe entnommen werden. Oder die Erreger stammen direkt aus dem Infektionsherd, an dem das Medikament wirken soll.

Da die zur Herstellung des Medikaments benötigten Escherichia-coli-Bakterien (E. coli) aus dem Stuhl des Patienten stammen, ist das Medikament gut verträglich. Mit der Behandlung werden üblicherweise zwei Ziele verfolgt: Zum einen die Heilung der bestehenden Erkrankung, zum anderen ein gewisser Schutz vor einer Neuinfektion. Das Heilmittel soll für eine allgemeine Immunmodulation sorgen, also insgesamt die Abwehrkräfte stärken. Die Autovakzine aus dem Stuhl werden unter anderem zur Behandlung von Allergien wie Heuschnupfen, Asthma und Neurodermitis eingesetzt.

Die Autovakzine-Therapie kann aber auch prophylaktisch erfolgen. Im Frühling und Sommer kann sie beispielsweise einer Pollenallergie vorbeugen. Im Herbst und im Winter wird sie zur Prophylaxe grippaler Infekte durchgeführt.

Zwar ist der Nutzen dieses alternativen Arzneimittels unter Schulmedizinern umstritten, es sind jedoch keine Nebenwirkungen bekannt. Die Autovakzine-Therapie ist vor allem für Patienten interessant, die eine Behandlung mit Antibiotika entweder grundsätzlich ablehnen, sie schlecht vertragen oder eine Resistenz gegen das Antibiotikum entwickelt haben. Bei der Autovakzine-Behandlung handelt es sich um ein Alternativkonzept. Mitunter wird sie auch bei bösartigen Erkrankungen wie verschiedenen Krebsarten als Begleittherapie ausprobiert.

Die krankheitsspezifische Autovakzine-Therapie

Die Autovakzine-Therapie eignet sich zur Behandlung von akuten entzündlichen Erkrankungen wie zum Beispiel einer Nebenhöhlenentzündung. Erfolge verzeichnet die Autovakzine-Therapie vor allem in der Behandlung von Harnwegsinfektionen, die zwar relativ unkompliziert verlaufen, jedoch weit verbreitet sind. In diesem Fall stammen die Bakterien nicht aus dem Stuhl, sondern aus dem Urin des Patienten. Zur Herstellung eines Individualmedikaments gegen andere akute Erkrankungen werden die Erreger direkt aus dem Herd der Infektion entnommen – von der Haut (z. B. bei Furunkeln oder Akne), der Mundschleimhaut, dem Genitalbereich, aus den Verdauungsorganen Magen und Darm, aus den Ohren, der Nase und den Atemwegen.

Die Autovakzine sollen das Immunsystem stärken, damit es die jeweiligen Krankheitserreger wirkungsvoller bekämpfen kann. Die Behandlung mit Autovakzinen erstreckt sich über mindestens acht Wochen, sie dauert also in der Regel länger als eine Antibiotika-Therapie. Lediglich für die Behandlung von Heuschnupfen reicht eine zweiwöchige Behandlung aus.

Herstellung und Verabreichung des Medikaments

Zur Isolation des Krankheitserregers wird dem Patienten eine Probe – zum Beispiel des Eiters – entnommen. Der Arzt schickt die Probe anschließend an ein Labor, wo die Erreger kultiviert und verarbeitet werden. Nach drei bis vier Wochen ist das Medikament fertig und wird dem Patienten zugeschickt. Die Autovakzine lassen sich als Spritze oder als Sprüh-Impfung verabreichen. Das Medikament wird dafür mit einem Sprühaufsatz geliefert, sodass es sich bequem auf die Mund- oder Nasenschleimhaut auftragen lässt. Der Vorteil der Sprüh-Impfung ist, dass sich der Patient das Medikament zu Hause selbst verabreichen kann. Letztlich sparen gesetzlich Versicherte dadurch die Kosten für die regelmäßige Injektion, die nur der Arzt durchführen kann.

Bezuschussen die Krankenkassen die Autovakzine-Therapie?

Die Autovakzine-Therapie ist keine Kassenleistung der gesetzlichen Krankenversicherungen. Die Therapiekosten liegen im dreistelligen Bereich: Die Kosten für das Medikament betragen circa 100 Euro, ungefähr den gleichen Betrag zahlt man noch einmal für die Erstuntersuchung. Von der Dauer der Behandlung hängt es letztlich ab, wie hoch die Kosten insgesamt ausfallen. Die Behandlungsdauer wiederum hängt von mehreren Faktoren ab, unter anderem beispielsweise vom Stadium der Erkrankung und dem Alter des Patienten. Auch die Art der Erkrankung spielt eine Rolle. Die privaten Krankenkassen hingegen übernehmen in den meisten Fällen die Praxis- und Laborkosten für die Autovakzine.

 

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