Infertilität: Unfruchtbarkeit beim Mann

Infertilität: Unfruchtbarkeit beim Mann

Unfruchtbarkeit beim Mann: Was bedeutet Infertilität?

Während bei Frauen zwischen Sterilität, dem Unvermögen, schwanger zu werden und der Infertilität, dem Unvermögen, die Schwangerschaft auszutragen unterschieden wird, werden bei Männern beide Begriffe gleichgesetzt. Eine Unfruchtbarkeit, also eine Sterilität oder Infertilität des Mannes liegt vor, wenn trotz normaler Erektion keine Kinder gezeugt werden können. Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) spricht von einer primären Sterilität, also einer primär ungewollten Kinderlosigkeit, wenn trotz regelmäßigem, ungeschütztem Geschlechtsverkehr auch nach ein oder zwei Jahren keine Schwangerschaft hervorgeht. Jedes Paar sollte sich also diese 2 Jahre Zeit lassen, bevor ärztlich Hilfe in Anspruch genommen wird. Bei einer eingeschränkten Zeugungsfähigkeit, z. B. aufgrund einer mangelhaften Spermienproduktion, spricht man genauergesagt von einer Subfertilität.

Ursachen, Diagnostik, Therapien und Prognose für die Unfruchtbarkeit beim Mann

Die möglichen Ursachen für eine ungewollte Kinderlosigkeit sind vielseitig und sollten immer bei beiden Partnern gesucht werden. Neben physischen (körperlichen) und psychischen Ursachen, können auch Faktoren wie Umweltbelastungen, Stresszustände, eine falsche Ernährungsweise, zu viel Alkohol oder Rauchen Gründe für die Unfruchtbarkeit sein. Bei etwa 15 Prozent der betroffenen Paare liegen keine organischen Ursachen für die Unfruchtbarkeit vor und es werden psychische Faktoren vermutet.

Die Diagnostik bei der männlichen Unfruchtbarkeit umfasst die ausführliche Anamnese und Vorgeschichte, die körperliche Untersuchung und Ultraschalluntersuchung der Hoden und Nebenhoden sowie Hormonanalysen. Die wichtigste und zentralste Untersuchungsmethode für die Diagnose sind nach Empfehlung der WHO jedoch entnommene Spermaproben, die umfassende Aussagen zu den verschiedenen Funktionen des männlichen Reproduktionssystems und ihrer Störungen ermöglichen. Die Therapie und Prognose der Unfruchtbarkeit hängt immer von den Ursachen der Infertilität ab.

Unfruchtbarkeit beim Mann: Ursachen der Infertilität

Einschränkungen der Fruchtbarkeit beim Mann können vielfältige Ursachen haben. Neben körperlichen und psychischen Gründen können auch Umweltfaktoren oder medikamentös-toxische Ursachen wie zum Beispiel Nikotin, Rauschgift, Alkohol, Schwermetalle und Medikamente wie Zytostatika oder Beruhigungsmittel eine zentrale Rolle spielen. Beim Mann liegen in den meisten Fällen eine Störung der Erektion oder des Samenergusses, Mangel an sexuellem Verlangen (Libidoverlust) sowie eine verminderte Bildung von Spermien oder eine Verlegung des Samenleiters vor. Damit letztendlich eine erfolgreiche Befruchtung der Eizelle erreicht wird, muss von männlicher Seite aus ein ungestörter Ablauf der Spermienbildung im Hoden, ein funktionierender Spermientransport durch den Samenleiter sowie eine Erektion und Ejakulation gewährleistet werden.

Mögliche Ursachen der Infertilität beim Mann im Überblick

  • Varikozelen (Krampfadern am Hoden)
  • Hodenhochstand in der Vorgeschichte
  • Entzündungen und Infektionen der männlichen Geschlechtsorgane
  • Hodentumor (Hodenkrebs)
  • Hormonelle Ursachen (Hyperprolaktinämie, Hyper- oder Hypothyreose)
  • Immunologische Ursachen: Autoantikörperbildung gegen das eigene Sperma
  • Allgemein- und Systemerkrankungen
  • Genetische Ursachen, z.B. Klinefelter-Syndrom, Mukoviszidose
  • Psychische und psychosomatische Ursachen
  • Medikamentös-toxische Ursachen: Nikotin, Rauschgift, Alkohol, Medikamente wie Zytostatika oder Beruhigungsmittel

Unfruchtbarkeit durch Varikozelen (Krampfadern am Hoden)

Bei Varikozelen handelt es sich um Krampfadern im Hodensack, die so wird zumindest vermutet, unbehandelt zu einer Unfruchtbarkeit führen können. Es ist eine pathologische, d.h. krankhafte Erweiterung und Verlängerung des Venengeflechts im Hodensack und Samenleiter. Varikozele wird umgangssprachlich auch als „Krampfaderbruch“ bezeichnet. Verursacht werden Varikozelen durch einen Rückstrom des Blutes in der Vene, die für die Versorgung des Hodens zuständig ist. Aufgrund der unterschiedlichen Abflussverhältnisse beider Hoden ist in den meisten Fällen die linke Seite betroffen.

Varikozelen sind die häufigste Erkrankung im Beriech des Hodens. Zwischen 10 und 20 Prozent der männlichen Bevölkerung haben mehr oder weniger ausgeprägte Varikozelen und bezüglich der Fertilitätsstörungen wird vermutet, dass sie bis zu 40 Prozent ursächlich für die Unfruchtbarkeit sein könnten. Inwieweit die Varikozelen die Fruchtbarkeit beeinflussen, ist in Studien bisher jedoch nicht eindeutig geklärt, denn wissenschaftliche Studien kommen zu uneinheitlichen Ergebnissen. Krampfadern im Hoden verschlechtern einerseits die Spermienqualität durch den Rückfluss von venösem Blut, andererseits durch den Blutstau und eine dadurch bedingte erhöhte Temperatur im Hoden. Die Samenflüssigkeit kann dann über zu wenige Spermien verfügen, die nicht normal geformt sein und sich nicht ausreichend bewegen können. Die Behandlung von Krampfadern im Hoden erfolgt in den meisten Fällen durch eine Operation, was nachfolgend zu einer Verbesserung der Spermienqualität beitragen kann. Ob eine Operation im individuellen Fall sinnvoll ist, darüber entscheidet der behandelnde Facharzt (Urologe), denn eine Operation führt nicht immer zu einer vollständigen Normalisierung der Spermienqualität.

Unfruchtbarkeit durch Hodenhochstand

Der Hodenhochstand (Maldescensus testis oder Kryptorchismus) ist die häufigste angeborene Anomalie des männlichen Urogenitaltraktes. Beim Hodenhochstand befinden sich ein oder beide Hoden eines Neugeborenen bei der Geburt nicht im Hodensack, wie es im normalen Fall sein sollte, sondern im Leistenkanal oder im Bauchraum (Bauchhoden). Die Lageanomalie des Hodens tritt bei etwa 1 bis 5 Prozent der Neugeborenen auf. In den meisten Fällen wandert der Hoden noch während des ersten Lebensjahres spontan in den Hodensack herab. Bei unbehandelten, erwachsenen Männern liegt die Häufigkeit eines Hodenhochstandes noch bei etwa 0,2 bis 0,5 Prozent und etwa 12 Prozent der Männer mit Fertilitätsstörungen zeigen in ihrer Vorgeschichte einen Hodenhochstand auf. Der Hodenhochstand kann unbehandelt zu einer gestörten Spermienproduktion führen und die dauerhafte Spermienreifung schädigen. Im Rahmen der kinderärztlichen Versorgung wird besonders auf eine solche Lageanomalie geachtet.  Bleibt ein spontanes Herabgleiten des Hodens bis zum Ende des 1. Lebensjahres aus, sollte eine frühzeitige Therapie eingeleitet werden, um eine irreparable, gestörte Spermienproduktion und damit eine Unfruchtbarkeit (Infertilität) im späteren Erwachsenenalter zu vermeiden.

Unfruchtbarkeit durch Infektionen und Entzündungen der männlichen Geschlechtsorgane

Infektionen und Entzündungen in den Bereichen der männlichen Genitalien, Hoden und Nebenhoden, der Prostata und Harnröhre gehören mit zu den häufigsten Ursachen der Fertilitätsstörungen beim Mann. Hodenentzündungen, Entzündung der Prostata (Prostatitis), Verklebungen nach Entzündungen von Hoden und Nebenhoden können zu einer vorübergehenden oder dauerhaften Beeinträchtigung der Fruchtbarkeit beim Mann führen. Die Verursacher sind Bakterien und Viren, die solch schwere Infektionen und Entzündungen im Bereich der Samenleiter, Hoden, Nebenhoden oder Prostata hervorrufen und dann in der Folge zu irreversiblen Störungen der Fruchtbarkeit führen können. Sowohl die Samenproduktion kann gestört werden oder Verklebungen in den Samenkanälen behindern oder verschließen gänzlich die Transportwege der Spermien.

Erkrankungen, die zur Unfruchtbarkeit führen können

Im Kindes- und auch im Erwachsenenalter kann sich z.B. die Viruserkrankung Mumps auf den Hoden ausbreiten und eine heftige Hodenentzündung (Orchitis) hervorrufen. Die Entzündung der Hoden, die sogenannte Mumps-Orchitis, die bei infizierten Männern nach der Pubertät noch zu 25 Prozent auftreten kann, ist sehr gefürchtet, denn sind beide Hoden befallen, kann dies zur Unfruchtbarkeit führen. Mumps ist normalerweise eine Kinderkrankheit, die typischerweise zwischen dem fünften und neunten Lebensjahr auftritt. Die Folgen können eine komplette Schrumpfung der Hoden (Hodenatrophie) sein und wenn beide Hoden befallen sind, kann dies zur Unfruchtbarkeit führen.

Viele verschiedene Arten von Bakterien wie z.B. Kolibakterien führen nicht nur zu Blasenentzündungen, sondern können auch zu Entzündungen der Hoden und Nebenhoden führen.

So auch bakterielle Krankheitserreger wie Chlamydien, die zwar meist keine heftigen Symptome verursachen, aber zu den Hauptursachen von Unfruchtbarkeit gehören, insbesondere bei Frauen. Auch beim Mann sind Chlamydien ursächlich für Geschlechtsinfektionen, wie z.B. eine Entzündung der Hoden oder Nebenhoden und können dadurch für die Fruchtbarkeit schwerwiegende Folgen haben.

Des Weiteren gibt es spezifische bakterielle Infektionen wie die Tuberkulose oder Syphilis und viele andere Infekte mehr, die zu einer vorübergehenden oder dauerhaften Unfruchtbarkeit beim Mann führen können.

Unfruchtbarkeit durch Hodentumor (Hodenkrebs)

Männer mit einem Hodentumor zeigen sehr häufig eine ausgeprägte Unfruchtbarkeit als Symptom, weil im Zuge der schweren Erkrankung die Spermienbildung beeinträchtigt ist. Auch Krebserkrankungen wie Leukämien, Lymphome und Tumore des zentralen Nervensystems können die Fruchtbarkeit beeinträchtigen. Die Ursachen sind dann z.B. Veränderungen im Hormonhaushalt des Körpers. Negative Auswirkungen auf die Fruchtbarkeit hat zudem der schlechte Allgemeinzustand vieler Krebspatienten unter anderem aufgrund des großen Gewichtsverlusts. Bei Männern beeinträchtigt eine allgemeine Mangelversorgung die Spermaqualität. Auch nach der Erkrankung kann in Folge der Therapiemaßnahmen wie Chemotherapie und Lymphknotenentfernung die Unfruchtbarkeit dauerhaft sein.

Unfruchtbarkeit durch Hormonstörungen

Verschiedene Störungen oder Veränderungen der männlichen Geschlechtshormone, Schilddrüsenhormone und Hormone der Hirnanhangdrüse können ursächlich für eine Infertilität beim Mann sein.

Die so genannte Hyperprolaktinämie gehört zu den häufigsten hormonellen Störungen, die eine Unfruchtbarkeit bei Mann und Frau hervorrufen. Bei der Hyperprolaktinämie wird durch einen gutartigen Tumor (Mikro- oder Makroprolaktinom) oder durch Nebenwirkungen von bestimmten Medikamenten das Hormon Prolaktin vermehrt in der Hirnanhangdrüse (Hypophyse) produziert.

Auch eine Schilddrüsenunterfunktion (Hypothyreose) oder eine Überfunktion (Hyperthyreose) können die Fruchtbarkeit beeinträchtigen, scheinen insgesamt jedoch eher selten verantwortlich dafür zu sein. Einige Studien weisen zumindest auf einen Zusammenhang zwischen männlicher Sexualstörungen, wie z.B. Libido-, Erektions- und Ejakulationsstörungen und gestörten Schilddrüsenfunktionen hin.

Eine weitere hormonelle Ursache der männlichen Unfruchtbarkeit ist der so genannte Hypogonadismus, eine sehr seltene Erkrankung mit einer Häufigkeit bei Männern von 1:10.000. Der Hypogonadismus beim Mann beruht auf einer Störung der Testosteron- und/ oder Spermaproduktion in den Hoden und fällt bei betroffenen Jungen zunächst durch eine ausbleibende oder nur geringe Pubertätsentwicklung auf.

Immunologische Ursachen für Unfruchtbarkeit

Immunologische Faktoren können bei Unfruchtbarkeit eine zentrale Rolle spielen. Sowohl Frauen als auch Männer können Antikörper gegen die Spermien bilden, die so genannten Spermatozoen-Antikörper (ASA). Bildet der Mann die Antikörper gegen seine eigenen Spermien, wird von Autoantikörpern (Autoimmun-Infertilität) gesprochen, bei Frauen hingegen von Isoantikörpern. Die Folge einer solchen Antikörperbildung ist, dass die Eizelle der Frau nicht befruchtet werden kann. Nachweisbar sind die Antikörper im Genitalsekret und im Blut.

Allgemein- und Systemerkrankungen als Ursache für Unfruchtbarkeit beim Mann

Eine Beeinträchtigung der Hodenfunktion und Fruchtbarkeit kann durch verschiedene Allgemein- oder Systemerkrankungen verursacht werden.

Dazu können ein schlecht eingestellter Diabetes mellitus, Alkoholismus und Leberzirrhose, chronisches Nierenversagen, Abmagerung, Erkrankungen aus dem rheumatischen Formenkreis sowie das so genannte Metabolische Syndrom gehören. Das Metabolischem Syndrom umfasst verschiedenen Krankheiten und ursächliche Risikofaktoren für Herz-Kreislauf-Erkrankungen und Diabetes, wie zu viel Bauchfett (Adipositas), Bluthochdruck (Hypertonie), erhöhte Blutzucker- (Hyperglykämie) und Blutfettwerte (Hypercholesterinämie).

Genetische Ursachen für Unfruchtbarkeit beim Mann

Klinefelter-Syndrom

Die bekannteste und häufigste genetische Erkrankung als Ursache für Unfruchtbarkeit beim Mann ist das so genannte Klinefelter-Syndrom. In Deutschland sind etwa 70.000 bis 80. Männer betroffen. Beim Klinefelter-Syndrom handelt es sich um eine angeborene Chromosomenstörung. Kennzeichen des Syndroms ist, dass es ein zusätzliches weibliches X-Chromosom in den Körperzellen gibt: statt des normalen Chromosomensatzes von 46 XY Chromosomen beim Mann, besteht der Chromosomensatz beim Klinefelter-Syndrom aus 47 XXY Chromosomen. Die Folge des Klinefelter-Syndroms ist, dass nach der Pubertät die Samen- und Hormonproduktion in den Hoden stark eingeschränkt ist, was zur Unfruchtbarkeit beim Mann führt. Kennzeichen eines Klinefelter-Syndroms sind Hochwuchs (Männer erreichen eine Körpergröße von 1,90 bis 2,00 Meter), stark unterentwickelte Hoden und Unfruchtbarkeit (Infertilität). Später kommen wegen der ungenügenden Testosteronproduktion weitere Symptome eines Testosteronmangels (Hypogonadismus) hinzu wie z.B. Potenz- und Libidostörungen, Osteoporose (Knochenbrüchigkeit) und Muskelschwäche. Patienten zeigen zudem ein erhöhtes Risiko für Varizen (Krampfadern), Adipositas (Fettleibigkeit) und Diabetes.

Eine Infertilität verursacht durch das Klinefelter-Syndrom ist nicht therapierbar. Es gibt jedoch die Möglichkeit einer operativen Hodenbiopsie, d.h. einer Entnahme von Hodengewebe (TESE). Sollten brauchbare Spermien gefunden werden, kann das Hodengewebe eingefroren und später zur Verwirklichung des Kinderwunsches im Rahmen einer künstlichen Befruchtung eingesetzt werden.

Mukoviszidose

Unfruchtbarkeit beim Mann die Erkrankung Mukoviszidose (zystische Fibrose), eine angeborene schwere Stoffwechselerkrankung. Die Ursache der zystischen Fibrose ist ein Defekt des so genannten CFTR-Gens (Cystic Fibrosis Transmembrane Conductance Regulator), welches für die Regulation des Salzhaushalts und Leitfähigkeit der Zellmembranen zuständig ist. Der Gendefekt führt zur Produktion von sehr zähem Schleim, der die Funktionen verschiedener Organe beeinträchtigen kann. Am häufigsten betroffen sind neben der Lunge auch die Bauchspeicheldrüse, Leber, Fortpflanzungsorgane und der Darm. Die Samenleiter sind aufgrund des Defektes nicht ausgebildet, so dass keine Spermien nach außen gelangen obwohl Spermien ganz normal gebildet werden können.

Eine operative Therapie der Samenleiter ist in diesem Fall nicht möglich, zur Erfüllung des Kinderwunsches bleiben künstliche Befruchtungsmaßnahmen.

Psychische und psychosomatische Ursachen für Unfruchtbarkeit beim Mann

Neben organischen Ursachen oder einem ungesunden Lebensstil, können bei einem unerfüllten Kinderwunsch Störfaktoren wie das Alter und die Psyche eine Rolle spielen. Das zunehmende Alter einer Frau führt zu weniger Eisprüngen im Jahr und bei Männern nimmt die Spermienqualität mit dem Älterwerden ab. Liegen keine organischen Ursachen vor, wird davon ausgegangen, dass psychische Faktoren der Grund für die Kinderlosigkeit sein können. In wissenschaftliche Studien konnte bisher jedoch noch nicht eindeutig geklärt werden, ob die Psyche ursächlich für die Kinderlosigkeit sein kann. Es wird aber davon ausgegangen, dass heftige Emotionen, Trauer- oder Stresszustände, Essstörungen, Ängste, Depressionen und viele andere psychische und psychosomatische Probleme können einen erheblichen Einfluss auf die Erfüllung des Kinderwunsches haben können. Entspannt sich die Situation wieder, kann sich auch das Problem bezüglich der Fruchtbarkeitsprobleme lösen.

Medikamentös-toxische Ursachen für Unfruchtbarkeit beim Mann

Faktoren wie Alkohol, Nikotin, Drogen wie Medikamente oder Rauschgift, Schwermetalle oder Umweltgifte wirken sich negativ sowohl auf die männliche wie auch die weibliche Fruchtbarkeit aus. Toxine als Ursache für die Unfruchtbarkeit können Umweltgifte, Wohngifte, synthetische Lebensmittelzusätze, belastetes Trinkwasser, Gifte in der Kleidung, in Hygieneartikeln und Pflegemitteln sein.

Bei starken Rauchern und bei übermäßigem Alkoholgenuss kann die Samenproduktion vermindert sein. Ein regelmäßiger Nikotinkonsum sowohl bei Männern als auch bei Frauen ist bei etwa 15 Prozent der ungewollt kinderlosen Paare ursächlich für die Unfruchtbarkeit. Schon über 5 Zigaretten pro Tag sorgen für eine verlängerte Wartezeit bis zum Eintritt der Schwangerschaft. Bei männlichen Rauchern kann es zu einer Abnahme der Spermienkonzentration, -anzahl und -beweglichkeit kommen wie auch zu einer erhöhten Rate von Spermien mit DANN-Schäden.

Auch berufs- und umweltbedingte Chemikalien wie z.B. Pestizide, Herbizide, Fungizide, Schwermetalle wie Blei und Kadmium, Fremdstoffe mit hormonähnlicher Wirkung, Kohlenwasserstoffe in der Lösungsmittelindustrie und Dioxin stehen unter Verdacht, die Spermaqualität zu beeinträchtigen und fruchtbarkeitsschädigend zu sein.

Die regelmäßige Einnahme bestimmter Medikamente kann sich negativ auf die Fruchtbarkeit auswirken. Dazu gehören z.B. anabol-androgene Steroide (AAS), die ohne medizinische Indikation von Männern eingenommen werden und die Spermienbildung unterdrücken. Auch Zytostatika, die das Wachstum und die Vermehrung von körpereigenen Zellen blockieren, führen zu Störungen in der Spermienbildung. Weiter können Blutdrucksenkende Mittel zu Störungen der Erektion, Beruhigungsmittel wie Benzodiazepine zu Störungen der Libido und die regelmäßige Einnahme von Antidepressiva zu Störungen des Samentransports und Ejakulation führen.

Chronische Wärmeexpositionen wie z.B. regelmäßige Saunagänge bei Temperaturen über 35 Grad Celsius können zu einer Schädigung der Spermienbildung und damit zur Unfruchtbarkeit führen.

Unfruchtbarkeit beim Mann: Diagnose

Die ärztliche Diagnostik umfasst eine ausführliche Anamnese, die allgemeine körperliche Untersuchung, insbesondere die gründliche Untersuchung der Genitalien, Sonografie von Hoden und Nebenhoden, Untersuchung des Ejakulats z.B. des pH-Wertes des Ejakulats, Spermiogramm mit Bestimmung der Spermienzahl, Spermienform, Spermienbeweglichkeit sowie die biochemische Untersuchung des Spermas. Urin- und Blutuntersuchungen und eine Hodenbiopsie sind weitere Möglichkeiten zur Erstellung der Diagnose Unfruchtbarkeit.

Üblicherweise erfolgt die ärztliche Abklärung und Diagnose der Unfruchtbarkeit beim Mann bei einem Urologen. Die Urologie beschäftigt sich sowohl mit den heranbildenden und harnableitenden Organen (Niere, Harnblase und Harnröhre) als auch mit den männlichen Geschlechtsorganen des Mannes wie Hoden, Nebenhoden, Samenleiter, Samenbläschen, Penis und Prostata.

Die Untersuchung und Diagnosestellung der Infertilität beim Mann wird als etwas unkomplizierter angesehen als bei der Frau, weshalb es sinnvoll ist, wenn der Mann sich bei einem Urologen zuerst untersuchen lässt.

Unfruchtbarkeit beim Mann: Anamnese, körperliche Untersuchung und Ultraschall

Nach einer ausführlichen Anamnese zur Krankengeschichte mitsamt der Befragung zu den aktuellen Beschwerden, Lebensumständen, z.B. Stresszustände und Lebensgewohnheiten wie Nikotin- und Alkoholkonsum, erfolgt die körperliche Untersuchung. Hier achtet der behandelnde Arzt auf mögliche Zeichen hormoneller Störungen, tastet die Geschlechtsteile ab und führt eine Ultraschalluntersuchung durch, um die Größe und das Volumen der Hoden bestimmen zu können. Zu kleine Hoden können ein Anzeichen auf eine gestörte Spermienentwicklung sein, aber auch entzündliche Veränderungen, Tumoren oder Varikozelen, die häufigste Ursache der Unfruchtbarkeit beim Mann können mittels Ultraschalluntersuchung aufgespürt werden.

Spermiogramm: Analyse der Samenflüssigkeit

Als wichtigste Untersuchungsmethode wird die Analyse des Ejakulats, das Spermiogramm angesehen. Hier liegt das Augenmerk besonders auf der Anzahl der Spermien, Spermienbeweglichkeit und Spermienform. Fruchtbares Sperma liegt nach Definition der Weltgesundheitsorganisation (WHO) dann vor, wenn pro Milliliter Samenflüssigkeit über 20 Millionen Spermien vorhanden sind und mehr als 50 Prozent eine normale Form oder Beweglichkeit haben.

Für die Gewinnung des Ejakulats mitsamt Spermien müssen sich die Männer in einem abgeschlossenen Praxisraum selbst befriedigen. Fünf Tage vor diesem Termin sollte kein Samenerguss erfolgt sein, damit die Ergebnisse nicht verfälscht werden.

Hormonanalyse

Vermutet der Urologe hormonelle Störungen als Ursache der Unfruchtbarkeit, können mittels Blutanalyse die Werte für die Infertilität relevanten Hormone wie Testosteron, FSH oder Prolaktin bestimmt werden. Insbesondere die Werte von Testosteron und FSH geben wichtige Informationen bezüglich der Fruchtbarkeit. Ein zu hoher FSH-Wert im Blut deutet auf eine Schädigung des Hodengewebes hin, welches für die Spermienproduktion verantwortlich ist.

Untersuchungsergebnisse, Diagnose und Aufklärung zur Therapie einer Unfruchtbarkeit beim Mann

Der behandelnde Urologe wird anhand der Anamnese, körperlichen Untersuchung und weiteren Untersuchungsergebnissen die Ursache der Unfruchtbarkeit ermitteln und entweder weitere Untersuchungen veranlassen oder seine Empfehlungen für mögliche Behandlungsmethoden aussprechen. Darüber hinaus berät der Arzt über zusätzliche Maßnahmen, die ergriffen werden könnten, um eine erfolgreiche Befruchtung der Eizelle zu unterstützen. Dazu gehören Informationen zum Lebensstil oder über den Zeitpunkt und Frequenz des Geschlechtsverkehrs: die empfohlene Häufigkeit liegt bei alle zwei bis drei Tage. Weitere wichtige Informationen, die es möglichst zu berücksichtigen gilt ist der Verzicht auf Gleitmittel, das Vermeiden von regelmäßigem Alkoholkonsum, exzessiver sportlichen Aktivität, Rauchen, Drogen, Anabolika und Übergewicht.

Unfruchtbarkeit beim Mann: Therapiemöglichkeiten

Nach Diagnosestellung durch einen Urologen, ergeben sich verschiedene Therapiemöglichkeiten hinsichtlich der Unfruchtbarkeit beim Mann, die sich nach der jeweiligen festgestellten Ursache richtet. Die Behandlungsstrategien werden dann individuell besprochen und geplant.

Therapie Unfruchtbarkeit: Varikozelen

Sind Varikozelen (Krampfadern im Hoden) die Ursache für die Unfruchtbarkeit gibt es verschiedene operative Verfahren oder Verödungsverfahren (Sklerotherapie), die zur Behandlung eingesetzt werden können. Beide Therapiemethoden haben hinsichtlich des Behandlungserfolges als gleichwertig erwiesen und sollen für eine Verbesserung der Spermienqualität und zeitlichem Schwangerschaftseintritts sorgen. Operative Verfahren beseitigen die Krampfader meist über einen Leistenschnitt, in einigen Kliniken erfolgt die Operation der Varikozele durch minimal invasive Verfahren (mikrochirurgisch oder laparoskopisch).

Bei der Verödung wird zwischen zwei Formen unterschieden: es gibt die retrograde und die antegrade Sklerotherapie der Varikozele. Während bei der retrograden Verödung über eine Punktion in der Leistengegend und mittels eines dünnen Katheters, der in die Hodenvene geschoben wird, ein Verödungsmittel gespritzt wird, erfolgt bei der antegraden Verödung die Verabreichung des Verödungsmittels durch eine lokale Betäubung und einen etwa zwei Zentimeter großen Schnitt am Hodensack. Die dadurch freigelegte Hodenvene wird dann punktiert und das Verödungsmittel gespritzt. In Deutschland hat sich die antegraden Sklerotherapie als häufigstes Verödungsverfahren durchgesetzt.

Nach etwa 9 Monaten sollte ein neues Spermiogramm erstellt werden, um einen möglichen Therapieerfolg, z.B. eine verbesserte Spermienqualität bestätigen zu können.

Therapie Unfruchtbarkeit beim Mann aufgrund von Hodenhochstand

Beim Hodenhochstand befinden sich ein oder beide Hoden eines Neugeborenen bei der Geburt nicht im Hodensack, wie es im Normalfall sein sollte, sondern im Leistenkanal oder im Bauchraum (Bauchhoden). In den meisten Fällen wandert der Hoden spontan während des ersten Lebensjahres in den Hodensack herab. Sollte dieser Prozess nicht automatisch erfolgen, bleibt in den meisten Fällen nur eine hormonelle oder operative Therapie. Die Hodenhochstand-Operation erfolgt unter Vollnarkose. Je nach Lage des Hodens und je nach weiteren Besonderheiten wählt der Chirurg zwischen mehreren Operationsverfahren aus. Die so genannte Orchidopexie beschreibt im Bereich der Chirurgie die operative Fixierung und Befestigung des Hodens im Hodensack (Skrotum). Die Orchidopexie wird im Normalfall ambulant und mit einem Schnitt in der Leiste durchgeführt, Komplikationen nach einer Orchidopexie treten sehr selten auf.

Der Hodenhochstand kann auch mit einer „Hormonkur“ behandelt werden. Die Hormontherapie soll bewirken, dass die Verlagerung der Hoden in den Hodensack erfolgen kann. Zum Einsatz kommen das Hormon GnRH (Gonadotropin-Releasing-Hormon) in Form von Nasenspray, das Hormon HCG (Humanes Chorion-Gonadotropin) über Spritzen oder beide Hormone in Kombination. Die Hormontherapie kann erfolgreich verlaufen, dass eine Operation nicht mehr nötig wird, die Erfolgsquote einer solchen Hormontherapie liegt allerdings nur bei 20 bis 30 Prozent. In den meisten Fällen muss also eine operative Therapie durchgeführt werden. Bei Patienten, die älter als ein Jahr alt sind, sollte ohnehin auf eine Hormontherapie verzichtet werden.

Eine spätere Behandlung des Hodenhochstands ab dem zweiten Lebensjahr führt in den späteren Lebensjahren zu einer Beeinträchtigung der Fruchtbarkeit.

Therapie Unfruchtbarkeit beim Mann aufgrund von Hormonstörungen

Bei der Therapie von Hormonstörungen wie z.B. die Behandlung der so genannten Hyperprolaktinämie oder Hypogonadismus, können entsprechende Medikamente zur Behandlung verabreicht werden. Üblicherweise wird bei einem vorliegenden Testosteronmangel bei Hypogonadismus eine Therapie mit Testosteron durchgeführt und abhängig von der Ursache für den Testosteronmangel werden weitere Hormone eingesetzt. Besteht gleichzeitig jedoch ein Kinderwunsch, ist die Gabe von Testosteronpräparaten kontraindiziert, weil dadurch die Ausschüttung des Hormons FSH eingeschränkt und damit die Spermienproduktion beeinträchtigt wird. In einem solchen Fall werden zur hormonellen Therapie des Hypogonadismus Injektionen von Hormonen wie HCG oder GnRH (Gonadotropin Releasing Hormone) verabreicht.

Die Hyperprolaktinämie wird ebenfalls medikamentös behandelt. Hier kommen Prolaktinhemmer wie z.B. Bromocriptin oder Cabergolin zum Einsatz. Der Therapieerfolg liegt bei über 90 Prozent.

Therapie Unfruchtbarkeit: beim Mann aufgrund von Entzündungen und Infektionen

Infektionen und Entzündungen in den Bereichen der männlichen Genitalien, Hoden und Nebenhoden, der Prostata und Harnröhre gehören zu den häufigsten Ursachen der Fertilitätsstörungen beim Mann. Bakterien und Viren sind die Verursache solch zum Teil schwerer Infektionen und Entzündungen im Bereich der Samenleiter, Hoden, Nebenhoden oder Prostata, die dann zu irreversiblen Störungen der Fruchtbarkeit führen. Bei bakteriellen Infektionen im Genitalbereich durch z.B. Chlamydien oder Kolibakterien kommen üblicherweise Antibiotika zum Einsatz. Wird mit der antibiotischen Therapie rechtzeitig begonnen, kann die Infektion eingedämmt werden. Treten bereits starke Schwellungen und Rötungen des Hodens oder Nebenhodens mit hohem Fieber auf, bleibt in den meisten Fällen nur die operative Entfernung der Hoden und Nebenhoden.

Kommt es aufgrund der Entzündung und Infektion zur Narbenbildung und damit einhergehend zur Verklebung und Verengung der Nebenhoden und Samenleiter, können mikrochirurgische Maßnahmen, so genannte Refertilisierungsoperationen zum Einsatz kommen und das verschlossene (obstruktive) Samenleiterstück wieder durchgängig machen.

Therapie Unfruchtbarkeit aufgrund einer Autoimmun-Infertilität

Männer können Antikörper gegen ihre eigenen Spermien bilden, die so genannten Spermatozoen-Antikörper (ASA). Werden bei der Untersuchung Antikörper gegen die eigenen Spermien entdeckt, kann eine medikamentöse Therapie mit Kortikosteroiden Anwendung finden. Kortikosteroiden spielen eine zentrale Rolle in der Behandlung von Allergien und Autoimmunerkrankungen, bei denen es zu einer entzündlichen Überreaktion des Immunsystems kommt. Kortikosteroide sind Medikamente mit einer entzündungshemmenden Wirkung.

Therapie Unfruchtbarkeit beim Mann aufgrund psychischer Faktoren

Psychische und psychosomatische Probleme können sich ungünstig auf die Fruchtbarkeit des Mannes und die Samenqualität auswirken. Kommen Körper und Geist nicht zur Ruhe, verhindert der Körper selbst eine mögliche Schwangerschaft. Im Extremfall wirken sich Dauerstress und Belastungen im privaten oder beruflichen Bereich negativ auf den Hormonhaushalt aus, was sich wiederum auf die Fruchtbarkeit auswirken kann. Ein Teufelskreis entsteht, denn keine Schwangerschaft erfolgt, machen sich viele Paare noch mehr Stress. Ziel einer fachlichen Beratung oder Therapie sollte das Lösen von psychischen und körperlichen Stresszuständen sein.

Ungewollt Kinderlos: Methoden der Reproduktionsmedizin

Für viele Paare mit Kinderwunsch und nachgewiesener männlicher Unfruchtbarkeit bleiben noch Methoden der künstlichen Befruchtung (Reproduktionsmedizin) wie die Insemination (Samenübertragung), die In-vitro-Fertilisation (IVF) und intrazytoplasmatische Spermieninjektion (ICSI). Die verschiedenen Methoden der künstlichen Befruchtung können kinderlosen Paaren helfen, wenn der Kinderwunsch nicht auf natürliche Weise erfüllt werden kann. Bei der künstlichen Befruchtung bringt der Arzt Spermien und Eizelle innerhalb oder außerhalb des weiblichen Körpers zusammen. Eine künstliche Befruchtung erfordert immer die Behandlung eines fachkundigen Arztes in einem spezialisierten Kinderwunschzentrum. Hier erfolgt ebenfalls die Beratung über Risiken, Kosten und Erfolgsaussichten der Methoden.

Künstliche Befruchtung: Insemination (Samenübertragung, IUI)

Die am häufigsten angewandte Methode der assistierten Reproduktion, also der künstlichen Befruchtung ist die Insemination oder Samenübertragung. Bei dieser Methode werden die Spermien speziell aufbereitet und direkt in die Gebärmutter oder Eileiter der Frau eingesetzt. Insbesondere bei Spermien mit eingeschränkter Beweglichkeit kommt diese Methode zum Einsatz, weil der Weg zur Eizelle durch den Eingriff übernommen wird.

Es wird zwischen der homologen und heterologen Insemination unterschieden. Bei der homologen Samenübertragung werden die Spermien des eigenen Partners, bei der heterologen Samenübertragung die Spermien eines Spenders (Fremdbefruchtung) verwendet.

Zudem gibt es verschiedene Möglichkeiten der Samenübertragung, die davon abhängen, an welchem Ort die Spermien im Körper der Frau eingesetzt werden:

  • Intrauterine Insemination (IUI): Im Kombination mit einer Hormonbehandlung werden die Spermien mit einem Katheter direkt in die Gebärmutter eingespritzt.
  • Intratubare Insemination (ITI): Die Spermien werden für einen kürzeren Weg zur Eizelle direkt in die Eileiter eingespritzt.
  • Kappeninsemination: Bei dieser Methode werden die Spermien mit einem speziellen Gerät direkt vor dem Muttermund platziert.
  • Intrazervikale Insemination (ICI): Das Sperma wird bei der ICI direkt in den Gebärmutterhals eingespritzt (Zervix = Gebärmutterhals).

Welches Verfahren der Insemination letztendlich zum Einsatz kommt, entscheidet der behandelnde Arzt basierend auf individuellen Gegebenheiten. Sowohl die Kappeninsemination als auch die ICI werden inzwischen jedoch nur noch selten durchgeführt.

Künstliche Befruchtung: In-vitro-Fertilisation (IVF)

Die In-vitro-Fertilisation (IVF), auch unter dem Namen Reagenzglasbefruchtung bekannt, gehört zu der bekanntesten Methode der künstlichen Befruchtung. Bei diesem Verfahren werden der Frau befruchtungsfähige Eizellen entnommen und außerhalb des Körpers mit den Spermien des Partners in einem Glasschälchen zusammengeführt. Findet eine Befruchtung der Eizellen statt, werden innerhalb der nächsten 24 bis 48 Stunden etwa drei Eizellen in die Gebärmutter eingesetzt. Bevor es zu einem solchen Embryonentransfer kommt, ist jedoch eine Vorbehandlung nötig. Frauen müssen sich zunächst einer Hormontherapie unterziehen, damit die Eizellenproduktion angeregt wird und möglichst viele Eizellen entstehen können. Der Verlauf der Hormonbehandlung wird per Ultraschalluntersuchung kontrolliert. Haben die Eizellen eine Größe von etwa 18 Millimetern erreicht, wird der Eisprung durch die Gabe eines weiteren Hormons (HCG) künstlich ausgelöst. Nach ca. 36 Stunden Stunden werden die befruchtungsfähigen Eizellen entnommen und mit den Spermien des Partners in der Glasschale zusammengefügt. Entwickeln sich nun mehrere Embryonen, setzt der Arzt aufgrund gesetzlicher Regeln höchstens drei Embryonen in die Gebärmutter. Der Embryonentransfer kann ohne Narkose erfolgen. Damit sich das Embryo in die Gebärmutterschleimhaut einnisten kann, sollte sich die Frau nach dem Eingriff schonen, Stress und Geschlechtsverkehr vermeiden und sich nicht körperlich schwer betätigen. Nisten sich zwei oder drei Embryonen ein, entstehen Mehrlingsschwangerschaften.

Künstliche Befruchtung: Intrazytoplasmatische Spermieninjektion (ICSI)

Die Intrazytoplasmatische Spermieninjektion (ICSI) kommt sehr häufig im Rahmen der Reproduktionsmedizin zum Einsatz. Insbesondere Männer, die über eine zu geringe Spermienqualität und Spermienanzahl verfügen, können von diesem Verfahren profitieren. Bei der ICSI werden Samenzellen durch Selbstbefriedigung (Masturbation) aus Hoden und Nebenhoden gewonnen. Nur ein einziges Spermium wird anschließend unter einem Mikroskop mittels einer winzigen Nadel direkt in die befruchtungsfähige Eizelle eingespritzt. Findet anschließend die Zellteilung statt, können die Embryonen in die Gebärmutter gesetzt werden. Dieser Prozess des Embryonentransfers ist mit dem bei der IVF identisch, wie auch der Ablauf der hormonellen Vorbehandlung der Frau für die Anregung und Stimulation der Eizellenproduktion. Sollte das Ejakulat des Mannes keine Spermien enthalten, wie es z.B. bei verschlossenen und verklebten Samenleitern der Fall sein kann, besteht die Möglichkeit, die Spermien direkt aus dem Hoden oder Nebenhoden zu entnehmen.

Im Gegensatz zur In-Vitro Fertilisation wird bei dieser Methode nur eine Spermienzelle direkt mit einer Spezialkanüle in die Eizelle injiziert, das weitere Vorgehen entspricht dem bei der IVF beschriebenen Verfahren.

Bei der Intrazytoplasmatischen Spermieninjektion (ICSI) handelt es sich um ein sehr aufwendiges und kostspieliges Verfahren, weshalb es in den meisten Fällen nur Anwendung bei Männern findet, die eine schwere Beeinträchtigung der Fruchtbarkeit bezüglich der Spermienzahl und Spermienbeweglichkeit aufweisen.

Unfruchtbarkeit beim Mann: Naturheilkundliche Therapien

Wurden bei beiden Partnern organische Ursachen für die ungewollte Kinderlosigkeit ausgeschlossen, wie z.B. beim Mann eine nicht ausreichende Produktion von Samen und eine fehlende Beweglichkeit der Spermien oder nicht durchlässige Samenleiter, können verschiedene naturheilkundliche Verfahren zum Einsatz kommen. Liegen konkrete organische Ursachen für die Unfruchtbarkeit vor, reicht eine naturheilkundliche Therapie als alleinige Maßnahme nicht aus und sollte nur unterstützend zur schulmedizinischen Behandlung eingesetzt werden. Zur Unterstützung einer künstlichen Befruchtung können alternative Behandlungsmethoden z.B. aus den Bereichen der Traditionellen Chinesische Medizin (TCM) und Akupunktur, Homöopathie oder Massagen begleitend angewendet werden, um die Erfolgschancen möglicherweise zu erhöhen. Begleitende naturheilkundliche Maßnahmen sollten aber immer mit dem behandelnden Arzt besprochen werden.

Naturheilkundliche Therapien bei psychosomatischen Ursachen für Unfruchtbarkeit beim Mann

Ängste, mangelndes Selbstwertgefühl, Perfektionismus, private oder berufliche Stresszustände können zu Problemen und Blockaden führen, welche die Situation der ungewollten Kinderlosigkeit verstärken. Gerade von Männer werden negative Gefühle und belastende Emotionen gerne verdrängt, was zu psychosomatischen Störungen führen kann, die sich auch auf die Fruchtbarkeit des Mannes auswirken können. Um psychische Probleme in den Griff zu bekommen und die Psyche zu entspannen und beruhigen, bieten die Psychotherapie und Naturheilkunde, auch in Kombination verschiedene Therapiemöglichkeiten an, wie z.B.:

  • Psychotherapie
  • TCM: Ohrakupunktur, Akupunktur
  • Farbtherapie und Aromatherapie
  • Bachblüten
  • Stressreduzierende Maßnahmen, z.B. Massagetechniken, Meditation

Naturheilkundliche Therapie: Homöopathie

Die Homöopathie kann bei Männern als unterstützende Maßnahme zu einer Verbesserung der Spermienqualität führen. In diesem Fall ist eine Konstitutionsbehandlung bei einen gut ausgebildeten homöopathischen Arzt sinnvoll, der ein individuell ausgewähltes Einzelmittel herausarbeitet.

Naturheilkundliche Therapie: Neuraltherapie

Der alternativmedizinische Bereich der Neuraltherapie bietet auch eine Möglichkeit an, die Spermienqualität zu verbessern. Die Neuraltherapie löst so genannte chronische Störfelder, die durch Faktoren wie z.B. Narben, chronische Mandelentzündungen oder wurzeltote Zähne entstehen und die Spermienqualität beeinträchtigen können.

Naturheilkundliche Therapie: Akupunktur

Mit Akupunktur können Blockaden gelöst werden, die im Sinne der Traditionellen Chinesischen Medizin ursächlich für die Unfruchtbarkeit sind. Ein gut ausgebildeter Akupunkteur wählt dann nach einer ausführlichen Anamnese, Puls- und Zungendiagnose bestimmte Akupunkturpunkte für die Behandlung der Unfruchtbarkeit aus.

Subinfertilität & unerfüllter Kinderwunsch: Alltags-Tipps für betroffene Männer

Neben den schulmedizinischen und naturheilkundlichen Maßnahmen gibt es auch viele Möglichkeiten, die im Alltag umgesetzt werden können, um die Fruchtbarkeit und Spermienqualität zu verbessern:

Umweltbelastungen reduzieren zur Verbesserung der Fruchtbarkeit beim Mann

Ob in der Wohnung, im Garten oder am Arbeitsplatz, vermeiden Sie möglichst den Gebrauch von giftigen Substanzen bei der Gartenarbeit und verzichten Sie auf Weichmacher in Kunststoffprodukten, wie z.B. Duschvorhänge aus Plastik, bestimmte Kosmetik- und Pflegeprodukte, Teppiche und vieles mehr. Auch auf das Tragen eines Handys in der Hosentasche sollte möglichst aufgrund von Elektrosmog verzichtet werden.

Gesunde Ernährung und Gewichtsreduktion zur Verbesserung der Fruchtbarkeit beim Mann

Eine ausgewogene, vollwertige und gesunde Ernährung wird bei unerfüllte Kinderwunsch empfohlen. Es sollten hauptsächlich frische Produkte wie Obst und Gemüse möglichst aus biologischem Anbau und frei von Umweltschadstoffen verzehrt werden. Ein weiterer wichtiger Aspekt bei ungewollter Kinderlosigkeit ist der Abbau von Übergewicht, denn insbesondere starkes Übergewicht gehört mit zu den Ursachen von Unfruchtbarkeit. Unterstützend können bei einer angestrebten Gewichtsreduktion auch viele Behandlungsmethoden aus dem Bereich der Naturheilkunde zum Einsatz kommen, wie z. B. eine Ernährungsumstellung, Schüßler-Salze oder Akupunktur.

Bewegung und sportliche Aktivität zur Verbesserung der Fruchtbarkeit beim Mann

Regelmäßige Bewegung und sportliche Aktivitäten tragen nicht nur zur Gewichtsreduktion bei Übergewicht bei, sie reduzieren auch Stresszustände  und fördern die Entspannung und eine gute Schlafqualität. Zuviel oder zuwenig Sport könnte jedoch zu einem hormonellen Ungleichgewicht führen, was wiederum kontraproduktiv ist bei unerfülltem Kinderwunsch.

Entspannung und Stressreduktion zur Verbesserung der Fruchtbarkeit beim Mann

Übermäßige private und berufliche Stresszustände unterstützen den Zustand ungewollter Kinderlosigkeit. Probieren Sie verschiedene Entspannungstechniken wie Autogenes Training, Meditation, Progressive Muskelentspannung nach Jacobson, Qigong und Tai-Chi oder Yoga.

Nikotin- und Alkoholverzicht zur Verbesserung der Fruchtbarkeit beim Mann

Rauchen und übermäßiger Alkoholkonsum tragen zur Unfruchtbarkeit und mangelnder Spermienqualität bei. Verzichten Sie deshalb bei unerfülltem Kinderwunsch auf diese toxischen Substanzen.

Förderung der Spermienqualität und Vitalität zur Verbesserung der Fruchtbarkeit beim Mann

Verzichten Sie auf zu hohe Temperaturen, denn darunter kann die Qualität der Spermien leiden. Stellen Sie besser die Sitzheizung im Auto ab, meiden Sie lange Fahrradtouren und die damit einhergehende Quetschung der Hoden, tragen Sie keine zu engen Hosen bei sitzender Tätigkeit, legen Sie beim Arbeiten kein Laptop auf ihren Schoß und reduzieren Sie Elektrosmog, indem Sie ihr Handy nicht in die Hosentasche legen.

Mikronährstoffe und Nahrungsergänzungsmittel zur Verbesserung der Fruchtbarkeit beim Mann

Bei Subfertilität kann unter Umständen die ergänzende Zufuhr bestimmter Mikronährstoffe zur Verbesserung der Spermienqualität sinnvoll sein. Wichtig ist vor allem eine ausreichende Versorgung mit Zink, das zur normalen Fruchtbarkeit und Fortpflanzung und zur Aufrechterhaltung des normalen Testosteronserumspiegels beiträgt sowie mit Selen, das zur normalen Spermabildung beiträgt. Verschiedene Studien zeigen zudem eine positive Wirkung von L-Carnitin: die körpereigene Substanz dient den Spermatozoen als Energiesubstrat und kann eine Verbesserung der Spermienmotilität und der Spermienanzahl bewirken. Auch die Aminosäure L-Arginin ist eine in diesem Zusammenhang zu erwähnende Substanz, die in Untersuchungen zu einer Verbesserung der Spermienanzahl und der Spermienmotilität geführt hat. Zu guter Letzt sind die Antioxidantien Coenzym Q10 oder Vitamin E wichtig für den Mann mit Kinderwunsch.

In der Apotheke gibt es spezielle Nahrungsergänzungsmittel und diätetische Lebensmittel wie PROfertil, die speziell für die Bedürfnisse von Männern mit unerfüllten Kinderwunsch entwickelt wurden und Mikronährstoffe in gezielter Kombination enthalten. Die männliche Fruchtbarkeit aktiv mit wohldosierten Mikronährstoffen zu unterstützen, sei es durch eine gezielte Diät oder eine Nahrungsergänzung, ist mit Sicherheit einer der besten Tipps, die Mann ausprobieren sollte.

Quellen

  • Elvira Bierbach: Naturheilpraxis heute – Lehrbuch und Praxis, Urban & Fischer Verlag 2002
  • Christoph Keck: Kinderwunschbehandlung in der gynäkologischen Praxis: Sinnvolle Diagnostik- und Therapiestrategien für Frauenärzte, Thieme Verlag 2013
  • Falk R. Ochsendorf, Heike A. Beschmann: Männliche Infertilität: Klinik, Diagnostik, Therapie, Springer Verlag 1996

 

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