Ibuprofen – erste Wahl gegen Schmerzen

Ibuprofen – erste Wahl gegen Schmerzen

Die Geschichte von Ibuprofen

Ibuprofen entwickelten englische Forscher in den 1960er Jahren mit einem bestimmten Ziel: ein Arzneistoff zur Behandlung rheumatischer Erkrankungen, der weniger Nebenwirkungen als der Standard Acetylsalicylsäure (ASS) haben sollte. Nach etlichen Abwandlungen und Irrwegen gelangte man zu dem Stoff, der 1969 als „Brufen“ in Großbritannien eingeführt wurde. Er linderte Schmerzen und Entzündungen und störte dabei die Blutgerinnung weniger als ASS. Zunächst war der Arzneistoff rezeptpflichtig. In Deutschland ist Ibuprofen seit 1998 zur Behandlung von Schmerzen und Fieber ohne Rezept in einer Einzeldosis von bis zu 400 mg erhältlich. Die verschreibungsfreie Tageshöchstdosis liegt bei 1200 mg. Auch bei Kindern gilt Ibuprofen in Gewichts-angepasster Dosis als sicher und wird als Alternative zu Paracetamol eingesetzt. Ab einem Alter von sechs Monaten ist es für die Selbstmedikation zugelassen.

Ibuprofen: ein NSAR…

Ibuprofen zählt zu den „nicht steroidalen Analgetika/Antirheumatika“ (NSAR). „Nicht steroidal“ bedeutet in etwa „kein Kortison“. Trotzdem wirken NSAR sehr gut gegen Entzündungszustände, aber auch gegen leichte bis mäßig starke Schmerzen wie Kopfschmerzen, Zahnschmerzen, Regelschmerzen und Fieber. In höheren Dosierungen hilft Ibuprofen auch gut bei Schmerzen des Bewegungsapparates, zum Beispiel bei rheumatoider Arthritis. Denn als saure Substanz (chemisch ist Ibuprofen eine Arylpropionsäure) dringt Ibuprofen gut in entzündete Gewebe vor. So werden Beschwerden recht gezielt gelindert.

.. und Cyclooxygenase-Hemmer

Mit Entzündungen, Schmerz und Fieber reagiert der Körper auf Verletzungen und Infekte. Er bildet dann so genannte Prostaglandine, die im ganzen Körper die Schmerzrezeptoren sensibilisieren. Auch regulieren sie im Gehirn den Thermostaten für die Körpertemperatur nach oben, sprich: sie erzeugen Fieber. Zur Bildung der Prostaglandine werden spezielle Enzyme benötigt, die Cyclooxygenasen. NSAR hemmen die Cyclooxygenasen, damit die Prostaglandinbildung – so gehen überschießender Schmerz, Entzündung und Fieber zurück.

Die Kehrseite: Bestimmte Prostaglandine sind für den Schutz der Schleimhäute in Magen und Darm zuständig. Ihr Rückgang führt zu den bei allen NSAR bekannten, möglichen Nebenwirkungen wie Magenreizung und Blutungen im Magen-Darm-Trakt. Ibuprofen ist diesbezüglich aber etwas besser verträglich als zum Beispiel ASS. Wichtig: Es kommt nicht wie bei ASS zu einer tagelang anhaltenden Hemmung der Blutgerinnung. Grundsätzlich können aber unter Einnahme aller NSAR Nebenwirkungen an Magen und Darm und an den Nieren auftreten. Sie bleiben unter Ibuprofen gering, vorausgesetzt, man hält die angegebenen Dosierungen ein und beachtet die Warnhinweise in der Gebrauchsinformation.

Ibuprofen

  • Wirkt sicher gegen Schmerzen, Entzündungen und Fieber
  • Hat als häufigste Nebenwirkung Magen-Darmprobleme
  • Ist unterm Strich gut verträglich und risikoarm
  • Wird zu oder nach den Mahlzeiten mit einem großen Glas Wasser eingenommen
  • Darf schon bei Kleinkindern eingesetzt werden

Breite Palette von Arzneiformen

Ibuprofen ist in vielerlei innerlichen Darreichungsformen verfügbar, wie Tabletten, Saft und Zäpfchen, darüber hinaus auch als Schmerzgel und –creme. Eine tiefer gehende Wirkung wie in entzündeten Gelenken kommt allerdings bei äußerlicher Anwendung von NSAR vorwiegend über die (geringe) Aufnahme des Wirkstoffs in die Blutbahn zustande.

Ibuprofen zeichnet sich unter den NSAR durch eine schnelle, relativ kurze Wirkung aus. Die so genannte Halbwertszeit liegt bei nur zwei bis drei Stunden. Für eine anhaltende Schmerzhemmung ist eine dreimal tägliche Einnahme erforderlich. Andererseits ist die Wirkung dadurch gut steuerbar. Die schnelle Ausscheidung verhindert, dass sich der Stoff bei längerer Einnahme im Körper anreichert. Außerdem kann er auch gut bei eingeschränkter Funktion der Ausscheidungsorgane Niere und Leber eingesetzt werden. Wenn es auf rasche Wirkung ankommt, weist das Lysin-Salz von Ibuprofen gewisse Vorteile auf, weil es schneller als die freie Säure im Darm resorbiert wird.

Ibuprofen nicht gleichzeitig mit Acetylsalicylsäure einnehmen

Ibuprofen zeigt eine merkwürdige Wechselwirkung mit Acetylsalicylsäure (ASS). Wird ASS einem Patienten zum Herzschutz verordnet – also in niedriger Dosis, die das Blut dünnflüssiger macht -, so hebt die gleichzeitige Anwendung von Ibuprofen diese erwünschte Wirkung auf. Denn Ibuprofen verlegt ASS den Zugang zu ihrem Wirkort, der Cyclooxygenase in den Blutplättchen. Dies kann verhindert werden, indem Ibuprofen zwei Stunden nach und mindestens acht Stunden vor der nächsten Dosis von ASS eingenommen wird. Oder indem ein anderes Schmerzmittel gewählt wird. Fragen Sie Ihren Arzt oder Apotheker!

Der Wirkstoff Ibuprofen im Überblick

  • Anwendung: bei leichten bis mäßig starken Kopfschmerzen, Zahnschmerzen, Regelschmerzen und/oder Fieber, Migräne
  • Dosierung: 7 bis 10 mg/kg KG (Milligramm je Kilogramm Körpergewicht) als Einzeldosis, maximal 30 mg/kg KG als Tagesgesamtdosis, verteilt auf 3 Einzelgaben mit mindestens 6 Stunden Abstand
  • Dosierungen in Milligramm: nach Alter, Körpergewicht und Anwendungsgebiet – Gebrauchsinformation beachten (maßgeblich bleibt das Körpergewicht)! z.B. ab 12 Jahren (≥ 40 kg) 3 x tgl. 200-400 mg (Schmerzen, Fieber) bzw. 3 x tgl. 400mg (Migräne)
  • Wann rezeptfrei: bei leichten bis mäßig starken Schmerzen und Fieber bis zu 400 mg pro Tablette/Kapsel, bis zu 600 mg als Zäpfchen (bis maximal 1800 mg/Tag), für Kinder ab 6 in Einzeldosen bis zu 10 mg/kg Körpergewicht (bis maximal 1200 mg/Tag)
  • Anwendungsformen innerlich: Tabletten, Retardtabletten, Kapseln, Brausegranulat, Saft, Zäpfchen, Injektionslösung. Äußerlich: Gel, Creme, Wundverband
  • Wirkungsweise: Cyclooxygenasehemmung = Hemmung von Enzymen und Botenstoffen, die Schmerz, Fieber und Entzündung auslösen
  • Nicht anwenden: Unverträglichkeit (z.B. Asthma, Heuschnupfen), ungeklärten Blutbildungsstörungen, Magengeschwür oder Magen-Darm-Blutungen nach Einnahme anderer nichtsteroidaler Analgetika (z.B. Acetylsalicylsäure), andere Blutungen, schwere Leber- und Nierenschäden, schwere Herzschwäche, Schwangerschaft ab dem 6. Monat
  • Mögliche Nebenwirkungen: Übelkeit, Erbrechen, Bauchschmerzen, Verstopfung, Magen-Darm-Blutungen oder -geschwüre, Hautreaktionen. Gelegentlich: Kopfschmerzen, Schwindel, Schlaflosigkeit, Erregung, Reizbarkeit oder Müdigkeit
    Magen-Darm-Probleme sind abhängig von Dosis und Anwendungsdauer und häufiger bei älteren Patienten!
  • Mögliche Wechselwirkungen: Acetylsalicylsäure (ASS): Hemmung der herzschützenden Wirkung (Ausweichen auf Paracetamol oder zeitversetzte Einnahme). Andere NSAR, Gerinnungshemmer, Glucocorticoide („Kortison“), Selektive  Serotonin-Wiederaufnahme-Hemmer, Alkohol: erhöhtes Risiko f. Magen-Darm-Geschwüre, Blutungen; Diuretika, Blutdruckmittel: Gefahr v. Nierenversagen; Antidiabetika: möglicherweise verstärkte Blutzuckersenkung; Diverse Blutdruckmittel und harnsäureausscheidende Mittel: abgeschwächte Wirkung, Hemmung der Nierenfunktion
  • Ältere Patienten: Vorsicht, falls Magen-Darm-Geschwüre: erhöhtes Risiko!
  • Einnahmehinweis: unzerkaut mit reichlich Flüssigkeit (200 ml) Wasser während oder nach einer Mahlzeit
  • Wirkdauer: bis zu 6 Stunden, Wirkmaximum (bei nicht retardierter Arzneiform) nach 1-2 Stunden
  • Überdosierung: u.a. Kopfschmerzen, Schwindel, Benommenheit, Bauchschmerzen, Übelkeit

 

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