Die Ringelblume: Kraft aus der Natur

Die Ringelblume: Kraft aus der Natur

Unter vielen Bauern gilt die Ringelblume als eine Art Wetterprophetin. Die sonnig-gelbe Blume im Garten ist präziser als mancher Wetterbericht. Wenn die Blüten früh am Morgen schon geöffnet sind, bleibt es voraussichtlich den ganzen Tag über schön. Blüten, die nach 7 Uhr früh noch immer geschlossen sind, kündigen hingegen regnerisches Wetter an. Doch nicht nur zur Wetterdeutung eignet sich die Ringelblume. Schon in der Antike war sie darüber hinaus auch als Heil- sowie als Gewürz- und Zauberpflanze bekannt. Ihren guten Ruf als heilendes Mittel gegen vielerlei Beschwerden hat sie seitdem nicht eingebüßt.

Bereits im frühen 16. Jahrhundert wusste Paracelsus um die heilende Wirkung der Ringelblume. In der mittelalterlichen Volksmedizin wurde Ringelblumentee in erster Linie als Magenmittel eingesetzt. Nach der damals verbreiteten Signaturenlehre wurde der aus ihr gewonnene Tee zudem auch als Mittel gegen Gelbsucht getrunken. Früher nahmen die Menschen an, die Farbe von Pflanzenstoffen würde Rückschlüsse auf ihre Heilwirkung zulassen.

Die Ringelblume wurde zum ersten Mal ausführlich in den Schriften Hildegards von Bingen behandelt. Die Äbtissin und Mystikerin kultivierte die Pflanze damals im Klostergarten. Der mit Bohnenmehl vermischte Saft der Blüten sollte gegen Verdauungsbeschwerden helfen. Aus dieser Masse wurden kleine Küchlein gebacken, die man essen sollte und die dann Linderung versprachen.

Die Ringelblume im Garten

Die Ringelblume wird nicht nur wegen ihrer heilsamen Wirkung genutzt. Als Zierpflanze blüht sie auch in so manchem Garten. Sie zieht nützliche Insekten an und hält Schädlinge fern. Wegen ihren orangefarbenen Blüten wird die Ringelblume von Gärtnern liebevoll auch Morgenröte oder Goldblume genannt.

Die Ringelblume (Calendula officinalis), die zur Familie der Korbblütler (Asteraceae) gehört, blüht zwischen Juni und Oktober. Sie erreicht eine Höhe von bis zu 50 cm. Die Ringelblume lässt sich gut an ihren verzweigten hellgrünen Stängeln erkennen. Ihre Blüten sind je nach Sorte hellgelb bis dunkelorange. Wer einen Garten hat, kann die Ringelblume leicht selber ziehen und ihre Blüten trocknen. Die Samen der Ringelblume benötigen allerdings sehr viel Licht, damit sie keimen. Die beste Zeit zum Ansäen ist zwischen Ende April und Ende Mai. Regulär lassen sie sich aber bis Ende August anpflanzen. Heute erhalten Sie viele Ringelblumen-Produkte in Apotheken sowie in vielen Drogerie-Märkten. Tee, Aufgüsse, Hand- und Fußbäder sowie Wundöle lassen sich mit den eigenen Blüten aus dem Garten ebenfalls leicht selbst herstellen.

Die Ringelblume ist ein natürlicher Wundheiler

Die Ringelblume lässt sich vielseitig gegen Beschwerden einsetzen. Die Blüten enthalten unter anderem Triterpensaponine, Zuckerverbindungen und ätherisches Öl. Dadurch wirken die Ringelblumenblüten entzündungshemmend, keimtötend und wundheilend. Vielen Cremes und Salben verleihen Ringelblumenblüten einen hautpflegenden Effekt bei rauer und rissiger Haut. Die Heilpflanze gehört zu den wenigen, die gleichermaßen sowohl bei schulmedizinischen als auch alternativen Heilverfahren verwendet werden.

Tee und Aufguss bereiten Sie aus frischen Blüten und einer kleinen Menge getrockneter Blüten pro Tasse zu. Innerlich angewendet wirkt die Ringelblume gegen Kopfschmerzen, Magenkrämpfe oder -geschwüre, Verdauungs- und Menstruationsbeschwerden. Auch manche Symptome der Wechseljahre lassen sich mit Ringelblumentee bekämpfen. Wer bei zu hohem Blutfettspiegel und Leber- oder Gallenproblemen auf Medikamente weitgehend verzichten möchte, kann mit zwei bis drei Tassen Ringelblumentee die Beschwerden oftmals lindern. Ein Aufguss dagegen eignet sich zum Gurgeln bei Entzündungen im Mund- und Rachenbereich, Halsschmerzen und Heiserkeit. Eine Tasse Ringelblumentee vor dem Zubettgehen erleichtert zudem das Einschlafen.

Tinkturen, Salben und Wundöle eignen sich für die äußere Anwendung. Ringelblumen lassen Schwellungen abklingen, wirken entzündungslindernd und zusammenziehend. Offene Wunden werden dank des Heilmittels schneller geschlossen. Tinkturen und Salben erhalten Sie in Apotheken und Drogeriemärkten. Wundöl lässt sich aber auch einfach zu Hause herstellen: Geben Sie dazu einfach eine Handvoll Blütenblätter in ein Einwegglas und kippen so viel kalt gepresstes Olivenöl über die Blüten, bis diese vollständig bedeckt sind.

Vielseitigkeit aus der Natur

Die Ringelblume hat auch in der heimischen Küche ihren Platz. Hauptsächlich wird sie dort für Salate verwendet. Der Geschmack der Blätter ist pikant und würzig, wobei der bittere Charakter der essbaren Blätter bei älteren Pflanzen ausgeprägter ist. Die Blütenblätter dürfen ebenfalls verzehrt werden. In Kombination mit grünen Wildkräutersalaten wie Löwenzahn und Sauerampfer ergeben sie einen dekorativen Hingucker. Da die Ringelblumenblüten kaum Geschmack haben, werden sie häufig zum Färben von Lebensmitteln eingesetzt. Schon in der Antike verlieh die Pflanze Reis eine gelbliche Färbung, wenn kein edler Safran zur Verfügung stand. Zu Ostern lassen sich mit der Ringelblume Eier orange färben.

Die Ringelblume gehört zu den bekanntesten Heilkräutern. Allerdings findet man noch zahlreiche andere heilende Kräuter in der Natur. In unserer Rubrik Naturheilkunde finden Sie neben Informationen zu den am weitesten verbreiteten Heilkräutern wie der Kamille auch weiterführende Informationen zu naturheilkundlichen Methoden. Gerade in vielen asiatischen Ländern setzt man bis heute auf naturheilkundliche Verfahren. Die traditionelle chinesische Medizin ist dafür ein erstklassiges Beispiel. Aber auch im Bereich der Beauty-Kosmetik gewinnen Heilpflanzen wieder zunehmen an Bedeutung. Und so profitieren inzwischen auch zahlreiche Produkte für Kinder und Erwachsene von der heilenden Kraft der Ringelblume.

 

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