Traditionelle chinesische Medizin (TCM)

Traditionelle chinesische Medizin (TCM)

Bei der traditionellen chinesischen Medizin (TCM) handelt es sich um ein autonomes Heilsystem, das diverse Diagnoseverfahren und Therapiemethoden umfasst. Die chinesische Medizin basiert auf einem ganzheitlichen Ansatz. Zwar stellt sie keine Alternative zur gängigen Schulmedizin dar, dafür aber eine sinnvolle Ergänzung herkömmlicher Behandlungen.

Was ist unter TCM zu verstehen?

Der Begriff „traditionelle chinesische Medizin“ entstand erst Mitte des 20. Jahrhunderts. Hierbei handelt es sich um spezielle Behandlungen, die auf den Prinzipien der alten chinesischen Medizin beruhen. TCM basiert damit auf einer Heilkunde, die sich aus Erfahrungen und Prinzipien speist, welche sich über einen Zeitraum von mehr als 2000 Jahren in China etabliert haben. Grundlage der chinesischen Medizin ist die Fünf-Elemente-Lehre, die auf den Weisheitslehrer Konfuzius zurückgehen soll.

Einige Behandlungsmethoden der TCM haben sich im Laufe der letzten Jahre auch im Westen etabliert: Akupunktur, Naturheilkunde, Massagen, Meditationsformen, Techniken zur Muskelentspannung und Ernährungslehre sind dabei wesentliche Elemente der chinesischen Medizin.

Was sind die Grundlagen der TCM?

Grundlegend für die traditionelle chinesische Medizin ist es, die Selbstheilungskräfte des Körpers zu (re)aktivieren. Diverse Behandlungsverfahren setzen dabei gezielte Reize, um diese Selbstheilungskräfte zu stimulieren und gleichzeitig zu kräftigen.

Seine Grundlage hat die TCM in mehreren Theorie-Gebäuden: So finden sich Prinzipien der Fünf-Elemente-Lehre (Holz, Feuer, Erde, Wasser, Metall), von Yin und Yang (Gegensatzpaar), des Qi (Lebensenergie) und weiteren philosophischen Lehren in der TCM wieder. Alle diese Theorien liefern der chinesischen Medizin eine Basis für die Auslegung von Naturgesetzen, die auch den menschlichen Organismus beherrschen sollen.

Ziel jeder TCM-Behandlung ist die Erhaltung eines Gleichgewichts im Menschen: Die Elemente, Yin und Yang und auch das Qi müssen im Einklang miteinander stehen, um Gesundheit zu gewährleisten. Wird das Gleichgewicht der Kräfte im Körper gestört, so bildet der Betroffene Befindlichkeitsstörungen und Krankheiten aus.

Hier setzt die chinesische Medizin an: Indem Behandlungen mit dem Gegenstück der stärkeren oder schwächeren Kraft erfolgen, werden die Kräfte wieder ausgeglichen. Symptome werden also über ihr Gegenteil behandelt, um den inneren Einklang wiederzuerlangen. So erfordert beispielsweise Frieren eine Wärmebehandlung, Schwitzen aber eine Kälteanwendung.

Zur Diagnose werden in der TCM vier Untersuchungsverfahren angewandt:

  • Patienten-Befragung: Ort des Schmerzes, Stimmung usw.
  • Betrachtung des Patienten: Körperhaltung, Zungenbelag usw.
  • Hören und Riechen: Atmung, Schweiß, Stuhlgang usw.
  • Abtasten: Puls, Akupunktur-Stellen usw.

Welche Behandlungsverfahren gibt es?

Die Arzneimitteltherapie spielt eine tragende Rolle in der traditionellen chinesischen Medizin, sie macht auch den Hauptteil der angewandten Behandlungsverfahren in der TCM aus (80 Prozent der Anwendungen). Als Grundlage dienen Naturstoffe, denen spezielle Eigenschaften zugesprochen werden und die meist in Form von Tees eingenommen werden. Allerdings müssen es nicht zwangsweise pflanzliche Stoffe sein, mit denen die chinesische Medizin operiert: Auch tierische Erzeugnisse sowie Mineralien werden verwendet. Die eingesetzten Substanzen sind unterschiedlich, sollen sich aber durch ausgefeilte Kombination in ihrer Wirkung potenzieren. Dieser Cocktail wird in kaltes Wasser gegeben, darin zweimal aufgekocht und anschließend abgegossen. Das daraus entstandene Therapeutikum wird als Dekokt bezeichnet.

Neben der Behandlung über Naturstoffe, sind auch äußere Anwendungen sehr beliebt. Dazu zählen Akupunktur, Moxa-Therapie, Tuina-Massage sowie Qigong. Über die Stimulation gewisser Körperstellen (Akupunktur-Punkte) sollen dabei alle Organe positiv beeinflusst werden. Wird Moxa-Wolle an den Nadeln verbrannt, soll sich die Wirkung der Akupunktur sogar noch verstärken: Denn die Nadeln erwärmen sich auf diese Weise und wirken so gegen Frieren bzw. kalte Hände oder Füße. Die Moxibustion muss aber nicht zwangsläufig über eine Akupunktur erfolgen, sie kann auch in Form von Moxa-Zigarren eingesetzt werden, über die sich die Akupunktur-Punkte erwärmen.

Eine Tuina-Massage ist dadurch charakterisiert, dass im Wechsel ein leichter und ein fester Druck erzeugt wird (vgl. Akupressur). Von diesen äußeren Behandlungsmethoden unterscheidet sich Qigong dadurch, dass es nach einer Einlernphase selbstständig angewandt werden kann: Diese Bewegungslehre soll helfen, das Gleichgewicht im Körper mithilfe von Atemübungen, Bewegungen und Meditationen herzustellen.

Ein weiteres wesentliches Element der traditionellen chinesischen Medizin ist die Ernährungslehre. Sie ist hauptsächlich auf die Arzneimitteltherapie ausgerichtet. Als Grundlagen der Ernährungslehre gelten Ausgewogenheit, Nahrungsmenge, Trinkmenge und ein Fasten-Verbot. Denn Fasten wird in der TCM als nachteilig angesehen, außer es kommt zu Beschwerden wie Völlegefühl.

Was sind die Anwendungsgebiete der TCM?

Chronische und schwere Erkrankungen müssen stets mit schulmedizinischen Methoden behandelt werden, da eine alleinige Behandlung mit alternativmedizinischen Verfahren aufgrund mangelnder Wirksamkeitsnachweise nicht zu verantworten ist. Allerdings dient die traditionelle chinesische Medizin wie auch Alternativmethoden mittlerweile als hilfreiche Ergänzung der schulmedizinischen Therapie.

TCM findet zum Großteil Anwendung bei folgenden Krankheiten:

  • Kopfschmerzen & Migräne
  • Hexenschuss, Ischias
  • Amputationsschmerzen
  • Muskelverspannungen
  • Gelenkentzündungen
  • Anfangsstadium von Morbus Bechterew
  • Immunschwäche
  • Erkältungskrankheiten, Asthma, chronische Bronchitis
  • Allergien, Pollenallergie
  • Niedriger Blutdruck
  • Verdauungsprobleme
  • Unfruchtbarkeit
  • Regelschmerzen, Menstruationsbeschwerden
  • Neurodermitis, Schuppenflechte
  • Schlafprobleme
  • Rückenschmerzen
  • Blasenentzündung

Die traditionelle chinesische Medizin wird meist bei chronischen Erkrankungen und Beschwerden angewandt, deren Ursache nicht ermittelt werden können. Auch leichte Erkrankungen lassen sich mit der TCM gut behandeln. Sobald jedoch ernsthafte Komplikationen oder Krankheiten auftreten, ist die Schulmedizin nicht zu ersetzen.

Ist die Wirksamkeit von TCM-Therapien bewiesen?

Die Wirksamkeit vieler Therapien der TCM ist aus wissenschaftlicher Perspektive nicht bewiesen, viel mehr wird ein gesundheitlicher Effekt von einigen Medizinern sogar bestritten.

Die Kritik richtet sich auf bestimmte Grundlagen der TCM, so zum Beispiel auf die Lehre von den Meridianen, auf denen unter anderem die Akupunkturpunkte liegen. Auch die Annahme, dass sich über bestimmte Stellen an der Körperoberfläche die inneren Vorgänge und Organe im Körper beeinflussen lassen, ist nach wissenschaftlichen Standards nicht stichhaltig. Die Studien zur Wirksamkeit von Akupunktur kommen wiederum zu widersprüchlichen Ergebnissen.

Bild: © Stockwerk-Fotodesign – stock.adobe.com