Der richtige pH-Wert im Darm: Geben Sie Ihrer Verdauung ruhig mal Saures

Der richtige pH-Wert im Darm: Geben Sie Ihrer Verdauung ruhig mal Saures

Ein intakter Darm beschert uns eine geregelte Verdauung, ein einsatzbereites Immunsystem sowie, dank des hoch sensiblen Bauchgehirns, auch eine verblüffend treffsichere Intuition. Und das sind nur drei von vielen lebenswichtigen Gründen, warum wir es alle unserem Darm so gut wie möglich gehen lassen sollten. Doch während es zum Thema Verdauung in den Ratgebermedien vorrangig um solche populären Themen wie Ballaststoffe, Probiotika oder geregelten Stuhlgang geht, wird die Frage, welcher pH-Wert im Darm herrschen sollte, weniger häufig aufgegriffen. Dabei ist gerade der pH-Wert im Darm sowohl für eine optimale Verdauung als auch für die allgemeine Darmgesundheit eine sehr wichtige Kennzahl.

Was muss man sich unter dem pH-Wert im Darm vorstellen?

Spricht der Biochemiker vom Milieu im Darm, dann stellt er die Frage, ob es dort sauer, neutral oder basisch zugeht. Und um diese Frage mit handfesten Zahlen beantworten zu können, bedient er sich der pH-Skala. Ohne hier auf die komplexe wissenschaftliche Ausformulierung und Begründung eingehen zu müssen, kann allgemeinverständlich zur Kenntnis genommen werden, dass ein pH-Wert zwischen Null und unter Sieben eine Säure anzeigt, ein pH-Wert gleich Sieben die neutrale Zone darstellt, und alle pH-Werte größer als Sieben eine basische beziehungsweise alkalische Umgebung kennzeichnen. Dabei hängt der normale pH-Wert im Darm davon ab, welche Funktionen der Verdauung hier stattfinden sollen.

Salzsäure fürs Grobe

In einem nüchternen Magen sorgt die Magensäure mit einem pH-Wert zwischen 1,0 und 1,5 für Zustände, die nur von Batteriesäure getoppt werden. Unter Verdauungslast kann der pH-Wert der Magensäure bis auf 3,0 klettern. Das liegt dann in der Mitte zwischen Sauerkirschsaft und Orangensaft. Die im Magen arbeitende Salzsäure hat die Aufgabe, mit der Nahrung aufgenommenes Eiweiß zu verdauen, festere Essensbestandteile aufzubrechen, und unabsichtlich verschluckten Krankheitskeimen tödlich Saures zu geben. Aus diesem Grund ist es für die Verdauung nicht unbedingt förderlich, Wasser direkt zum Essen zu trinken. Denn mit seinem halbwegs neutralen pH-Wert nimmt das Wasser der Magensäure seine gewünscht zersetzende Kraft, was die Verdauung störend verlangsamt.

Zum Übergang bitte entschärfen

Während der Magen mit seiner robusten Auskleidung den Umgang mit seiner Salzsäure gewohnt ist, würde der saure Speisebrei die anschließenden Darmabschnitte doch ungewollt scharf treffen. Damit das nicht passiert, gibt die Bauchspeicheldrüse ein basisches Sekret mit dem pH-Wert von 8,0 ab, womit der pH-Wert im Darm in weniger ätzende Gefilde gebracht wird. Dadurch wird der Zwölffingerdarm in die Lage versetzt, die Verdauung weiter fortzusetzen, damit die vollständig aufgeschlossene Nahrung später über die Wände des Dünndarms in die konkrete Nährstoffversorgung des Körpers übertreten kann.

Der wünschenswerte pH-Wert im Darm am Beispiel der Amylasen

War unsere Nahrung kohlehydrathaltig, so sieht sich die Verdauung der Aufgabe gegenübergestellt, Polysaccharide abzubauen. Dazu werden Amylasen benötigt; Enzyme, die auf das Aufschließen von Stärkemolekülen spezialisiert sind. Diese Amylasen benötigen jedoch einen spezifischen pH-Wert im Darm, der zwischen 3,5 (wie Orangensaft) und 9,0 (wie normale Handseife) liegen muss. Ist der pH-Wert geringer, so wie im Magen, wird die Amylase selbst zum Opfer der Säureattacke und kann nicht mehr arbeiten. Ist der pH-Wert im Darm dagegen höher, wie es bei einer stark überdosierten Einnahme minderwertiger Basenpräparate vorkommen kann, dann quittiert die Amylase ebenfalls ihren Dienst. Die Folge: eine quälend gestörte Verdauung. Und die Amylase ist nicht das einzige Enzym, das einen explizit abgegrenzten pH-Wert im Darm zwingend benötigt. So erfordert eine problemlose Verdauung, je nach Station im Magen-Darm-Trakt, das Vorliegen des jeweils optimalen Milieus. Und das kann sich von deutlich basisch bis schauerlich sauer erstrecken.

ph-Wert: Der Dickdarm braucht es sauer

Eine unausgewogene Ernährung und immer öfter auch die allzu unbekümmerte Einnahme von Antibiotika sorgen dafür, dass das Milieu im Dickdarm, der einen sauren Bereich haben muss, ungünstig in Richtung basisch verschoben wird. Um hier der beeinträchtigten Verdauung wieder Erleichterung zu verschaffen, haben sich Präparate mit rechtsdrehender Milchsäure sowie prebiotische Ballaststoffe bestens bewährt. Wer es mag und verträgt, kann seiner Verdauung auch mit milchsauer vergorenen Lebensmitteln einen großen Gefallen tun. Oder das berühmte „Katerfrühstück“, bestehend aus Rollmops und sauren Gurken, nicht nur nach durchzechten Nächten genießen.

Womit lässt sich der pH-Wert im Darm positiv beeinflussen?

Es gibt zahlreiche Heilpflanzen und -kräuter, die der Verdauung Hilfe zur Selbsthilfe leisten. In geprüfter Apothekenqualität sind dies beispielsweise Löwenzahn, Anis, Süßholz, Fenchel, Granatapfel, Holunderbeeren oder Melisse. Ein Übriges leisten die Salze der Zitronensäure (Citrate).

 

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