Wermut

Wermut

Wermut Beschreibung

Wermut (Artemisia absinthium) ist eine ausdauernde und krautige Pflanzenart der Gattung Artemisia aus der Familie der Korbblütler (Asteraceae). Der Gattungsname „Artemisia“ stammt von der Schwester und Gattin des Königs Mausolos, die nach seinem Tod die Regentschaft im Jahre 353 vor Christus übernahm. Artemisia interessierte sich sehr für Botanik und deshalb tragen etwa 200 Pflanzen diesen Gattungsnamen.

Heimisch ist der etwa 40 bis 100 Zentimeter hochwachsende Wermut in den gemäßigten Klimazonen Europas, Asiens und Nordafrikas. Das Kraut bevorzugt trockene Böden in sonniger Lage. In Höhenlagen kommt Wermut bis etwa 3000 Meter Höhe vor. Wermut wächst auch in Nordamerika, nachdem die Pflanze dort eingeführt wurde.

Der ausdauernde, unterirdisch wachsende Wurzelstock (Rhizom) des Wermuts bildet aus einer gestreiften Sprossachse, die mit kleinen punktförmigen Öldrüsen versehen ist, aufrechte und dicht beblätterte Sprossen, die im unteren Teil häufig verholzt sind. Der aufrechte Stängel ist graufilzig behaart, bildet im oberen Blütenbereich viele Zweige mit Blättern aus.

Wermut Blätter

Die Blätter des Wermutkrauts sind von unten nach oben verschieden. Die unteren Blätter zeigen eine dreifache Fiederung auf und sind lang gestielt, die oberen Blätter hingegen nur ein- oder zweifach gefiedert und eher kurz gestielt. Alle Blätter sind auf der Blattoberfläche dicht behaart.

An der Oberfläche erscheint das gesamte Kraut filzig behaart und in gräulich-grün schimmernder Farbe. Die etwa 8 bis 15 Zentimeter langen und 4 bis 8 Zentimeter breiten zwei- bis dreilappigen Blätter sind wechselständig angeordnet und verfügen über einen bis zu 10 Zentimeter langen Blattstiel. Am Blütenstand zeigen sich die kleinen dreilappigen Blätter, die an der Oberseite dicht behaart sind. Die Stängel und deren Verzweigungen enden in Blütenrispen.

Wermut Blüten

Die kurz gestielten Blüten erscheinen als hängende Köpfchen mit einem Durchmesser von 4 bis 5 Millimetern und sind in pyramidenförmigen Rispen angeordnet. An den Blütenköpfen befinden sich 25 bis 40 Röhrenblüten, die in der Blütezeit in den Monaten von Juli bis September in eher unauffälliger, gelber Farbe blühen. Auffällig sind die seidig behaarten Kelchblätter der Blüten. An einer Pflanze können sich mehr als 1000 Blütenköpfchen befinden. Die Bestäubung der Blüten erfolgt durch den Wind und seltener durch Insekten.

Wermut Früchte

Die Früchte sind ovale, fein gerillte Achänen, die etwa 1,5 Millimeter lang sind und keinen Haarkranz besitzen.

Der Geruch von Wermut wird als stark aromatisch beschrieben. Beim Zerreiben eines kleinen Pflanzenteils ist der intensive Geruch schnell wahrnehmbar. Charakteristisch ist zudem der stark bittere Geschmack der gesamten Pflanze, der in den Drüsen des Wermuts gebildet wird.

Wermut gehört zu den Arzneipflanzen mit dem höchsten Anteil an Bitterstoffen (Bitterkräuter), welche in Mitteleuropa heimisch sind. Die bitteren Wermutblätter werden auch als Küchenkraut besonders bei Geflügelgerichten als Füllung verwendet. Etwas bekannter als Küchengewürz ist allerdings der Gemeine Beifuß (Artemisia vulgaris), ebenfalls eine Art aus der Gattung Artemisia. Auszüge aus Wermut sind neben Fenchel, Anis und Melisse zudem wichtige Bestandteile des alkoholischen Getränkes Absinth, dass aufgrund des Thujongehaltes und seiner wahrscheinlich gesundheitsschädlichen Wirkung in vielen europäischen Ländern verboten war.

Im Haushalt und Garten findet Wermut außerdem Verwendung als Schädlingsbekämpfer. In der Nähe von Obstbäumen angepflanzt, hält Wermut die Schädlinge fern.

Wermut Inhaltsstoffe

Die Inhaltsstoffe von Artemisia absinthium sind hauptsächlich Bitterstoffe (Absinthin, Artabsin, Anabsin), die unter anderem für die gesundheitliche Wirkung sehr relevant sind. Weitere wichtige Inhaltstoffe des Wermuts sind außerdem Gerbstoffe, Flavonoide und ätherische Öle (Thujon bzw. Absinthol, Thujol, Phellandren).

Der Wermut gehört neben dem Enzian zu den Heilkräutern mit der stärksten Bitterkraft. Für den hohen Bitterwert ist der Inhaltstoff Absinthin verantwortlich. Hohe Bitterstoffanteile einer Heilpflanze sorgen für eine verdauungs- und gallenflussfördernde (cholagoge) Wirkung und regen damit die Produktion von Gallen- und anderen Verdauungssäften an. Stehen bei den Inhaltstoffen also die Bitterstoffe im Vordergrund, eignen sich die Pflanzen zur Behandlung von Störungen im Magen-Darm-Trakt oder bei Beschwerden in der Galle. Die Bitterstoffe sorgen außerdem auch für den stark bitteren Geschmack der Droge.

Inhaltsstoffe wie ätherische Öle oder Gerbstoffe verfügen über eine antibakterielle und antimikrobielle Wirkung. Sie bekämpfen krankheitserregende Bakterien, indem sie die Einzeller am Wachstum und an ihrer Vermehrung hindern oder das Eindringen in den Körper erschweren.

Den ätherischen Ölen und Flavonoiden wird eine beruhigende (sedative), entzündungshemmende und auch eine durchblutungsfördernde Wirkung nachgesagt. Die meisten Flavonoide sind zudem für die auffallende gelbliche Färbung der Pflanzen und Früchte verantwortlich.

Eine durchblutungsfördernde (hyperämisierende) Wirkung ist auf Inhaltstoffe wie Bitterstoffe, einigen Flavonoiden oder ätherischen Ölen zurückzuführen. Eine durchblutungsfördernde Wirkung ist häufig bei rheumatischen Erkrankungen und bei Beschwerden des Gelenk- und Bewegungsapparates wie auch bei arteriellen Beschwerden erwünscht. Weiter sind Cumarine und ätherische Öle zudem für eine krampflösende (spasmolytische) Wirkung verantwortlich.

Im ätherischen Öl ist das enthaltende Thujon eine giftige Substanz. Größere Mengen oder eine längere Anwendung von Wermutkraut kann also zu Vergiftungen mit Halluzinationen führen. Das giftige Thujon wird in einem Extraktionsverfahren weitgehend entfernt.

Wermut Drogengewinnung und Drogenbeschreibung

Der richtige Zeitpunkt der Ernte ist in der Blütezeit in den Monaten von Juni bis September. In dieser Zeit ist der Gehalt der Bitterstoffe, der wichtigste Inhaltsstoff der Pflanze, fast doppelt so hoch wie in der Zeit zuvor. Während der Ernte werden die nicht holzigen Pflanzentriebe abgeschnitten und gebündelt. Anschließend werden die Bündel an einem schattigen, luftigen Ort zum Trocknen bei Temperaturen um die 35° Celsius aufgehängt.

Die Droge besteht also aus dem getrockneten Kraut der oberen Pflanzenabschnitte. Charakteristisch für das Aussehen der Schnittdroge sind die längsgerillten, äußerlich silbergrauen, innerlich markigen Stängelstücke. Die Blattstücke sind auf beiden Seiten fein, silbergrau behaart und die Blüten sind gekennzeichnet durch gelbe, kugelförmige Blütenköpfchen, die teilweise noch nicht richtig aufgeblüht sind.

Die Drogenbezeichnung des Wermutkrautes ist Absinthii herba. Der Geruch der Droge ist charakteristisch und stark aromatisch. Der Geschmack wird als stark bitter und anhaltend bitter beschrieben.

Wermut Wirkung

Die in der Pflanze Artemisia absinthium enthaltenen Inhaltsstoffe und insbesondere der hohe Gehalt an Bitterstoffen sind für die appetitanregende, gallenfluss- und verdauungsfördernde, leberschützende, antivirale, antibakterielle und durchblutungsfördernde und damit wärmende Wirkung verantwortlich.

Die Bitterstoffe, Gerbstoffe und das ätherische Öl sorgen für eine Steigerung der Verdauungssaftproduktion und regen die Durchblutung der Magenschleimhaut an, weshalb Wermutkraut bei Verdauungsstörungen wie beispielsweise Blähungen, Leber- und Gallenleiden sowie bei Appetitlosigkeit Anwendung findet. Die Eigenschaften sorgen auch dafür, fettige Mahlzeiten etwas verdaulicher zu machen.

Das im ätherischen Öl enthaltende Thujon ist eine giftige Substanz. Größere Mengen oder eine längere Anwendung von Wermutkraut kann also zu Vergiftungen mit Halluzinationen führen. Aufgrund des giftigen Thujongehaltes im ätherischen Öl der Pflanze und seiner dadurch angenommenen gesundheitsschädlichen Wirkung war die geschätzte Bitterstoff-Arzneipflanze lange Zeit problematisch und auch in vielen europäischen Ländern verboten. Heute wird das giftige Thujon in einem Extraktionsverfahren weitgehend entfernt.

Die Kommission E (Bundesinstitutes für Arzneimittel und Medizinprodukte) und ESCOP (Europäischer Dachverband der nationalen Gesellschaften für Phytotherapie) empfehlen die Anwendung von Wermutkraut als bitteres Tonikum zur Förderung der Magensaftproduktion bei Appetitlosigkeit. Auch bei Erkrankungen der Gallenwegemit oder einer zu schwachen Gallenausscheidung, bei Verdauungsbeschwerden und Blähungen befürworten die Kommissionen die Verwendung von Wermut als Heilpflanze. Keine gesicherten oder positiven Studien zur Anwendung von Wermut liegen bei chronisch-entzündlichen Darmerkrankungen wie Morbus Crohn oder Sodbrennen, Übelkeit und Erbrechen vor.

Traditionelle Anwendungsbereiche innerhalb Volksmedizin basieren auf ärztlicher Erfahrungsheilkunde, deren Wirksamkeit bisher noch nicht in wissenschaftlichen Studien bewiesen wurde.

Wermut Nebenwirkungen und Kontraindikationen

Bei entsprechender Anwendung und Dosierung mit Zubereitungen aus Wermutkraut sind nicht bekannt. Wird Wermut in zu großen Mengen (Überdosis) oder über einen zu langen Zeitraum eingenommen, kann es zu einer Thujonvergiftung kommen. Eine zu hohe Dosis zeigt sich zunächst in Symptomen wie Kopfschmerzen und Schwindelgefühlen. Es kann weiter zu Übelkeit, Erbrechen, Magen- und Darmkrämpfen, Harnverhalt und Nierenschäden kommen. Ein längerer Missbrauch von Wermut kann zu dem sogenannten Absinthismus führen, welcher mit motorischen und sensiblen Ausfällen, Degeneration bis zur Erblindung und Wahnvorstellungen einhergeht. Das alkoholische Getränk Absinth löst bei übermäßigem Gebrauch ebenfalls Vergiftungserscheinungen aus.

Während der Schwangerschaft und Stillzeit sollte auf eine Behandlung mit Wermut verzichtet werden, weil keine gesicherten wissenschaftlichen Studien zur Unbedenklichkeit vorliegen.

Menschen mit Gallensteinleiden sollten auf die Anwendung mit Wermut verzichten, weil die gallenflussfördernden Eigenschaften der Heilpflanze schmerzhafte Koliken auslösen können. Auch bei Magen- und Darmgeschwüren wird von einer Behandlung mit Wermut abgeraten. Wer empfindlich oder allergisch auf Korbblütler reagiert, sollte ebenfalls auf die Einnahme von Wermutkraut verzichten.

Wermut Anwendungsgebiete in der Phytotherapie und Volksmedizin

Die Hauptanwendungsgebiete von Wermut-Zubereitungen in der Phytotherapie und Volksheilkunde sind Beschwerden im Magen-Darm-Trakt wie zum Beispiel bei Blähungen und bei Störungen in der Gallenblase, Nierenbeschwerden sowie bei Gelbsucht (Ikterus). Hauptsächlich kommt Wermut für die innerliche Anwendung in Form von Tee-Zubereitungen zum Einsatz. Auch bei allgenmeiner Magenschwäche mit mangelnder Produktion von Verdauungssäften, bei Magenschleimhautentzündungen, bei Hautleiden und Ekzemen, Insektenstichen und äußerlich schlecht heilenden Wunden, bei Mundgeruch oder zur Appetitanregung wird Wermut gerne angewendet.

Volkstümlich wurde Wermut auch zur Bekämpfung von Wurmkrankheiten, zur Fiebersenkung und Regulierung der Monatsblutungen eingesetzt. Bei Menstruationsbeschwerden wird Wermut-Tee zur Unterstützung einer verstärkten Monatsblutung verabreicht, was zudem eine Reduktion der Schmerzen bewirken soll.

Eine äußerliche Behandlung mit Wermut-Umschlägen erfolgt bei Wunden, Verstauchungen und Quetschungen. Auch als Gurgelmittel bei Mundgeruch kann Wermut Abhilfe schaffen.

Die volkstümlichen Anwendungsgebiete wie Blutarmut, Menstruationsbeschwerden und Wurmbefall sind nicht ausreichend belegt.

Traditionelle Anwendungsbereiche innerhalb Volksmedizin basieren auf ärztlicher Erfahrungsheilkunde, deren Wirksamkeit bisher noch nicht in wissenschaftlichen Studien bewiesen wurde.

Anwendungsbeispiele von Wermut-Medikamenten

In der Apotheke werden viele Fertigpräparate mit Wermutkraut zur innerlichen und äußerlichen Anwendung angeboten. Im vielfältigen Sortiment enthalten sind Tees, Tropfen, Säfte, Lösungen, Tinkturen, Trockenextrakte in Form von Dragees oder Tabletten.

Hauptsächlich wird Wermut in vielen Fertigarzneimitteln aus der Apotheke zur Anregung der Leber- und Gallenfunktion verwendet, kommt aber auch als Mittel bei Magen- und Darmbeschwerden wie Magenschleimhautentzündungen, Krämpfen, Völlegefühl oder Blähungen zum Einsatz. Die wichtigen Bitterstoffe des Wermuts regen außerdem den Appetit an und fördern die Verdauung.

Die Kommission E (Bundesinstitutes für Arzneimittel und Medizinprodukte) und ESCOP (Europäischer Dachverband der nationalen Gesellschaften für Phytotherapie) empfehlen die Anwendung von Wermutkraut als bitteres Tonikum zur Förderung der Magensaftproduktion bei Appetitlosigkeit. Auch bei Erkrankungen der Gallenwegemit oder einer zu schwachen Gallenausscheidung, bei Verdauungsbeschwerden und Blähungen befürworten die Kommissionen die Verwendung von Wermut als Heilpflanze. Keine gesicherten oder positiven Studien zur Anwendung von Wermut liegen bei chronisch-entzündlichen Darmerkrankungen wie Morbus Crohn oder Sodbrennen, Übelkeit und Erbrechen vor.

Die volkstümlichen Anwendungsgebiete wie Blutarmut, Menstruationsbeschwerden und Wurmbefall sind nicht ausreichend belegt.

Traditionelle Anwendungsbereiche innerhalb Volksmedizin basieren auf ärztlicher Erfahrungsheilkunde, deren Wirksamkeit bisher noch nicht in wissenschaftlichen Studien bewiesen wurde.

Wermut Dosierung und Einnahme

Die mittlere Tagesdosis von der getrockneten Wermut-Droge beträgt 2 bis 3 Gramm und sollte auch nicht überschritten werden.

Bei einer Tee-Zubereitung werden 1 bis 2 Teelöffel getrocknetes Kraut (1 Gramm) mit 250 ml heißem Wasser übergossen und etwa 10 Minuten ziehen gelassen. Zur Förderung der Verdauung werden 3x täglich 30 Minuten vor der Mahlzeit ein Tee getrunken.

Die Dosis für eine Wermut-Tinktur beträgt 10 bis 30 Tropfen in Wasser ausgelöst und 3x täglich eingenommen. 3 Tassen Wermut-Tee oder 30 Tropfen Wermut-Tinktur sollten nicht überschritten werden.
Für Umschläge zur äußerlichen Anwendung werden eine Handvoll Kraut auf etwa 1 Liter Wasser gegeben und 5 Minuten abgekocht.

Fertigpräparate aus der Apotheke sollten immer so eingenommen und dosiert werden, wie es in der Packungsbeilage angegeben wird oder wie es der behandelnde Arzt angeordnet hat. Bei der Einnahme sollte stets auf eine ausreichende Flüssigkeitszufuhr geachtet werden.

Wermut Zubereitungen

Wermutkraut wird hauptsächlich für eine innerliche Anwendung bei Verdauungsbeschwerden in Form von Tee zubereitet, aber auch Aufgüsse für Umschläge oder alkoholische Tinkturen mit Wermutkraut.

Tee-Zubereitung mit der Wermutdroge

Für eine Teezubereitung wird 1 Teelöffel (1 Gramm) des getrockneten Wermutkrautes mit etwa 250 ml heißem Wasser übergossen. Der Aufguss sollte etwa 10 Minuten ziehen, dann wird das Kraut durch ein Sieb abgeseiht. Täglich sollten maximal 3 Tassen von dem Tee 30 Minuten vor den Mahlzeiten getrunken werden.

Umschläge und Aufguss mit Wermutkraut

Aufguss für Umschläge und (Fuß-)Bäder: 4 Esslöffel oder eine Handvoll getrocknetes Wermutkraut mit 1 Liter kochenden Wasser übergießen und 5 Minuten köcheln gelassen. Nach dem Abkühlen kann eine Mullbinde mit dem Aufguss getränkt und dann auf die betroffenen Stellen gegeben werden. Über die Mullbinde wird ein trockener Verband gewickelt und 2-3x täglich gewechselt.

Alkoholische Tinktur aus Wermutwurzel

Zur Herstellung einer Tinktur wird verdünnter Weingeist, Korn oder Wodka benötigt. In eine Flasche oder einem Schraubdeckel-Glas werden in einem Verhältnis von 20 Teilen Wermutkraut etwa 100 Teile des Alkohols gegeben und alles etwa 5 bis 10 Tage ziehen gelassen. Anschließend wird die Mischung in eine dunkle Flasche abgeseiht und filtriert. Die alkoholische Tinktur ist bis zu 5 Jahre haltbar. Die Dosis für eine Wermut-Tinktur beträgt 10 bis 30 Tropfen in Wasser ausgelöst und maximal 3x täglich eingenommen.

Wermut Geschichte

Der Gattungsname „Artemisia“ stammt von der Schwester und Gattin des Königs Mausolos, die nach seinem Tod die Regentschaft im Jahre 353 vor Christus übernahm. Artemisia interessierte sich sehr für Botanik und deshalb tragen etwa 200 Pflanzen diesen Gattungsnamen.

In der Antike wurden die heilenden Eigenschaften von Pflanzen aus der Gattung Artemisia bereits in den Schriften des griechischen Arztes Dioskurides erwähnt. Er empfahl die Verwendung von Wermut bei Darmwürmern. Aber auch als Magenmittel und gegen viele andere Krankheiten wurde Wermut in der Antike eingesetzt.

Im Mittelalter erwähnte die heilige Äbtissin Hildegart von Bingen (1098-1179) die Wirkung der Heilpflanze als wichtigstes Heilmittel gegen jede Form der Erschöpfung. Einen Wermut-Wein setzte sie bei Leber- und Nierenbeschwerden zur Behandlung ein. Zudem verwendete sie Wermutkraut außerdem für Räucherungen gegen Hexen und Dämonen.

In den Kräuterbüchern aus dem 16. und 17. Jahrhundert wurde Wermut als Arznei gegen Magenbeschwerden, Verstopfung und auch bei Gallenbeschwerden erwähnt.

Im Kräuterbuch von P. A. Matthioli (1585) wurde Wermut empfohlen, damit größere Mengen Alkohol besser vertragen werden. Ebenso kam Wermut zur Behandlungen gegen Fieber und für die äußerliche Anwendung bei Halsgeschwüre oder Schmerzen der Augen zum Einsatz.

Auch der Pfarrer Sebastian Kneipp (1821-1897) sah in der Heilpflanze ein Mittel bei Verdauungsproblemen und zur Verhütung vor Ansteckungen. Er empfahl Wermut besonders in der Erkältungszeit als Desinfektionsspray für die Wohnräume.

Die bitteren Wermutblätter wurden auch als Küchenkraut besonders bei Geflügelgerichten als Füllung verwendet und sollte fette Mahlzeiten verdaulicher machen. Auszüge aus Wermut sind neben Fenchel, Anis und Melisse zudem wichtige Bestandteile des alkoholischen Getränkes Absinth, dass aufgrund des Thujongehaltes und seiner wahrscheinlich gesundheitsschädlichen Wirkung lange Zeit in vielen europäischen Ländern verboten war. Im Jahr 1998 wurde das Absinth-Verbot in vielen Ländern wieder aufgehoben und Absinth darf wieder hergestellt und im Handel verkauft werden.

Im Haushalt und Garten findet Wermut außerdem Verwendung als Schädlingsbekämpfer. In der Nähe von Obstbäumen angepflanzt hält Wermut die Schädlinge fern.

Wermut in Kombinationen mit anderen Heilpflanzen

Wermut wird häufig mit anderen Bittermitteln kombiniert, die über ähnliche Eigenschaften und einen hohen Bitterstoffgehalt verfügen. Eine Kombination aus solchen Heilpflanzen kann die Wirkung ergänzen oder verstärken. Ähnlich wirkende Heilpflanzen sind zum Beispiel der Gelbe Enzian, Tausendgüldenkraut und Angelikawurzel.

Bei Gallenbeschwerden kann ein Tee aus folgenden Heilpflanzen zum Einsatz kommen: 20 Gramm Andornkraut, 10 Gramm Pfefferminzblätter, 10 Gramm Löwenzahnwurzel und 10 Gramm Wermutkraut. 2 Teelöffel dieser Heilpflanzen-Kombination werden mit kochendem Wasser übergossen, etwa 10 Minuten zugedeckt ziehen gelassen und anschließend abgeseiht.

Bei Gallenleiden hat sich eine weitere Kombination aus Heilpflanzen bewährt: Zu gleichen Anteilen werden Ackerschachtelhalm, Wermutkraut, Birkenblätter, Schafgarbe, Brennnessel, Löwenzahn, Tausendgüldenkraut und Schöllkraut kombiniert. Für die Tee-Zubereitung werden 1 Teelöffel in einer Tasse Wasser aufgekocht und 15 Minuten abgedeckt ziehen gelassen.

Bei Gallensteinen oder Gallengrieß oder Stauungsbeschwerden der Galle mit Schmerzen, kann folgende Tee-Mischung die Galle beruhigen und lindernd wirken: 10 Gramm Wermut werden mit 20 Gramm Odermennig gemischt. 1 Teelöffel dieser Kombination wird mit 250 ml kochendem Wasser übergossen und bereits nach 2 Minuten abgeseiht. Der sehr bitter schmeckende Tee wird möglichst heiß in kleinen Schlucken getrunken.

Für eine blutreinigende Teemischung werden 30 Gramm Brennnessel, 20 Gramm Pfefferminze, 10 Gramm Schafgarbe, 10 Gramm Tausendgüldenkraut, 20 Gramm Wacholderbeeren und 10 Gramm Wermut kombiniert.

Als Magenteemischung bei mangelnder Produktion von Magensaft oder zur Appetitanregung besteht der Tee aus 10 Gramm Enzianwurzel, 10 Gramm Pomeranzenschale, 15 Gramm Tausendgüldenkraut, 15 Gramm Wermutkraut und 10 Gramm Zimtrinde.

Wermut in der Homöopathie

Das homöopathische Mittel Absinthium wird aus den frischen, jungen Blättern und Blüten der Wermutpflanze hergestellt. Es gibt nur eine homöopathische Prüfung zu dem Mittel, daher ist die Datenlage eher gering.

Die Anwendungsbereiche sind Magenbeschwerden, epileptische Anfälle, nervöse oder hysterische Krämpfe. Vor den epileptischen Anfällen geht ein Zittern voraus und während des Anfalls beißen sich Betroffene häufig auf die zitternde Zunge. Die Gesichtszüge sind dabei krampfhaft verzehrt und es tritt Schaum aus dem Mund hervor. Die Anfälle und auch Schwindelattacken treten plötzlich und heftig auf. Personen, die das homöopathische Mittel benötigen sind häufig sehr reizbar. Sie vergessen Dinge, die kurz zuvor geschehen sind, auch kurz zuvor aufgetretene Krampfanfälle.

Absinthium kann ein nützliches Mittel bei nervöser Unruhe, Aufregung oder Schlaflosigkeit bei Kindern sein.
Für Potenzen, Dosierungen und Einnahme homöopathischer Mittel gibt es keine allgemeingültigen Richtlinien. Für eine Selbstbehandlung werden oftmals die Potenzen D6 bis D12 und als Dosierung 3x täglich 5 bis 15 Tropfen empfohlen. Die Einnahme von Potenzen ab D30, LM- oder Q-Potenzen sowie eine chronische Behandlung sollte immer ein Homöopath oder homöopathischer Arzt anordnen. Im Idealfall sollte die Einnahme homöopathischer Arzneien in Abstimmung mit einem Homöopathen oder homöopathischen Arzt erfolgen.

Verschiedene Wermutsorten

In der Pflanzengattung Artemisia gibt es etwa 200 Pflanzenarten. Neben dem hier beschriebenen Echten oder Gemeinen Wermut (Artemisia absinthium) ist der Gemeine Beifuß (Artemisia vulgaris) zu erwähnen, der zwar im Vergleich zu den anderen Arten eher unscheinbar und weniger aromatisch ist, aber in der traditionellen Heilkunde wie Wermut bei ähnlichen Heilindikationen wie Anregung der Saftproduktion in Magen und Darm oder zur Verbesserung des Gallenflusses wie auch zur Erhöhung der Galleproduktion in der Leber angewendet wird. Seine Wirkung ist im Vergleich zum Echten Wermut jedoch etwas milder. Als Gewürz in der Küche spielt der Gemeine Beifuß eine größere Rolle als Wermut, der häufig als zu bitter angesehen wird.

Weitere Pflanzenarten aus der Gattung Artemisia sind der Weiße Wermut (Artemisia lactiflora), Römische Wermut (Artemisia pontica), Estragon (Artemisia dranunculus) und die Eberraute (Artemisia abrotanum).

Tipps zum Anbau von Wermut

Wermut (Artemisia absinthium) ist ein mehrjährig, krautiger Halbstrauch aus der Familie der Korbblütler (Asteraceae). Wermut wird gerne in Stein- oder Gewürzgärten angepflanzt. Im heimischen Garten müssen bei der Anpflanzung einige Regeln eingehalten werden, damit Wermut gut gedeihen kann.

Die Pflanze bevorzugt warme und sonnige Standorte. Ideale Wachstumsbedingungen bieten durchlässige, trockene und leicht kalkhaltige Böden, die am besten sandig oder kiesig und gut belüftet sind.

Artemisia absinthium kann mit Samen oder durch Stecklinge vermehrt werden. Die Aussaat sollte im Frühjahr erfolgen. Die Pflanze ist ein Lichtkeimer, deshalb werden die Samen auch nur auf die Erde gestreut und leicht in den Boden gedrückt. Der Abstand zwischen den Pflanzen sollte etwa 30 Zentimeter betragen. Nach etwa 2 bis 3 Wochen zeigen sich die ersten Keimblätter. Zudem sollte darauf geachtet werden, dass Wermut nicht in unmittelbarer Nähe von anderen Pflanzen angebaut wird, weil Wermut durch die Abgabe von Abwehrsekreten das Gedeihen anderer Pflanzen verhindert. Wermut verträgt sich allerdings mit Nelken oder anderen artverwandten Kräutern wie Eberrauten oder Weinrauten.

Wird die Pflanze über Stecklinge vermehrt, ist ein etwa 10 Zentimeter langer Strauchabschnitt aus dem oberen Bereich von einer bestehenden Pflanze ausreichend. Die Stecklinge werden in die Erde gesteckt und treiben relativ schnell aus.

In den ersten zwei Jahren nach der Anpflanzung bildet sich eine Art Halbrosettenstrauch, der etwa 20 bis 30 Zentimeter in die Höhe wächst. In dieser Zeit ist der Wermut noch frost- und dürreempfindlich. Wermut ist eine relativ anspruchslose Pflanze, die keine Staunässe verträgt und nur wenig Wasser benötigt. In den warmen Sommermonaten und besonders an heißen Tagen oder wenn die Blätter schlapp und kraftlos herunterhängen, sollte die Pflanze etwa alle zwei Tage gegossen werden. Wermut ist bis auf die ersten beiden Jahre eine winterharte Pflanze, die in den frostigen Wintermonaten nur mit Laub abgedeckt werden muss, damit sie etwas vor Frost geschützt wird. Von Blattläusen oder anderen Schädlingen wird die Wermutpflanze nicht befallen, weil die ätherischen Öle sehr stark-aromatisch riechen und damit Schädlinge fernhalten.

Im Haushalt und Garten findet Wermut deshalb auch gerne Verwendung als Schädlingsbekämpfer. In der Nähe von Obstbäumen angepflanzt hält Wermut die Schädlinge fern und auch lästige Insekten im Sommer wie Mücken oder Motten werden durch den Duft vertrieben.

Wermut-Produkte aus der Apotheke

In der Apotheke werden viele Fertigpräparate mit Wermutkraut zur innerlichen und äußerlichen Anwendung angeboten. Im vielfältigen Sortiment enthalten sind Tees, Tropfen, Säfte, Lösungen, Tinkturen, Trockenextrakte in Form von Dragees oder Tabletten.

Hauptsächlich wird Wermut in vielen Fertigarzneimitteln aus der Apotheke zur Anregung der Leber- und Gallenfunktion verwendet, kommt aber auch als Mittel bei Magen- und Darmbeschwerden wie Magenschleimhautentzündungen, Krämpfen, Völlegefühl oder Blähungen zum Einsatz. Die wichtigen Bitterstoffe des Wermuts regen außerdem den Appetit an und fördern die Verdauung.

Wermut-Produkte aus der Apotheke

Wermut-Tee

Wermut-Tee ist ein Arzneitee bei Verdauungsbeschwerden mit leichten Krämpfen im Magen-Darm-Bereich. Die enthaltenen Bitterstoffe und das ätherische Öl in dem Tee regen reflektorisch die Magensaft- und Gallensekretion an. Die Anwendungsgebiete sind Appetitlosigkeit, Verdauungsbeschwerden mit leichten Krämpfen im Magen-Darm-Bereich, Völlegefühl, Blähungen sowie krampfartige funktionelle Störungen im Bereich der Gallenwege.

Wermutsaft

Wermutsaft ist ein naturreiner Heilpflanzensaft aus frischem Wermutkraut. Der Press-Saft aus frischem Artemisia absinthium wird traditionell bei Appetitlosigkeit und bei leichten Magen-Darm-Beschwerden angewendet.

Erwachsene nehmen 2x täglich vor den Mahlzeiten 5 ml Press-Saft unverdünnt oder mit etwas Flüssigkeit, vorzugsweise Trinkwasser, ein. Die Anwendung bei Kindern und Jugendlichen bis 18 Jahren wird aufgrund unzureichender Daten nicht empfohlen.

Wermut-Tropfen

Wermut-Tropfen sind ein traditionelles Arzneimittel und dienen der innerlichen Anwendung zur Linderung von leichten Verdauungsbeschwerden wie Blähungen und Völlegefühl sowie leichten krampfartigen Beschwerden im Magen­Darm-Trakt.

Die Tropfen können außerdem folgende Wirkstoffauszüge verschiedener Heilpflanzen enthalten: Kamillenblüten, Gänsefingerkraut, Süßholzwurzel, Angelikawurzel, Benediktenkraut und Wermutkraut.

Homöopathische Wermut-Tabletten

Wermut-Tabletten sind eine homöopathische Zubereitung, welche bei Erregungszuständen, Krampfleiden und Magenschleimhautentzündung angewendet werden kann. Es ist ein homöopathisches Komplexmittel, dass verschiedene Einzelmittel vereint.

So enthalten die Tabletten etwa Artemisia absinthium D6, Atropa belladonna D8, Chelidonium majus D8, Hyoscyamus niger D8, Lycopodium clavatum D8, Thuja occidentalis D8 und Lachesis mutus D12.

Balsam-Salbe aus Wermut

Die Balsamsalbe aus Wermut kommt zur äußerlichen Anwendung bei Schürf- und Quetschwunden, Hautrissen an den Händen, oberflächlichen Verbrennungs- und Verbrühungswunden kleineren Umfanges, Brandblasen oder Insektenstichen zum Einsatz. Das Balsam enthält neben Wermutkraut viele weitere Inhaltsstoffe unterschiedlicher Heilpflanzen wie Myrrhe, Weihrauch, Klatschmohnblüte, Schafgarbenkraut, Kampfer und viele mehr. Die Salbe wird bis dreimal täglich in dünner Schicht auf die verletzte oder erkrankte Hautstelle auftragen.

Wermut-Bittermittel

Wermut-Bittermittel, das bei Erkrankungen der Verdauungsorgane angewendet wird. Das Elixier regt den Appetit an, lindert Übelkeit und Völlegefühl und fördert die Verdauungstätigkeit. Das Bittermittel kombiniert viele Heilpflanzen-Auszüge wie die Gelbe Enzianwurzel, Wermutkraut, Kalmuswurzelstock, Ingwer und Schwarzen Pfeffer.

Quellen

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  • Josef Hasitschka: Admonter Herbarium : aus alten Kräuterbüchern und Rezepten des Stiftes Admont. Schnell und Steiner, 2001, ISBN 3795414407
  • Michael Freyer: Europäische Heilkräuterkunde : ein Erfahrungsschatz aus Jahrtausenden. Königshausen und Neumann, 1998, ISBN 3826015614
  • Eberhard Teuscher: Biogene Gifte : Biologie – Chemie – Pharmakologie; 60 Tabellen. Fischer, 1994, ISBN 3437307479
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