Weihrauch

Weihrauch

Räucherwerk seit dem Altertum, heidnischer und christlicher Brauch, Medizin für Mensch und Tier: Weihrauch wird nachweislich seit 3500 vor Christus Geburt verwendet und gehört so zu den ältesten Kulturgütern. Das Interesse an dieser Heilpflanze hat in all dieser Zeit keinesfalls nachgelassen. Gerade die medizinischen Eigenschaften rücken – vollkommen zu Recht – wieder mehr in den Vordergrund.

Vom echten und vom falschen Weihrauch

Sein Erscheinungsbild

Sämtliche Arten von Boswellia, so der botanische Namen des Weihrauchs, wachsen in tropischen und subtropischen Gegenden. Hitze und Wassermangel geben deshalb den Bäumen ihr typisches Aussehen. Oft mehr Strauch als Baum, mit dicken, fleischig wirkenden, verzweigten Stämmen und gedrungenen Ästen. Die Wuchshöhe beträgt bis zu 7 Metern. Auffallend sind seine je nach Sorte paarig oder unpaarig gefiederten Blätter, die leicht behaart sind. Die Blattform ist länglich, ganzrandig oder gekerbt gesägt.

Die papierähnliche Borke des Weihrauchs schält sich durch die Witterungseinflüsse immer wieder leicht. Bereits hier tritt das Harz hervor, das so hoch geschätzt ist. Für die gewerbliche Ernte wird die Rinde mit speziellen Messern angeschnitten. Die Blütenrispen geben sich trotz ihrer Länge von bis zu 25 cm eher unauffällig, mit kleinen, sternförmigen Blüten, die zwittrig sind. Die fünf Kronblätter der Blüten variieren in ihrem Farbspiel je nach Gegend und Sorte von grünlichem Weiß zu Weiß, zartem Gelb bis zu einem leichten Rosahauch. Beginn der Blütezeit ist der April, zu Ende des Zyklus werden dreikantige Steinfrüchte gebildet.

Weihrauch leicht erkannt

Der typische Weihrauchgeruch der echten Weihrauchbäume macht sich nur bemerkbar, wenn man die Rinde berührt oder die Blätter zerreibt. Hat man Harztropfen, bei denen nicht mit Sicherheit gesagt werden kann, ob es Olibanum, Weihrauchharz, ist, gibt es nur eine Möglichkeit dies zu überprüfen. Man lässt die Harzperlen auf heißer Holzkohle oder einem heißen Stein vergehen. Wichtig ist dabei das Schmelzen, sie dürfen auf keinen Fall brennen. Entfaltet sich der typische Geruch nicht, dürfte es eine vermutlich in der Herstellung billigere Harzvariante sein. Ein genaues Hinsehen, wo man Olibanum kauft, kann eine Reinfall verhindern.

Vom Geruch her völlig anders verhält sich die gerade in Balkonkästen und Pflanztrögen beliebte Weihrauchpflanze. Hier handelt es sich um Arten von Plectranthus, den Harfensträuchern. Die gehören zu den Lippenblütlern, haben mit echtem Weihrauch nichts zu tun. Ihren Namen Weihrauchpflanze oder je nach Sorte auch Mottenkönig verdanken sie dem ausströmenden Duft, der an verräucherten Weihrauch erinnert. Selbst bei in etwas Entfernung, bei Sonneneinstrahlung und sogar nachts kommt hier der Duft zur Geltung.

Weihrauch in seiner Vielfalt

Von den 25 Boswellia-Arten werden hauptsächlich vier wirtschaftlich genutzt:

  • Boswellia sacra bzw. Boswellia carterii aus Süd-Arabien
  • Boswellia frereana aus Somalia
  • Boswellia papyrifera aus Äthiopien und
  • Boswellia serrate aus Indien

Weihrauchbäume gedeihen an eher unwirtlichen Stellen wie dem felsigen Küstenabschnitt oder auf sandigem Untergrund im Landesinneren. Sie sind an ihren heimischen Standorten anspruchslos, verlangen wenig Nährstoffe und sind dem heißen Klima bestens gewachsen.

Vom „falschen Weihrauch“, dem Plectranthus gibt es ebenfalls verschiedene Arten. Hauptsächlich für den Hausgarten und Balkon zu kaufen gibt es Plectranthus fruticosus, auch als Mottenkönig bekannt, Plectranthus coleoides mit ausgeprägtem Duft nach Weihrauch sowie die dekorativen Sorten P. oertendahlii und P. nummularius.

Echter Weihrauch und seine Inhaltsstoffe

Mit bis zu 9 % schlagen ätherische Öle zu Buche, allen voran Pinen, Dipenten, Phellandren, Terpenalkohole/Olibanol. Beim enthaltenen Harz (60 – 66 %) überwiegt die Boswelliasäure. Ferner enthält Weihrauch Gummi (rund 20 %), Bassorin, Bitterstoffe sowie Schleimstoffe.

Die enthaltenen ätherischen Öle sind Geruchsträger und wirken überdies entspannend und krampflösend. Sie gelten als desinfizierend und antibakteriell. Der Boswelliasäure wird zugerechnet, dass sie die Leukotrienbildung hemmen. Die Leukotrien wiederum sind für allergische und entzündliche Reaktionen im Körper verantwortlich.

Die Wirkung und Hilfe des Weihrauchs für Menschen

Weihrauch in der Phytotherapie und Volksmedizin

Sanftes Schmerzmittel

Sowohl äußerlich in Form von Gels und Salben aufgetragen als auch innerlich wird Weihrauch eine Schmerzen lindernde Wirkung nachgesagt. Als Hauptwirkstoff kommt hier die Boswelliasäure in Frage. Die entzündungshemmende Wirkung des Weihrauchs ist es auch, die bei Darmerkrankungen wie Colitis ulcerosa und Morbus Crohn positiven Einfluss auf den Verlauf dieser Krankheiten mit ihren heftigen Beschwerden haben kann. Experimentell wird Weihrauch bei Tumoren und Krebs eingesetzt, dabei wird ihm neben der schmerzlindernden Wirkung die Fähigkeit zugeschrieben, das Wachstum der bösen Körperzellen zu verlangsamen oder gar zum Stillstand zu bringen.

Ein Mittel gegen Rheuma

Bei Krankheiten des rheumatischen Formenkreises – hierzu zählen chronische Polyarthritis, Morbus Bechterew, Systemische Sklerose, Systemischer Lupus Erythematodes und andere Erkrankungen – wird ebenfalls Weihrauch verabreicht. Insbesondere bei akuten Schüben wird Weihrauchpräparaten eine Reduzierung von Schmerzen und entzündlichen Vorgängen nachgesagt. Werden gleichzeitig Mittel wie Methotrexat (MTX) genommen, sind eine Rücksprache mit dem Arzt und eine strenge Kontrolle durch diesen unerlässlich.

Weihrauch bei Verschleißerscheinungen

Eine alters- oder konstitutionsbedingte Arthrose geht zwar oft mit parallel ablaufenden entzündlichen Vorgängen wie Arthritis oder Rheuma einher, sollte aber nicht mit diesen Krankheiten verwechselt werden. Dennoch ähneln sich die Symptome, starke Schmerzen und eingeschränkte Bewegungsfähigkeit machen den Patienten den Alltag schwer. Wird eine Behandlung mit herkömmlichen Mitteln gegen Gelenks- und Arthrosebeschwerden noch nicht in Betracht gezogen oder vom Kranken abgelehnt, gibt medizinischer Weihrauch Hoffnung. Ähnlich wie Weidenrindenextrakte, Grünlippmuschelextrakte oder Teufelskralle scheint hier die Boswelliasäure positiv auf die abgenutzten Körperteile einzuwirken.

Wenn jede Faser schmerzt

Überaus schmerzhaft und dennoch kaum nachweisbar verläuft die Fibromyalgie. Jeder Muskelansatz, jede Faser im Körper tut weh. Mal mehr, mal weniger. Druckschmerzempfindlichkeit kommt hinzu, Wetterfühligkeit und Müdigkeit machen sich breit. Fibromyalgie beeinträchtigt die Lebensqualität der Erkrankten erheblich. Hier wird die Hoffnung auf Boswellia gesetzt. Die entspannende Wirkung des Weihrauchs soll auf die vegetativen Beschwerden einwirken, die entzündungshemmenden Bestandteile der Boswelliasäure die entsprechenden Vorgänge im Körper zumindest lindern und den Verlauf eines Schubs abschwächen.

Weihrauch und Übelkeit

Hier scheint es vor allem die Dosis zu sein, die die Wirkung macht. Während viele Menschen ungern an die Weihrauchschwaden in der Kirche denken, schätzen andere wiederum die beruhigende und somit die Übelkeit lindernde Wirkung von Boswellia. Womöglich kommt hier die dem Weihrauch nachgesagte psychoaktive Wirkung ebenfalls ins Spiel und lässt so das Empfinden ganz unterschiedlich werden.

Weihrauch – wenn’s juckt und brennt

Sowohl innerlich als Kapseln oder Globuli wie auch äußerlich in Form vom Creme oder Gel wird Weihrauch von Psoriasis- und Dermatitispatienten geschätzt. Einige schwören auf die Juckreiz lindernde Wirkung, während andere wiederum keinen Erfolg verzeichnen. Letztendlich liegt die Besserung von Psoriasis und anderen, teils allergischen Hautreaktionen wohl doch an den anti-entzündlichen Bestandteilen des Weihrauchs. Der umgekehrte Fall, dass Weihrauch hier gegenteilige Reaktionen, nämlich Hautempfindlichkeiten auslöst, wird kaum berichtet.

Zum Schutz der Leber

In der traditionellen chinesischen Medizin wird Weihrauch dem Leberkreis zugeordnet. In der Tat deutet einiges darauf hin, dass Weihrauch in diese Fällen besonders dann seine Wirkung entfaltet, wenn es gilt, die Leber vor den Nebenwirkungen anderer Medikamente zu schützen. Die Ayurvedische Medizin setzt Weihrauch ebenfalls bei Beschwerden der Leber und der Bauchspeicheldrüse ein und sieht einen Meridianbezug zu Herz, Leber und Milz.

Vom Baum in den Mund

Bei all den guten Wirkungen, die Boswellia nachgesagt werden, verwundert es nicht, dass er sogar dem direkten Genuss dient. In den Ursprungsländern wie Somalia wird Weihrauch zum Kaugummi-Ersatz. Seine Bestandteile an Pinen und Dipenten (Limonen) lassen ein Frischgefühl im Mund entstehen. Er hilft folglich ebenfalls gegen Mundgeruch, eine entzündungshemmende Wirkung im Mund-Rachenraum scheint gegeben. Die im Weihrauch festgestellten Schleimstoffe enthalten Einfachzucker und Polysaccharide, das macht ihn wohlschmeckend.

Boswellia zum Rauchen

Nahezu jedes Kraut wird von Menschen geraucht. Nicht immer zum Vorteil, oft sind die gesundheitsgefährdenden Auswirkungen keineswegs geringer als bei Nikotin. Übelkeit, Erbrechen und Atemprobleme können die Folge sein, wenn Weihrauch direkt mit Tabak vermischt wird. Andererseits wird von atembefreiender und beruhigender Wirkung berichtet.

Ritus und Rausch

Zu rituellen Anlässen oder zum Erreichen von völlig losgelösten Zuständen wird Olibanum, das Harz des Weihrauches, ebenfalls geraucht. Oft vermischt mit anderen Halluzinogen (Rauschmitteln) wie Opium, Pilzen, Tollkirsche, Bilsenkraut und Alraunen. Zusammen mit Kreuzkümmel und püriertem Trockenobst wurde Weihrauch von den Radschputen als Aphrodisiakum eingenommen.

Weihrauch als Arznei

Kapseln

Eine verbreitete Darreichungsform von medizinischem Weihrauch sind Kapseln. Geschützt durch die Zellulosehülle, auch koscher und hallal erhältlich, wird der Auszug von Boswellia in verschieden hohen Dosierungen angeboten.

Creme

Gegen Juckreiz, raue Haut, entzündliche und allergische Reaktionen gibt es Weihrauchcreme. Verschiedene Salbengrundlagen, oft zusätzliche Bestandteile wie Urea oder Schwarzkümmelöl, sollen lindernd bei Hautbeschwerden wie Neurodermatitis und Psoriasis wirken.

Balsam

Hier wird mit der traditionellen Bezeichnung Balsam das Wertvolle des Weihrauches hervorgehoben. In der Zusammensetzung und Konsistenz muss sich Balsam nicht zwingend von Salben unterscheiden. Ein genauer Blick auf die Inhaltsangaben hilft dem Verbraucher weiter.

Globuli

Als homöopathisches Mittel ist Olibanum in verschiedenen Potenzierungen erhältlich. Derzeit besteht noch keine Zulassung als Heilmittel, weswegen die Einnahme von Potenzen ab D30 sorgfältig mit Arzt, Apotheker oder einem zugelassenen Heilpraktiker abgesprochen werden sollte. Üblich sind Gaben von D6 bis D12.

Tropfen

Beim Kauf von Weihrauchtropfen empfiehlt es sich, auf zugelassene Arzneimittel zuzugreifen. Nur so kann eine gute Qualität erstanden werden. Hinweise zur Dosierung gibt der Apotheker, alternativ ist die Packungsbeilage zu beachten.

Gel

Viele Patienten, die Weihrauch äußerlich gegen Schmerzen oder Juckreiz anwenden, bevorzugen ein Gel. Die kühlende Wirkung dieser Zubereitung kann die Wirksamkeit von Boswellia unterstützen und wird als sehr angenehm empfunden.

Öl

Weihrauchöl eignet sich je nach Zubereitung für eine äußerliche Anwendung. Daneben ist es beliebter Duftstoff zum Verdampfen, als Fragranz in Kosmetika und Parfümen. Dem Duft wird eine beruhigende Wirkung nachgesagt. Beim Umgang mit konzentriertem Öl ist allerdings Vorsicht geboten, Atemwegsreizungen oder Hautreaktionen könnten bei unvorsichtigem Hantieren die Folge sein. Deshalb ist Weihrauchöl sparsam zu dosieren.

Weihrauch in Kombination mit anderen Heilpflanzen

Myrrhe und Weihrauch

Zusammen mit Myrrhe ist das Boswelliaharz ein beliebter Räucherstoff. Aber auch in Arzneien wird auf die doppelte Wirkung gesetzt. Als nahe Verwandter des Weihrauchs stammt Myrrhe eben aus dem nordafrikanischen und arabischen Raum. Sie wird wie Boswellia der entzündungshemmenden Eigenschaften wegen geschätzt.

Curcuma

Ebenso wie Boswellia wird Curcuma in der ayurvedischen Medizin gegen Entzündungen eingesetzt. Die Wirkstoffe Campher und Sesquiterpene im Curcuma ergänzen die Wirkstoffe des Weihrauchs. Sie sollen gleichwohl schmerzlindernd und beruhigend wirken. Verräucherter Curcumawurzel wird eine stimmungsaufhellende Wirkung zugeschrieben.

Jasmin

Zusammen mit Jasmin ist Olibanum ein beliebter Räucherstoff. Die Blüten von Jasminum Sambac , einem Ölbaumgewächs, werden zur Ernte längst nicht mehr von wild wachsenden Pflanzen gewonnen, sondern auf Plantagen angebaut.

Studien zur Wirksamkeit des Echten Weihrauchs

Wie bei vielen pflanzlichen Heilmitteln ist die Wirksamkeit nicht immer klinisch nachgewiesen. Richtungsweisend für die Wiederentdeckung und Wertschätzung der medizinisch einsetzbaren Boswellia-Arten war Dr. med. Hermann Philipp Theodor Ammon. An der Universität Tübingen wurden deshalb zahlreiche Studien durchgeführt. Prof. Dr. Ammon war ebenfalls wissenschaftlicher Gutachter in Fragen der Phytomedizin.

Die Firma Ayurmedica startete 1984 die Zusammenarbeit mit der Firma Gufic aus Indien. In Deutschland wurden in diesem Rahmen klinische Studien zur Wirksamkeit von Weihrauch bei rheumatoider Arthritis (Studie unveröffentlicht) und bei CED – chronisch entzündliche Darmerkrankungen (Studie veröffentlicht) gestartet. Beide Studien führen zu positiven Ergebnissen, jedoch blieb eine Zulassung verwehrt.

Verschiedene Pilotstudien, unter anderem an den Universitäten Heidelberg/Mannheim, Gießen und dem Klinikum Rechts der Isar in München kamen ebenfalls zu positiven Ergebnissen. Oftmals aber waren die formellen Anforderungen an die Zulassungsbestimmungen nicht vollends erfüllt, so dass sie nicht anerkannt wurden.

In-Vitro-Versuche und Versuche an Tieren bestätigen ebenfalls die gesundheitsfördernde Wirkung bei Krebs, bei entzündlichen Darmerkrankungen, bei Erkrankungen des rheumatoiden Formenkreises, Asthma und Allergien.

Nebenwirkungen und Hinweise für Risikogruppen

Nebenwirkungen von unsachgemäßem oder überdosierten Gebrauch treten bei Kapseln kaum auf. Bei empfindlichen Personen könnte eine versehentlich zu hoch dosierte Menge eingenommener Weihrauchpräparate zu Beschwerden des Magen-Darm-Traktes führen. Bei äußerlicher Anwendung sind Hautreaktionen zwar selten, jedoch nicht ausgeschlossen. Oft ist dies aber nicht auf den Boswellia-Auszug im Präparat zurückzuführen, sondern auf einen der weiteren Bestandteile. Raucht oder räuchert man Olibanum sind Atembeschwerden möglich.

Gibt es Allergien gegen Weihrauch?

Allergien gegen Weihrauch werden äußerst selten beobachtet. Wie bei allen pflanzlichen Medikamenten sind jedoch Allergiker eher gefährdet, beim Gebrauch von Boswellia Reaktionen zu zeigen. Treten Hautreizungen, Ausschläge, Atembeschwerden oder sonstige Auffälligkeiten nach der Einnahme oder anderweitigem Gebrauch von Weihrauch auf, ist angeraten so rasch wie möglich einen Arzt aufzusuchen.

Was beachten in (Früh-)Schwangerschaft?

Bislang sind keine Nebenwirkungen bekannt. Dennoch sollte, vor allem im Frühstadium einer Schwangerschaft, Weihrauch nur nach gründlicher Abklärung und in Absprache mit dem behandelnden Gynäkologen angewendet werden.

Was beachten in der Stillzeit?

Auf Nebenwirkungen in der Stillzeit liegen ebenfalls keine bestätigten Hinweise vor. Auch hier gilt, dass vor allem die orale Einnahme mit dem Arzt abgesprochen werden muss.

Was bei Babys / Säugling beachten?

Grundsätzlich wird hier von der Anwendung von Boswellia abgeraten. Weder sollten Babys und Kleinkinder dem Rauch ausgesetzt werden, noch dürfen ohne ausdrückliche ärztliche Verordnung Präparate gegeben werden. Der Rauch von Boswellia kann, wie jeder andere Rauch, krebserregende Stoffe enthalten. Säuglinge wären hier besonders gefährdet.

Kleinkind

Jede Gabe oder Anwendung von Weihrauch ist mit dem Arzt abzusprechen. Wird Olibanum verräuchert, sollten Kleinkinder diesem Bereich ferngehalten werden. Der Raum ist vor weiterer Benutzung durch Kinder sicherheitshalber gründlich zu lüften.

Wie wirkt Weihrauch bei Tieren?

Die Indikation bei Tieren ist die gleiche wie für Menschen. Besonders wirksam kann die Gabe bei Tieren sein, die altersbedingt unter ersten Tumoren, unter Arthrose und schlechter Haut leiden. Bei allergischen Reaktionen, vor denen Haustiere ebenfalls nicht verschont bleiben, kann Weihrauch Linderung bringen. Hier sollte aber unbedingt eine Absprache mit dem Tierarzt vorausgehen.

Giftigkeit (für Katzen, Hunde, Kaninchen, Pferde, Meerschweinchen)

Echter Weihrauch in seinen Sorten ist für Haustiere unbedenklich. Es sind seit geraumer Zeit spezielle Präparate für Tiere auf dem Markt, auf diese kann bevorzugt zurückgegriffen werden. Generell empfiehlt es sich jedoch, sowohl bei äußerlicher als auch innerlicher Anwendung den Tierarzt hinzuzuziehen. Wechselwirkungen mit anderen Medikamenten können nicht ganz ausgeschlossen werden.

Auch die Weihrauchpflanze Plectranthus ist nicht, wie oft zu lesen, giftig für Haustiere. Sie eignet sich aber keinesfalls als Futter, da in geringem Maße Toxine enthalten sind. Vergiftungsfälle sind jedoch bislang nicht dokumentiert.

Wird Olibanum verräuchert ist zu beachten, dass der Geruchssinn vieler Haustiere weitaus ausgeprägter als bei Menschen ist. Dazu kommen Spuren von Teerstoffen, die auch bei Tieren krebserregend sein können. Tiere sind während des Räuchervorgangs in einem anderen Zimmer gut aufgehoben, nach erfolgter Lüftung dürfen sie wieder in den Raum.

Dosierung von Weihrauch als Heilmittel

Für Tiere rechnet sich die Gabe von Weihrauch dem Gewicht entsprechend der Maßgabe für Menschen herunter. Dies gilt dann, falls nicht ausgesprochen für Tiere hergestellte Zubereitungen angewendet werden. Bei diesen richtet sich die Dosierung nach dem Beipackzettel.

Weihrauch als Heilmittel

Von der Blüte zur Ernte des Harzes

Je nach Gegend beginnt die Blüte des Weihrauchbaumes Ende März bis Mitte April. Das ist der Auftakt für die Gewinnung des Harzes, die Ernteperiode dauert mehrere Monate. Danach erhält der Baum Gelegenheit, sich zu erholen und neue Kräfte für das nächste Jahr zu sammeln. Darauf sind die Produzenten angewiesen, denn im großen Stil lassen sich die Boswellia-Bäume nicht kultivieren.

Mit speziellen Messern wird die Rinde der Bäume vorsichtig angeritzt, bis der milchig weiße Saft zum Vorschein tritt. Diese Ausblutung muss nun langsam an Ort und Stelle trocknen, bis sie zäh und gummiartig wird. Beim ersten Erntevorgang wird nur minderwertiges Harz gewonnen, das einst weggeworfen wurde. Durch die steigende Nachfrage wird nun auch dieses Ernte verarbeitet. Mit jeder weiteren Woche, in der der Baum immer wieder an den gleichen Stellen geritzt wird, wird die Qualität des Harzes besser. Es wird reiner, die Farbe wechselt von einem rötlichen Braun hin zu einem gelben, durchscheinenden Harz. Der Geruch und die Heilwirkung werden von Ernte zu Ernte intensiver.

Je Baum kann trotz aller aufwendigen Prozeduren nur wenig Harz gewonnen werden. Die Ernte ist von Baum zu Baum verschieden und hängt zudem nicht nur von Alter und Größe des Baumes, sondern auch von der Witterung ab. So ergeben sich starke Schwankungen, jährlich lassen sich pro Baum etwa 3 kg bis 10 kg Olibanum gewinnen. Nach einigen Erntenjahren erfolgt eine mehrjährige Ruhepause für den Baum. Der geringe Ertrag und die Tatsache, dass eine Kultivierung der Weihrauchbäume kaum möglich ist, führen zu hohen Preisen für das gewonnene Ha

Dosierung von Weihrauch

Weihrauchcreme wird bei Bedarf ein- bis dreimal dünn auf die betroffenen Stellen aufgetragen. Globuli und Tropfen sind nach Packungsbeilage einzunehmen.

Für Weihrauchkapseln und deren Anwendung bei entzündlichen Krankheiten hat sich in Studien eine Menge von bis zu 4 g täglich bewährt. Deshalb werden Kapseln oft zu 200, 375 oder 400 mg Wirkstoff hergestellt und vertrieben. Diese Dosierung eignet sich vor allem für Patienten mit Morbus Crohn, Colitis ulcerosa, Rheuma und Asthma. In der Anfangsphase – wenn sich eine gute Verträglichkeit herausgestellt hat – sollte die Aufnahmemenge bei den genannten 4 g pro Tag liegen. Nach acht Wochen kann auf die Erhaltungsphase abgestellt und die Menge der Wirkstoffe langsam auf die Hälfte der Initialdosis gesenkt werden.

Klinische Studien an der Universitätsklinik Ulm unter Prof. Dr. Simmet haben gezeigt, dass Boswelliasäuren besser aufgenommen werden, wenn die Kapseln nicht nüchtern, sondern während der Mahlzeiten eingenommen werden. Diesen Vorteil dürfen sich Patienten gerne zu Nutzen machen.

Weihrauch im Haushalt

Weihrauch – Räucherwerk mit Tradition

Ganz von ungefähr kommt die liturgische Anwendung von Weihrauch nicht. Hintergrund mag schon immer gewesen sein, neben dem durchdringenden, beruhigenden Duft sich die desinfizierende Wirkung von Boswellia zu Nutzen zu machen. Schließlich kamen gerade bei Gottesdiensten viele Menschen zusammen, oftmals mit den Keimen verheerender Krankheiten wie Pest und Cholera in sich. Bauern nutzten Weihrauch an Lostagen zum Ausräuchern des Stalles, ebenfalls um Krankheiten und Unheil abzuwenden.

Beide Wirkungen, die stimmungsaufhellende, lösende und die reinigende, werden im Haushalt weiter gepflegt. Auf Räuchersand oder einem erhitzten Stein werden kleine Teile von Olibanum mittels nur noch leicht glimmender Räucherkohle vorsichtig erhitzt. Das Harz soll nur schmelzen, keinesfalls aber selbst Feuer fangen. Das Ergebnis wäre nicht der gewünschte Duft, sondern ein strenger, beißender Geruch. Auch bei der Verwendung als Räucherwerk ist auf gute Qualität zu achten. Ist Weihrauch auf Räucherstäbchen aufgebracht, muss auch die Güte des Holzes stimmen.

Weihrauch gegen Insekten

Gegen lästige, stechende und beißende Insekten wirdl Weihrauch ebenfalls als Hausmittel empfohlen. Allerdings ist hier nicht Boswellia gemeint. Die Eigenschaften werden hier verschiedenen Sorten von Plectranthus,überwiegend einem Strauch aus der Familie der Lippenblütlergewächs zugerechnet. Mehrere Pflanzen auf dem Balkon, am Fensterbrett oder im Garten in Sitzplatznähe sollen dafür sorgen, dass Insekten wie Fliegen, Sechmücken und Motten fernbleiben.

Auf dem Markt ist eine weitere Besonderheit unter den Plectranthus-Arten, P. caninus. Wie schon der Name andeutet,soll sie laut ihrem Züchter auf Hunde wirken. Die, aber auch Katzen, so verspricht der Handel, bleiben den bepflanzten Beeten künftig fern. Ein sicherer Schutz gegen Hunde- und Katzenkot in Beeten ist jedoch die „Verpiss-dich-Pflanze“ nicht.

Weihrauch – Kulturgut aus dem Altertum

Von einer alten, östlichen Legende steht im Madaus-Lehrbuch. Bereits Adam sei es vergönnt gewesen, einen Weihrauchbaum aus dem Paradies mitzunehmen. Vielleicht mag dies nicht so gewesen sein. Nachgewiesen ist jedoch, dass bereits ungefähr 3500 Jahre vor Christi Geburt Weihrauch in Tempeln Verwendung fand. Er diente Weissagungen und dem Vertreiben böser Geister. Darstellungen in einem Tempel zu Theben, die auf etwa 1700 Jahre vor Christi Geburt datiert sind, zeigen, dass Königin Hatschepsut bereits Schiffe nach Arabien aussandte, um die begehrten Weihrauchbäume zu bringen.

Als Kostbarkeit, ein Zeichen von Reichtum, aber auch durch den spirituellen Hintergrund und der Anwendung bei Zeremonien, wurde Weihrauch immer beliebter. In Ägypten wurde Weihrauch zur Mumifizierung verwendet. Kaiser Nero verwendete ihn üppig, und der römische Naturhistoriker Plinius wusste um das Vorkommen der Bäume in Saba. Trotz aller reichen Ernten waren feste Regeln auferlegt, wer wie viel Harz ernten darf. Hippokrates erwähnte Olibanum bereits als Heilmittel. Die Heilkunst des Mittelalters, vor allem die in Klöstern, wusste ebenfalls um die medizinische Wirkung des Weihrauchs.

Die Wiederentdeckung des medizinischen Weihrauchs in Deutschland ist Prof. Dr. Ammon zu verdanken. Ihm gelang der Nachweis, dass Boswelliasäuren den Verlauf von Entzündungen im menschlichen Körper lindern oder zum Stillstand bringen können. Weitere bedeutsame Wissenschaftler, die sich um die Erforschung der Heilkräfte verdient gemacht haben, sind unter anderem Prof. Oliver Werz, tätig an der Universität Jena, Prof. Dr. Simmet vom Universitätsklinikum in Ulm, die Diplom-Biologin Dr. Rebekka Zirben und der Apotheker Manfred Szedzinski.

Weihrauch selber anbauen und pflegen

Der Anbau von Plectranthus, dem falschen Weihrauch, ist einfach. Er gelingt aus Setzlingen. Anspruchsvoller ist die Kultivierung der Boswellia-Arten. Als Steckling oder aus dem Samen wird die neue Pflanze gezogen. Einige Händler führen bereits gut bewurzelte Pflanzen, die etwas einfacher weiter gezogen werden können.

Standort

Entsprechend seinem natürlichen Vorkommen in den Heimatländern Afrikas und Asien liebt es Weihrauch warm und eher trocken. Eine Bedingung, die hierzulande nicht so leicht erfüllt werden kann. Boswellia gedeiht deshalb nur im Warmhaus, in hellen, lichtdurchfluteten Wohnräumen oder als Kübelpflanze. Für einen ganzjährigen Freiluftaufenthalt und folglich ein Auspflanzen im Garten ist sie nicht geeignet. Bedacht werden sollte auch, dass der Weihrauchbaum höher als Wohnräume werden kann.

Pflege

Naturgemäß kommt der Weihrauch mit wenig Nährstoffen aus. In vorgedüngter Garten- oder Balkonpflanzenerde wird er deshalb kaum gedeihen. Er braucht einen durchlässigen Boden, der schnell wieder abtrocknet. Als Substrat geeignet ist deshalb eine Mischung aus Sand, Perlite oder Kies und ungedüngter Erde. Wichtig ist, dass das Pflanzgefäß eine gute Drainage bekommt, Staunässe würde zum Kümmern der Pflanze oder gar Faulen der Wurzeln führen. Vorsicht beim Gießen ist also ebenfalls angesagt. Gelegentliche Düngergaben – am besten eignet sich durch die spezielle Zusammensetzung Kakteendünger – führen dem Baum die notwendigen Nährstoffe zu. Wird ein Schnitt notwendig, ist sorgfältig auf Ausbluten zu achten, vor allem, wenn größere Pflanzenteile entfernt werden sollen.

Wie wird Weihrauch geerntet?

Die großen Mengen an Olibanum wird man von der eigenen Pflanze nicht ernten können, dazu fehlen die Wachstumsbedingungen, die der Baum in seiner Heimat hat. Wenige vorsichtige und kleine Schnitte dürfen jedoch gemacht werden, eine verkürzte Erntesaison des Harzes ist aber Bedingung. Auch zum Hausgebrauch wird das Harz am Baum belassen, bis es eine zähe Konsistenz erreicht hat.

Überwintern

Als wärmeliebendes Gewächs muss der Weihrauchbaum ins Gebäude, wenn die Nachttemperaturen konstant unter 15 Grad fallen. Diese Mindesttemperatur gilt auch für die Überwinterungsräume. Der Raum sollte hell sein, direkte Sonneneinstrahlung – womöglich verstärkt durch Glasflächen – ist aber zu meiden. Besondere Aufmerksamkeit muss in den Wintermonaten dem Gießen geschenkt werden. Stellt der Baum sein Hauptwachstum ein, wäre er durch zu häufige oder große Wassergaben gefährdet.

Quellenangabe

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