Vorhofflimmern

Vorhofflimmern

Kaum ein Betroffener kann beschreiben, wie sich Vorhofflimmern anfühlt. Die meisten bemerken nicht einmal, dass sie an Vorhofflimmern leiden – und genau das ist das Gefährliche daran.

Mit zunehmendem Alter steigt auch das Risiko, an Vorhofflimmern zu erkranken. So gehen Mediziner davon aus, dass ab einem Alter von 40 Jahren circa jeder Vierte davon betroffen ist. Ab einem Alter von 80 Jahren leiden bereits rund 10 % darunter. Bei Kindern hingegen tritt Vorhofflimmern eher selten auf.

Bleibt Vorhofflimmern über lange Zeit unbehandelt, drohen lebensbedrohliche Folgeerkrankungen. Aus diesem Grund möchten wir Sie hier für das Thema Vorhofflimmern, dessen Ursachen und Symptome sensibilisieren und Ihnen einen Leitfaden an die Hand geben, was Sie gegen diese Art Herzrhythmusstörung tun können.

Was ist Vorhofflimmern?

Sie fragen sich, ob Vorhofflimmern gefährlich ist. Bevor wir die Frage beantworten, schauen wir doch zunächst einmal etwas genauer darauf, was Vorhofflimmern eigentlich ist:

Normalerweise löst der Sinusknoten im rechten Vorhof mit einem regelmäßigen elektrischen Impuls den normalen, gleichmäßigen Herzschlag aus.

Die Impulse des Sinusknotens werden im anschließenden Vorhof-Kammer-Knoten, dem Atrioventrikularknoten (AV-Knoten) gebündelt und von dort über das sogenannte Erregungsleitsystem in beide Herzkammern weitergeleitet.

Dies sorgt bei einem gesunden Herz für eine regelmäßige Kontraktion des Herzmuskels und somit für einen gleichmäßigen Puls, der ungefähr bei etwa 70 bis 90 Schlägen pro Minute (im Ruhezustand) liegt.

Beim Vorhofflimmern sorgen elektrische Störfelder in den Vorhöfen dafür, dass der Sinusknoten keine regelmäßigen Impulse mehr an den AV-Knoten senden kann. Das Erregungsleitsystem ist gestört und es entstehen viele kleine Kontraktionen. Das Herz flimmert sozusagen, daher auch der Name Vorhofflimmern. In Folge dessen kann der AV-Knoten keine regelmäßigen Kontraktionen des Herzmuskels mehr auslösen und das Herz gerät aus dem Takt.

Doch zurück zu der Frage: Ist Vorhofflimmern gefährlich? Ja, diese Form von Herzrhythmusstörungen kann schwerwiegende gesundheitliche Folgen nach sich ziehen.

Beim Vorhofflimmern staut sich das Blut in den Vorhöfen. Dadurch können sich dort Blutgerinnsel bilden. Passiert es nunmehr, dass sich ein solches Blutgerinnsel löst und gelangt dieses Gerinnsel dann über den normalen Blutfluss beispielsweise ins Gehirn, so kann es dort ein Gefäß verschließen und schlimmstenfalls einen Schlaganfall auslösen

Absolute Arrhythmie

Die absolute Arrhythmie, landläufig auch unter der Bezeichnung Vorhofflimmern bekannt, wird in drei unterschiedliche Arten unterteilt:

  • paroxysmales (anfallartiges) Vorhofflimmern,
  • persistierendes (anhaltendes) Vorhofflimmern und
  • permanentes (chronisches) Vorhofflimmern

Entscheidend für die Unterteilung ist die Art des Flimmerns und vor allem wie lange es andauert. Dabei kann das Vorhofflimmern als einmaliges Ereignis beispielsweise nach einer Operation spontan auftreten und von selbst wieder verschwinden.

Es kann aber auch sein, dass das Vorhofflimmern als eigenständige Krankheit auftritt, dann zumeist dauerhaft anhält und in der Regel ohne entsprechende Therapie nicht wieder zu beheben ist.

Paroxysmales Vorhofflimmern

Beim paroxysmalen, genannt auch intermittierendes Vorhofflimmern handelt es sich um plötzlich auftretende, anfallartige Herzrhythmusstörungen. Es kann sich in Form von unregelmäßigem Herzstolpern (LINK) oder als Herzrasen bemerkbar machen und tritt überraschend auf. Bisweilen rast der Puls bei Vorhofflimmern auch in Ruhephasen, beziehungsweise nachts. Mit einem solchen unregelmäßigen Herzschlag können folgende weitere Symptome einhergehen:

  • Atemnot
  • innerliches Unruhegefühl
  • Schwitzen
  • Druck und Enge in der Brust
  • Schwindel

In der Regel normalisiert sich der Herzschlag bei paroxysmalem Vorhofflimmern innerhalb von maximal 48 Stunden wieder von selbst. Es tritt in Anfällen auf, gern auch mehrmals über mehrere Tage verteilt. In der Regel halten derartige Beschwerden aber nicht länger als eine Woche an.

Bisweilen können Patienten auch typische Auslöser für paroxysmales Vorhofflimmern beschreiben. Dazu gehören unter anderem:

  • Stress
  • reichhaltige Mahlzeiten
  • übertriebener Alkoholgenuss
  • Sport und andere körperlich anstrengende Aktivitäten

Persistierendes Vorhofflimmern

Bei persistierendem, anhaltendem Vorhofflimmern handelt es sich ebenfalls um ein anfallartiges Vorhofflimmern, das allerdings – im Unterschied zum paroxysmalen Vorhofflimmern – länger als 48 Stunden anhält.

Zudem treten die Beschwerden meist über einen längeren Zeitraum als eine Woche und wiederkehrend auf. Dabei springt das Herz zwischen den einzelnen Anfällen nicht wieder in seinen normalen Rhythmus zurück und es ist davon auszugehen, dass diese Form von Herzrhythmusstörung nicht wieder von allein verschwindet.

Daher ist bei persistierendem Vorhofflimmern auch eine medikamentöse Behandlung angeraten oder der Versuch, den normalen Herzrhythmus mit Hilfe einer Elektrokardioversion wiederherzustellen. Details zu dieser Behandlungsmethode erläutern wir Ihnen etwas weiter unten im Text. Ohne Behandlung besteht bei persistierendem Vorhofflimmern die Gefahr, dass sich daraus ein permanentes Vorhofflimmern entwickelt.

Permanentes Vorhofflimmern

Da es sich bei Vorhofflimmern um ein fortschreitendes Krankheitsbild handelt, sollten Sie frühzeitig aktiv werden, denn sobald die Flimmerepisoden länger andauern, immer wiederkehren und nicht mehr von allein abklingen, spricht der Mediziner von permanentem Vorhofflimmern.

In diesem Fall kann die Herzrhythmusstörung nicht mehr beendet werden. Medikamente oder eine Elektrokardioversion allein greifen nicht mehr. Hier zieht der Mediziner dann möglicherweise die Durchführung einer Ablation (Gewebeverödung im linken Vorhof) in Betracht. Auf dieses Verfahren gehen wir ebenfalls weiter unten im Text noch etwas genauer ein.

Wie entsteht Vorhofflimmern?

Wie oben bereits beschrieben ist für das Entstehen von Vorhofflimmern eine Störung im Erregungsleitsystem verantwortlich. Der Sinusknoten sendet keine oder nur noch unregelmäßige Impulse aus und das Herz beginnt zu flimmern.

Auf folgende Ursachen beziehungsweise Vorerkrankungen ist die Störung im Erregungsleitsystem des Herzens (Vorhofflimmern) unter anderem zurückzuführen:

  • auf einen Herzklappenfehler, wie beispielsweise eine sogenannte Mitralklappenverengung. Hier wird in der Medizin von valvulärem Vorhofflimmern gesprochen.

Weitere Ursachen für nichtvalvuläres Vorhofflimmern, also eine Herzrhythmusstörung, die nicht von der Mitralklappe ausgeht, sind unter anderem:

  • Bluthochdruck oder die sogenannte arterielle Hypertonie
  • Herzschwäche (Herzinsuffizienz)
  • Herzmuskelerkrankungen, wie beispielsweise eine Herzmuskelentzündung
  • Herzinfarkt
  • eine koronare Herzerkrankung (Verengungen der Herzkranzgefäße)
  • Schilddrüsenüberfunktion (Hyperthyreose)

Vorhofflimmern kann allerdings auch ohne eine zugrundeliegende Vorerkrankung plötzlich entstehen und ist dann zumeist eine vorübergehende Folgeerscheinung von beispielsweise Stress oder übermäßigem Alkoholgenuss.

Vorhofflimmern durch Sport

Laut einer jüngst veröffentlichten schwedischen Studie kann Ausdauersport vor allem bei Männern das Risiko für Vorhofflimmern tatsächlich erhöhen. Untersucht wurden knapp 45.000 Männer im Alter zwischen 45 und 79 Jahren. Die Studie zeigte, dass vor allem besonders aktive Menschen, wie beispielsweise Triathleten, die mehr als fünfmal pro Woche trainierten, ein erhöhtes Risiko besitzen, an Vorhofflimmern zu erkranken.

Wie erkennt man bei Vorhofflimmern die Symptome?

Nachdem Sie nun einiges über Ursachen und Entstehung von Vorhofflimmern erfahren haben, möchten wir Ihnen im Folgenden noch verschiedene Anzeichen und Symptome von Vorhofflimmern erläutern.

Betroffene berichten unter anderem von folgenden Symptomen:

  • Herzstolpern
  • Herzrasen
  • unregelmäßiger Puls
  • Schwindel
  • Schwitzen
  • Atemnot
  • Leistungsabfall
  • Schwäche
  • Enge in der Brust
  • Brustschmerzen

Sollten Sie diese Symptome bei sich feststellen und sich nicht sicher sein, worin deren Ursache liegt, empfehlen wir, einen Arzt aufzusuchen. Warten Sie damit nicht zu lange, denn sollte es sich wirklich um Vorhofflimmern handeln, können die Folgen lebensbedrohlich sein.

Vorhofflimmern erkennen mittels EKG

Ihr Arzt wird bei Verdacht auf Vorhofflimmern zu sicheren Abklärung der Diagnose ein EKG bei Ihnen aufzeichnen. Mittels EKG (Elektrokardiogramm) kann der Mediziner die elektrische Entladung des Herzens, den Herzschlag, sichtbar machen und entsprechend interpretieren. Hierbei wird die durch den Sinusimpuls ausgelöste Veränderung der elektrischen Spannung an der Hautoberfläche gemessen. Diese stellt das EKG-Gerät dann als Kurve mit den regelmäßig wiederkehrenden drei Zacken dar.

Die Zacken zeigen zunächst die Bildung, dann die Weiterleitung und drittens die Rückbildung der Erregung des Herzmuskels. Sie stellen also Ihren Herzrhythmus graphisch dar.

wFehler in der Darstellung, wie beispielsweise eine unregelmäßige Kurvenbildung, das Fehlen einer Zacke, die schwache Ausbildung einer der drei Zacken oder mehrere Zacken, die häufig hintereinander auftreten, deuten auf eine Herzrhythmusstörung hin. An Form und Verlauf dieser Kurven kann der Arzt erkennen, um welche Art von Herzrhythmusstörung es sich dabei handelt.

Das Problem bei Vorhofflimmern ist allerdings, dass Ihr Herz möglicherweise just im Moment der EKG-Aufzeichnung nicht flimmert. Dann kann es sein, dass der Arzt zur genauen Abklärung Ihrer Symptome ein 24-Stunden-EKG anordnet.

Symptome eines Vorhofflimmerns am Puls erkennen

Da Vorhofflimmern von den Betroffenen oft nicht erkannt wird, kann es infolgedessen zu einem Schlaganfall kommen. Etwa 30.000 Schlaganfälle in Deutschland sind auf unerkanntes und damit unbehandeltes Vorhofflimmern zurückzuführen. Um dies zu vermeiden, sollten Sie frühzeitig damit beginnen, Ihren Puls regelmäßig zu messen. Inzwischen gibt es hierfür zahlreiche Geräte, die Ihnen die Pulsmessung auch zuhause ganz einfach ermöglichen.

Um bei der Pulsmessung allerdings auch eine absolute Arrhythmie erkennen zu können, sollten Sie beim Kauf eines Blutdruckmessgeräts darauf achten, dass es diese Zusatzfunktion auch besitzt. Nicht alle Blutdruckmessgeräte sind mit einer Funktion für die Vorhofflimmernerkennung ausgestattet.

Sie können Ihren Puls aber auch von Hand messen. Welche Dinge Sie dabei beachten sollten, erläutern wir Ihnen folgend:

  • Verhalten sie sich für einige Minuten ruhig, am besten setzen Sie sich hin.
  • Legen Sie Zeige- und Mittelfinger auf die Unterarmarterie, die sich an der Innenseite des Handgelenks befindet.
  • Zählen Sie nun die Pulsschläge, die Sie ertasten können, über einen Zeitraum von 30 Sekunden.
  • Multiplizieren Sie dieses Wert mit zwei – das Ergebnis entspricht dann Ihrer Pulsfrequenz pro Minute.

Egal für welche Messmethode Sie sich entscheiden, wichtig ist immer: Sobald Ihr Puls unregelmäßig ist oder in der Ruhe bei über 100 Schlägen pro Minute liegt, sollten Sie zur Abklärung der Ursachen unbedingt einen Arzt aufsuchen.

Wichtiger Hinweis: Es gibt auch Formen von Vorhofflimmern, bei denen die Pulsfrequenz unter 100 Schlägen pro Minute liegt. In diesem Fall kann nur ein Blutdruckmessgerät mit zusätzlicher Arrhythmiefunktion wirklich aussagekräftige Ergebnisse liefern. Die Pulsmessung von Hand hilft an dieser Stelle nicht weiter.

Der Mediziner unterscheidet:

tachykardes Vorhofflimmern Die Pulsfrequenz liegt über 100 Schlägen pro Minute.
normokardes Vorhofflimmern Die Pulsfrequenz liegt zwischen 60 und 100 Schlägen pro Minute.
bradykardes Vorhofflimmern Die Pulsfrequenz liegt unter 60 Schlägen pro Minute.

Vorhofflimmern: Behandlung

Vorhofflimmern sollte, sobald es über einen längeren Zeitraum und wiederkehrend auftritt, auf jeden Fall behandelt werden. Unbehandelt droht, wie bereits mehrfach erwähnt, ein Schlaganfall. Dabei gibt es ja nach Patient und Schwere der Erkrankung verschiedene Behandlungsmöglichkeiten, die wir Ihnen im Folgenden kurz vorstellen.

Ablation bei Vorhofflimmern

Die sogenannte Ablation (Verödung des Herzmuskelgewebes) wird auf zwei unterschiedliche Arten durchgeführt. Zur Auswahl steht die chirurgische Ablation und die Katheterablation.

Klären wir zunächst den Begriff Ablation. Bei einer Ablation wird das Herzmuskelgewebe der Vorhöfe verödet. Auf diese Weise soll verhindert werden, dass sich dort Thromben (Blutgerinnsel) entwickeln, die sich möglicherweise lösen, über den normalen Blutfluss ins Gehirn gelangen und dort einen Schlaganfall auslösen können.

Die chirurgische Ablation

Die chirurgische Ablation basiert auf einer speziellen Schnitt- und Nahttechnik, der sogenannten Maze-Operation (Maze engl. für Dickicht). Hierbei wurden in den Vorhöfen bestimmte Schnitte gesetzt, die zu Vernarbungen führen, durch die letztlich wieder ein normaler Sinusrhythmus erzeugt werden sollte. Dieser doch recht umfangreiche chirurgische Eingriff kommt heutzutage nur noch selten zum Einsatz und in der Regel nur dann, wenn aus anderen Gründen eine Herzoperation nötig ist.

Alternativ hierzu wird die chirurgische Ablation heutzutage hauptsächlich minimalinvasiv oder endoskopisch und nur noch im linken Vorhof durchgeführt. Damit kommt die chirurgische Ablation auch wieder für Patienten in Frage, die ausschließlich wegen Vorhofflimmern in Behandlung sind. Zudem werden keine Schnitte mehr in den Vorhöfen gesetzt. Stattdessen wird das Vorhofgewebe entweder durch Hitze oder alternativ auch durch Kälte an bestimmten Stellen verödet.

Eine weitere, den menschlichen Körper schonende Methode ist die endoskopisch durchgeführte Ablation. Bei dieser Methode wird in den Brustkorb eine schmale Sonde eingeführt, an deren Spitze sich eine Videokamera befindet, mit deren Hilfe sich der Arzt im Körper des Patienten orientieren kann.

Die chirurgische Ablation ist im Zusammenhang mit der Behandlung von Vorhofflimmern allerdings in der Regel nicht die erste Behandlungsoption. Eine viel bedeutendere Rolle spielt hierbei die Therapie mithilfe bestimmter Medikamente. Darauf gehen wir später noch einmal genauer ein.

Die Katheterablation

Wenden wir uns nun zunächst einer weiteren Ablationsmethode zu: der Katheterablation. Bei dieser schonenden Therapiemethode wird das Herzgewebe, dass falsche Signale aussendet, über einen Spezialkatheter, der durch Hochfrequenzstrom erzeugte Wärme aussendet, gezielt verödet und damit ausgeschaltet.

Der Katheter wird dabei meist über die Leistenvene in den linken Vorhof eingeführt. Eine Vollnarkose ist für diesen Eingriff nicht nötig. Der Patient muss nach dem Eingriff allerdings für circa 12 Stunden absolute Bettruhe einhalten, damit es an der Stelle, an der der Katheter in den Körper eingeführt wurde, zu keinen Blutungen kommt.

Alternativ zu Katheterablation mit Wärme kann zur Beendigung von Vorhofflimmern auch die Kryoablation (kalte Katheterablation) durchgeführt werden. Der Ablauf der Behandlung ist derselbe. Hier kommt bei der Verödung allerdings keine Wärme zum Einsatz, sondern Kälte.

Die Katheterablation zählt grundsätzlich zu den minimalinvasiven und schonenden Behandlungsmethoden. Dennoch bestehen auch hier gewisse Risiken.

Welche Risiken gibt es bei der Katheterablation?

  • Erhöhtes Schlaganfallrisiko durch die Bildung von Gerinnseln am Katheter und
  • Fistelbildung, Verengung oder Verschluss der Lungenvenen.

Sollten bei Ihnen nach der Katheterablation Symptome wie Hustenreiz oder Atemnot bei Belastung auftreten, empfehlen wir Ihnen dringend, einen Arzt aufzusuchen, um Komplikationen ausschließen oder wenigstens schnell erkennen zu können.

Elektrische Kardioversion

Eine weitere Behandlungsmethode bei Vorhofflimmern ist die elektrische Kardioversion. Dabei wird versucht, das Herz mittels kleiner elektrischer Stöße wieder zu einer gleichmäßigen Aktivität des Sinusknotens und somit zu einem regelmäßigen Herzschlag zurückzuführen.

Die Stöße sind deutlich geringer als diejenigen, die beispielsweise von einem Defibrillator abgegeben werden. Der Patient ist während der Behandlung an ein EKG angeschlossen und steht somit unter ständiger medizinischer Kontrolle.

Die elektrische Kardioversion ist eine nichtinvasive Therapiemöglichkeit. Hierbei ist also keine Operation notwendig. Der Patient wird nur in eine kurze Narkose gelegt, so dass die Behandlung für ihn in der Regel absolut schmerzfrei abläuft.

Allerdings besteht bei der elektrischen Kardioversion ein erhöhtes Embolierisiko. Daher sollten Sie vor einem solchen Eingriff die Notwendigkeit dieses Eingriffes ausführlich mit Ihrem behandelnden Arzt besprechen.

Vorhofflimmern durch Medikamente behandeln

Bei der Behandlung von Vorhofflimmern steht auch eine Vielzahl an Medikamenten zur Auswahl. Daher haben wir für Sie in der nachfolgenden Tabelle die am häufigsten verwendeten Medikamente gegen Vorhofflimmern übersichtlich zusammengefasst:

Betablocker Tritt das Vorhofflimmern ausschließlich in kurzen Episoden auf, dann kann eine Therapie mit Betablockern, wie zum Beispiel Bisoprolol, dafür sorgen, dass der Patient weitgehend frei von Beschwerden bleibt.
Antiarrhythmika Sollte allerdings keine dauerhafte Unterdrückung Ihres Vorhofflimmerns mit Hilfe von Betablockern gelingen, dann ist häufig der Einsatz von Antiarrhythmika angeraten. Durch diese Therapieform kann es gelingen, das Herz wieder in den normalen Sinusrhythmus zu bringen. Vorsicht ist allerdings dann angeraten, wenn nicht klar ist, unter welcher Art Vorhofflimmern der Betroffene leidet, da es in diesem Fall sein kann, dass sich im Vorhof bereits Blutgerinnsel gebildet haben. Zudem weisen Antiarrhythmika häufig starke Nebenwirkungen auf und sollten deshalb nicht bei einer bereits bestehenden koronaren Herzerkrankung eingesetzt werden.
Gerinnungshemmer Weitere mögliche Medikamente gegen Vorhofflimmern sind Gerinnungshemmer. Zu ihnen zählen die sogenannten Kalziumantagonisten wie Phenprocoumon, auch bekannt unter dem Handelsnamen Marcumar, oder Heparine, wie zum Beispiel Clexane und Monoembolex, oder die sogenannten Thrombozytenfunktionshemmer, wie Acetylsalicylsäure (Aspirin) und Clopidogrel (Iscover, Plavix).

Der Einsatz von Gerinnungshemmern, unter Medizinern auch Antikoagulation genannt, kann das Schlaganfallrisiko infolge von Vorhofflimmern deutlich reduzieren. Allerdings können auch Nebenwirkungen auftreten. Vor allem bei einer versehentlichen Überdosierung steigt die Gefahr einer Hirnblutung.

Wann ist ein Herzschrittmacher bei Vorhofflimmern notwendig?

In der Regel ist Vorhofflimmern mit Phasen eines sehr schnellen Herzschlags (Tachykardie) verbunden. Um dies zu verhindern, da das Herz sehr belastet wird, werden unter anderem Antiarrhythmika eingesetzt.

Diese können allerdings wiederum dazu führen, dass der Herzschlag nun zu langsam ist (Bradykardie). Treten diese schnellen und langsamen Phasen im Wechsel hintereinander sehr häufig auf, dann spricht man vom sogenannten Bradykardie-Tachykardie-Syndrom. In diesem Fall kann es sinnvoll sein, einen Herzschrittmacher einzusetzen, um den Sinusrhythmus gleichmäßig zu halten und damit das Herz langfristig zu entlasten.

Welche Lebenserwartung haben Menschen mit Vorhofflimmern?

Liegt neben einer Herzrhythmusstörung wie dem Vorhofflimmern eine weitere Herzerkrankung vor, dann ist im Vergleich zu einem herzgesunden Menschen von einer geringeren Lebenserwartung auszugehen.

Die Lebenserwartung speziell bei Vorhofflimmern ist vom Therapieerfolg und von der Schwere der Erkrankung abhängig, also ob der Patient an einem anfallartigen, anhaltenden oder permanenten Vorhofflimmern leidet.

Da wir heutzutage aber medizinisch weit fortgeschritten sind, ist die Lebenserwartung mit Vorhofflimmern deutlich höher einzuschätzen, als beispielsweise noch vor 30 oder 40 Jahren.

Leben mit Vorhofflimmern: Das gilt es zu beachten

Wichtig bei der Diagnose Vorhofflimmern ist vor allem eine individuell auf Sie und Ihre Symptome abgestimmte Therapie. Achten Sie darüber hinaus auf einen gesunden Lebensstil:

  • Ernähren Sie sich ausgewogen.
  • Treiben Sie nur mäßig Sport, hier insbesondere Schwimmen, Walking oder Fahrradfahren ‒ Sportarten, die den Körper schonen können.
  • Trinken Sie wenig Alkohol.
  • Rauchen Sie nicht.

Damit können Sie Ihre Lebenserwartung trotz Herzrhythmusstörung günstig beeinflussen. Achten Sie dabei sehr genau auf die Signale Ihres Körpers. Sollten Sie sich körperlich schlecht fühlen, gehen Sie sofort zum Arzt.

Nehmen Sie Ihre Medikamente immer genau nach Vorgabe des behandelnden Arztes ein und vergessen Sie keinen Kontrollbesuch bei Ihrem Kardiologen.

Muss bei Vorhofflimmern eine spezielle Ernährung eingehalten werden?

Wie bereits erwähnt, sollten Sie bei Vorhofflimmern, wie ein gesunder Mensch auch, auf eine ausgewogene, möglichst fettarme Ernährung achten.

Geben Sie Gemüse den Vorzug, essen Sie wenig Fleisch und trinken sie wenig, am besten gar keinen Alkohol. Verzichten Sie auf Fertigprodukte und meiden Sie tierische Fette. Greifen Sie besser zu Omega-3-Fettsäure-haltigen Raps- und Olivenölen. Zudem empfiehlt die deutsche Schlaganfallhilfe bei Vorhofflimmern eine kaliumreiche Ernährung.

In den nachfolgenden Obst- und Gemüsesorten ist viel Kalium enthalten:

  • Auberginen
  • Blumenkohl
  • Brokkoli
  • Erbsen
  • Karotten
  • Kohlrabi
  • Kohlrüben
  • Kürbis
  • Mais
  • Rettich
  • Rosenkohl
  • Sellerie
  • roter Paprika
  • Rotkohl
  • Tomaten
  • Wirsing
  • Aprikosen
  • Bananen
  • Himbeeren
  • Honigmelone
  • Johannisbeeren
  • Kiwi
  • Quitten
  • Rhabarber

Auf diese Dinge sollten Sie bei diagnostiziertem Vorhofflimmern verzichten

Sollte allerdings Ihr Vorhofflimmern medikamentös mittels Antikoagulation behandelt werden, dann kann der Genuss von kaliumreichen Obst- und Gemüsesorten (Vitamin-K-Antagonisten) wiederum kontraproduktiv sein. Fragen Sie in diesem Fall Ihren Arzt, welche Lebensmittel Sie unbedenklich essen können und welche Sie besser von Ihrem Speiseplan streichen sollten.

Auch auf folgende Dinge sollten Sie bei der Diagnose Vorhofflimmern besser verzichten:

  • Leistungssport
  • Rauchen
  • Übermäßiger Alkoholgenuss

Vorhofflimmern Prävention: So können Sie einer Erkrankung vorbeugen

Vorhofflimmern an sich kann kaum vorgebeugt werden. Da aber bestimmte Vorerkrankungen, wie beispielsweise Bluthochdruck, die Entstehung von Vorhofflimmer begünstigen, kann zumindest ein gesunder Lebensstil Schlimmeres verhindern. Zu den besten Präventionsmaßnahmen gegen Vorhofflimmern gehören:

  • Gesunde Ernährung (siehe oben)
  • Mäßiger Alkoholgenuss
  • Sport in Maßen zur Stärkung des Herz-Kreislauf-Systems – achten Sie darauf, den Puls nicht zu hoch zu treiben
  • Ausreichend Schlaf
  • Wenig Stress

Was ist zu tun, wenn das Vorhofflimmern nach einer Ablation schlimmer geworden ist?

Es kann vorkommen, dass sich das Vorhofflimmern nach einer Ablation (Verödung des Herzmuskelgewebes) wieder verschlechtert. Grundsätzlich ist dies nichts Ungewöhnliches und kann sich nach einiger Zeit von selbst wieder beruhigen. Um ganz sicher zu gehen, konsultieren Sie einen Arzt. Nur er kann mittels Langzeit-EKG feststellen, ob Ihr Herz trotz Ablation weiterhin flimmert und eine medikamentöse Behandlung nötig ist.

Darf bei diagnostiziertem Vorhofflimmern Alkohol konsumiert werden?

Grundsätzlich wird bei diagnostiziertem Vorhofflimmern von Alkoholgenuss abgeraten. Gegen zwischendurch mal ein Gläschen hat aber mit Sicherheit auch Ihr Kardiologe nichts einzuwenden. Allerdings ist hier auch wieder die Schwere der Erkrankung zu berücksichtigen.

Sollten Sie zur Schlaganfallprophylaxe Gerinnungshemmer einnehmen, dann sollten Sie grundsätzlich auf den Genuss von Alkohol verzichten. Alkohol schränkt die Wirkung gerinnungshemmender Medikamente ein und würde das Risiko für einen Schlaganfall massiv erhöhen.

Welche Leitlinien gibt es zum Vorhofflimmern?

Die Europäische Gesellschaft für Kardiologie (ESC) hat gemeinsam mit den europäischen Fachgesellschaften für Herzrhythmus, Schlaganfall und Herzchirurgie sogenannte Leitlinien für die Diagnose und Therapie von Vorhofflimmern formuliert.

Diese Leitlinien besagen zusammengefasst, dass die Versorgung eines Patienten mit Vorhofflimmern angesichts der Vielseitigkeit der Erkrankung stets von einem sogenannten Herzteam, bestehend aus Kardiologen, Elektrophysiologen, Neurologen und Herzchirurgen, versorgt werden sollte.

Dieser Teamgedanke erstreckt sich laut der Leitlinien für Vorhofflimmern auch auf den Patienten. Das bedeutet, dass der individuelle Wunsch des Patienten bei der Therapie von Vorhofflimmern auf jeden Fall berücksichtigt und eigenverantwortlich mit einbezogen werden muss.

Wann sollte ein Arzt konsultiert werden?

Wie die obigen Ausführungen zeigen, ist Vorhofflimmern eine Herzrhythmusstörung, die auf sehr vielseitige Weise in Erscheinung treten kann. Zudem ist deutlich geworden, dass bei unbehandeltem Vorhofflimmern die Wahrscheinlichkeit auf eine schwerwiegende Folgeerkrankung steigt.

Daher empfehlen wir bei Verdacht auf Vorhofflimmern frühzeitig einen Arzt aufzusuchen, um Schlimmeres zu vermeiden. Nur ein Kardiologe oder das in den Leitlinien für Vorhofflimmern erwähnte Herzteam kann eine vollumfängliche Therapie für Ihre individuelle Erkrankung gewähren und Ihnen somit wieder zu mehr Lebensqualität verhelfen.

Quellen

 

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