Vitamin B12 – Wichtig für das Nervensystem

Vitamin B12 – Wichtig für das Nervensystem

Vitamin B12 oder „Cobalamin“ ist ein wasserlösliches Vitamin aus dem B-Komplex. Diese chemische Verbindung kommt in alle Lebewesen, also auch beim Menschen, vor und erfüllt wichtige Aufgaben im Organismus. So ist das Vitamin B12 unter anderem für verschiedene Funktionen des Nervensystems zuständig, unter anderem bei der Erneuerung der Nervenzellen. Darüber hinaus übernimmt das Cobalamin wichtige Funktionen bei der Zellteilung und der Blutbildung.

Eine weitere wichtige Funktion: Das Vitamin B12 gehört zu den so genannten „essenziellen Vitaminen“ und sorgt als solches mit dafür, dass die DNA im menschlichen Körper stabil gehalten wird.

Wie hoch ist der Tagesbedarf für Vitamin B12?

Anders als bei anderen Vitaminen, deren Tagesbedarf sehr hoch sein kann, liegt die empfohlene Tagesdosis an Cobalamin für einen gesunden Erwachsenen bei lediglich etwa 3 Mikrogramm pro Tag. Bei schwangeren Frauen oder Müttern in der Stillzeit erhöht sich der Bedarf minimal auf etwa 3,5 bis 4 Mikrogramm täglich.

Dass der Tagesbedarf an Vitamin B12 so gering ist, liegt unter anderem daran, dass sich ein entsprechender Cobalaminmangel nur sehr langsam über einen langen Zeitraum entwickelt. Da die biologische Halbwertzeit von Cobalamin bei 450 bis 750 Tagen liegt, entwickelt sich ein solcher Vitaminmangel selbst bei einem völligen Stopp der Vitaminzufuhr in der Regel erst nach zwei bis drei Jahren.

In welchen Lebensmitteln kommt Vitamin B12 vor?

Weder Tiere noch Pflanzen sind in der Lage, Vitamin B12 herzustellen. Die Herstellung von Vitamin B12 obliegt ausschließlich bestimmten Mikroorganismen. Dies ist auch der Grund dafür, warum kein pflanzliches Nahrungsmittel genügend Vitamin B12 enthält, um den menschlichen Bedarf zu decken. Andererseits reicht ein einmal gefüllter Speicher beim Menschen aus, um eine Mangelversorgung an Cobalamin über Jahre hinweg auszugleichen, so dass eine große Aufnahme über die Nahrung unter Umständen gar nicht notwendig ist. Zu den pflanzlichen Nahrungsmitteln, die einen geringen Vitamin B12-Gehalt besitzen, zählen unter anderem Gemüsesorten, die mit Milchsäuregärung haltbar gemacht wurden, aber auch manche Algensorten, Erbsen, Bohnen, Lupinen und Ingwer. Auch Champignons weisen einen geringen Cobalamin Gehalt auf.

Tierische Nahrungsmittel haben einen deutlich höheren Vitamin B12-Gehalt. Dazu zählen Eier und Milchprodukte ebenso wie Kalbsleber, bei der der Cobalamin Gehalt bei etwa 60 Mikrogramm pro 100 Gramm liegt. Bei Schweineleber und Hühnerleber liegt dieser Wert bei 20 bzw. 40 Mikrogramm pro 100 Gramm. Zum Vergleich: Kuhmilch verfügt lediglich über einen Vitamin B12-Gehalt von 0,4 Mikrogramm pro 100 Gramm, Hühnereiweiß sogar nur über 0,1 Mikrogramm. Bei Käse bzw. Fischen wie Hering liegt der entsprechende Wert zwischen 3 und 8,5 Mikrogramm pro 100 Gramm.

Wie wirkt sich eine Vitamin B12-Mangelerscheinung aus?

Da der Bedarf an Cobalamin im menschlichen Körper vergleichsweise gering ist, tritt eine Mangelerscheinung sehr selten auf. Ein B12-Mangel kann gravierende Folgen haben und kann unter anderem bestimmte Erkrankungen des Blutbildes auslösen, wie beispielsweise Anämien. Zudem haben Forscher vor allem in den letzten Jahren Hinweise darauf erhalten, dass eine Unterversorgung mit Cobalamin ein mitverantwortlicher Auslöser für Demenzerkrankungen oder Neuropathien sein könnte.

Die Gründe für eine solche Mangelerscheinung, die verstärkt bei älteren Menschen auftritt, können vielfältig sein. Eine unzureichende Zufuhr von Cobalamin über die Nahrung kann ebenso ein Grund sein wie eine mangelnde Resorption im Körper. So kann es beispielsweise vorkommen, dass im Magensaft ein bestimmtes Protein fehlt, das für die Aufnahme des Vitamin B12 unabdingbar ist.

Zu den ersten Anzeichen einer Unterversorgung mit Cobalamin gehören bei erwachsenen Menschen unter anderem Kribbeln und Kältegefühle in Händen und Füßen, Konzentrationsschwächen, Schwächegefühl, Erschöpfung und in schweren Fällen sogar Psychosen. Die typischen Folgen eines Vitaminmangels sind unter anderem eine Störung des Folsäurestoffwechsels, Zeichen der Überalterung oder eine so genannte sensorische Neuropathie.

Wie wird ein Vitamin B12-Mangel behandelt?

Wie bei anderen Mangelerscheinungen auch, wird ein Vitamin B12 Mangel mit einer Substitution von Vitamin B12 behandelt. Das Besondere: Die Verabreichung darf nicht oral erfolgen, da bei einer Resorptionsstörung die Wirkung durch eine orale Aufnahme völlig verpuffen würde. Stattdessen erfolgt die Verabreichung durch eine Injektion unmittelbar in das Muskelgewebe. Das erste wirksame Präparat, mit dem ein entsprechender Vitaminmangel bekämpft werden konnte, kam übrigens schon im Jahre 1930 auf den Markt.

Geschichte des Vitamin B12

Die ersten Hinweise auf das Vitamin B12 ergaben sich bereits Anfang der 1920er Jahre, als ein US-amerikanischer Forscher nachweisen konnte, dass Hunde mit bösartiger Blutarmut geheilt werden konnten, nachdem sie mit roher Leber gefüttert wurden.  1926 wurde ein solcher „Antiperniziosa-Faktor“ auch beim Menschen entdeckt. In kristalliner Form wurde der eigentliche Wirkstoff des Vitamin B12 erst im Jahre 1948 isoliert. Die erste Totalsynthese des Vitamins gelang dann 1972.

 

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