Tonerde, Lavaerde und Heilerde – wo ist der Unterschied?

Tonerde, Lavaerde und Heilerde – wo ist der Unterschied?

Viele Frauen schwören auf Masken mit Heilerde fürs Gesicht. Frischer Teint, porentief gereinigte Haut – klingt gut! Das wollte ich auch einmal ausprobieren. Doch im Drogeriemarkt wusste ich nicht, wozu ich greifen sollte: Heilerde, Lavaerde oder Tonerde? Alle drei genannten Naturprodukte werden zur Gesichtsreinigung benutzt, die ersten beiden sogar auch als Sanierungsmittel für Magen und Darm. Aber worin besteht der Unterschied?

Zurück zum Anfang: Gesteinsstaub

Egal welcher Erde wir nun den Vorzug geben, allen drei ist zumindest der Ursprung gemein: Sie sind in der letzten Eiszeit (dem Deluvium) entstanden. Damals haben Gletscher allerhand Fels und Stein zu feinem Gestein zermahlen. Es gibt aber auch Erden, die der Wind zusammengetragen hat, sogenannte Ablagerungs-Tonerden. Wieder andere bestehen aus zersetztem Feldspat (Kaolinite) oder aus zerfallenem Eruptivgestein (Montmorillonite). Alle Erden sammelten sich in Bodensenken und wurden infolge des Drucks, die darüber ablagernde Erdschichten darauf ausübten, zu Löss zusammengepresst.

Was macht gemahlenen Stein so gesund?

Die Grundlage aller Erden ist also Löss, der wiederum mineralogisch aus Quarz, Kalk, Mineralien, Spurenelementen und Tonerde-Silikaten besteht. Die Zusammensetzung der verschiedenen Erden ist eigentlich abhängig vom jeweiligen Abbaugebiet, trotzdem kann grundsätzlich davon ausgegangen werden, dass fast alle essenziellen Mineralstoffe und Spurenelemente in jeder Erdart zu finden ist. Heilerde, Lavaerde und Tonerde enthalten Kieselsäure, Calcium, Kalium, Eisen und Magnesium, um nur einige Mineralien zu nennen, außerdem sind sie reich an Selen, Zink, Fluor und Kupfer (Spurenelemente). Doch darin besteht nicht ihr Wert für uns, denn all diese Stoffe sind nicht so einfach aus den Erden herauszulösen. Nein, was diese Erdarten für uns so wertvoll macht, sind ihre Eigenschaften.

Gesteinsstaub setzt sich aus winzigen Körnern zusammen, die teilweise nur eine Größe von einem tausendstel Millimeter aufweisen. Aber im Ganzen ergeben sie eine riesige Oberfläche: Zum Beispiel hat ein Teelöffel Heilerde eine Oberfläche von ca. 100 Quadratmetern – verblüffend, nicht wahr? Daher verfügen die Erden über eine sogenannte kapillare Saugkraft, das heißt, je Feinkörniger die Erde, desto mehr Flüssigkeit wird aufgesaugt und desto weniger durchgelassen.

Die beiden Faktoren Saugkraft und Wasserdurchlässigkeit sind ausschlaggebend für die Anwendungsmöglichkeiten: Äußerliche Anwendungen, z.B. gegen Hautunreinheiten, benötigen grobkörnige Erde. Innerliche Anwendungen, z.B. gegen Sodbrennen, sollten aus feinkörnigen Erden bestehen. Denn nicht nur Flüssigkeiten steigen durch die feinsten Kanäle dieser Erdpartikel, sondern auch Fette, Emulsionen aus Wasser und Fett und andere Substanzen können gebunden werden. Je kleiner die einzelnen Erdpartikel, desto größer der Absorptions-Effekt.

1.   Die Heilerde

Heilerde ist eine Tonerde mit geschütztem Begriff, der nur gebraucht werden darf, wenn eine Arzneimittelzulassung dafür vorliegt. Diese ist nämlich sehr kostspielig, deshalb sind auch die Preise für Heilerden deutlich höher als die für Tonerde oder Lavaerde. Bezeichnend für die Heilerde ist jedenfalls, dass sie auch innerlich angewendet werden kann. Alle anderen Erden dürfen nur als Kosmetikum oder als Nahrungsergänzungsmittel bezeichnet werden. Das Kriterium liegt also im Wörtchen „heilen“: es gibt nämlich genaue Gesetze, welche Bedingungen eine Erde erfüllen muss, um auch „Heilerde“ genannt zu werden. Heilend ist etwas nur, wenn es Befindlichkeitsstörungen beseitigt und Beschwerden lindert. So berichten Betroffene bei einer Magenschleimhautentzündung von der wohltuenden Wirkung der Heilerde. In Deutschland besitzt nur die Firma Luvos diese Zulassung.

2. Die Tonerde

Behauptungen zur heilenden Wirkung sind bei Tonerden hingegen gesetzlich verboten, da hierfür keine Arzneimittelzulassung gegeben ist. Ihre geprüfte Qualität, Keimfreiheit und Naturbelassenheit gewährleistet aber das deutsche Lebensmittelgesetz. Sie hat ähnliche Eigenschaften wie die Heilerde, ihre mineralische Struktur soll aber 2 Schichten mehr aufweisen, was ihr Aufnahmevermögen steigert. Die verschiedenen Tonerden unterscheiden sich in ihrer Struktur und geologischen Herkunft.

Die gängigsten Gruppen sind:

  • die Illite: Ablagerungs-Tonerden, die vom Wind zusammengetragen wurden
  • die Kaolinite: aus zersetztem Feldspat stammend, besitzt eine rote, grüne oder weiße Farbe
  • Montmorillonite: entstanden aus zerfallenem Eruptivgestein

Die verschieden farbigen Tonerden kommen hauptsächlich in der Herstellung von Kosmetikartikeln vor. Manchmal aufgrund ihres Farbindikators, meist jedoch wegen der Saugkraft. Bei Verbrauchern besonders beliebt unter den Tonerden ist die Grüne Tonerde oder Grüne Mineralerde. Während diese vor einigen Jahren in der Apotheke noch als Nahrungsergänzung zum Einnehmen verkauft wurde, ist Grüne Tonerde inzwischen vom Gesetzgeber als Kosmetikum eingestuft, wodurch keine innerlichen Anwendungsmöglichkeiten mehr beworben werden dürfen. Daher findet man mittlerweile auf den Verpackungen stets den Hinweis: „Zur äußerlichen Anwendung“, was anfangs bei vielen Verwendern, die Grüne Tonerde verzehrt haben, zu einer Verunsicherung geführt hat. Die Produktqualität wurde von den Herstellern nach dieser Änderung in der Regel nicht verändert, ebenso wenig natürlich die Zusammensetzung, sofern es sich bei den betroffenen Produkten um die reine grüne Mineralerde handelt. Dennoch weisen auch wir darauf hin, die grüne Tonerde ausschließlich äußerlich anwenden.

3. Die Lavaerde (Ghassoul)

Die häufig vertretene Auffassung, Lavaerde sei fein gemahlenes Lavagestein, ist leider falsch. Wer Latein gelernt hat, weiß es vielleicht besser: Denn hier ist der Namensgeber das lateinische Verb „lavare“, zu deutsch „waschen“. Lavaerde wird im Atlasgebirge abgetragen. Sie übertrifft andere Erden an Reinigungskraft aufgrund ihres hohen Montmorillonit-Gehalts. Sie kann äußerlich oder auch innerlich angewendet werden.

Der Unterschied von Lavaerde und Tonerde wird höchst uneinheitlich bewertet: Die einen verwenden die beiden Begriffe als Synonyme für ein und denselben Rohstoff. Wieder andere sehen in Lavaerde den Überbegriff, während Tonerde lediglich eine Ausprägung davon sei. Wieder andere differenzieren die beiden Erdarten aufgrund ihres Vorkommens. Zumindest in einer Sache sind sich aber die Experten einig: Ghassoul (der marokkanische Begriff für Lavaerde) besitzt einen äußerst hohen Siliciumgehalt. Mit Wasser vermischt entsteht eine gelig-cremige Masse, die Schmutz und überflüssiges Fett in Sekundenschnelle aufsaugt.

Sie können also sicher sein, die einzelnen Erdarten unterscheiden sich lediglich in ihrer Zusammensetzung, effektiv sind alle gleichermaßen. Doch nur bestimmte Erden wie die Heilerde und die Lavaerde sind für eine innere Anwendung geeignet. Ansonsten heißt es: Austesten, was Ihrer Haut oder Ihrem Magen gut tut.

 

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