Thymian

Thymian

Thymian Beschreibung

Die Heilpflanze Thymian, d. h. der Echte Thymian (Thymus vulgaris) ist eine immergrüne, winterharte Gewürz- und Heilpflanze aus der Familie der Lippenblütler (Lamiaceae). Es handelt sich um einen aufrecht wachsenden, stark verzweigten Kleinstrauch mit einer Höhe von 15 bis 25 Zentimetern, seltener bis zu 40 Zentimetern. Der untere Bereich der Pflanze ist häufig stark verholzt. Der Echte Thymian bevorzugt sonnige und trockene Standorte mit kalkhaltigen Böden, die idealerweise einen pH-Wert von 7 bis 8 aufweisen. Seine ursprüngliche Heimat sind die Zwergstrauchfluren Südwesteuropas, inzwischen ist der Echte Thymian auch an einigen Standorten in Deutschland eingebürgert. Seine Blätter sind klein und oval und weisen einen zurückgerollten Blattrand auf. Die Blütezeit reicht von Mai bis Oktober. Dann zeigt der Echte Thymian hellrosa bis hellviolette Lippenblüten, die in Scheinquirlen an den Stängelenden sitzen. Typisch für den Echten Thymian ist sein aromatischer Geruch, der sich vor allem dann entfaltet, wenn man die Blätter zwischen den Fingern zerreibt. Vermutlich stammt der Name vom lateinischen Wort „thymiama“ ab, was „Räucherwerk“ bedeutet. Vom Echten Thymian sind viele verschiedene Sorten erhältlich, beispielsweise Orangenthymian (Thymus vulgaris subspecies fragrantissimus), Silberthymian (Thymus vulgaris argenteus), Zwergthymian (Thymus vulgaris compactus) und Kugelthymian (Thymus vulgaris fredo).

Thymian Inhaltsstoffe

Echter Thymian enthält ätherisches Öl mit hohem Thymol- und Carvacrolgehalt. Des Weiteren stecken Campher, Cineol, Geraniol, Limonen, Linalool, Menthon, Terpinene, Flavonoide, Cumarin, Saponin, Salicylate, Pentosane, Stigmasterin, Beta-Sitosterin und Zink sowie diverse Bitterstoffe und Gerbstoffe im Thymianöl. Der Hauptbestandteil Thymol ist wie sein Isomer Carvacrol ein medizinisch wirksames Monoterpen und für den typischen Geruch des Thymians verantwortlich.

Thymian Wirkung

Thymian wirkt keimtötend (antiseptisch) und wird deshalb zur Bekämpfung von Bakterien sowie schädlichen Hefe- und Schimmelpilzen eingesetzt. Das enthaltene Thymol zerstört die Hülle der Krankheitserreger und schaltet die an der Vermehrung beteiligten Enzyme oder Erbsubstanzen der Erreger aus. So wird die Reproduktion der Keime blockiert. Des Weiteren wird dem Echten Thymian schleimlösende, schmerzstillende, blutstillende und krampflösende Wirkung zugeschrieben.

Thymian Nebenwirkungen und Kontraindikationen

Vor allem bei längerer Anwendung oder Überdosierung kann die Einnahme von Thymian zu unerwünschten Nebenwirkungen wie Durchfall, Übelkeit, Bauchkrämpfen und Erbrechen führen. Auch Gesichts-, Rachen- und Mundschwellungen sowie Nesselsucht und Atemnot sind bei Überempfindlichkeit gegen einen der Inhaltsstoffe möglich. Thymol steht im Verdacht, bei längerem Gebrauch die Schilddrüse negativ zu beeinflussen und Kropfbildungen zu begünstigen. Bei akuten Hauterkrankungen oder Verletzungen, Fieber, Herzschwäche und Bluthochdruck sollten Sie vor Beginn der Therapie mit Thymian einen Arzt konsultieren. Während der Schwangerschaft wird von der Einnahme größerer Mengen Thymians abgeraten. Wie alle ätherischen Öle sollte Thymianöl bei Säuglingen und Kleinkindern zurückhaltend eingesetzt werden, da es insbesondere bei der Anwendung im Gesicht zu Kehlkopfschwellungen und Erstickungserscheinungen kommen kann.

Thymian Anwendung in der Phytotherapie und Volksmedizin

Die Hauptanwendungsgebiete des Echten Thymians in der Phytotherapie sind Erkrankungen der oberen Atemwege, chronische Bronchitis und Keuchhusten. Seine schleimlösenden, auswurffördernden und krampflindernden Eigenschaften sorgen für schnelleres Abhusten und ermöglichen dadurch eine Linderung der Symptome. Außerdem wird die Droge zur Bekämpfung von Pilzbefall eingesetzt, beispielsweise gegen Fußpilz. Des Weiteren ist der Echte Thymian dank seiner keimtötenden und geruchshemmenden Wirkung oft Bestandteil von Mundwässern und Gurgellösungen. In der Volksheilkunde wird der Echte Thymian auch bei Störungen des Magen-Darm-Trakts eingesetzt, beispielsweise bei Blähungen, chronischer Magenschleimhautentzündung oder Sodbrennen. Darüber hinaus betrachtet die Volksmedizin den Echten Thymian als wirksames Frauenkraut, das aufgrund seiner krampflösenden Eigenschaften bei Menstruations- und Wechseljahresbeschwerden eingesetzt wird. Auch bei Mandelentzündung, schlecht heilenden Wunden, Kehlkopfentzündungen und rheumatischen Beschwerden kann Thymian laut der Volksmedizin Linderung verschaffen.

Anwendungsgebiete von Thymian-Medikamenten

In Ihrer Apotheke erhalten Sie verschiedene Präparate auf Thymian-Basis in Form von Salben, Cremes, Tropfen, Hustensäften, Filmtabletten, Pastillen und Flüssigkeiten zum Gurgeln. Sie werden in erster Linie bei chronisch-entzündlichen Bronchialerkrankungen und bei Erkältungskrankheiten der Atemwege eingesetzt.

Thymian Anwendung

Die abgestreiften und getrockneten Laubblätter und Blüten des Echten Thymians (Thymi herba) werden zur Gewinnung von ätherischen Ölen, Flüssigextrakten sowie alkoholischen und wässrigen Auszügen verwendet, aus denen Fertigpräparate wie Hustensäfte, Tropfen, Sirups, Badezusätze, Zäpfchen oder Salben hergestellt werden. Der Trockenextrakt der Heilpflanze wird zu Kapseln, Filmtrabletten, Lutschpastillen oder Dragées weiterverarbeitet. Des Weiteren sind Thymiantees oder Kräuterteemischungen mit Thymianzusatz erhältlich. Neben der inneren Anwendung kann Thymian auch äußerlich angewandt werden. Einreibungen mit Thymian-Tinkturen können bei rheumatischen Gelenkschmerzen und Verstauchungen helfen, während Thymian-Aufgüsse oder –Kompressen bei Hautunreinheiten und schlecht heilenden Wunden Abhilfe schaffen.

Thymian Dosierung

Die mittlere Tagesdosis des Echten Thymians beträgt, falls nicht anders verordnet, etwa 6 bis 8 Gramm der Droge in Form eines Aufgusses (Tees) bzw. 3 bis 6 Gramm des Fluidextraktes. Bei innerer Anwendung sollte die Tagesdosis 10 Gramm bei 0,3 Prozent Phenolen nicht übersteigen. Für die innere Anwendung sollte in erster Linie das Thymiankraut verwendet werden. Das ätherische Öl wird meist äußerlich angewandt oder stark verdünnt zur Inhalation oder als Gurgellösung genutzt. Für Umschläge wird beispielsweise ein etwa fünfprozentiger Aufguss verwendet.

Thymian Zubereitung

Thymiantee

Bei Entzündungen der oberen Atemwege und Husten wird aus einem Teelöffel Thymiankraut und etwa 150 Millilitern siedendem Wasser ein Tee zubereitet. Übergießen Sie den Thymian mit dem Wasser und lassen Sie den Tee 5 Minuten lang zugedeckt ziehen. Anschließend wird der Thymiantee durch ein Sieb abgeseiht. Trinken Sie täglich 3 bis 4 Tassen frisch gebrühten Thymiantee.

Thymian-Inhalat

Gegen Erkältungserscheinungen und Hautprobleme kann ein Dampfbad mit Thymian helfen. Geben Sie dazu eine Handvoll Thymiankraut in eine große Schüssel und übergießen Sie die Blätter mit einem Liter kochendem Wasser. Beugen Sie Ihren Kopf über die Schüssel und legen Sie ein großes Handtuch über Ihren Kopf. Inhalieren Sie den heißen Dampf etwa 15 Minuten lang. Der Dampf hilft dabei, die Wirkstoffe des Thymians in die Nasennebenhöhlen zu transportieren, die Schleimhaut anzufeuchten und die Poren zu öffnen, damit Hautentzündungen gemildert werden können.

Thymian-Badezusatz

Gegen Husten und festsitzenden Schleim kann ein Erkältungsbad mit Thymian helfen. Lassen Sie dazu zwei Handvoll frisches Thymiankraut 10 Minuten lang in heißem Wasser ziehen und seihen Sie den Sud anschließend durch ein Sieb ab. Fügen Sie den Badezusatz Ihrem etwa 35 Grad warmen Vollbad zu und baden Sie darin etwa 10 bis 15 Minuten lang.

Thymian Geschichte

Thymian wird seit dem Altertum als Gewürz- und Heilpflanze geschätzt. Die Ägypter bauten Thymian an, um Leichenwaschungen und Einbalsamierungen vorzunehmen, auch eine medizinische Nutzung wird vermutet. Die Griechen und Römer setzten auf Thymian, um Mut und Kraft zu stärken und böse Dämonen fern zu halten: Plinius, Dioskurides und Theophrast beschrieben die heilsame Wirkung des Krauts, während römische Soldaten vor dem Kampf in Thymianaufgüssen gebadet haben sollen. Etwa im 11. Jahrhundert gelangte der Thymian über die Alpen nach Deutschland und wurde fortan vor allem in Klostergärten angebaut. Hildegard von Bingen schrieb in ihren Werken über den Thymian und setzte ihn bei Atemnot, Asthma und Keuchhusten ein. Einer Legende nach reichten adelige Damen Rittern vor dem Kampf Thymiansträuße oder –zweige als Glücksbringer. 1589 wurde das ätherische Öl im Dispensatorium Noricum (Nürnberger Arzneibuch) erwähnt. Im Jahr 1853 konnte Thymol erstmals aus dem Thymianöl extrahiert werden und wird seither gezielt medizinisch eingesetzt.

Thymian Kombinationen mit anderen Heilpflanzen

In Erkältungsmitteln wird Thymian häufig mit anderen schleimlösenden, krampflösenden und desinfizierenden Heilpflanzen kombiniert, beispielsweise Efeu, Schlüsselblume, Enzian und Holunder. In Erkältungstees stecken neben Thymian meist weitere Kräuter wie Spitzwegerich, Lindenblüten, Süßholzwurzel und Anis. Diese Tees werden gegen Erkältungsbeschwerden wie Husten, Schnupfen und Heiserkeit eingesetzt, bei denen eine Schwitzkur erwünscht ist.

Thymian in der Homöopathie

In der Homöopathie ist Thymian von geringerer Bedeutung, gelegentlich wird er gegen Bronchialerkrankungen eingesetzt. Verwendet wird hierfür Thymus vulgaris in der ersten und zweiten Potenz. Homöopathen gehen davon aus, dass Majoran ungünstig auf die Behandlung mit Thymian wirkt.

Thymian Studien zur Wirksamkeit

Die Datenlange zu Thymian-Monopräparaten ist lückenhaft. Zu Thymian in Kombination mit Efeu oder Primelwurzel liegen allerdings Multicenter-Anwendungsbeobachtungen mit 7.783 Patienten vor. Bei akuter Bronchitis war die Thymian-Kombination der Therapie mit Ambroxol oder ACC überlegen. Besonders beim Abhusten zähen Schleims und bei der Bekämpfung der zugrundeliegenden Entzündung zeigte sich in Studien gegen Placebo eine bestimmte Thymian-Efeu-Kombination als Saft oder Tropfen und eine Thymian-Primel-Kombination als Filmtablette besonders erfolgreich. Zwei klinische, randomisierte und placebokontrollierte Studien belegten, dass sich sowohl bei der Einnahme des Saftes als auch bei der Einnahme der Filmtabletten die Hustenanfälle bei der Hälfte der Patienten zwei Tage früher als bei der Kontrollgruppe halbierten.

Thymian Pflanzen anbauen und pflegen

Echter Thymian kann als Würz- oder Heilpflanze im heimischen Kräuterbeet im Garten oder auf dem Balkon angepflanzt werden. Ideal ist ein heller, sonniger, windgeschützter und trockener Standort mit sandigem Boden. Ab April, spätestens wenn keine Nachtfröste mehr zu befürchten sind, kann der Thymian in die Erde gesetzt werden. In der Anfangsphase sollte der Thymian regelmäßig gegossen werden, damit er Wurzeln schlagen kann. Nach der Einwurzelung genügt gelegentliches Gießen, wobei Staunässe vermieden werden sollte. Regelmäßiges Düngen ist nicht notwendig, einmal pro Jahr Kompost oder Kalk in die Erde einzubringen genügt. Um das Verholzen des Halbstrauchs zu verhindern, sollte er rechtzeitig eingekürzt werden. Bei der Ernte sollte darauf geachtet werden, dass zwei Zentimeter Pflanzengrün des jeweiligen Triebs erhalten werden. Als immergrüne Pflanze kann der Thymian ganzjährig geerntet werden. Als ideal gilt die Ernte am Vormittag, wenn der Tau verdunstet ist und die Laubblätter das stärkste Aroma aufweisen.

Weitere Thymian-Arten

Neben dem Echten Thymian (Thymus vulgaris) gibt es weitere medizinisch wirksame Thymian-Arten: Sand-Thymian (Thymus serpyllum) wird ähnlich wie der Echte Thymian gegen Entzündungen der Atemwege eingesetzt. Wegen des geringeren Thymol- und Carvacrolgehalts ist jedoch eine höhere Dosierung erforderlich. Als Tee aufgebrüht soll Sand-Thymian eine beruhigende Wirkung haben. Auch der Feld-Thymian (Thymus pulegioides) weist einen geringeren Wirkstoffgehalt als der Echte Thymian auf und wird vor allem in der Volksmedizin bei Husten, Magen-Darm-Störungen und Appetitlosigkeit eingesetzt.

Quellen

  • Hustensaft mit hoher Thymian-Konzentration. In „pädiatr. hautnah“, 2015, 27, ISSN 1867-2132
  • Thymian- und Primel bei Bronchitis. In „MMW – Fortschritte der Medizin“, 2012, 154, ISSN 1438-3276
  • Sabine Spieler: Thymian Die Einstiegsdroge. In „TextilWirtschaft“, 2001, 30, ISSN 0040-487X
  • C. Griebel: Spanischer Thymian. In „Zeitschrift für Untersuchung der Lebensmittel“, 1943, 86, ISSN 1438-2377
  • Barbara Noack: Zur Geschichte des Thymians. Leipzig, Universität, Dissertation, Hochschulschrift, 1936
  • Die Chromosomenzahlen von Thymian und Bohnenkraut. In „Die Kulturpflanze“, 1954, 2, ISSN 0075-7209
  • Thymian und Thymol als Lungendensinfizienzien und Expektorantien. In „Zeitschrift für Die Gesamte Experimentelle Medizin“, 1932, 80, ISSN 0044-2534
  • Thymian plus Efeu hemmt die Entzündung. In „Ärzte-Zeitung“, 2015, 66, ISSN 0175-5811
  • Akuter Husten: Thymian-Efeu empfohlen. In „Ärzte-Zeitung“, 2013, 177, ISSN 0175-5811
  • Mit Thymian und Sahne gegen rauen Hals. In „Ärzte-Zeitung“, 2010, 226, ISSN 0175-5811
  • Gesche Wittpahl: Vergleich schneller, einfacher und robuster Extraktionsmethoden für die Qualitätskontrolle von Thymian. In „Julius-Kühn-Archiv“, 2014, ISSN 1868-9892
  • Thymian ist die Arzneipflanze des Jahres 2006. In „Ärzte-Zeitung“, 2006, 4, ISSN 0175-5811
  • Hans-Jürgen Kümmell: Beiträge zur Kenntnis der Drogen Thymian und Aloe. Techn. Hochsch., Braunschweig, Dissertation, 1959
  • Thymian-haltige Kombi-Arznei wird in der Leitlinie „Husten“ empfohlen. In „Ärzte-Zeitung“, 2012, 12, ISSN 0175-5811

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