Stark mit Meerespflanzen Spirulina und Chlorella?

Stark mit Meerespflanzen Spirulina und Chlorella?

Sich ausgewogen zu ernähren ist heutzutage anscheinend eine riesige Herausforderung, der kaum ein normaler Mensch gewachsen ist. Warum sonst platzen die Regale in Drogerie-Märkten, Reformhäusern und Apotheken im Bereich der Nahrungsergänzungen aus allen Nähten? Vitamin C-, Zink-, Selen-, Jod-, Vitamin A- oder Magnesiumpräparate sind ja zum Glück leicht zu erkennen und mit ein wenig Recherche findet jeder deren Wirkung heraus. Aber was enthalten eigentlich diese unscheinbaren Döschen mit den grünen Pflanzen drauf? Das sind so genannte Mikroalgen, die in Asien schon lange vor Krankheiten schützen und Kraft verleihen sollen. Da sie sehr vitamin- und mineralstoffreich sind, witterten Hersteller ihre Chance für den europäischen Markt: Sie verpackten Mikro-Algen, wie Chlorella und Spirulina in Kapseln und verkauften sie als wirkungsvolles Nahrungsergänzungsmittel an gut verdienende Deutsche. Aber was ist wirklich dran an den asiatischen Wundermitteln?

Die Algen

Der Begriff „Algen“ bezeichnet pflanzenartige Lebewesen, die Photosynthese betreiben, aber dabei nicht zu der Gattung der Pflanzen gehört. Chlorella und Spirulina sind Mikroalgen. Die Chlorella-Alge ist mit 5-10μm etwa so groß wie eines unserer roten Blutkörperchen, Spirulina hingegen sogar noch etwas kleiner. Im Gegensatz zu den größeren Makroalgen (Braun- und Rotalgen) kommen sie nur in Süßwasser vor. Während bis 2000 alle in Deutschland angebotenen Algen aus Japan und Taiwan stammten, werden sie heute weltweit in Laboren kultiviert und von dort aus vertrieben.

Was versprechen die Hersteller?

Die Algen sollen das Immunsystem aktivieren, das Wachstum von Tumoren hemmen, Bluthochdruck und Arteriosklerose vorbeugen, durch Mineralstoffe und Vitamine stärken und die Leistungsfähigkeit erhöhen. Die Mikroalge Chlorella wird zudem zur Leitung von Schwermetallen aus dem Körper eingesetzt. Der grüne Blattfarbstoff Chlorophyll bindet Blei, Quecksilber und Aluminium, welche sich über Abgase, Zigarettenrauch, Nahrungs- und Haarfärbemittel angereichert haben und schleust sie aus dem Körper.

Was enthalten die Algen?

Die Mikroalgen sind sehr reich an essenziellen Proteinen (Eiweiße, die der Körper nicht selbst herstellen kann), enthalten wertvolle mehrfach ungesättigte Fettsäuren, Ballaststoffe, Mineralstoffe, Vitamine und Jod. Hinzu kommt eine Vielzahl an sekundären Pflanzenstoffen, wie Flavonoide, Carotinoide und Polyphenole. Besonders auch das enthaltene Vitamin B12, welches sonst über eine pflanzliche Ernährung sehr schwer in ausreichender Menge zugeführt wird, wird von Herstellern angepriesen. Chlorella weist eine bemerkenswerte Gehalt von 201-212 μg/100g auf – sonst haben wir Probleme den von der DGE (Deutsche Gesellschaft für Ernährung) empfohlenen 3μg zu erreichen.

Hat das ganze Hand und Fuß?

Die Wirkung der Algen ist umstritten, die hohen Werte an Inhaltsstoffen aber nicht von der Hand zu weisen. Zu beachten ist jedoch die geringe Dosis an Mikroalgen: 60% enthaltenes Eiweiß klingt natürlich erst einmal beeindruckend, allerdings nehmen wir nur etwa 2 bis 3 g Algen über Tabletten oder Pulverform auf und damit dann nur noch 1,2 bis 1,8 g Eiweiß. Ähnlich verhält es sich mit Vitamingehalten und Mineralstoffmengen.
Vitamin B12 ist in Spirulina nachweislich in einer für den Menschen unbrauchbaren Form enthalten. Ob das Vitamin aus Chlorella im menschlichen Körper nützlich ist, konnte noch nicht belegt werden.
Ebenso bei der Schwermetallausleitung: Es gibt keine Studien, die diese Wirkung bestätigen. Auch die anderen Heil-Versprechen der Hersteller sind nicht belegt.

Was bleibt?

Die Alge ist ein gesundes Lebensmittel. Von ihr als Nahrungsergänzungsmittel sollten Sie aber keine Wunder erwarten. Wenn Chlorella und Spirulina Ihnen gut tun, nehmen Sie sie einfach weiter. Die Wirkungen sind zwar noch nicht belegt – aber vielleicht kommt das noch. Achten Sie unabhängig von Ihrer Algen-Dosis auf eine abwechslungsreiche Ernährung mit viel Obst und Gemüse um in jeden Fall ausreichend mit Vitaminen und Mineralstoffen versorgt zu sein.

 

Bild: © New Africa – stock.adobe.com