Laktoseintoleranz – Ein immer häufigeres Problem?

Laktoseintoleranz – Ein immer häufigeres Problem?

Es gibt die erbliche (primäre), die erworbene (sekundäre) und die angeborene Laktoseintoleranz. Am häufigsten tritt die genetische, also die erblich bedingte Form in Erscheinung. Im Kindesalter ist die Laktaseproduktion meistens noch ausreichend, nimmt aber im weiteren Verlauf des Lebens erheblich ab und es kommt zu Problemen beim Verzehr der verschiedenen Milchprodukte. Wenn es nach dem Genuss von Milchprodukten zu unangenehmen Beschwerden im Bauch kommt, sollte der Betroffene an eine Laktoseintoleranz denken.  Der erworbene Laktasemangel geht oft mit einer Magen-Darm-Infektion oder einer Erkrankung wie Morbus Chron oder Colitis ulcerosa einher. Dieses führt aber meist nur zu einer vorübergehenden Unverträglichkeit, die durchaus reversibel sein kann. Sobald die ursächliche Krankheit ausgeheilt ist, erholt sich die Darmschleimhaut und die Enzymproduktion normalisiert sich. Aber keine Sorge, die Untersuchungen gestalten sich harmlos und schmerzfrei. Meistens wird der Mediziner einen H2 Atemtest oder einen Laktose-Intoleranz-Gentest durchführen. Beide Testverfahren geben durch bestimmte Messergebnisse Auskunft, ob eine Laktoseintoleranz vorliegt. Der seit einiger Zeit verfügbare Gentest ist unkompliziert und – ebenso wie der H2-Atemtest – völlig schmerzfrei. Bei diesem Verfahren wird eine kleine Probe der Wangenschleimhaut mit einem Wattestäbchen entnommen und im Fachlabor analysiert.

Was ist eine Laktoseintoleranz?

Ganz einfach ausgedrückt, handelt es sich um eine Milchzuckerunverträglichkeit. Laktose ist ein Bestandteil der Milch, der sogenannte Milchzucker. Fehlt das Milchzucker spaltende Enzym Laktase vollständig oder wird vom Körper nur noch eine geringe Menge produziert, reagiert der Mensch mit einer Unverträglichkeit und es kommt zu Übelkeit, Völlegefühl, bis hin zu schweren Bauchschmerzen und Durchfall. Auch von Schwindel, Schlafstörungen und Depressionen wurde berichtet. Eine Laktoseintoleranz sollte nicht mit einer Milcheiweißallergie verwechselt werden. Bei einer Allergie ist das Immunsystem beteiligt, was bei einer Milchzuckerunverträglichkeit nicht der Fall ist.

Wo liegen die Ursachen einer Laktoseintoleranz?

Nur bei wenigen Menschen ist die Laktoseintoleranz angeboren, es liegt in der Regel eine genetische Veranlagung zu Grunde. Durch eine unzureichende Produktion oder das gänzliche Fehlen des Verdauungsenzyms Laktase kann der Milchzucker nicht in seine Einzelbestandteile Glucose und Galaktose gespalten und somit nicht vom Blut aufgenommen werden. Die Darmschleimhaut beherbergt das Verdauungsenzym Laktase. Fehlt das Enzym, kommt es zu unangenehmer Gasbildung.

Wie wird eine Laktoseintoleranz diagnostiziert?

Zunächst kann der Betroffene erst einmal selbst beobachten, wann die Beschwerden auftreten. Sind die Symptome nach dem Verzehr von Milch, Joghurt oder Sahne zu erkennen oder werden zum Beispiel, Käse, Eis und Schokolade schlecht vertragen, sollte an eine Milchzuckerunverträglichkeit gedacht werden. Jetzt wäre der Besuch bei einem Arzt angebracht, um eine Diagnose sicher erstellen zu lassen. Nur dieser kann feststellen, ob es sich um eine Unverträglichkeit oder eine Allergie handelt.

Tritt die Laktoseintoleranz immer häufiger auf?

Es ist schon fast ein Phänomen, wie häufig in der heutigen Zeit von einer Laktoseunverträglichkeit gesprochen wird. Doch Mediziner und Wissenschaftler sind sich nicht einig, ob wirklich ein Anstieg erfolgt ist oder ob die Bevölkerung und die Ärzte einfach aufgeklärter und sensibler auf die Unverträglichkeit reagieren. Vielfach wird schon von einer Modeerscheinung berichtet, was sich aber nicht belegen lässt. Fakt ist, dass die Aufklärung wesentlich besser und umfangreicher geworden ist und somit eine Laktoseintoleranz heute eher diagnostiziert wird, als noch vor Jahren. Eine Modeerscheinung ist es für die Betroffenen aber ganz sicher nicht.

Muss eine laktosefreie Diät gehalten werden?

Für einige Menschen ist es die einzige Möglichkeit, einigermaßen beschwerdefrei leben zu können. Es ist wichtig, sich bewusst und gesund zu ernähren. Dazu gehören im Allgemeinen auch Milchprodukte, da sie lebenswichtige Mineralien wie Zink, Magnesium und Calcium enthalten. Calcium Mangel kann zu Osteoporose (Knochenschwund) führen. Ein völliger Verzicht ist in vielen Fällen aber nicht nötig, da kleinere Mengen Joghurt, Dickmilch oder Kefir von den Betroffenen gut vertragen werden. Bei der Nahrungsaufnahme ist zu bedenken, dass viele Lebensmittel Lactose enthalten. Dazu gehören auch, Fertiggerichte, Süßstofftabletten, Gewürzmischungen und Backwaren. Auch einige Medikamenten beinhalten Lactose.

Was ist zu tun?

Eine Ernährungsberatung kann helfen, Fehler bei der Ernährung zu vermeiden. Das Milchzucker spaltende Enzym Lactase kann in Tabletten- oder Pulverform vor einer Milchmahlzeit eingenommen werden. Für einen unbeschwerten Besuch in einem Restaurant scheint das eine gute Alternative zu sein. Ob Tabletten und Pulver allerdings etwas für jeden Tag sind, kann nur jeder für sich selbst entscheiden. Da die Krankenkassen diese Produkte nicht bezahlen, ist die Einnahme aber auch ein kostenintensiver Ausweg. Probiotische Nahrungsergänzungsmittel versprechen eine Verbesserung der Laktoseintoleranz; einfach mal ausprobieren, ob die Versprechen gehalten werden. Wer mag, kann statt Kuhmilch auch Sojamilch trinken. Gespräche mit einem Arzt sind wichtig und sollten Vorrang vor allen anderen Möglichkeiten haben.

Ein kleiner Trost zum Schluss

Eine Laktoseintoleranz ist zwar unangenehm, aber keine Krankheit im eigentlichen Sinn. Die Lebenserwartung bleibt unverändert und bei Diätfehlern kommt es leider zu Beschwerden, aber zu keiner lebensbedrohenden Situation. Das Leben kann relativ normal gestaltet werden.

 

Bild: © nevodka.com – stock.adobe.com