Sonnenhut

Sonnenhut

Sonnenhut Beschreibung

Die Sonnenhüte (Echinacea) sind eine Pflanzengattung aus der Familie der Korbblütler (Asteraceae). Ihren Gattungsnamen verdanken sie ihren stachelspitzigen Spreublättern: Echinacea leitet sich vom griechischen Wort echínos für Seeigel ab. Die Echinacea-Arten wachsen als ausdauernde, krautige Stauden, deren aufrechte Stängel je nach Art verzweigt oder unverzweigt sind. Sonnenhüte können bis zu 140 Zentimeter hoch werden und haben eiförmig-lanzettliche, zugespitzte Laubblätter, die wechselständig an den Stängeln stehen. Von Juli bis September zeigen die Sonnenhüte ihre prächtigen Blüten: Die köpfchenförmigen Blütenstände stehen einzeln und ihre Blütenkörbe erreichen Durchmesser von bis zu vier Zentimetern. Die orangefarbenen bis purpurfarbenen Spreublätter überragen die Röhrenblüten, die Strahlenblüten sind gelb, weiß, purpurfarben oder rosa. Die Früchte des Sonnenhuts sind die für die Korbblütler typische Achänen, einsamige Schließfrüchte, wie man sie auch vom Löwenzahn kennt. Alle Sonnenhut-Arten haben ihre Heimat in Nordamerika, als Zier- und Heilpflanzen werden sie jedoch auch bei uns gezüchtet.

Sonnenhut Inhaltsstoffe

Sonnenhüte enthalten unter anderem Echinacosid, Harzstoffe, Betain, Proteoglykane, Heteropolysaccharide, Phenylacrylsäureester (z. B. Cichorien- und Caftarsäure), Inulin, Pentosane, Vitamin C, Flavonoide und Fermente. Vor allem ihre Alkamide und insbesondere die Isobutylamide sind von medizinischer Bedeutung, da sie mit den Immunzellen wechselwirken. Im ätherischen Öl der Sonnenhüte stecken unter anderem Germacrenalkohole, Borneole und Caryophyllene.

Sonnenhut Wirkung

Der Haupteffekt der Sonnenhüte ist die Stärkung der Abwehr, da sich die enthaltenen Alkamide und Kaffeesäureabkömmlinge positiv auf das Immunsystem auswirken sollen: T-Helferzellen und weiße Blutkörperchen werden erhöht und entzündliche Botenstoffe blockiert. Neben der Immunstimulation werden dem Purpur-Sonnenhut (Echinacea purpurea), dem Schmalblättrigen Sonnenhut (Echinacea angustifolia) und dem Prärie-Igelkopf (Echinacea pallida) antibakterielle, fiebererzeugende, entzündungshemmende und schmerzstillende Eigenschaften nachgesagt. Bei der äußerlichen Anwendung werden vermutlich Makrophagen und Granulozyten lokal angeregt, welche schädliche Keime abwehren und so die Immunreaktion bei schlecht heilenden Wunden verstärken. Außerdem werden dank Echinacea vermehrt Fibroblasten gebildet, die die Wundheilung begünstigen.

Sonnenhut Nebenwirkungen und Kontraindikationen

Bei oraler Einnahme und äußerer Anwendung sind derzeit keine Nebenwirkungen bekannt. Schüttelfrost, Fieber, Übelkeit und Erbrechen können vor allem bei parenteraler Gabe, also einer Injektion in das Gefäßsystem unter Umgehung des Darms, auftreten. Des Weiteren sind allergische Reaktionen möglich: Wer auf Korbblütler allergisch reagiert, sollte deshalb von der Einnahme von Sonnenhut-Präparaten absehen. Sollten Sie eine eingeschränkte Immunabwehr haben, etwa bei Tuberkulose, Kollagenose, AIDS, HIV-Infektion oder multipler Sklerose, oder sollten Sie Medikamente einnehmen, die die Immunreaktion unterdrücken, wird ebenfalls geraten, auf Echinacea verzichten. Weitere Wechselwirkungen mit anderen Medikamenten sind nicht bekannt.

Sonnenhut Anwendungsgebiete

Sonnenhut Anwendungsgebiete in der Phytotherapie

Das Hauptanwendungsgebiet der Sonnenhüte in der Pflanzenheilkunde ist die Stärkung der Abwehrkräfte bei Bronchitis, Erkältung, grippale Infekten und Husten. Dabei setzt man vor allem auf die Vorbeugung und die unterstützende Behandlung wiederkehrender Infekte im Bereich der Atemwege und der ableitenden Harnwege.

Sonnenhut Anwendungsgebiete in der Volksmedizin

Die Volksmedizin setzt den Sonnenhut auch äußerlich ein, etwa bei schlecht heilenden, oberflächlichen Wunden, Abszessen, Furunkeln, Gelenkentzündungen, Geschwüren, Schuppenflechte, Verbrennungen und Erysipel.

Anwendungsgebiete von Sonnenhut-Medikamenten

Sonnenhüte erfreuen sich als Arzneipflanzen vor allem bei der Selbstmedikation großer Beliebtheit. Der Purpur-Sonnenhut (Echinacea purpurea) wird insbesondere als Frischpflanzen-Presssaft sowie dessen Zubereitungen wie beispielsweise Trockenextrakt in Fertigarzneimitteln angeboten. Genau wie die Präparate mit Echinacea purpurea werden auch Medikamente mit Auszügen aus dem Blassfarbenen Sonnenhut (Echinacea paillda) hauptsächlich zur Stärkung der Immunabwehr eingenommen. Auch der Schmalblättriger Sonnenhut (Echinacea angustifolia) ist von medizinischer Bedeutung, etwa bei der Prophylaxe und Behandlung von Erkältungserscheinungen.

Sonnenhut Anwendung

Präparate mit Auszügen aus den verschiedenen Sonnenhut-Arten sind beispielsweise als alkoholfreie Lösung, Tabletten, Dragees, Tropfen, Tinkturen, Kapseln, Lutschtabletten, Salbe, Mundspülung, Hustensaft und Globuli erhältlich. Während beim Schmalblättrigen Sonnenhut (Echinacea angustifolia) in erster Linie die Wurzel zu Arzneimitteln verarbeitet wird, kommen beim Purpur-Sonnenhut (Echinacea purpurea) alle Pflanzenteile, in erster Linie aber das Kraut, zum Einsatz. Beide Pflanzen-Arten enthalten wertvolle ätherische Öle, Alkamide und Kaffeesäureabkömmlinge. In der Wurzel des Blassfarbenen Sonnenhuts (Echinacea paillda) fehlen zwar die Alkamide, dafür sind wirksame Ketoalkene und Ketoalkenine enthalten. Die Wurzeln der verwendeten Sonnenhut-Arten werden von Oktober bis April von mindestens vier Jahre alten, kräftigen Pflanzen geerntet. Sie werden ausgegraben, von der Erde befreit und im Schatten getrocknet. Als Kraut bezeichnet man alle oberirdischen Teile wie Blüten, Blätter und Stängel. Diese werden während der Blütezeit von Juli bis September dicht über dem Boden abgetrennt und anschließend sorgfältig getrocknet.

Sonnenhut Dosierung

Soweit nicht anders verordnet, liegt die mittlere Tagesdosis bei 6 bis 9 Millilitern des Presssaftes aus dem Purpur-Sonnenhut. Beim Blassen Sonnenhut liegt die mittlere tägliche Dosis bei 900 Milligramm der Droge. Die Behandlung sollte bei innerlicher und äußerlicher Anwendung nicht länger als drei Wochen, unter ärztlicher Aufsicht maximal acht Wochen, betragen, da das Immunsystem nur begrenzt stimuliert werden kann. Der beste Erfolg wird bei frühzeitiger Anwendung, also mit Beginn der ersten Krankheitssymptome, erzielt.

Sonnenhut Zubereitung

Sonnenhut-Tinktur

Übergießen Sie die getrockneten und klein geschnittenen Wurzeln, Blätter, Blüten und Stängel des Sonnenhuts mit Doppelkorn oder Weingeist, bis alle Pflanzenteile bedeckt sind. Füllen Sie die Mischung in ein Gefäß mit Schraubverschluss und lassen Sie sie zwei bis sechs Wochen lang ziehen. Seihen Sie die Tinktur anschließend ab und füllen Sie sie in ein dunkles Glas um. Nehmen Sie zur Vorbeugung eines Infekts ein bis dreimal täglich 10 bis 50 Tropfen ein. Bei Bedarf können Sie die Tinktur mit Wasser verdünnen.

Sonnenhut-Tee

Übergießen Sie etwa einen halben Teelöffel des geschnittenen Krauts mit kochendem Wasser, lassen Sie den Tee 10 Minuten lang ziehen und seihen Sie ihn anschließend ab. Trinken Sie vor allem während der Erkältungssaison mehrmals täglich eine Tasse heißen Sonnenhut-Tee, idealerweise zwischen den Mahlzeiten.

Sonnenhut Geschichte

Schon die Ureinwohner Nordamerikas, insbesondere die Cheyenne, Lakota, Ponca, Delaware und Komantschen nutzten den Sonnenhut als Heilpflanze und setzten ihn unter anderem gegen Husten, Halsschmerzen und Zahnschmerzen ein. Auch als Mittel gegen Schlangenbisse und Insektenstiche griffen die amerikanischen Ureinwohner auf den Sonnenhut zurück. Außerdem kam die Heilpflanze bei rituellen Handlungen zum Einsatz, wurde den Göttern geopfert oder Verstorbenen als Grabbeigabe mitgegeben. Die weißen Siedler übernahmen den Gebrauch des Sonnenhuts und bereits im Jahr 1737 wurde die Pflanze von John Clayton im „Catalogue of Plants, Fruits, and Trees Native to Virginia“ beschrieben. In Europa weiß man erst seit den 50er-Jahren um die heilsame Wirkung der verschiedenen Sonnenhut-Arten.

Sonnenhut in Kombination mit anderen Heilpflanzen

Sonnenhut wird gern mit anderen stärkenden Arzneipflanzen kombiniert, wie etwa dem Indianischen Wasserdost (Eupatorium perfoliatum). Bei der Behandlung von Muskel- und Gelenkschmerzen wird häufig auf Kombinationen von Sonnenhut mit Bärentraube, Goldrute, Hauhechel, Beinwell, Johanniskraut und Pfefferminze gesetzt. Äußerlich zur Behandlung von Verletzungen, Geschwüren und Hautentzündungen kommt Sonnenhut oft gemeinsam mit Arnika zum Einsatz. In Augensalben befindet sich neben Sonnenhut häufig Augentrost und Ringelblume.

Sonnenhut in der Homöopathie

Sonnenhut ist auch in der Homöopathie von Bedeutung. Er ist in den Potenzen D2 bis D12 in Form von Tabletten, Globuli, Injektions-Ampullen und Tropfen erhältlich. Er wird vor allem zur unterstützenden Behandlung bei fiebrigen Infektionen herangezogen. Im Gegensatz zur Phytotherapie setzt man in der Homöopathie vor allem auf Schmalblättrigen Sonnenhut (Echinacea angustifolia) und den Blassen Sonnenhut (Echinacea pallida).

Sonnenhut Studien zur Wirksamkeit

Die Studienlage zur Wirksamkeit des Sonnenhuts ist unübersichtlich, immer wieder kommen wissenschaftliche Untersuchungen zu unterschiedlichen Ergebnissen. Die Kommission E des deutschen Bundesgesundheitsamts bewertet die Wirkung des Presssafts aus dem frischen Kraut des Purpur-Sonnenhuts beispielsweise als positiv: Untersuchungen zufolge hat Echinacea purpurea eine stimulierende Wirkung auf das Immunsystem und hemmt Viren und Bakterien. Dabei ist für die Wirksamkeit von Echinacea vor allem der Infektionsweg von Bedeutung: Wurden die Präparate zum Schutz vor einer Ansteckung im normalen Lebensumfeld eingesetzt, sank das Risiko einer Infektion laut einer amerikanischen Studie von Craig Coleman (Universität von Connecticut) um 65 Prozent. Atmeten die Probanden unter Laborbedingungen Rhinoviren ein, verminderte sich die Gefahr lediglich um 35 Prozent. Grund dafür ist wohl, dass Echinacea bei Rhinoviren vergleichsweise schwach, bei anderen der über 200 verschiedenen Schnupfenviren jedoch stärker wirkt. Der Wurzel von Echinacea angustifolia und dem Kraut von Echinacea pallida wird höchstens ein Placebo-Effekt zugesprochen.

Sonnenhut Anbau

Sonnenhüte werden von Hobbygärtnern nicht nur für ihre medizinische Bedeutung, sondern auch für die farbenfrohen, leuchtend pinken bis orange-roten Blüten geschätzt, die zahlreiche Schmetterlinge anlocken. Wer die Pflanze anbauen will, sollte dafür einen sonnigen, möglichst windgeschützten Standort auswählen. Der Sonnenhut wird entweder als vorgezogene Staude im Frühjahr ins Beet gesetzt oder der Samen von April bis Mai ausgesät und mit reichlich Erde bedeckt. Um die optimale Blühkraft zu erreichen, sollte der Sonnenhut etwa alle drei Jahre nach der Blüte mit einem Spaten geteilt werden und die abgetrennten Pflanzenteile an einen neuen, nährstoffreichen Standort gesetzt werden. Im Frühjahr und Herbst kann Dünger in Form von Kompost in den Boden eingebracht werden. Im Herbst nach der Blüte sollte der Sonnenhut zurückgeschnitten werden.

Sonnenhut Arten

Insgesamt sind bisher neun Sonnenhut-Arten bekannt: Echinacea atrorubens, Echinacea laevigata, Echinacea paradoxa, Echinacea sanguinea, Echinacea simulata, Echinacea tennesseensis, Echinacea purpurea, Echinacea pallida und Echinacea angustifolia. Nur die drei letztgenannten Arten sind von medizinischer Bedeutung.

Quellen

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