Schlüsselblume

Schlüsselblume

Schlüsselblume Beschreibung

Die Echte Schlüsselblume (Primula veris) ist eine ausdauernde, krautige Heilpflanze aus der Familie der Primelgewächse (Primulaceae). Sie ist samtig behaart, wächst meist in Gruppen und kann bis zu 30 Zentimeter hoch werden. Ihren Namen verdankt die Echte Schlüsselblume wahrscheinlich der Ähnlichkeit ihres ganzen Blütenstandes mit einem Schlüssel, wobei die Blüten als Schlüsselbart gesehen werden und die Stängel als Schlüsselrohr. Alternativ wird die Blütendolde als Schlüsselbund interpretiert und die einzelnen Blüten als Schlüssel. Je nach Standort blüht die Echte Schlüsselblume von Februar bis Juni. An ihrem blattlosen, behaarten Blütenstandsschaft befinden sich endständige, einseitswendige Dolden mit den fünf charakteristischen, dottergelben Kronblättern. Die Laubblätter der Echten Schlüsselblume sind 5 bis 20 Zentimetern lang und 2 bis 6 Zentimeter breit. Sie sind eiförmig-länglich mit spitzem oder stumpfem oberen Ende. Anzutreffen ist die Echte Schlüsselblume auf trockenen bis wechselfeuchten Wiesen, in Wäldern, Gebüschen und an Waldrändern. Sie bevorzugt kalkhaltigen, stickstoffarmen, humusreichen, lockeren Lehmboden. Da die Schlüsselblume in Deutschland unter Naturschutz steht, dürfen wilde Pflanzenteile nicht gesammelt werden.

Schlüsselblume Inhaltsstoffe

Die Echte Schlüsselblume enthält 5 bis 10% Triterpensaponine (Primacrosaponin und Priverosaponin B), Flavone, Phenolglykoside (Primulaverosid, Primverosid) Gerbstoffe, Flavonoide (Rutin, Carotinoide), ätherisches Öl, Primin und Kieselsäure. Das Phenolglykosid Primulaverin ist für den typischen Geruch nach Methoxymethylsalicylat verantwortlich, der beim Trocknen der Wurzeln entsteht.

Schlüsselblume Wirkung

Für die medizinische Wirksamkeit der Echten Schlüsselblume sind in erster Linie die enthaltenen Triterpensaponine verantwortlich: Sie reizen die Magenschleimhaut, wodurch die Bronchialschleimhaut angeregt wird, mehr Schleim zu produzieren. Dies soll das Abhusten erleichtern. Die Triterpensaponine der Echten Schlüsselblume helfen daher in erster Linie dabei, festsitzenden, zähflüssigen Schleim aus der Lunge zu lösen, beispielsweise bei einer Erkältung. Darüber hinaus wird der Echten Schlüsselblume beruhigende, blutreinigende, blutstillende, entzündungshemmende, harntreibende, krampflösende, schmerzlindernde und schweißtreibende Wirkung nachgesagt.

Schlüsselblume Nebenwirkungen und Kontraindikationen

Der Kontakt mit den Blüten der Echten Schlüsselblume kann in seltenen Fällen zu Allergien führen, die sich in Hautrötungen und Bläschen äußern. Bei Überdosierung können Magenbeschwerden, Übelkeit, Brechreiz und Durchfall auftreten. Patienten mit Magenschleimhautentzündung oder Magengeschwüren sollten Präparate mit Echter Schlüsselblume daher nur mit Bedacht anwenden. Bei bekannter Allergie gegen Aspirin (Acetylsalicylsäure) sollte man auf die Einnahme verzichten. In der Schwangerschaft sollte von der Anwendung ebenfalls abgesehen werden. Während der Stillzeit ist eine Einnahme jedoch möglich – das Kraut der Echten Schlüsselblume soll sogar die Milchproduktion anregen. Wechselwirkungen mit anderen Medikamenten sind nicht bekannt, allerdings können die enthaltenen Saponine die Aufnahme anderer Medikamente (etwa Wirkstoffe gegen Bluthochdruck) negativ beeinflussen.

Schlüsselblume Anwendungsgebiete

Schlüsselblume Anwendungsgebiete in der Phytotherapie

In der Pflanzenheilkunde wird die Echte Schlüsselblume vor allem zur Hustenlinderung eingesetzt. Sie wirkt entkrampfend und schleimlösend und wird deshalb in erster Linie gegen festsitzenden Schleim und Altershusten herangezogen. Die Heilpflanze erleichtert das Abhusten der Flüssigkeit und entlastet auf diese Weise den Kreislauf. Bei folgenden Erkrankungen kann durch die Echte Schlüsselblume Linderung erzielt werden: Bronchitis, Keuchhusten, Schnupfen, Kehlkopfentzündung, Halsschmerzen, Lungenentzündung, Erkältung und Mundschleimhautentzündung.

Schlüsselblume Anwendungsgebiete in der Volksmedizin

Die Volksmedizin setzt die Echte Schlüsselblume auch bei Nervosität, Neuralgien, Kopfschmerzen und Migräne ein. Außerdem sollen die Inhaltsstoffe der Echten Schlüsselblume auch gegen Rheuma, Gicht, Schlaflosigkeit, Schwindel und Verstopfung helfen.

Anwendungsgebiete von Schlüsselblume Medikamenten

In Ihrer Apotheke erhalten Sie zahlreiche Medikamente mit Extrakten aus der Schlüsselblume, häufig sogar rezeptfrei. Diese Medikamente werden in erster Linie gegen Erkältungsbeschwerden und Erkrankungen der oberen Atemwege eingesetzt. Sie sind in Form von Tropfen, Kapseln, Lutschtabletten, Fluidextrakten, Hustensäften, Dragees und Filmtabletten erhältlich.

Schlüsselblume Anwendung

Die Blüten der Echten Schlüsselblume werden zur Blütezeit im Frühjahr gesammelt und schonend im Schatten getrocknet, damit die medizinisch wirksamen Inhaltsstoffe erhalten bleiben. Die Blüten dürfen sich während des Trocknungsvorgangs nicht verfärben, um ihre Heilkraft nicht zu verlieren. Die Wurzeln der Echten Schlüsselblume werden während der Ruhephase der Pflanze von November bis März ausgegraben, gereinigt, klein geschnitten und bei milder Wärme getrocknet – am besten im lauwarmen Backofen oder im Dörrapparat. Blüten und Wurzeln der Heilpflanze müssen getrennt voneinander gelagert werden. Da die Echte Schlüsselblume unter Naturschutz steht, dürfen keine wilden Pflanzenteile gesammelt werden, sondern nur Pflanzen aus dem Anbau verwendet werden.

Schlüsselblume Dosierung

Extrakte aus der Echten Schlüsselblume sind nicht für den Dauergebrauch geeignet. Nach sechswöchiger Anwendung sollte eine Pause von zwei Wochen eingelegt werden. Die bestimmungsgemäße Dosis der Droge beträgt 3 Gramm, bei der Anwendung bei Kindern sollte die Dosis entsprechend reduziert werden. Bei Kindern unter 4 Jahren sollte auf eine Behandlung mit Schlüsselblumen-Extrakt verzichtet werden. Weitere Details zur Dosierung der Schlüsselblume erfragen Sie bei Ihrem Arzt.

Schlüsselblume Zubereitung

Schlüsselblumen-Tee

Gegen Katarrhe der Atemwege, zur Schleimlösung und gegen Husten hilft ein Schlüsselblumen-Tee aus zwei gehäuften Teelöffeln getrockneter und zerkleinerter Schlüsselblumen-Wurzeln oder –Blüten. Die Pflanzenteile werden mit einer Tasse kochendem Wasser übergossen, anschließend muss der Tee zehn Minuten lang ziehen. Abseihen und in kleinen Schlucken ein bis drei Tassen davon pro Tag trinken.

Schlüsselblumen-Tinktur

Gegen Migräne, Neuralgien und Schwindelanfälle können Tropfen aus Schlüsselblumen-Extrakt helfen. Um die Tinktur herzustellen, füllen Sie getrocknete, zerkleinerte Schlüsselblumen-Blüten und –Wurzeln in ein Glas mit Schraubverschluss. Gießen Sie hochprozentigen Doppelkorn oder Weingeist auf, bis alle Pflanzenteile mit Flüssigkeit bedeckt sind. Die Mischung muss nun 2 bis 6 Wochen lang ziehen, danach wird sie abgeseiht und in ein dunkles Glas umgefüllt. Nehmen Sie täglich 10 bis 50 Tropfen ein. Bei Bedarf können Sie die Tinktur mit Wasser verdünnen.

Schlüsselblumen-Wein

Ein beliebtes Mittel der Volksmedizin gegen Herzbeschwerden ist der Schlüsselblumen-Wein oder Himmelsschlüssel-Wein. Um ihn herzustellen, füllen Sie eine große Glasflasche mit den ganzen, gereinigten Blütendolden locker bis zum Hals und gießen Sie naturreinen Weißwein auf. Wenn alle Blüten bedeckt sind, wird die Flasche verkorkt und zwei Wochen lang in der Sonne gelagert. Herzkranke nehmen bis zu 3 Esslöffel pro Tag davon ein.

Schlüsselblume Geschichte

Bereits die Druiden der Kelten wussten um die heilsame Wirkung der Schlüsselblume und setzten sie sowohl zu medizinischen Zwecken als auch bei rituellen Handlungen ein. Vor allem bei Frühlingsfesten wurde aus der Pflanze ein berauschender Trank gebraut. Ihren Spitznamen „Himmelsschlüssel“ verdankt die Schlüsselblume einer Erzählung, wonach der heilige Petrus die Schlüssel zum Himmel verloren hatte und dort, wo die zu Boden gefallenen Schlüssel die Erde berührten, Schlüsselblumen wuchsen. Auch die Äbtissin Hildegard von Bingen gebrauchte den Namen Himmelsschlüssel und empfahl die Pflanze als wärmendes Heilmittel gegen Melancholie. Andere mittelalterliche Schriften sprechen der Schlüsselblume heilsame Wirkung bei Gicht, Lähmung und Schlaganfall sowie Erkrankungen von Herz, Galle und Leber zu. Hieronymus Bock schrieb 1539 in seinem „New Kreuterbuch“: „Das Schlüsselblumenkraut ist von warmer und etwas trockener Substanz. Das gebrannte Wasser davon gibt man schwachen, kranken Menschen, die gar keine Kraft mehr haben und durch langes Siechtum verfallen sind, desgleichen denen, die der Schlag gerührt hat.“

Schlüsselblume in der Homöopathie

Auch die Homöopathie nutzt die Heilkraft der Echten Schlüsselblume und setzt sie in erster Linie gegen Kopfschmerzen, Hautausschläge, leichte Hirnkongestionen ohne psychische Depression, Migräne, Neuralgie, Schwindelgefühl, Nierenaffektionen und Fieber ein. Erhältlich sind homöopathische Globuli, Tabletten, Dilutionen und Tropfen in verschiedenen Potenzen.

Schlüsselblume in Kombination mit anderen Heilpflanzen

Extrakte aus der Schlüsselblume sind bisher nicht als Monopräparat erhältlich, sondern nur in Kombination mit anderen schleimlösenden, entzündungshemmenden Heilpflanzen wie etwa Thymian, Enzian oder Holunder. Vor allem Thymian und Schlüsselblume ergänzen sich gut, da der Thymian andere Ansatzpunkte in den Bronchien hat als die Schlüsselblume. Teemischungen mit Schlüsselblume enthalten häufig weitere Heilkräuter wie Brennnesseln, Löwenzahn, Birkenblätter und Vogelmiere.

Schlüsselblume Studien zur Wirksamkeit

Seit etwa 100 Jahren wird die Echte Schlüsselblume zur Behandlung von Erkältungskrankheiten eingesetzt. Klinische Studien zur Wirkung liegen derzeit nur für Kombinationspräparate vor, bei denen die Schlüsselblume zusammen mit anderen Drogen gegen Entzündungen der Nasen- und Nebenhöhlen (Rhinosinusitis) eingesetzt wird. Diese Studien kommen zu dem Ergebnis, dass sich die Symptome dank der Kombination mit Schlüsselblumen-Extrakt besserten. Insbesondere der Sekretabfluss und Kopfschmerzen, ausgelöst durch den Sekretstau, nahmen deutlich ab. Auch die Kommission E bewertet die Wirkung von Blüten und Wurzeln der Schlüsselblume bei Katarrhen der Luftwege positiv.

Schlüsselblume Arten

Neben der Echten Schlüsselblume (Primula veris) gibt es eine weitere medizinisch bedeutsame Schlüsselblumen-Art: die Hohe Schlüsselblume (Primula elatior). Ihre Blüten sind heller, haben keine Flecken und duften nicht. Die Hohe Schlüsselblume wächst auf feuchten Wiesen, an Bachrändern und in Auwäldern, blüht bereits ab März und gilt daher als einer ersten Frühjahrsboten. Auch sie steht unter Naturschutz und darf nicht gepflückt werden. Genau wie die Echte Schlüsselblume wird die Hohe Schlüsselblume in der Volksmedizin als nerven- und herzstärkendes Mittel sowie gegen Wassersucht, Kopfschmerzen und Migräne eingesetzt.

Schlüsselblume Anbau

Schlüsselblumen bevorzugen sonnige Hanglangen und gedeihen in Höhen bis zu 1700 Meter. Der Boden sollte locker, kalkhaltig und nicht allzu schwer sein. Gepflanzt wird im Herbst, Dünger ist im Allgemeinen nicht notwendig. Die Schlüsselblume ist eine pflegeleichte, robuste und winterharte Heilpflanze. Gegen Schädlinge ist sie relativ unempfindlich. Regelmäßiges Gießen ist nur an sehr heißen Sommertagen nötig. Als Frühblüher wird die Schlüsselblume gerne geneinsam mit anderen Frühjahrsblumen wie Tulpen, Osterglocken und Hyazinthen gepflanzt.

Quellen

  • Berling-Aumann, Nadine: Die besten Heilpflanzen bei Kopfschmerzen und Migräne (Kindle Edition, 2013)
  • Bohne, Burkhard: Taschenatlas Heilpflanzen – 130 Pflanzenporträts (Ulmer, 2005)
  • Bühring, Ursel: Alles über Heilpflanzen – Erkennen, anwenden und gesund bleiben (Ulmer, 2011)
  • Bühring, Ursel: Praxis-Lehrbuch der modernen Pflanzenheilkunde – Grundlangen, Anwendung, Therapie (Haug, 2011)
  • Henschel, Detlev: Essbare Wildbeeren und Wildpflanzen – Sammeltipps, Verwendung, giftige Doppelgänger (Kosmos, 2002)
  • Laux, Hans E.: Heilpflanzen – Wie sie wachsen, blühen, wirken (Thomae, 1990)
  • Marbach, Eva: Heilkräuter Hausapotheke – Die wichtigsten Heilpflanzen für die Anwendung zu Hause (EvaMarbach Verlag, 2012)
  • Mayer, Johannes Gottfried: Handbuch der Klosterheilkunde – Neues Wissen über die Wirkung von Heilpflanzen (Zabert Sandmann, 2003)
  • Scherf, Gertrud: Der Heilgarten – Heilkräfte der Blütenpflanzen und Kräuter im eigenen Garten nutzen (W. Ludwig, 2002)
  • Schönfelder, Ingrid und Peter: Der Kosmos-Heilpflanzenführer – Über 600 Heil- und Giftpflanzen Europas (Kosmos, 2015)
  • Dr. med. Wormer, Eberhard J.: Medizin und Gesundheit – Neues großes Lexikon (Lingen, 2004)
  • Wurzer, Walter: Die große Enzyklopädie der Heilpflanzen – Ihre Anwendung und ihre natürliche Heilkraft (Neuer Kaiser Verlag, 1994)
  • Ohne Autor: Handbuch der alternativen Heilkunde von A-Z – Krankheiten erkennen und gezielt behandeln (Kneipp Verlag, 2009)

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