Die elektrische Zigarette (E-Zigarette) erfährt seit einigen Jahren immer mehr Aufmerksamkeit und Verbreitung. Nachdem die E-Zigarette auf den Markt kam, wurde sie als „gesunde Alternative“ zu den klassischen Tabakwaren beworben. Mittlerweile ist eine derartige Werbung jedoch nicht mehr erlaubt. Obwohl Nutzer der E-Zigarette nicht die schädlichen Abbauprodukte aus dem Verbrennungsprozess wie aus Zigaretten inhalieren, darf die E-Zigarette keinesfalls als gesund angesehen werden.
Langzeitstudien über die gesundheitlichen Folgen der elektronischen Zigarette bzw. der Liquids stehen noch aus. Im Jahr 2011 präsentierten Forscher der University of California und der Boston University School die Ergebnisse ihrer Studie und kamen zu dem Schluss, dass in den Liquids keine Inhaltsstoffe entdeckt wurden, die ein ernsthaftes Gesundheitsrisiko darstellen. Weiter wird ausgeführt, dass das Dampfen deutlich sicherer scheint, als das Rauchen von Tabakzigaretten. Hingegen warnt die Weltgesundheitsorganisation (WHO) schon seit vielen Jahren vor der E-Zigarette, da noch zu wenig über die gesundheitlichen Auswirkungen bekannt ist. Und die WHO scheint Recht zu haben, denn mittlerweile weisen viele Studien auf die Schädlichkeit hin.
Welche Inhaltsstoffe sind in der E-Zigarette enthalten?
Das Liquid besteht in der Regel zu 97 Prozent aus Propylenglycol. Dieser Stoff ist für den Dampf der elektronischen Zigarette verantwortlich und in der Lebensmittelindustrie als E1520 bekannt. Beispielsweise ist in Zahnpasta oder in Kaugummis Propylenglycol enthalten. Jedoch ist es ein großer Unterschied, ob Propylenglycol in geringen Mengen verzehrt wird oder aber mehrmals am Tag inhaliert wird. In einer Publikation des Deutschen Krebsforschungszentrums wird darauf hingewiesen, dass in dem Dampf der E-Zigaretten die Menge an Propylenglycol so hoch ist, dass es die Atemwege und die Augen reizen kann. Zudem wird das Konservierungsmittel in Kombination mit Nikotin, Wasser, Aromastoffen und weiteren Chemikalien sogar als krebserregend eingestuft.
Darüber hinaus enthält das Liquid in geringen Mengen Glycerin (E422), Benzylalkohol (E1519), Wasser sowie künstliche Lebensmittelaromen, die für den Geschmack sorgen. Außerdem sind nikotinfreie und nikotinhaltige Liquids erhältlich. Nikotin stellt einen Risikofaktor dar, da dieses Nervengift Auswirkungen auf den Blutdruck und die Herzfrequenz hat. Zudem verstärkt Nikotin die Magensäurebildung und sorgt für eine höhere Adrenalinausschüttung. Dies bestätigt auch das Bundesinstitut für Risikobewertung (BfR).
Weitere Gift- und Schadstoffe in E-Zigaretten
E-Zigaretten liefern genauso wie klassische Zigaretten zahlreiche Gift- und Schadstoffe wie Aerosole. Diese kleinen flüssigen Partikel werden mit jedem Luftstoß freigesetzt. Forscher des Penn State College of Medicine konnten in Aerosolen hochreaktive freie Radikale nachweisen, die gesunde Zellen zerstören und somit unter dem Verdacht stehen, krebserregend zu sein. Das bestätigt auch eine Studie der University of California in San Diego. Hier wird ausgeführt, dass selbst bei nikotinfreien Liquids das Einatmen von Aerosolen schädlich sei und zu Veränderungen der Körperzellen führe.
In einem Fachartikel der University of Louisville, der im April 2017 veröffentlicht wurde, heißt es, dass der Dampf der E-Zigarette Aldehyde enthält. Hierbei handelt es sich um einen gefährlich Stoff, der bei Rauchern Herz-Kreislauf-Erkrankungen auslösen kann. Außerdem wird Aldehyde als Auslöser für die typische Raucherkrankheit COPD (Chronisch-obstruktive Lungenerkrankung) gesehen.
Neben Aerosolen und Aldehyde können die aromatisierten Liquids auch den Aromastoff Diacetyl enthalten. Forscher der Harvard T.H. Chan School of Public Health konnten diesen Aromastoff in rund 75 Prozent aller untersuchten Liquids finden. Dabei ist Diacetyl dafür bekannt, die Atemwegskrankheit Bronchitis obliterans („Popcorn-Lunge“) zu verursachen.
Interessant ist auch eine Studie, die an der University of North Carolina durchgeführt wurde. Die Forscher kamen zu dem Ergebnis, dass die Stoffe aus der E-Zigarette vermutlich schädliche Auswirkungen auf das Immunsystem der Atemwege haben könnten, und zwar wesentlich schlimmer als klassische Zigaretten.
Wie funktioniert eine E-Zigarette eigentlich?
Der Raucher verbrennt bei einer herkömmlichen Zigarette den Tabak und atmet den Rauch ein. Hingegen wird bei einer E-Zigarette kein Tabak verbrannt, sondern ein nikotinfreies oder nikotinhaltiges Liquid erhitzt. Der Raucher inhaliert hier den dadurch entstehenden Dampf. Aus diesem Grund wird bei der Benutzung einer E-Zigarette auch nicht vom „Rauchen“ gesprochen, sondern vom „Verdampfen“. Genau wie bei einer herkömmlichen Zigarette zieht der Nutzer ebenfalls an der E-Zigarette. Hierbei entsteht in der E-Zigarette ein Unterdruck, der die Erhitzung des Liquids startet. Der hierdurch entstehende Dampf wird dann in die Lunge eingesogen.
Zwar gibt es E-Zigaretten in unterschiedlichen Ausführungen, die Hauptbestandteile sind jedoch gleich:
- Verdampfer (Atomizer): Der Atomizer ist eine Art Kammer, in der sich eine Heizspirale befindet. Das Liquid gelangt aus dem Tank zur Heizspirale durch manuelles Aufträufeln oder aber mithilfe einer Spezialwatte. Die Heizspirale wird durch elektronische Impulse aktiviert und das Liquid wird bis zum Siedepunkt (ca. 60 bis 120 Grad Celsius) erhitzt, damit der Dampf entsteht. Im Vergleich dazu: Tabakzigaretten brennen mit ca. 600 bis 800 Grad Celsius.
- Cartomizer: Hierbei handelt es sich um das Gehäuse für den Atomizer und den Liquid-Tank. Dabei beinhaltet der Cartomizer Spezialwatte, die das Liquid aufsaugt und anschließend an den Atomizer weiterleitet. Es gibt allerdings auch E-Zigaretten ohne einen Cartomizer. Jedoch sind Geräte mit Cartomizer ergiebiger, dafür aber weniger intensiv in der Geschmacksentfaltung.
- Clearomizer: Der Clearomizer ist ein durchsichtiges Gehäuse oder ein Gehäuse mit Fenster. Hier wird das Liquid nicht mithilfe von Spezialwatte weitergeleitet, sondern mit Glasfaserdochten. Die Geschmacksintensität ist hier deutlich stärker, da das Liquid durch den Glaserfaserdocht zum Heizdraht gelangt.
- Liquid-Tank: In den Tank kann je nach Modell eine bestimmte Menge an Liquid eingefüllt werden.
- Akku: In der Regel werden in E-Zigaretten Lithium-Ionen-Akkus verbaut, die je nach Gebrauch für mehrere Stunden genutzt werden können, bevor sie wieder aufgeladen werden müssen. Ein entsprechendes Ladegerät wird meist mit der E-Zigarette geliefert.
Welche Arten von E-Zigaretten gibt es?
Das Design und auch die Funktionsvielfalt haben sich seit der Markteinführung der E-Zigarette stetig verändert. So sind aktuell unterschiedliche Geräte erhältlich, die sich beispielsweise durch das Verdampferprinzip, die Akku- oder die Liquidkapazität unterscheiden.
Ein bekanntes Modell ist die Einweg-E-Zigarette. Diese kann nicht nachgefüllt werden und wird, wenn das Liquid aufgebraucht ist, weggeworfen. Ebenso bekannt sind die Mini- und Micro-E-Zigaretten, die optisch einer normalen Zigarette ähneln. Danach kamen die sogenannten Pen-Modelle auf den Markt, die ihren Namen dem Aussehen eines Kugelschreibers (Pen) verdanken, sowie die 510-Modelle mit genormten Gewinden, einem stärkeren Akku und einer ausgereifteren Technik. In den darauffolgenden Jahren wurden die folgenden Verdampfer entwickelt:
Beschreibung | Widerstand | Akku | Leistung | |
Normales Dampfen (MTL) | Zunächst wird am Mundstück gezogen und danach der Dampf inhaliert (Backedampfen). Durch regelbare Akkus sowie einem Airflow-Control am Tank, können Dampfmengen und Geschmack beeinflusst werden. | 1,0 bis 3,0 Ohm | eGo-Akkus oder regelbare Akkus | 6 bis 20 Watt bei 1,5/1,8 Ohm |
Dampfen im Sub-Ohm-Bereich (DL) | Von Sub-Ohm wird gesprochen, wenn der Verdampferkopf unter 1,0 Ohm besitzt. In diesem Bereich wird durch die direkte Inhalation (DL) gedampft und es entstehen große Dampfmengen. | 0,25 bis 0,99 Ohm | Sub-Ohm-geeignete Akkus und hochstromfeste Akkus | 20 bis 80 Watt |
E-Zigaretten mit sehr viel Dampf | Bei diesen E-Zigaretten werden Verdampferköpfe mit Mehrfachwicklungen verwendet. Der Widerstand ist extrem niedrig und auch erfolgt das Dampfen mittels direkter Inhalation. | 0,1 bis 0,25 Ohm | Extrem hochstromfeste Akkus | 100 bis 350 Watt |
Temperaturgesteuertes Dampfen | Mithilfe einer Steuereinheit im Akku ist es möglich, temperaturgesteuert zu dampfen. | 0,1 bis 0,6 Ohm | Hochstromfeste VT- oder TC-Akkus | unterschiedlich je nach Hersteller |
Können E-Zigaretten explodieren?
Im Jahr 2012 wurde in den Medien viel über Tom Holloway berichtet, dem die E-Zigarette im Mund explodierte und er mit erheblichen Verbrennungen ins Krankenhaus eingeliefert wurde. Doch der US-Amerikaner manipulierte seine E-Zigarette. Durch diese Selbstmodifizierung wurde die elektronische Zigarette ohne Luftlöcher betrieben, sodass sich immer mehr Druck im Inneren des Akkus aufbaute. Dieser entwich dann explosionsartig und verletzte den Mann.
In Deutschland bzw. der Europäischen Union unterliegen E-Zigaretten und Liquids einheitlichen Qualitäts- und Sicherheitsanforderungen, weshalb ein derartiges Szenario ausgeschlossen werden kann.
Werden Passivraucher durch die E-Zigarette geschädigt?
Der Begriff „Passivrauchen“ kann bei einer E-Zigarette nicht verwendet werden, da hier kein Rauch wie bei einer Tabakzigarette entsteht. Demnach geht es hier viel mehr um das „Passivdampfen“. Doch was wesentlicher interessanter ist als diese Begrifflichkeiten, ist die Frage, ob das Passivdampfen genauso schädlich sein kann wie das Passivrauchen.
Bisher stehen Langzeitstudien noch aus. Jedoch hat das renommierte Wessling Laboratorium in Altenberge im Jahr 2012 den Dampf von elektrischen Zigaretten untersucht. Im Ergebnis heißt es, dass sich in dem E-Zigaretten-Dampf keine typischen Schadstoffe, die bei Tabakzigaretten entstehen, nachgewiesen werden konnten und erklärt die E-Zigarette für unbedenklich.
Ist die E-Zigarette für die Rauchentwöhnung geeignet?
Bei Rauchern wird oftmals der Eindruck erweckt, dass es mithilfe der elektronischen Zigarette einfacher ist, sich das Rauchen von Tabakzigaretten abzugewöhnen. Anstatt Tabakzigaretten zu konsumieren, wechseln viele Raucher zu E-Zigaretten und nikotinhaltigen Liquids. Doch genau wie bei Nikotinkaugummis oder Nikotinpflastern auch, funktioniert eine Entwöhnung nur dann, wenn die Nikotinmenge sukzessiv reduziert wird.
Interessant an diesen Entwöhnungsmethoden ist jedoch, dass die Schadstoffaufnahme geringer ist. Die psychologischen Aspekte (z. B. Gewohnheit) überwiegen aber meist die Nikotinsucht, weshalb die E-Zigarette lediglich ein Element von vielen ist, um die Entwöhnung zu unterstützen. Allein ist die E-Zigarette allenfalls eine Alternative zum Rauchen von Tabakzigaretten.
Wo sind E-Zigaretten erlaubt?
Die E-Zigarette fällt nicht unter das Nichtraucherschutzgesetz. Das bedeutet jedoch nicht, dass an jedem Ort gedampft werden darf. In Cafés, Bars und Restaurants ist das Dampfen mit der E-Zigarette zwar prinzipiell möglich, jedoch hat hier das letzte Wort gemäß dem Hausrecht der Besitzer. Deshalb sollte stets höflich nachgefragt werden, ob das Dampfen gestattet ist. Das Gleiche gilt für den Aufenthalt in Kinos, Theatern und anderen Gebäuden.
Ähnlich verhält es sich bei Bahnfahrten. Während das Dampfen von der Deutschen Bahn verboten wird, kann es bei Zügen von regionalen Gesellschaften erlaubt sein. Dennoch sollte vorsichtshalber beim Schaffner nachgefragt werden. Auch einige Fluggesellschaften erlauben das Dampfen während eines Flugs. Andere gestatten dies wiederum nicht. Hier ist also freundlich beim Bordpersonal nachzufragen. Außerdem ist in Flughäfen zu beachten, dass die zulässigen Flüssigkeitsmengen bei der Handgepäckkontrolle nicht überschritten werden.
Quellen
- Department of Political Science, UC Berkeley Department of Political ScienceUniversity of California at BerkeleyBerkeley USA, Department of Community Health SciencesBoston University School of Public HealthBoston USA, Zachary Cahn, Michael Siegel, 2011, “Electronic cigarettes as a harm reduction strategy for tobacco control: A step forward or a repeat of past mistakes?”
- Vice President, Economic and Health Policy Research, American Cancer Society, Atlanta, GA, Cahn Z2 et al., 2017, “Key issues surrounding the health impacts of electronic nicotine delivery systems (ENDS) and other sources of nicotine”
- Bundesinstitut für Risikobewertung (BfR), Stellungnahme Nr. 016/2012, „Liquids von E-Zigaretten können die Gesundheit beeinträchtigen“
- Wessling GmbH, Produktanalytik, Gutachten-Nr.: 12-09556-4,2012, „Prüfung des ausgeatmeten Dampfes von E-Zigaretten“
- Deutsches Krebsforschungszentrum, 2012, „Erhöhtes Gesundheitsrisiko durch Tabakzusatzstoffe“
- Penn State College of Medicine, 2015, „Potentially dangerous molecules detected in e-cigarette aerosols“
- University of Louisville, Louisville, Kentucky 40292, United States, Mumiye A. et al., 2017, “Aldehyde Detection in Electronic Cigarette Aerosols”
- Department of Otolaryngology-Head and Neck Surgery, University of California, San Diego, La Jolla, California, United States of America, Vicky Yu et al., 2017, “Electronic cigarettes induce DNA strand breaks and cell death independently of nicotine in cell lines”
- Harvard T.H. Chan School of Public Health, Joseph G. Allen et al., “Flavoring Chemicals in E-Cigarettes: Diacetyl, 2,3-Pentanedione, and Acetoin in a Sample of 51 Products, Including Fruit-, Candy-, and Cocktail-Flavored E-Cigarettes”
- Department of Environmental Sciences and Engineering, Gillings School of Global Public Health, University of North Carolina, Chapel Hill, North Carolina, Martin EM1 et al., 2016, “E-cigarette use results in suppression of immune and inflammatory-response genes in nasal epithelial cells similar to cigarette smoke”
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