Rosskastanie

Rosskastanie

Rosskastanie Beschreibung

Die Gewöhnliche Rosskastanie (Aesculus hippocastanum) aus der Familie der Seifenbaumgewächse (Sapindaceae) ist ein sommergrüner Laubbaum, der bis zu 30 Meter hoch und 300 Jahre alt werden kann. Ursprünglich stammt die Rosskastanie aus Südosteuropa und wurde erst in der zweiten Hälfte des 16. Jahrhunderts von Konstantinopel aus, dem heutigen Istanbul, in ganz Mitteleuropa eingebürgert. Heute ist sie ein beliebter Zier- und Straßenbaum, war Baum des Jahres 2005 und Arzneipflanze des Jahres 2008. Ihre Rinde ist graubraun und rissig. Die Blätter der Rosskastanie haben 10 bis 20 Zentimeter lange Stiele und 5 bis 7 Fiederblättchen, von denen die mittleren die seitlichen Blättchen deutlich überragen. Die Blattfarbe ist stumpf dunkelgrün, im Herbst verfärben sich die Laubblätter goldgelb bis braun. Von April bis Mai zeigt die Rosskastanie aufrechte, pyramidenförmige, rispenartige Blütenstände mit rundlichen, lang genagelten weißen Kronblättern, die nach der Bestäubung ein rotes Mal aufweisen. Im September reifen dann 5 bis 7 Zentimeter große, kugelige, grüne Stachelkapseln, die jeweils 1 bis 2 rötlich glänzende Samen beinhalten, die Kastanien.

Rosskastanie Inhaltsstoffe

Die Samen der Rosskastanie enthalten das Triterpensaponingemisch Aescin, das aus mehr als 30 Saponingylkosiden besteht. Es wirkt abdichtend an den Gefäßwänden der Venen, was es pharmazeutisch interessant macht. Darüber hinaus stecken in den Samen der Rosskastanie Flavonoide (sekundäre Pflanzenstoffe), Gerbstoffe, Bitterstoffe und Campheröl. In der Samenschale finden sich Proanthocyanidine, in der Zweigrinde Hydroxycumarine (Aesculin, Fraxin, Scopolin). In Rinde und Blättern ist nur eine geringe Konzentration des medizinisch wirksamen Aescins enthalten.

Rosskastanie Wirkung

Das in den Samen der Rosskastanie enthaltene Triterpensaponingemisch Aescin verringert die im Blut von Venenkranken erhöhte Konzentration bestimmter Enzyme. Dadurch wird die krankhafte Durchlässigkeit kleiner Gefäße vermindert, so dass sich im Gewebe keine Flüssigkeit mehr ansammelt. Außerdem wirkt die Rosskastanie venentonisierend, was den Rückfluss fördert. Diese Eigenschaften machen das Aescin der Rosskastanie zu einem wirksamen Mittel gegen Krampfadern und Venenschwäche. Darüber hinaus gelten Rosskastanien als entzündungshemmend, adstringierend, antibakteriell, blutreinigend, blutstillend, harntreibend, krampflösend, schleimlösend und schmerzstillend.

Rosskastanie Nebenwirkungen und Kontraindikationen

Bei Stauungen des lymphatischen Systems und bei bestehender Herzinsuffizienz wirken die Samen der Rosskastanie nicht. Da die enthaltenen Saponine die Schleimhäute reizen, kann es vereinzelt zu Nebenwirkungen wie Juckreiz, Übelkeit und Durchfall kommen. Darüber hinaus wirken das Cumarin und Aescin der Rosskastanie blutgerinnungshemmend, weswegen bei gleichzeitiger Einnahme von Marcumar oder Aspirin ein Arzt hinzugezogen werden sollte. Auch während der Schwangerschaft und Stillzeit ist bei geplanter Eigenbehandlung mit Rosskastanie eine Abklärung durch einen Arzt ratsam. Durch den hohen Saponingehalt sind alle Teile der Rosskastanie schwach giftig, weshalb man sie nur wohldosiert einnehmen sollte. Von der Einnahme von Teezubereitungen aus den Blättern sowie dem Verzehr der rohen Samen wird abgeraten.

Rosskastanie Anwendung

Rosskastanie Anwendung in der Phytotherapie

Das Hauptanwendungsgebiet der Rosskastanie in der Phytotherapie ist die Stärkung der Venen. Dadurch werden Probleme wie Krampfadern, Hämorrhoiden, Arteriosklerose, Juckreiz, Wadenkrämpfe sowie schwere und geschwollene Beine bekämpft. Dank ihrer gefäßabdichtenden, entzündungshemmenden und venenstärkenden Effekte wird die Rosskastanie auch gegen Spätfolgen von Thrombosen, Gefäßbeschwerden durch Stoffwechselerkrankungen sowie gegen Muskel- und Sehnenschwellungen eingesetzt.

Rosskastanie Anwendung in der Volksmedizin

Die Volksmedizin kennt noch weitere Anwendungsgebiete für die Rosskastanie. Dazu zählen beispielsweise Magenkrämpfe, Ödeme, Durchfall, Rheuma, Hautprobleme und Fieber.

Anwendungsgebiete von Rosskastanie Medikamenten

In Ihrer Apotheke erhalten Sie über 100 Fertigpräparate mit wässrig-alkoholischem Trockenextrakt aus der Rosskastanie in Form von Tabletten, Dragees, Tropfen und Kapseln.Sie werden in erster Linie gegen Venenleiden, Wadenkrämpfe, Krampfadern, Besenreiser sowie geschwollene und schmerzende Beine eingenommen.

Rosskastanie Anwendung

Die reifen Samen der Rosskastanie werden von September bis Oktober von Hand gesammelt. Auf einer sauberen Unterlage werden die rötlich-braunen Kastanien 10 bis 30 Tage lang an einem warmen Ort getrocknet. Vor der Verarbeitung wird der Gehalt des medizinisch wirksamen Aescins überprüft. Die Triterpensaponine werden abgetrennt und per Lichtmessung bestimmt, denn laut einer Vorschrift des Deutschen Arzneibuchs (DAB) muss ihr Gehalt bei mindestens 3% liegen. Dann wird ein Auszug mit Ethanol-Wasser- oder Methanol-Wasser-Gemischen hergestellt, der zu Monopräparaten oder Kombinationspräparaten wie Tabletten, Kapseln oder Tropfen weiterverarbeitet wird.

Rosskastanie Dosierung

Bei der innerlichen Anwendung sollten verteilt auf zwei Tagesdosen täglich maximal 250 bis 750 Milligramm Trockenextrakt eingenommen werden. Diese Menge entspricht 30 bis 150 Milligramm des Wirkstoffs Aescin. Nach Eintritt der Besserung, also nach etwa zwei Wochen, kann die Dosis auf 40 bis 60 Milligramm Aescin reduziert werden. Eine längerfristige Einnahme sollte mit einem Arzt abgeklärt werden.

Rosskastanie Zubereitung

Badezusatz mit Rosskastanie

Gegen Rheuma, Gicht, Sportverletzungen und Durchblutungsstörungen kann ein Vollbad mit Rosskastanien-Zusatz helfen. Sammeln Sie dazu einen halben Eimer frische Kastanien, waschen Sie diese gründlich, halbieren Sie sie und weichen Sie sie über Nacht ein. Dann werden die aufgeweichten Kastanien kurz in Wasser aufgekocht und der Sud abgeseiht. Dieser wird dann zum Badewasser gegeben. Gut umrühren, dann bildet sich feiner Schaum.

Rosskastanien-Tinktur

Sammeln Sie frische Kastanien, waschen Sie sie gründlich und zerkleinern Sie sie. Dann werden die Kastanienstücke in ein Glas gefüllt und mit hochprozentigem Schnaps übergossen, bis alle Pflanzenteile bedeckt sind. Verschließen Sie das Glas und lagern Sie es etwa drei Wochen lang an einem hellen, warmen Ort. Währenddessen ab und zu schütteln. Filtern Sie die Mischung dann durch einen Kaffeefilter und fangen Sie den Sud auf. Die Tinktur kann sowohl äußerlich als auch innerlich angewendet werden. Sie hilft gegen Venenschwäche, Arteriosklerose und geschwollene Knöchel. Dosierung: Zwei- bis dreimal täglich 10 bis 50 Tropfen.

Rosskastanien-Creme

Zur Behandlung von Krampfadern, rheumatischen Gelenkbeschwerden und schweren Beinen können Sie aus der oben beschriebenen Tinktur eine Creme zum Auftragen herstellen. Neben 30 Millilitern der Rosskastanien-Tinktur benötigen Sie 30 Milliliter Olivenöl, 4 Gramm Bienenwachs und 15 Gramm Lanolin. Geben Sie Öl, Wachs und Lanolin in einen Topf, stellen Sie ihn ins Wasserbad, lassen Sie den Inhalt schmelzen und verrühren Sie alles gut. Erwärmen Sie die Rosskastanien-Tinktur in einem zweiten Gefäß im Wasserbad. Gießen Sie die warme Tinktur in das Öl-Wachs-Gemisch und rühren Sie sie gut ein. Nehmen Sie den Topf aus dem Wasserbad und rühren Sie so lange weiter, bis die Creme lauwarm abgekühlt ist. Rühren Sie dann 20 Tropfen ätherisches Wacholderbeeren-Öl dazu, füllen Sie die Creme in einen Tiegel und bewahren Sie diesen im Kühlschrank auf.

Rosskastanie Geschichte

Die in Südosteuropa heimische Rosskastanie kam erst Mitte des 16. Jahrhunderts von Konstantinopel aus nach Mitteleuropa. Die Osmanen führten die Kastanien als Pferdefutter mit. Zu Boden gefallene Samen trieben zu prächtigen Bäumen aus, die schon bald großen Anklang in der Bevölkerung fanden. Im Jahr 1576 wurde die Rosskastanie erstmals in einem Wiener Garten angepflanzt und ist seitdem in vielen Parks und Alleen anzutreffen. Gerne wurde die Rosskastanie auch über Bierkellern angepflanzt, da ihre Wurzeln nicht allzu tief reichen und die großen Blätter Schatten spenden. Noch heute ist die Rosskastanie Teil der Begrünung vieler Biergärten. Seit dem 17. Jahrhundert wird die Rosskastanie auch als Arzneipflanze geschätzt, da sie eine der wenigen Heilpflanzen ist, die gegen Venenleiden eingesetzt werden können.

Rosskastanie Kombinationen mit anderen Heilpflanzen

Rosskastanie wird gerne mit rotem Weinlaub kombiniert, da auch dieses adstringierende Eigenschaften hat und Krampfadern entgegenwirken kann. Cremes gegen schwere, geschwollene Beine können außerdem Kamille und Menthol enthalten, da diese Inhaltsstoffe zusätzlich entzündungshemmend und angenehm kühlend wirken.

Rosskastanie in der Homöopathie

Die Rosskastanie findet auch in der Homöopathie Verwendung und wird gegen Kreislaufprobleme, Venenentzündungen, Geschwüre, Krampfadern und Hämorrhoiden eingesetzt. Homöopathische Arzneimittel auf Basis der Rosskastanie können während der Schwangerschaft auch vorbeugend gegen Stauungen in den Beinen angewendet werden. Homöopathen gehen davon aus, dass empfindsame, depressive Menschen besonders gut auf die Rosskastanie ansprechen. Weitere Anwendungsgebiete der Rosskastanie in der Homöopathie umfassen Rückenschmerzen, Kehlkopfentzündungen, Husten, Verstopfung, allergische Bindehautentzündung und Morbus Bechterew.

Rosskastanie Studien zur Wirksamkeit

Die Kommission E hat die Wirksamkeit der Rosskastanie bei Veneninsuffizienz und Krampfadern bestätigt. Beschwerden wie schwere Beine, Schwellungen, Juckreiz und Wadenkrämpfe können durch die Gabe von Präparaten mit Rosskastanie nachweislich gelindert werden. Dies gilt allerdings nur für die Trockenauszüge aus den Samen. Die Wirksamkeit der Blüten, Blätter und Rinde ist nicht gesichert.

Rosskastanie Anbau

Der Anbau der Gewöhnlichen Rosskastanie ist durch Wurzelstecklinge, Okulation oder Aussaat möglich. Die Pflanze braucht genügend Platz, denn sie kann bis zu 30 Meter hoch werden und wegen ihrer gewölbten, dicht geschlossenen Krone geht sie auch deutlich in die Breite. Am besten gedeiht die Rosskastanie auf nährstoffreichen, tiefgründigen und feuchten Sand- oder Lehmböden. Um Wurzelstecklinge zu erhalten, graben Sie in der Mitte des Winters ein 30 Zentimeter langes Stück der Wurzel aus, trennen es sauber ab, zerteilen es in 5 Zentimeter lange Stücke, setzen diese ein und bewässern sie. Bei der Okulationsmethode wird im Sommer ein kräftiger Trieb ausgewählt, abgetrennt, angeschnitten und eingesetzt. Ausgesät wird die Rosskastanie im Herbst. Pflanzen Sie hierfür den Samen in einen großen Topf. Sobald sich drei Blattpaare zeigen, kann der Baum ins Freiland gesetzt werden.

Rosskastanie Arten

Zur Gattung der Rosskastanien (Aesculus) gehören 12 Arten aus Europa, Asien und Nordamerika. Die beliebteste ist in unseren Breiten die Gewöhnliche Rosskastanie (Aesculus hippocastanum), sie wird als Zierpflanze in Parks und Alleen sowie als Heilpflanze geschätzt. Der Gattungsname Aesculus bezeichnete in der Antike eine Eichenart, die dem Hauptgott Jupiter heilig war, weil sie hoch wuchs und festes Holz hatte. Die Gewöhnliche Rosskastanie verdankt ihren Namen den der Edelkastanie (Castanea sativa) optisch ähnlichen Samen, die von den Osmanen als Pferdefutter und Heilmittel für Pferdekrankheiten genutzt wurden und nach Mitteleuropa gebracht wurden. Der Zusatz „Ross“ sollte die Unterscheidung zwischen den essbaren Edelkastanien und den für den Menschen ungenießbaren Rosskastanien verdeutlichen.

Quellen

  • Aschenbrenner, Eva: Meine Hausapotheke – Ich möchte, dass Sie gesund bleiben (Kosmos, 2010)
  • Bohne, Burkhard: Taschenatlas Heilpflanzen – 130 Pflanzenporträts (Ulmer, 2005)
  • Laux, Hans E.: Heilpflanzen – Wie sie wachsen, blühen, wirken (Thomae, 1990)
  • Marbach, Eva: Heilkräuter Hausapotheke – Die wichtigsten Heilpflanzen für die Anwendung zu Hause (EvaMarbach Verlag, 2012)
  • Schenk, Alexander: Klosterfrau Gesundheitsbuch – Heilpflanzen, Homöopathie, Vitalstoffe (Droemer-Knaur, 2003)
  • Schmiedel, Volker: Leitfaden Naturheilkunde – Methoden, Konzepte und praktische Anwendung (Urban & Fischer, 2012)
  • Schönfelder, Ingrid und Peter: Der Kosmos-Heilpflanzenführer – Über 600 Heil- und Giftpflanzen Europas (Kosmos, 2015)
  • Dr. med. Wormer, Eberhard J.: Medizin und Gesundheit – Neues großes Lexikon (Lingen, 2004)
  • Wacker, Andreas: Heilpflanzen der Homöopathie – 159 Arten kennen und anwenden (Kosmos, 2008)
  • Wurzer, Walter: Die große Enzyklopädie der Heilpflanzen – Ihre Anwendung und ihre natürliche Heilkraft (Neuer Kaiser Verlag, 1994)

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