Rosmarin

Rosmarin

Rosmarin Beschreibung

Der immergrüne Rosmarin (Rosmarinus officinalis) ist ein buschiger, stark aromatisch riechender und verzweigter Strauch aus der Familie der Lippenblütler (Lamiaceae) und eines der bekanntesten Gewürzkräuter überhaupt, das auch als Heilpflanze genutzt wird.

Der Name Rosmarin stammt von dem lateinischen Wort „ros marinus“ und heißt übersetzt „Tau (ros) des Meeres (marinus)“, also „Meertau“. Das liegt daran, dass Rosmarinsträucher an der Mittelmeerküste wachsen und sich in der Nacht Tau in den Blüten ablegt. Eine weitere Namensherleitung bezieht sich auf die griechischen Wörter „rhops myrinos“, was mit „Balsamischer Strauch“ übersetzt wird. Das Wort „Lamiacea“ kommt vom griechischen Wort „lamos“ und heißt „Schlund, Rachen“ und vom lateinischen Wort „labium“, was „Lippe“ bedeutet. Rosmarin ist in der gesamten Mittelmeerregion heimisch und hat sich bis an die Küstenregion Portugals sowie bis zum Ionischen Meer verbreitet. Im Volksmund wird er auch als Antonkraut, Weihrauchkraut oder Brautkraut bezeichnet..

Rosmarin Äste

Die aufrechten Äste des Rosmarins sind braun gefärbt, bei älteren Ästen blättert die Rinde ab. An den Ästen sitzen die gegenständigen, schmalen, linearen Rosmarin-Blätter, die eine Größe von 10 bis 40 Millimeter Länge erreichen können und etwa 1,5 bis 3 Millimeter breit sind. An der Oberfläche erscheinen die nadelartigen Blätter tiefgrün, runzelig und sind mit einer dicken, ledrigen Hautschicht (Epidermis) versehen. An der Unterseite hingegen sind sie weiß- bis graufilzig und leicht behaart. Die glatten Ränder der Rosmarinblätter sind leicht nach unten gerollt. Die Blätter verfügen zudem über eine Vielzahl an Drüsen, die ätherischen Öle absondern und auf die Art und Weise gleichzeitig die Pflanze abkühlen.

Rosmarin Blüten

Die zierlichen Rosmarinblüten können über das ganze Jahr entstehen, die Blütezeiten sind meist im Frühjahr zwischen März und Mai und manchmal auch im Spätsommermonat September. Die zwei- bis 10-blütigen Blüten sitzen quirlförmig in den Blattachseln. Der glockenförmige Blütenkelch ist zweilippig und wird zur Fruchtzeit deutlich größer. Während die Oberlippe zweiteilig ist, erscheint die Unterlippe dreilappig und ist mit großen Mittellappen versehen.

Rosmarin Blütenkrone

Die Blütenkrone leuchtet hellblau, rosa der weiß und wird bis zu 12 Millimeter lang. Die Blütenkrone ist zweilappig und die Oberlippe etwas zurückgebogen. Der Mittellappen der Unterlippe hingegen ist nach unten gebogen und löffelförmig ausgehöhlt. Aus der Blüte ragen zwei Staubblätter heraus und es bilden sich zur Zeit der Fruchtreife jeweils vier braune Klausenfrüchte. Charakteristisch für den mehrjährigen Rosmarin ist der intensive, aromatische Duft, der sich schon bei leichter Berührung oder beim Reiben zwischen den Fingern entfaltet. Der Geschmack wird als leicht bitter beschrieben.

Im Alltag ist Rosmarin hauptsächlich als Gewürzkraut der mediterranen Küche bekannt, aber zudem ist er auch eine wichtige Heilpflanze mit vielen gesundheitsfördernden Wirkungen. Sowohl die Blätter als auch die Blüten werden aufgrund der enthaltenen Inhaltstoffe für medizinische Zwecke verwendet. Aus diesem Grund wurde dem im mediterranen Raum heimischen Rosmarin (Rosmarinus officinalis) im Jahr 2011 der Titel „Heilpflanze des Jahres 2011“ verliehen.

Rosmarin Inhaltsstoffe

Medizinische Verwendung finden die frischen oder getrockneten Rosmarinblätter. Der Hauptinhaltsstoff der Heilpflanze ist ätherisches Öl mit den Bestandteilen Cineol, Campher und Pinen. Rosmarin beinhaltet aber auch Gerbstoffe (Rosmarinsäure), Flavonoide, Harze, Bitterstoffe, Pflanzensäuren und Saponine.

Inhaltsstoffe wie ätherische Öle oder Gerbstoffe verfügen über eine antibakterielle und antimikrobielle Wirkung. Sie bekämpfen krankheitserregende Bakterien, indem sie die Einzeller am Wachstum und an ihrer Vermehrung hindern oder das Eindringen in den Körper erschweren.

Den ätherische Ölen und Flavonoiden wird eine beruhigende (sedative), entzündungshemmende und auch eine durchblutungsfördernde Wirkung nachgesagt. Saponine wirken wassertreibend (aquaretisch) und schleimlösend (sekretolytisch). Sie verflüssigen zähen Schleim in den Bronchien, damit dieser besser abgehustet werden kann.

Rosmarin Drogengewinnung und Drogenbeschreibung

Die Rosmarindroge stammt hauptsächlich aus Kulturen und besteht aus den getrockneten Blättern. Die Blätter müssen vor der Blütezeit geerntet und dann schnell und schonend an einem schattigen Platz getrocknet werden. In der Regel werden die Rosmarinblätter in den Monaten Juni bis August gesammelt. Die Temperatur zum Trocknen sollte nicht 35° Celsius überschreiten, um das wertvolle ätherische Öl zu schonen. Das ätherische Öl wird aus den Pflanzen mittels Wasserdampfdestillation gewonnen.

Die Schnittdroge ist gekennzeichnet durch die 2 bis 4 Millimeter breiten, nach unten aufgerollten und brüchigen Blattstücken. Die Farbe der ledrigen Blattstücke ist grünlich. Während die Oberseite runzlig ist und nur bei den jüngeren Pflanzen behaart mit einer Längsfurche erscheint, ist die Unterseite graufilzig behaart. Charakteristisch für die Droge sind der campherartige Geruch und der würzige, bittere, aromatische und etwas scharfe Geschmack.

Die Drogenbezeichnung der Rosmarinblätter lautet Rosmarini folium, der Name des Rosmarin-Öls ist Rosmarini aetheroleum.

Rosmarin Wirkung

Die vielen reichhaltigen Inhaltsstoffe der Pflanzendroge Rosmarin sind im Zusammenspiel verantwortlich für tonisierende, zusammenziehende, entzündungshemmende, anregende, ausgleichende, antibakterielle und antiseptische, entkrampfende, schmerzstillende, heilungsfördernde, durchblutungsfördernde Wirkung.

Der Heilpflanze Rosmarin wird eine tonisierende Wirkung auf den Kreislauf und eine ausgleichende Wirkung auf das Nervensystem zugeschrieben. So kommen Rosmarin-Zubereitungen häufig bei niedrigem Blutdruck (Hypotonie), Kreislaufschwächen und chronischen Schwächezuständen zum Einsatz. Durchblutungsstörungen, Gicht und rheumatische Beschwerden können mit Rosmarinbädern gelindert werden. Als Bademittel wirkt der Aufguss desinfizierend und fördert den Heilungsprozess von infizierten, schlecht heilenden Wunden.
Die anregende Wirkung des ätherischen Öls und der Bitterstoffe des Rosmarins sorgt für die Bildung von Magensaft und Galleflüssigkeit und kommen bei Verdauungsstörungen, Appetitlosigkeit, Blähungen und Magen-Darm-Krämpfen zum Einsatz.

Das BGA empfiehlt eine Behandlung mit Rosmarin bei inneren Befindlichkeitsstörungen wie Völlegefühl, Blähungen und leicht krampfhaften Magen-, Darm- und Gallebeschwerden. Zu einer äußeren Behandlung mit Rosmarin wird bei rheumatischen Beschwerden der Muskeln und Gelenke geraten.

Die Kommission E befürwortet die äußere Anwendung von Rosmarin bei rheumatischen Beschwerden und Durchblutungsstörungen sowie eine innere Anwendung bei Verdauungsbeschwerden.

Rosmarin Nebenwirkungen und Kontraindikationen

Bei richtiger Einnahme und Dosierung sind keine Nebenwirkungen bei der Behandlung mit Rosmarin-Zubereitungen zu erwarten. Zu hohe Dosen des Rosmarins können zu Rauschzuständen und Krämpfen führen, deshalb sollten Tagesdosen von 6 g Blätter bei Teeaufgüssen, 50 g für Bäder und 20 Tropfen ätherisches Öl nicht überschritten werden.
Menschen, die unter einer Allergie gegen die Pflanze oder gegen Lippenblütler leiden, sollten unbedingt von einer Behandlung mit Rosmarin absehen, da allergische Reaktionen möglich sind.

Das ätherische Rosmarin-Öl sollte nicht innerlich angewendet werden, weil es zu Reizungen im Magen-Darm-Trakt und in den Nieren führen kann.

Rosmarin-Bäder sollten auch nicht am Abend durchgeführt werden, da die anregende Wirkung den Schlaf stören kann.
Auch sollte Rosmarin-Tee nicht in der Schwangerschaft oder während der Stillzeit eingenommen werden.

Rosmarin Anwendungsgebiete in der Phytotherapie und Volksmedizin

In der Phytotherapie und Volksmedizin ist eine Behandlung mit Rosmarin in Form von Tee, Wein oder Spiritus sehr beliebt, weil die Heilpflanze eine Art „Allround-Talent“ ist und bei vielen, verschiedenen Beschwerden eingesetzt werden kann. Die Anwendungsgebiete in der Volksmedizin reichen von Beschwerden im Magen-Darm-Trakt wie Blähungen, Appetitlosigkeit bis hin zu Erkrankungen der Galle, Nieren und Leber. Auch bei Wassersucht, Herz-Kreislaufbeschwerden, Nervenschmerzen, Ischias, Rheuma und Gicht sowie bei Krämpfen und Lähmungserscheinungen haben Rosmarin-Zubereitungen ihren festen therapeutischen Platz. Ein besonderes Augenmerk wird zudem auf die stärkende, tonisierende Behandlung von nervösen Erschöpfungszuständen gelegt. Auch bei Kopfschmerzen und Migräne, Menstruationsbeschwerden, Schwindel und Gedächtnisschwäche kommt Rosmarin zum Einsatz. Angeblich soll die Einnahme von Rosmarin-Wein sogar die Potenz steigern.

Äußerliche Anwendung von Rosmarin

Äußerlich angewendet wird Rosmarin außerdem bei schlecht heilenden Wunden und Mund- und Rachenraumverletzungen.

Anwendungsbeispiele von Rosmarin-Medikamenten

Es gibt eine Vielzahl an Rosmarin-Präparaten im Sortiment der Apotheken. Fertige Rosmarin-Produkte gibt es in Form von Tee, Wein, Pastillen, Badeextrakten, Spiritus, ätherischem Öl, Cremes und Salben.

Rosmarin wird sowohl innerlich als auch äußerlich bei vielen verschiedenen Beschwerdebildern eingesetzt. Für die innere Anwendung kommen hauptsächlich Rosmarin-Tee, Pastillen oder Rosmarin-Wein in Betracht. Rosmarin-Tee stärkt das Verdauungssystem und beseitigt Blähungen. Alternativ kann man aber auch einfach Speisen mit Rosmarin würzen, um den gleichen Effekt zu erzielen. Aus Rosmarinkraut, Pfeffer und Honig hergestellte Pastillen sollen am Morgen und am Abend eingenommen den Husten besänftigen.

Zur äußerlichen Einreibung oder verdünnt als Teilbad ist eine Rosmarin-Tinktur, Salbe oder Rosmarin-Spiritus ideal. Sie wirken nicht nur belebend, sondern lindern auch rheumatische Beschwerden, Gelenkschmerzen und Neuralgien.

Das ätherische Öl des Rosmarins ist sehr stark und sollte nur äußerlich angewendet werden, um Magenreizungen zu vermeiden. Das ätherische Öl mit seiner durchblutungs- und heilungsfördernden Wirkung dient als Badezusatz für Vollbäder zur Behandlung von Durchblutungsstörungen der Gliedmaßen. In Duftlampen oder Bädern haben Rosmarinzusätze eine belebende, aktivierende Wirkung. So sollen morgendliche Armbäder mit ätherischem Rosmarin-Öl kleine Wunder wirken. Abends hingegen sollten Rosmarinbäder vermieden werden, weil dadurch der Schlaf beeinträchtigt werden kann.

Kosmetikprodukte aus Rosmarin

Auch in der Kosmetikindustrie haben Produkte aus Rosmarin in Form von Cremes, Gesichtswasser oder Shampoos Einzug erhalten, um unter anderem die durchblutungsfördernde Wirkung zu nutzen. So werden Rosmarin-Shampoos zur Prophylaxe oder zur Behandlung von Haarausfall und zur Förderung des Haarwuchses angewendet. Rosmarin-Gesichtswasser kommt zum Einsatz, um Hautentzündungen aufgrund verstopfter Talgdrüsen vorzubeugen.

Rosmarin Dosierung und Einnahme

Bei richtiger Einnahme und Dosierung sind keine Nebenwirkungen bei der Behandlung mit Rosmarin-Zubereitungen zu erwarten. Zu hohe Dosen des Rosmarins können zu Rauschzuständen und Krämpfen führen, deshalb sollten Tagesdosen von 6 g Blätter bei Teeaufgüssen, 50 g für Bäder und 20 Tropfen ätherisches Öl nicht überschritten werden.

Für eine äußere Verwendung werden Fertigpräparate wie Salben, Tinkturen oder Badezusätze aus der Apotheke oder Abkochungen der losen Blätter empfohlen.

Das ätherische Rosmarin-Öl sollte nicht innerlich angewendet werden, weil es zu Reizungen im Magen-Darm-Trakt und in den Nieren führen kann.

Rosmarin-Bäder sollten nicht am Abend durchgeführt werden, da die anregende Wirkung den Schlaf stören kann und Rosmarin-Tee sollte nicht in der Schwangerschaft oder während der Stillzeit eingenommen werden.
Ansonsten sollten Rosmarin-Präparate so eingenommen und dosiert werden, wie es in der Packungsbeilage angegeben wird oder wie es der behandelnde Arzt angeordnet hat.

Rosmarin Zubereitungen

Tee-Zubereitung mit Rosmarinblättern

Nehmen Sie 1 bis 2 Teelöffel Rosmarinblätter und übergießen diese mit 250 ml kochendem Wasser. Lassen Sie den Aufguss zugedeckt etwa 15 Minuten ziehen, seihen Sie die Blätter ab und trinken Sie bei Erschöpfungszuständen besonders nach grippalen Infekten morgens und mittags jeweils 1 Tasse Tee.

Wein-Zubereitung mit Rosmarin

Nehmen Sie 20 bis 30 Gramm frische oder getrocknete Rosmarinblätter und geben diese in eine Flasche hinein. Übergießen Sie die Blätter mit 750 ml Wein und stellen die Mischung für 5 Tage beiseite. Nach dieser Zeit werden die Blätter durch ein Sieb oder Kaffeefilter abgeseiht und trinken Sie zur Stärkung von Herz- und Kreislauf zweimal am Tag ein kleines Glas bzw. 3 Esslöffel von dem Rosmarin-Wein.

Vollbad mit Rosmarin

Für ein Vollbad nehmen Sie 50 Gramm Rosmarinblätter und übergießen diese mit 1 Liter heißem Wasser. Lassen Sie den Aufguss bis 30 Minuten ziehen und geben es zu dem Badewasser. Bei akuten Beschwerden können Sie auch die doppelte Menge verwenden. Die Badedauer sollte nicht länger als 20 Minuten andauern bei einer maximalen Badetemperatur von 40° Celsius.

Spiritus mit Rosmarin

Nehmen Sie 50 Gramm Rosmarinblätter und übergießen diese mit 250 ml 70%igem Alkohol und lassen die Mischung 10 Tag lang ziehen. Danach wird der Aufguss abgepresst und filtriert. Spiritus eignet sich für Einreibungen bei muskulären Beschwerden.

Salbe mit Rosmarin

Nehmen Sie Woll- oder Bienenwachs und lösen es in einem heißen, hochwertigen Pflanzenöl auf. Anschließen geben Sie etwas ätherisches Rosmarin-Öl hinzu, lassen die Salbe abkühlen und reiben die Gelenke damit ein.

Rosmarin Geschichte

Seit frühesten Zeiten wurde Rosmarin in Kräutergärten angepflanzt und war sowohl bei Köchen als auch Apothekern gleichermaßen beliebt. Der Name Rosmarin stammt von dem lateinischen Wort „ros marinus“ und heißt übersetzt „Tau (ros) des Meeres (marinus)“, also „Meertau“. Das liegt daran, dass Rosmarinsträucher an der Mittelmeerküste wachsen und sich in der Nacht Tau in den Blüten legt. Eine weitere Namensherleitung bezieht sich auf die griechischen Wörter „rhops myrinos“, was mit „Balsamischer Strauch“ übersetzt wird. Das Wort „Lamiacea“ kommt vom griechischen Wort „lamos“ und heißt „Schlund, Rachen“ und vom lateinischen Wort „labium“, was „Lippe“ bedeutet.

In der Antike wurde Rosmarin zunächst nur als Zierpflanze und zum Kränzebinden verwendet, als Arzneipflanze spielte die Pflanze jedoch nur eine geringe Rolle. Erst der griechische Arzt Dioskurides erwähnte die wärmenden Eigenschaften des Rosmarins und behandelte damit Krankheiten wie Gelbsucht. Karl der Große, König des Fränkischen Reichs, lebte von 768 bis 814 und setzte damals Rosmarin auf die Liste der Heilpflanzen in der Pflanzenverordnung „Capitulare de villis vel curtis imperii„. Die in der Schrift aufgeführten Heilpflanzen wurden auf königlichen Landgütern angebaut und galten damit als besonders wichtige Heilpflanzen. Es wurde hauptsächlich zur Stärkung und Beruhigung der Nerven, aber auch zur Förderung der Durchblutung und für die Stabilisierung des Kreislaufs eingesetzt. In mittelalterlichen Heilkräuterbüchern wurde die heilende Wirkung von Rosmarin vielfach beschrieben, so schätzte der bekannte Arzt Paracelsus (1493 – 1541) ihn als Heilmittel, z.B. gegen rheumatische Beschwerden. Später fand Rosmarin auch bei dem berühmten Pfarrer Sebastian Kneipp (1821 – 1897) Anwendung, der besonders die verdauungsfördernde Wirkung betonte.

Im 16 Jahrhundert wurde Rosmarin in den damaligen Kräuterbüchern als Zier- und Arzneipflanze genannt und fand in erster Linie Anwendung zur Stärkung des Gedächtnisses und zur Erhaltung jugendlicher Frische. Als gedächtnisstärkende Heilpflanze galt Rosmarin deshalb als Symbol der erotischen Treue, Liebe und Schönheit und war auch der griechischen Göttin Aphrodite geweiht. Früher wurden die harzigen Äste des Rosmarins verbrannt, um die Luft in Krankenzimmern zu reinigen und die Rosmarinzweige wurden in öffentlichen Gebäuden gegen Flecktyphus ausgelegt. In Zeiten der Pest wurde Rosmarin in einem Beutel um den Hals getragen, um in den betroffenen Regionen das Rosmarin-Aroma einzuatmen.

In vielen Dörfern der Mittelmeerregion wird heute noch die frisch gewaschene Wäsche über Rosmarin-Sträuchern aufgehängt, damit die wärmende Sonne den mottenabschreckenden Duft des Rosmarins freisetzen kann.

Im Jahr 2011 wurde Rosmarin zur Heilpflanze des Jahres gekürt, denn die Heilwirkungen des Rosmarins umfassen sehr viele Bereiche: Unter anderem werden Beschwerden wie Müdigkeit, Durchblutungsstörungen, Muskelschmerzen, Rheuma, Völlegefühl gelindert und Rosmarin wird auch zur Stressbewältigung eingesetzt.

Rosmarin in Kombinationen mit anderen Heilpflanzen

Bei Kreislaufschwäche, die mit Blässe und Kältegefühl, Kribbeln in den Fingern und Füßen, Müdigkeit, Konzentrations- und Gedächtnisschwäche einhergeht, könnte folgende Heiltee-Mischung mit blutdruckanregender und durchblutungsfördernder Wirkung Abhilfe schafften: 15 Gramm Rosmarinblätter, 10 Gramm Weißdornblüten, 25 Gramm Hirtentäschelkraut, 15 Gramm Holunderblüten und 35 Gramm Schafgarbenkraut.

Bei niedrigem Blutdruck (Hypotonie) mit Müdigkeit, innerer Unruhe, Kopfschmerzen, Sehstörungen, Schwarzwerden vor den Augen, Antriebsschwäche, Abgeschlagenheit, verstärktes Kälteempfinden und blasser Haut sowie bei Durchblutungsstörungen hat sich ein Heiltee aus folgenden Heilpflanzen bewährt: 30 Gramm Rosmarinblätter, 60 Gramm Schwarzteeblätter und 10 Gramm Coffea fein gemahlen. Die Wirkung des Heiltees ist entkrampfend, durchblutungsfördernd, reizlindernd und beruhigend.

Eine Heilpflanzen-Kombination aus 40 Gramm Rosmarinblättern, 20 Gramm Kamillenblüten und 40 Gramm Melissenblättern hat eine anregende, reizlindernde und stabilisierende Wirkung und kommt bei Ohnmachtsanfällen mit Schwindel, Ohrensausen, Zittern, Schwarzwerden vor den Augen und Gesichtsblässe zum Einsatz.

Gegen Unterkühlung mit Frösteln und Zittern, blasser Haut und schnellem Herzschlag könnte folgende Heiltee-Mischung mit einer durchblutungsfördernder, stabilisierender und stoffwechselanregender Wirkung Abhilfe schaffen: 30 Gramm Minzeblätter, 20 Gramm Kamillenblüten, 20 Gramm Rosmarinblätter und 30 Gramm Löwenzahnkraut.

Bei Beschwerden einer Venenentzündung mit gerötetem, geschwollenen und schmerzhaften Hautarealen wirkt eine Heiltee-Mischung aus 25 Gramm Kastanien, 15 Gramm Rosmarinblättern, 20 Gramm Buchweizen, 10 Gramm Brennnesselkraut, 20 Gramm Waldmeisterkraut und 10 Gramm Schafgarbenkraut entzündungshemmend, entgiftend und entwässernd.

Einer seltenen und schwachen Menstruation (Oligo- und Hypomenorrhoe) kann mit einem anregenden und menstruationsfördernden Heiltee aus 60 Gramm Mönchspfeffer und 40 Gramm Rosmarinblätter auf die Sprünge geholfen werden.

Eine schmerzlindernde, durchblutungsfördernde und Wärme erzeugende Heiltee-Mischung aus 25 Gramm Wacholderbeeren, 25 Gramm Rosmarinblätter, 25 Gramm Melissenblätter und 25 Gramm Weidenrinde lindert die Beschwerden bei einem Hexenschuss, einem lokalen Lumbalsyndrom mit plötzlich auftretenden, stechenden und anhaltenden Schmerzen im unteren Lendenwirbelbereich. Zudem entsteht eine Verspannung in der Rückenmuskulatur mit Bewegungseinschränkung.

Bei Ischias-Beschwerden, die mit Schmerzen im unteren Rücken einhergehen, die in die Beine ausstrahlen und sich durch Husten oder Pressen verschlimmern, hat sich folgende Kombination aus Heilpflanzen mit einer durchblutungsfördernden, entzündungshemmenden und wärmenden Wirkung bewährt: 33 Gramm Rosmarinblätter, 33 Gramm Holunderblüten und 33 Gramm Johanniskraut.

Bei Muskel- und Gelenkbeschwerden eignen sich zum Einreiben und Massieren Öle mit einem Zusatz aus Rosmarin und Lavendel. Die durchblutungsfördernde Wirkung lösen die schemrzhaften Verspannungen.

Rosmarin in der Homöopathie

Die homöopathische Arznei Rosmarinus officinalis könnte für Menschen das passende Mittel sein, die unter einem schlechten Gedächtnis und unter großer Müdigkeit und Schläfrigkeit leiden. Auch bei Frauen mit einer schwachen oder selten auftretenden Monatsblutung (Hypo- und Oligomenorrhoe) könnte das Mittel zum Einsatz kommen. Es besteht ein allgemeines Kältegefühl an den Beinen und Füßen und dann ist den Menschen, die das Mittel Rosmarinus benötigen plötzlich wieder heiß.

Die Hauptanwendungsgebiete in der Homöopathie sind denen der Phytotherapie sehr ähnlich. So hat das homöopathische Mittel eine anregende Wirkung, fördert die Durchblutung, reguliert den zu niedrigen Kreislauf und kommt bei Schwäche- und Erschöpfungszuständen, besonders nach längeren Erkrankungen, zum Einsatz.

Bei dem homöopathischen Mittel Rosmarinus officinalis verbessern sich die Beschwerden durch Bewegung und Wärme, eine Verschlechterung tritt hingegen bei Bewegungslosigkeit und Kälte ein.

Verschiedene Rosmarinsorten

Es gibt zwei Arten der Gattung Rosmarinus: Einerseits den hier beschriebenen Rosmarinus officinalis sowie den Rosmarinus eriocalyx, auch Wollkelch-Rosmarin genannt. Diese Art kommt in Südspanien und in Nordwest-Afrika vor und hat graue statt braune Äste, wächst kriechend und besitzt kürzere Blätter als der Rosmarinus officinalis. Zwischen beiden Arten gibt es eine so genannte Hybride, den Rosmarinus lavandulaceus, der aber in erster Linie als Zierpflanze verwendet wird.

Rosmarinus officinalis kann zudem in drei verschiedene Typen unterteilt werden, die sich in dem Gehalt der Inhaltsstoffe und dem Anbaugebiet unterscheiden: Cineol kommt in Spanien vor, Campher in Marokko und Verbenon auf Korsika.

Tipps zum Anbau von Rosmarin

Die wärmeliebende und im Mittelmeerraum heimische Pflanze bevorzugt einen warmen, trockenen und sonnigen Standort. Nur dann wachsen sie buschig und lagern viel ätehrisches Öl. Sie ist nicht winterfest und auch kalten Wind verträgt der Rosmarin nicht so gut. Aus diesem Grund sollten in deutschen Gärten die Pflanzen vor den kalten Wintermonaten umgetopft werden und an geschützten, wärmeren Plätzen überwintern.

Rosmarin gedeiht besonders gut auf sandigen, nährstoffarmen, durchlässigen Böden, der stets gut gewässert ist. Staunässe sollte beim Gießen unbedingt vermieden werden, weil Rosmarin keine Staunässe verträgt. Ist der Boden kalkhaltig, wird die Pflanze zwar nicht so groß, dafür aber umso aromatischer.

Für die Anzucht von Rosmarin mit Samen ist meist eine Vorkultur im Gewächshaus oder einer Anzuchtschale notwendig. Deshalb sollten die Samen im Frühjahr in einem Gewächshaus, im Sommer im Freien ausgesät werden, denn die Samen benötigen zum Gedeihen eine Keimtemperatur von mindestens 21° Celsius. Am besten vermehrt sich die Pflanze durch Ableger.
Sobald die Sämlinge groß genug sind, sollten sie in einem Abstand von 60 bis 90 Zentimeter verpflanzt werden. Auch wenn die Pflanze Rosmarin ein Lichtkeimer ist, sollten die Samen etwa 0,5 bis 1 Zentimeter in die Erde gedrückt werden. Ende Mai können die kleinen Rosmarinpflänzchen ins Freiland umgepflanzt werden.

Rosmarin kann auch über Stecklinge vermehrt werden. Dafür werden von der Hauptpflanze 10 bis 15 Zentimeter lange Zweige abgeschnitten und zunächst in ein mineralisches, Substrat gesteckt, damit der Steckling Wurzeln bilden kann. Wichtig ist das regelmäßige Gießen des Substrates nach dem Einstecken des Zweiges. Haben sich die Wurzel gebildet, können die Stecklinge eingepflanzt werden.

Ein jährlicher Rückschnitt im Februar und März oder nach der Blüte sorgt für einen schönen und kompakten Strauch.
Anfang Mai könnte der erste Befall von Blattläusen erfolgen, infolgedessen oft dunkle Rußtaupilze auftreten. Silbrig gesprenkelte Blätter weisen auf Spinnmilben hin und wenn beim Berühren oder Schütteln der Pflanze kleine weiße Insekten auffliegen ist sie von der Weißen Fliege befallen.

Quellen

Dr. Jörg Grünwald, Christof Jänicke: Grüne Apotheke – Das Standardwerk zur Pflanzenheilkunde. Gräfe und Unzer Verlag, München 2015

Apotheker M. Pahlow: Das große Buch der Heilpflanzen – Gesund durch die Heilkräfte der Natur. Nikol Verlag, Hamburg 2015

Diether Ennet, Hans D. Reuter: Lexikon der Heilpflanzen – Wirkung, Anwendung, Botanik, Geschichte. Nikol Verlag, Hamburg 2004

Penelope Ody: Praxishandbuch Heilpflanzen. Dorling Kindersley Verlag, München 2008

Dr. med. Franziska Rubin: Meine besten Hausmittel. Krankheiten vorbeugen und natürlich behandeln. Zabert Sandmann Verlag, München 2013

Prof. TCM Li Wu, Apotheker Jürgen Klitzner: Heiltees für Körper, Geist und Seele aus China und Europa. Weltbild Verlag 2014

Dr. med. Heike Buess-Kovács: Heilen mit Hausmitteln – Kräuter, Wärme, Quark & Co. BLV Verlag München 2014

Dietrich Wabner, Christiane Beier: Aromatherapie – Grundlagen, Wirkprinzipien, Praxis. Urban & Fischer Verlag, München 2009

Annette Kerckhoff, Dorothee Schimpf: Naturheilkunde für zu Hause – Die Heilkraft der Gewürze. Natur und Medizin, Fördergemeinschaft der Karl und Veronica Carstens-Stiftung, Essen 2012

 

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