Psammotherapie – warme Sandbäder gegen Schmerzen

Psammotherapie mit warmem Sand

Psammotherapie – warme Sandbäder gegen Schmerzen

Wie Verspannungen entstehen

Der menschliche Körper ist ein sensibles System, auf das viele äußerliche und innerliche Faktoren einwirken und es in seiner Funktionsweise beeinträchtigen. Häufige Ursachen für schmerzhafte Verspannungen sind fehlende Bewegung, eine falsche Sitz- oder Schlafhaltung oder einseitige und übermäßige Belastung. Aber auch Stress und Zugluft führen zu Verspannungen in der Muskulatur.

Die einzelnen Muskeln verkrampfen sich, was schließlich dazu führt, dass der Stoffwechsel und die Sauerstoffversorgung der Muskelzellen eingeschränkt werden. Dieser Spannungszustand ruft letztlich die typischen Symptome hervor. Schnell wird eine Schonhaltung eingenommen, um dem Schmerz entgegenzuwirken. Doch genau hier beginnt ein Teufelskreis. So kommt es durch die Schonhaltung zu einer weiteren Ausbreitung des Schmerzes, der den Betroffenen wiederum eine andere Schonhaltung einnehmen lässt. Der Teufelskreis beginnt von Neuem.

Vor allem die Schulter- und Nackenregion ist oftmals stark verspannt. Dies kann zu so schweren Schmerzen führen, dass sich Betroffene in ihrem Alltag stark eingeschränkt fühlen. Leicht werden solche Schmerzen dann zu einem chronischen Problem, mit dem die Betroffenen lange Zeit zu kämpfen haben.

Wärme als Therapie

Genau an diesem Punkt wird die Wärme als Therapie eingesetzt. Neben der lokalen Behandlung durch wärmende Salben oder Pflaster kommt auch häufig eine Balneotherapie (Heilbädertherapie) zum Einsatz. Zur Ergänzung von Moorbädern und Fango-Packungen werden auch Voll-, Teil,- oder Sitzbäder in Salzwasser verordnet oder auf Bewegungsbäder zurückgegriffen. Auf der Suche nach alternativen Methoden stießen Mediziner und Therapeuten dann auf die Psammotherapie und die Behandlung mit heißem Sand.

Altbewährte Methoden mit modernster Technik

Heiße Sandbäder sind keinesfalls eine Erfindung unserer Zeit. Bereits im alten Ägypten war die heilende Wirkung heißer Sandbäder weithin bekannt. Massai-Krieger gruben sich nach der Jagd in den warmen Sand ein, um sich von den Strapazen zu erholen.

In Japan oder im Mittelmeerraum gibt es seit jeher wohltuende Bäder im heißen Sand und allmählich findet diese Therapie auch ihren Weg nach Deutschland.

Der Begriff „Psammo“ stammt von dem griechischen Wort „psammos“, was „Sand“ bedeutet. Dabei wurden die Patienten ursprünglich in den von der Sonne erhitzten Sand eingegraben. Dank moderner Technik kommen Sandbäder nun vom Strand in Wellness- und Kurkliniken und viele physiotherapeutische Praxen bieten inzwischen medizinische Sandbäder an.

Wirkungsweise der Psammotherapie

Grundlage dieser Therapie ist der Sand als ein hervorragender Wärmeleiter. In einem speziellen wannenartigen Psammo-Therapiegreät werden ca. 450 Kilogramm einer besonderen Sandmischung auf eine Wohlfühltemperatur zwischen 40 und 50 Grad Celsius erwärmt. Ein speziell für Sandbäder entwickeltes Heizsystem durchflutet den Sand von unten mit heißer Luft und sorgt so für eine konstante Temperatur. Der Patient liegt dabei 30 bis 45 Minuten in einem Textilvlies auf dem Sandbett und die heilende Wärme durchdringt den Körper.

Die Sandbad-Therapie hat gleich mehrere Vorteile gegenüber der lokalen Wärmebehandlung. Anders als bei Fango- oder Moorpackungen handelt es sich bei einem Sandbad um trockene Wärme. Diese wird von den meisten Patienten als angenehmer empfunden und ist für den Kreislauf besser verträglich.

Die Behandlung findet zudem nicht nur lokal, sondern großflächig statt. Der Rückenapparat wird bei dieser Therapieform als ein einheitliches Funktionssystem betrachtet und entsprechend behandelt. Vor allem die konstante Temperatur sorgt für den wohltuenden Effekt. Anders als beispielsweise Fangopackungen, die nach wenigen Minuten bereits an Wärme verlieren, wird bei der Psammotherapie über die ganze Behandlungsdauer hinweg eine konstante Temperatur gehalten. Dadurch kann die Wärme bis in tiefliegende Muskelregionen vordringen und sorgt für eine tiefgehende Entspannung.

Dank der großen Auflagefläche auf dem Sandbett kommt es zu einer Verbesserung der Durchblutung in der gesamten Rückenmuskulatur. Die Stoffwechselprozesse in den einzelnen Muskelpartien werden angeregt und die Entschlackung der Muskulatur gefördert. Die daraus resultierende Entspannung lindert den Schmerz und führt schließlich zum physiologischen Normalzustand zurück. Somit ist die muskuläre Verbesserung nach der Psammotherapie auch auf lange Sicht spürbar.

Darüber hinaus hat der Sand als Liegefläche optimale Eigenschaften. Er ist modellierbar, gibt dem Körper aber dennoch genügend Halt. Somit ist gewährleistet, dass eine entspannte, körpergerechte Haltung eingenommen werden kann. Nur so ist eine vollständige Tiefenentspannung möglich, die letztlich auch zur Entspannung der Rückenmuskulatur und damit zur Schmerzlinderung führen kann.

Durch das Vlies, in dem der Patient eingehüllt auf dem Sand liegt, wird ein direkter Hautkontakt mit dem Sand vermieden. Das hat zum einen hygienische Gründe, zum anderen hat das Vlies aber auch einen therapeutischen Zweck. Es wird ein starkes Schwitzen und Nachschwitzen vermieden und ein Anstauen der Hitze wird unterbunden. Aus diesem Grund ist die Psammotherapie besonders kreislauffreundlich und auch für Patienten geeignet, die keiner zu starken Herz-Kreislauf-Belastung ausgesetzt werden können. Darüber hinaus gewährleistet das Textilvlies eine durchgängig ungestörte Hautatmung. Diese ist besonders wichtig, um die Stoffwechselprozesse der verspannten Muskulatur wieder anzuregen und verstärkt somit zusätzlich die heilende Wirkung des Sandbades.

Wann wird die Psammotherapie eingesetzt?

Die Psammotherapie ist besonders erfolgreich bei Muskelverspannungen, Muskelrheuma und damit einhergehenden Schmerzen und Einschränkungen im Alltag. Auch Patienten mit Skeletterkrankungen, Gelenkbeschwerden, Osteoporose und chronischen Schmerzen erfahren eine schnelle Linderung durch die Behandlung mit dem warmen Sand. Es können mit dieser Therapieform sogar Ergebnisse erzielt werden, die einer herkömmlichen medikamentösen Behandlung durch Antirheumatika, Lokalanästhetika oder Cortison gleichkommen. Und das auf eine völlig natürliche Art und Weise.

Die Behandlung mit einer gleichbleibenden Temperatur zwischen 40 und 50 Grad Celsius führt zu einer sanften Überwärmung des Körpers. Dies ist zum einen durchblutungsfördernd, zum anderen wirkt es auch beruhigend auf das ganze Nervensystem. Die Psammotherapie – als eine ganzheitliche Therapieform – wirkt sich also nicht nur positiv auf den Bewegungsapparat aus, sondern ist auch Balsam für die Seele. Durch die beruhigende Wirkung auf den Geist, wird die Entspannung des ganzen Körpers begünstigt.

Wellness oder Therapiemaßnahme?

Die Grenzen zwischen Wellness und Therapie sind bei der Psammotherapie nicht klar zu erkennen. Aber es steht vor allem eines im Vordergrund – das Wohl des Patienten. Obwohl es der Name vielleicht vermuten lässt, handelt es sich beim Sandbad noch nicht um eine offiziell von den Krankenkassen anerkannte Therapieform. Das mag zum einen daran liegen, dass noch keine ausführlichen Studien vorliegen, welche den Vorteil des Sandbades gegenüber herkömmlichen Behandlungsmethoden sowie die genaue Wirkungsweise beschreiben. Zum anderen liegt es daran, dass diese Therapieform in unseren Breitengraden noch relativ unbekannt ist. Deshalb wird die Psammotherapie noch immer als Privatleistung eingestuft.

Doch das sollte sich bald ändern. Viele Kur- und Rehakliniken schwören inzwischen auf eine Behandlung mit Sand und verfügen über die entsprechenden Geräte. Die vielen positiven Patientenstimmen sprechen dabei für sich. Doch nicht nur im klinischen Bereich, sondern auch in physiotherapeutischen Praxen und Wellnessbädern besteht mittlerweile die Möglichkeit, sich mit heißem Sand verwöhnen und therapieren zu lassen.

So bieten einige Betreiber, neben einer einfachen Psammo-Behandlung, auch Strandlichtbäder mit Licht- und Geräuschsimulation an, die eine schnelle Linderung bei einer Winterdepression bringen können.

Vor allem die naturnahe Behandlung durch warmen Sand macht diese Anwendung sehr attraktiv. Der Sand ist nach der Behandlung einfach und umweltschonend zu entsorgen. Und da vorwiegend Wüstensand für diese Anwendungen benutzt wird, ist die Gewinnung des Rohstoffs problemlos und stellt keine zusätzliche Umweltbelastung dar. Das macht den Sand mit seinen Eigenschaften zu einem hervorragenden Naturmaterial.

Was kostet eine Psammotherapie?

Natürlich gibt es inzwischen viele verschiedene Anbieter, bei denen eine Psammotherapie angeboten wird ─ ob am Badestrand oder im Kurhotel, in der Rehaklinik oder der Physiotherapiepraxis. Wo eine Psammotherapie in Anspruch genommen wird, sollte vor allem davon abhängen, welchen Qualitätsstandards die Behandlung entspricht und wie lange die Behandlung dauert. Die Angebote und Preise (ca. 50 bis 80 Euro für eine 30-minütige Behandlung) sind hier sehr verschieden und vielseitig.

Bei der Inanspruchnahme eines solchen Angebotes sollte zunächst erfragt werden, wie oft der Sandwechsel erfolgt. So sollte der Sand nach spätestens 18 Monaten aus hygienischen Gründen gewechselt werden. Betroffene, die an Herz-Kreislauf-Beschwerden oder niedrigem Blutdruck leiden, sollten zunächst Rücksprache mit ihrem Arzt halten, bevor sie eine Psammotherapie in Erwägung ziehen. Bei Fieber sollte zudem auf eine Psammotherapie verzichtet werden.

Über die Wirksamkeit der Psammotherapie existieren aktuell keine wissenschaftlichen Studien, was aber nicht untypisch ist. So gibt es im physikalischen Bereich zahlreiche überlieferte Therapien, deren Wirksamkeit noch nicht wissenschaftlich bestätigt wurden.

 

Bild: © Alexander Ozerov – stock.adobe.com