Ölziehen

Ölziehen

Ölziehen – Entgiftung und Selbstreinigung für die Gesundheit

Ölziehen ist in aller Munde: Entgiftung, Detox, Selbstreinigung, weißere Zähne, gesundes Zahnfleisch, festere Zähne und Mundgeruch adé – das alles verspricht der Gesundheits- und Wellnesstrend, der zudem als eine einfache und kostengünstige Maßnahme zur Gesundheitspflege, Prophylaxe und Erhaltung des Wohlbefindens gilt. Sogar auf chronische Erkrankungen und Zivilisationskrankheiten wie z.B. Übergewicht (Adipositas), Zahnkaries, Diabetes mellitus sowie Herz-Kreislauf-Erkrankungen soll sich Ölziehen positiv auswirken.

Was genau steckt hinter der gesundheitsfördernden Methode des Ölziehens? Woher stammt die traditionelle Entgiftungs- und Reinigungskur und wie funktioniert Ölziehen? Wie wirkt sich Ölziehen auf unsere Gesundheit aus und bei welchen Beschwerden verschafft Ölziehen Linderung? Auch die Frage nach dem richtigen Öl ist äußerst wichtig, denn welche pflanzlichen Öle eignen sich besonders gut zum Ölziehen und worauf sollte bei der Auswahl geachtet werden? Wie wird die traditionelle Ölkur von Seiten der Wissenschaft eingeordnet? Alle Antworten und weitere Informationen zur 4000 Jahre alten, indischen Reinigungsmethode und zum Gesundheitstrend Ölziehen gibt es im Folgenden. Es sollte aber immer daran gedacht werden, dass die sanfte Methode des Ölziehens bei gesundheitlichen Problemen keinen Arztbesuch zur Abklärung der Beschwerden ersetzt.

Ölziehen: Eine traditionelle Entgiftungskur aus dem Ayurveda

Ölziehen stammt ursprünglich aus der traditionellen indischen Medizin, dem Ayurveda und ist auch unter dem Namen „Gandusha“ bekannt. Zu den Grundlagenwerken des Ayurveda gehören die vor etwa 2500 Jahren verfasste erste Samhita (Charaka-Samhita), eine Textsammlung der Inneren Medizin von Maharishi Charaka und die etwa zeitgleich entstandene zweite Samhita von Maharishi Sushruta, die sich neben grundlegenden Lehrinhalten, insbesondere mit der Anatomie und Chirurgie befasst. Ernährung und Öle spielen in der ayurvedischen Heilkunde eine zentrale Rolle zur nachhaltigen Vorbeugung (Prophylaxe) und Behandlung verschiedener körperlichen und seelischen Beschwerden und Erkrankungen. Die wohl am bekannteste Öl-Behandlung aus dem Ayurveda ist der Stirnguss, der inzwischen zum festen Repertoire eines jeden Wellnessangebotes gehört, im Ayurveda jedoch eine sehr viel tiefere Bedeutung in der ganzheitlichen Therapie einnimmt. Regelmäßige Reinigungsbehandlungen zur Gesundheitspflege sind fester Bestandteil der indischen Heillehre.

Die Methode des Ölziehens ist auch unter den Namen Ölkauen oder Ölsaugen bekannt und wird im Ayurveda hauptsächlich in Form einer morgendlichen Reinigungs- und Entgiftungsroutine (Dinacharya) praktiziert. Beim Ölziehen wird der Mundbereich mit pflanzlichen Ölen gespült. Dadurch sollen Enzyme im Speichel aktiviert, verschiedene Giftstoffe oder Krankheitserreger gebunden und anschließend aus dem Körper ausgeleitet werden. Im Ayurveda wird hauptsächlich erwärmtes und  kaltgepresstes Sesamöl verwendet. In der Lehre des Ayurveda hat auch die Zunge, ähnlich wie im Bereich der Chinesischen Medizin eine äußerst wichtige Bedeutung, denn jedem Zungenbereich wird ein zentrales Organ des menschlichen Organismus zugeordnet. Ayurveda-Ärzte waren schon immer davon überzeugt, dass Gesundheit im Mund beginnt, denn sie erkannten einen Zusammenhang zwischen einer gesunden Mundflora und gesunden Organen. Somit ist die Verbindung zwischen Mund und Körper in Zusammenhang mit Krankheitsprozessen deutlich.

Ölziehen – So gelang die traditionelle Heilanwendung nach Europa und wurde zum Trend

Nicht nur im indischen Raum, auch in Russland, insbesondere in Weißrussland und der Ukraine wird Ölziehen als gesundheitspflegende Maßnahme im Bereich Volksmedizin sehr geschätzt. Zum Ölziehen wird in der russischen Heilkunde üblicherweise Sonnenblumenöl verwendet. Der ukrainische Arzt Dr. Karach stellte im Jahr 1991 auf einem Ärztekongress des All-Ukrainischen Verbandes der Onkologen und Bakteriologen die Ölziehkur als Heilverfahren vor und berichtete über die positive Wirkung bei chronischen Blutkrankheiten, Beschwerden und Störungen in den Bereichen Magen, Leber und Lunge sowie bei Nervenleiden und vielen weiteren Erkrankungen. Karach selbst soll dank des Ölziehens sogar seine jahrelange Bluterkrankung und Arthritis besiegt haben. Der Vortrag des ukrainischen Kollegen wiederum wurde von der deutschen Ärztin Dr. Veronica Carstens (1923 – 2012) mit so einem großen Interesse aufgenommen, dass sie den Vortrag in ihrer Zeitschrift „Natur & Medizin“ veröffentlichte. Damit wurde das Ölziehen auch in Deutschland bekannt und stößt seitdem auf immer größeres Interesse. Inzwischen ist das Ölziehen zu einem richtigen Beauty- und Wellnesstrend und zu einem sehr beliebten Entgiftungs-, Pflege- und Gesundheitsritual für verschiedenste Beschwerden geworden.

Ölziehen: Sanfte Entgiftungsmethode mit starker Wirkung

Der sanften Methode des Ölziehens wird in erster Linie eine antibiotische und entgiftende Wirkung nachgesagt. Durch die kräftigen Bewegungen im Mundbereich sollen beim Ölziehen Giftstoffe (Toxine), Krankheitserreger, Säuren und andere Schlacken an das Öl gebunden und anschließend aus dem Körper ausgeschwemmt werden. Die regelmäßige Anwendung entfaltet zudem eine schützende Wirkung vor schädlichen Bakterien im Mund- und Rachenraum. Die Speicheldrüsen spielen eine zentrale Rolle bei dem Ausscheidungsprozess von Toxinen und Stoffwechselprodukten, denn beim kräftigen Kauen, Schlürfen, Ziehen und Saugen während des Ölziehens erhöht sich der Blutfluss der Drüsen um das drei- oder vierfache und der Stoffwechsel wird angeregt, was wiederum den Entgiftungs- und Reinigungsprozess steigert. Das Öl ist in der Lage, die freigesetzten Schadstoffe an sich zu binden und mit dem Ausspuken aus dem Körper zu befördern.

Bei der Durchführung des Ölziehens werden zudem die sensiblen Bereiche der Zunge stimuliert, ähnlich wie bei einer Reflexzonenmassage an den Füßen. Sowohl in der traditionellen indischen als auch im Bereich der chinesischen Medizin werden die verschiedenen Zungenbereiche bestimmten Organsystemen des menschlichen Körpers zugeordnet: Die Zungenspitze wirkt z.B. auf das Herz, der mittlere Zungenbereich auf den Magen, die Zungenränder auf die Leber und Bauchspeicheldrüse und der hintere Zungenbereich auf die Nieren. Durch das Kauen, Schlürfen und Ziehen des Öls werden die Zungenbereiche stimuliert und damit entsprechende Funktionssysteme, z. B. das Verdauungssystem aktiviert, um den Prozess der Entgiftung und Entschlackung anzuregen und zu unterstützen. Wenn ein antibakterieller Stoff nämlich 20 Minuten lang auf die Bakterien einwirken kann, ist es für ihn ein leichtes, bis in die letzten Winkel zu gelangen, um dort jede einzelne schädliche Bakterie zu erwischen und die Zahnfleischtaschen sauber zu halten.

Auch hat Öl – im Gegensatz zu Zahncreme – die Neigung, in alle Lücken, Spalten und Zwischenräume zu sickern. Zusätzlich wird das Öl beim Ölziehen regelrecht in schwer erreichbare Zahnfleischtaschen gepresst. Wenn ein antibakterieller Stoff nämlich 20 Minuten lang auf die Bakterien einwirken kann, ist es für ihn ein leichtes, bis in die letzten Winkel zu gelangen, um dort jede einzelne schädliche Bakterie zu erwischen und die Zahnfleischtaschen sauber zu halten. Auch hat Öl – im Gegensatz zu Zahncreme – die Neigung, in alle Lücken, Spalten und Zwischenräume zu sickern. Zusätzlich wird das Öl beim Ölziehen regelrecht in schwer erreichbare Zahnfleischtaschen gepres

Ölziehen: Antibiotische Wirkung

Die antibiotische Wirkung entsteht beim Ölziehen dadurch, dass das Öl so lange im Mund kräftig bewegt wird, dass die Speicheldrüsen aktiviert werden und die darin enthaltenden Eiweißkörper Bakterienhüllen auflösen und dadurch Bakterien unschädlich machen können. Zu den wichtigen Eiweißen gehören u.a. das Immunglobulin-A, dass sich an alle möglichen krankmachenden Keime heftet und Lysozyme, die für die Auflösung von Bakterienhüllen verantwortlich sind. Je mehr von diesen wichtigen Eiweißkörpern im Speichel vorhanden sind, desto stärker fällt der Kampf gegen Krankheitserreger, insbesondere gegen Bakterien aus. In einer Studie aus Indien konnte im Jahr 2008 bestätigt werden, dass regelmäßiges Ölziehen das Karies-Bakterium Streptococcus mutans bekämpfen kann und eine ähnliche Wirkung aufweist wie medizinische Mundwasser [1].

 Ölziehen: Entgiftende Wirkung

Die entgiftende Wirkung des Ölziehens entsteht auf ähnliche Art und Weise wie bei der antibakteriellen Wirkung bereits beschrieben. Das intensive Ölziehen sorgt für eine Anregung des Speichelflusses und der Drüsen in der Mundschleimhaut und setzt damit Enzyme frei, die in der Lage sind, die Funktionen der Organe und Gewebe im menschlichen Organismus zu aktivieren. Auf diese Art und Weise werden wiederum auch die Entgiftungsprozesse in den Organen angeregt und intensiviert. Dieser Prozess macht die direkte Verbindung zwischen Mund, Zunge, Organen und anderen Körperteilen deutlich.

Ölziehen: Anregende Wirkung auf das Lymphsystem

Der Methode des Ölziehens mit seinen Schlürf- und Ziehbewegungen wird außerdem eine anregende Wirkung auf das Lymphsystem des menschlichen Organismus nachgesagt. Das Lymphsystem ist an sehr vielen Prozessen beteiligt und entfaltet seine Wirkung im gesamten Körper. Als Teil des Abwehrsystems spielt das Lymphsystem eine zentrale Rolle für das Immunsystem und die Zellen, es sorgt für ein Flüssigkeitsgleichgewicht im Körper, weil es in der Lage ist, Flüssigkeit aus dem Gewebe zu transportieren.

Ölziehen: Hauptanwendungsbereiche in der Alternativmedizin

Bewährt hat sich die Methode des Ölziehens hauptsächlich bei Erkrankungen im Mund- und Rachenbereich, wie z.B. bei Karies, Parodontitis, Zahnbelägen, Mundgeruch, Entzündungen der Mandeln, des Rachens und der Nasennebenhöhlen. Ölziehen soll aus alternativmedizinischer Sicht zudem das Immunsystem stärken, einer Übersäuerung des Organismus entgegenwirken und eine positive Wirkung bei Allergien, Akne und Hautproblemen entfalten. Außerdem soll sich Ölziehen gemäß ayurvedischer Naturheilkunde gesundheitsfördernd auf die klassischen Zivilisationskrankheiten, wie Diabetes mellitus, Bluthochdruck (Hypertonie), Übergewicht (Adipositas), Migräne oder Gelenkentzündungen (Arthritis) auswirken. Regelmäßig angewendet fördert Ölziehen das Wohlbefinden.

Ölziehen wirkt sich positiv auf Zähne, Zahnfleisch und Mundflora aus

Die positive Wirkung von Ölziehen auf die Mundflora, Zähne und das Zahnfleisch resultiert daraus, dass die im Mund angesammelten Krankheitskeime, Bakterien, Mikroorganismen, Säuren und andere Schlacken oder Ablagerungen an das Öl gebunden und aus dem Körper befördert werden. In einer klinischen Studie aus dem Jahr 2016 zum Thema „Kann Ölziehen die Zahngesundheit verbessern?“ [2] konnte eine signifikante Wirkung des Ölziehens auf die Mund- und Zahngesundheit bestätigt werden. So hatte sich bei regelmäßiger Anwendung des Ölziehens die Anzahl der Bakterien deutlich verringert. Die Wirksamkeit von Ölziehen auf die Mund- und Zahngesundheit und andere Gesundheitsbereiche wird jedoch sehr kontrovers diskutiert und vielen wissenschaftlichen Studienergebnissen werden zahlreiche Mängel bezüglich der Durchführung vorgeworfen.

Ölziehen bei Mundgeruch und Zahnbelag

Die entgiftende Wirkung von Ölziehen kann besonders im Bereich der Mundhygiene festgestellt werden. Bakterien werden bei regelmäßiger Anwendung reduziert, was wiederum Mundgeruch bekämpft. Auch Zahnbeläge können durch die Methode entfernt werden, was zu weißeren Zähnen führt und das Zahnfleisch stärkt. Ölziehen kann als eine Art natürlicher Weißmacher verwendet werden, ganz ohne chemischen Aufhellern aus herkömmlichen Weißmachern. Besonders Kokosöl eignet sich zur Bekämpfung und Entfernung von bakteriellen Verfärbungen der Zähn, Zahnbelegen und Plaque. Aufgrund einer dadurch entstandenen glatteren Zahnoberfläche wird zudem die Neubildung von Ablagerungen verhindert und der Zahnschmelz geschützt.

Ölziehen bei Entzündungen des Zahnbetts (Parodontitis) und des Zahnfleisches (Gingivitis)

Die regelmäßige Anwendung von Ölziehen soll Entzündungen im Bereich der Zähne und des Zahnfleisches (Gingivitis) lindern. Dem Ölziehen wird außerdem eine prophylaktische Wirkung nachgesagt, dass solche Beschwerden gar nicht erst entstehen.

Mediziner verstehen unter einer Gingivitis eine zumeist bakteriell verursachte Entzündung des Zahnfleisches. In einer Studie aus dem Jahr 2009 über „Die Wirkung von Öl auf Plaque-induzierte Gingivitis“ [3] wurde festgestellt, dass sich die Gesamtkeimzahl aerober Mikroorganismen im Mundbereich durch regelmäßiges, tägliches Ölziehen beträchtlich verringert. Somit kann Ölziehen als vorbeugende Maßnahme zum Einsatz kommen und Zahnfleischentzündungen entgegenwirken.

Ölziehen bei Karies

Das Ergebnis einer aus dem Jahr 2008 stammenden Studie [4] war, dass regelmäßiges Ölziehen die Anzahl der Bakterien (Streptococcus mutans) reduziert, die an der Entstehung von Karies beteiligt sind. An der Entstehung von Karies können jedoch viele Faktoren beteiligt sein. Professor Christian Hannig forscht an der Universität Dresden im Bereich der Zahnerhaltung und kam in Zusammenarbeit mit anderen Universitäten zu dem Ergebnis, dass die positive Wirkung des Ölziehens auf die Entstehung von Karies durch bestimmte Bakterien nur schwer zu belegen ist. Gründe dafür sieht er in der ohnehin langen Entstehungsphase von Karies und die vielen unterschiedlichen Einflussfaktoren wie z.B. die verschiedenen Ernährungsweisen, die sich entsprechend unterschiedlich und ganz individuell auf die Bakterien und Keime Mundflora auswirken. Wissenschaftliche Studien über die Effekte des Ölziehens auf die Zahngesundheit und Entstehung von Karies sind noch nicht abgeschlossen und vorhandene Studien werden kontrovers zu diesem Thema diskutiert.

Ölziehen bei Aphthen

Von Zahnärzten wird Ölziehen gerne zur prophylaktischen Behandlung von Karies, Parodontitis oder zur Unterstützung der Wundheilung nach Verletzungen oder Operationen, zur Reduktion von Zahnfleischbluten oder Festigung der Zähne empfohlen. Ölziehen soll für eine gesunde Mundflora sorgen, die Zähne und das Zahnfleisch stärken und deshalb auch zum Einsatz kommen, wenn eine Neigung zur Bildung von schmerzhaften Aphthen besteht. Bei Aphthen handelt es sich um schmerzhafte, plötzlich auftretende Geschwüre der Mundschleimhaut, die eine Größe von 1 bis 30 Millimeter erreichen können.  Die genauen Ursachen für die Entstehung der häufig wiederkehrenden (rezidivierenden) Aphthen sind noch nicht geklärt. Neben einer genetisch bedingten Neigung scheinen auch hormonelle Faktoren, Stress und kleine Verletzungen am Zahnfleisch und an der Mundschleimhaut eine Rolle zu spielen. Somit kann regelmäßiges Ölziehen mit seiner positiven Wirkung auf die gesamte Mundflora die Entstehung von Aphthen im Mundbereich deutlich erschweren.

Ölziehen bei Entzündungen der Mandeln (Tonsillitis), des Rachens (Pharyngitis) und der Nasennebenhöhlen (Sinusitis)

Im Rachenbereich kann Ölziehen bei chronischen, bakteriellen Entzündungen der Mandeln (Tonsillitis), des Rachens (Pharyngitis) und der Nasennebenhöhlen (Sinusitis) angewendet werden. Auch bei tiefer liegenden Atemwegserkrankungen, z.B. bei chronischer Entzündung der Bronchien (Bronchitis) wurden positive Effekte nach dem Ölziehen beschrieben. Krankheitserreger wie Viren und Bakterien dringen typischerweise über Mund und Nase in den Körper ein und müssen die Mandeln (Tonsillen) passieren, um weiter in die Atemwege zu gelangen. Eine Tonsillitis entsteht meist, wenn das Immunsystem geschwächt ist und sich dadurch verschiedene Viren oder Bakterien im Gewebe des lymphatischen Rachenrings vermehren. Das Gewebe schwillt an, es kommt zu Halsschmerzen und Schluckbeschwerden. Der Methode des Ölziehens wird nicht nur eine antibiotische Wirkweise nachgesagt, indem das Öl Krankheitserreger im Mundbereich bindet und ausleitet, Ölziehen hat zudem eine immunstärkende Wirkung, die künftige bakterielle Infektionen verhindern kann.

Ölziehen zur Stärkung des Immunsystems

Das Lymphsystem ist ein wichtiger Teil des Immunsystems des menschlichen Organismus. Die Methode des Ölziehens mit seinen Kau-, Saug-, Schlürf- und Ziehbewegungen soll das Lymphsystem anregen und auf die Art und Weise für eine Stärkung des Immunsystems sorgen. Das Abwehrsystem wird durch Ölziehen insofern unterstützt, dass sich das Immunsystem aufgrund der reduzierten Anzahl an Bakterien im Mundbereich weniger mit bakteriellen Angriffen auseinandersetzen muss. Auch klingen durch Ölziehen Erkältungskrankheiten schneller ab und erschweren durch eine prophylaktische Wirkung die Entstehung neuer grippaler Infekte und anderer Erkrankungen im Mund- und Rachenraum.

Ölziehen bei Allergien (Heuschnupfen, Asthma) und allergischen Reaktionen der Haut

Bei Allergien wie z.B. bei Heuschnupfen und Asthma liegt eine gestörte Abwehrfunktion des Körpers vor und es kommt typischerweise zu einer Überreaktion des Immunsystems. Aus ayurvedischer Sicht entstehen Krankheiten aufgrund eines vorhandenen Ungleichgewichts im Körper, dass den Körper schwächt und Krankheitserregern ein leichtes Spiel ermöglicht, in den Körper einzudringen und Erkrankungen hervorzurufen. Allergien wie Heuschnupfen und Asthma werden im Ayurveda meist Vata- und Kapha-Persönlichkeiten (Vata- und Kapha-Doshas) zugeschrieben, bei Pitta-Doshas sind eher allergische Reaktionen auf der Haut, wie z.B. Ekzeme oder Hautausschläge zu erwarten. Neben regelmäßigem Ölziehen zur Regulation und Unterstützung des Immunsystems, lautet eine weitere Empfehlung aus dem Ayurveda, dass Betroffene bei Heuschnupfen vor dem Gang an die frische Luft einen oder zwei Tropfen Sesamöl in die Nasenlöcher träufeln sollen, damit Blütenpollen nicht in die Atemwege gelangen können. [5]

Ölziehen gegen Akne und andere Hautbeschwerden

Ölziehen unterstützt die Verbesserung des Hautbildes, weil durch die Methode des Ölziehens Giftstoffe aus dem Körper ausgeleitet werden können, die sonst über die Haut entfernt werden.  Die Haut ist wesentlich an den Entgiftungsprozessen des Körpers beteiligt. Menschen mit Hautproblemen wie Akne, Ekzemen oder Schuppenflechte (Psoriasis) können also von der Prozedur des regelmäßigen Ölziehens und Entgiftens zusätzlich profitieren. Die Haut erscheint gesünder und strahlend, Unreinheiten verschwinden und das Hautbild wird klarer.

Ölziehen bei Kopfschmerzen und Migräne

Die positiven Effekte des regelmäßigen Ölziehens bei Kopfschmerzen und Migräne resultieren einerseits aus den ausgeprägten Bewegungen, Massagen und Mienenspiele während des Ölziehens auf die Muskeln des Kopf- und Schläfenbereiches, andererseits    wird durch das Ölziehen der Lymphstoffwechsel und Ausscheidungsprozess von Toxinen und Stoffwechselprodukten angeregt, was wiederum den Entgiftungs- und Reinigungsprozess steigert und als Nebeneffekt Kopfschmerzen und Migräne lindern kann. Die Ursachen für Spannungskopfschmerzen und Migräne sind neben einer Erweiterung oder Verengung der Blutgefäße u.a. angesammelte Toxine und andere Reizungen im Nervensystem. Ölziehen unterstützt den Körper bei der Entgiftung und Entfernung von Giftstoffen und kann somit Kopfschmerzen und Migräne entgegenwirken.

Ölziehen zur Linderung von Menstruationsbeschwerden

Ölziehen soll sich nicht nur auf die Mundflora, Zähne und das Zahnfleisch positiv auswirken, die entgiftenden und antibakteriellen Effekte entlasten den gesamten menschlichen Körper und lindern viele verschiedene Beschwerden, wie z.B. auch Menstruationsbeschwerden, die sich bei Frauen auf unterschiedliche Art und Weise zeigen können. Viele Frauen leiden vor der Menstruation, im Rahmen des so genannten prämenstruellen Syndroms (PMS) unter Stimmungsschwankungen, Spannungsgefühlen in den Brüsten oder Wassereinlagerungen. Setzt die Monatsblutung ein, werden diese meist von Krämpfen und Schmerzen im Unterleib, Kopf- oder Rückenschmerzen begleitet. Im Bereich der Naturheilkunde wird als Ursache für die Beschwerden ein zu niedriger Mikronährstoff-Spiegel (Kalzium, Magnesium, Vitamin B6 und Vitamin E) vermutet oder eine Übersäuerung des gesamten Organismus. Regelmäßiges Ölziehen mit einem Öl, dass besonders reich an Omega 3 Fettsäuren ist, z.B. Leinöl, sollte bei Menstruationsbeschwerden zum Einsatz kommen und der Übersäuerung entgegenwirken.

Ölziehen bei Krebs

Bei Krebserkrankungen kann die regelmäßige Anwendung des Ölziehens dazu beitragen, den Körper zu entgiften und wiederkehrende Entzündungen der Mundschleimhäute zu lindern. Besonders nach belastenden Therapien, wie z.B. nach einer Chemo- oder Strahlentherapie oder auch bei Tumoren im Mund-Rachen-Raum kann Ölziehen als nebenwirkungsfreie Methode angewandt werden. Im Rahmen einer Chemotherapie können häufig auch Schleimhautprobleme und Entzündungen im Mundbereich auftreten, die dann durch das regelmäßige Ölziehen gelindert werden können.

Anleitung zur Anwendung: Wie funktioniert Ölziehen?

Die Durchführung des Ölziehens ist grundsätzlich einfach und unkompliziert. Neben der Wahl eines guten kaltgepressten Öls, sollten aber noch einige Aspekte berücksichtigt werden, wie z.B. die Dauer der Anwendung, die Tageszeit und Häufigkeit. Die folgende Anleitung zum Ölziehen zeigt Ihnen detailliert auf, wie Ölziehen richtig geht und was Sie dabei beachten sollten.

Wie lange dauert das Ölziehen?

Die Dauer der Anwendung ist wichtig, damit das Öl auch in alle Bereiche des Mundes gelangen und auch das Zahnfleisch, die Zahnzwischenräume und Zahnfleischtaschen erreichen kann. Die allgemeine Empfehlung für die ideale Dauer des Ölziehens lautet 15 bis 20 Minuten. Im Ayurveda ist die Dauer des Ölziehens sehr individuell und richtet sich nicht so sehr nach dem reinen Zeitaspekt, sondern eher nach Faktoren, wie z.B. Tränen der Augen oder Laufen der Nase, die dann auf die Wirksamkeit der Anwendung hinweisen und als Zeichen dienen, dass das Öl nun ausgespuckt werden kann.

Wie lange dauert eine Ölziehkur?

Eine Ölziehkur oder Ölkur zur Prophylaxe von Erkrankungen sollte etwa 14 Tage andauern und täglich durchgeführt werden. Liegen bereits gesundheitliche Beschwerden vor, kann die Dauer der Ölziehkur je nach Beschwerdebild zwischen mindestens einem Monat und drei Monaten variieren. Bei chronischen Beschwerden ist es auch möglich, die Kur über die drei Monate hinaus zu verlängern.

Wie häufig sollte Ölziehen durchgeführt werden?

Es wird empfohlen, das Ölziehen einmal am Tag durchzuführen, um eine intensive Entgiftung und Reinigung des Körpers sowie eine Stärkung des Immunsystems über die Mundschleimhaut zu erzielen. Wer die wohltuende Wirkung des Ölziehens außerdem auch am Abend erleben möchte, kann die Prozedur auch häufiger durchführen.

Welche Tageszeit eignet sich am besten zum Ölziehen?

Die Tageszeit zum Ölziehen spielt eine wichtige Rolle. So sollte die Anwendung stets am frühen Morgen nach dem Aufstehen und vor dem Zähneputzen erfolgen. Auf die Art und Weise können die Giftstoffe (Toxine), Krankheitserreger, Mikroorganismen, Säuren und andere Schlacken oder Ablagerungen, die sich über die Nacht im Mundbereich angesammelt haben, an das Öl gebunden und aus dem Organismus ausgeschwemmt werden.

Die Durchführung sollte immer im nüchternen Zustand erfolgen, deshalb sollte auch kein Glas Wasser vorher getrunken werden. Im Ayurveda ist die ideale Tageszeit für die Entgiftung und Reinigung des Körpers durch das Ölziehen vor Sonnenaufgang.

Ölziehen – morgens oder abends?

Ölziehen sollte immer nüchtern am frühen Morgen nach dem Aufstehen, direkt vor dem Zähneputzen und Frühstück erfolgen, damit die entgiftende und reinigende Wirkung sich bestmöglich entfalten kann. Wer den wohlfühlenden Effekt des Ölziehens zusätzlich nach dem Mittagessen oder am Abend vor dem Schlafengehen erleben möchte, kann problemlos nach dem Mittagessen oder vor dem abendlichen Zähneputzen das Prozedere des Ölziehen erneut durchführen.

Ölziehen vor oder nach dem Zähneputzen?

Ölziehen sollte immer vor dem morgendlichen Zähneputzen erfolgen, damit die über die Nacht im Mundraum angesammelten Giftstoffe (Toxine), Krankheitserreger, Mikroorganismen, Säuren und andere Schlacken oder Ablagerungen bestmöglich ausgeschwemmt werden können.

Ersetzt Ölziehen das Zähneputzen?

Die Frage kann schnell und leicht mit NEIN beantwortet werden. Im Anschluss an das Ölziehen sollten immer die Zähne geputzt und zusätzlich mit Zahnseide gereinigt werden.

Ölziehen Anleitung  in 4 Schritten

Schritt 1 – Vorbereitung: Zungenreinigung

Im Ayurveda wird vor dem eigentlichen Ölziehen, die Zunge traditionell mit einem Zungenschaber oder mit der Zahnbürste gereinigt. Bei dieser Prozedur wird nicht nur der Zungenbelag entfernt, auch die auf der Zunge befindenden Reflexzonen können besser erreicht und stimuliert werden. Das wiederum bedingt die Aktivierung verschiedener Prozesse im Organismus wie z.B. die Anregung des Verdauungssystems. Die Zunge spielt sowohl in der traditionellen indischen Heilkunde als auch in der chinesischen Medizin (TCM) eine wichtige Rolle. So werden die verschiedenen Zungenbereiche bestimmten Organsystemen des menschlichen Körpers zugeordnet und diese Zungenareale werden später beim Ölziehen durch die starken Bewegungen im Mund stimuliert, was wiederum den entgiftenden Prozess aktiviert und unterstützt.

Schritt 2 – Ölziehen starten: Ziehen, Saugen und Schlürfen

Beim Ölziehen soll eine kleine Menge hochwertiges, kaltgepresstes Öl im Mundraum hin und her gesogen, geschlürft, gekaut und durch die Zähne gezogen werden. Als Mengenangabe wird meist 1 Esslöffel Öl empfohlen und das Prozedere sollte mindestens 15 bis 20 Minuten andauern. Zwischendurch sollten kleine, kurze Pausen eingelegt werden, damit das Öl besser einwirken kann. Das erste Mal Ölziehen ist für viele Anwender sehr ungewohnt, weil es sich zunächst merkwürdig anfühlt, reines Öl im Mund aufzunehmen. Es besteht die Möglichkeit, erst einmal mit kleineren Mengen, z.B. mit einem 1 Teelöffel statt 1 Esslöffel anzufangen und die Menge dann in langsamen Schritten zu erhöhen.

Schritt 3 – Öl ausspucken und nicht schlucken

Nach 15 bis 20 Minuten Ölziehen hat das Öl typischerweise eine wässrige Konsistenz und weiße Farbe angenommen. Das Öl soll nun wieder ausgespuckt und in keinem Fall geschluckt werden, damit die an das Öl gebundenen Giftstoffe und Keime nicht zurück in den Organismus gelangen. Idealerweise sollte das Öl in ein Küchentuch gespukt und im Hausmüll entsorgt werden. Nach dem Ausspuken wird der Mundbereich gründlich mit warmen Wasser ausgespült, damit auch die letzten Ölreste aus dem Mund entfernt werden.

Schritt 3 – Zähne putzen

Nachdem der Mund mit Wasser ausgespült und letzte Ölreste entfernt wurden, sollten nun die Zähne wie gewohnt gründlich geputzt und mit Zahnseide gereinigt werden. Im Anschluss daran, fühlen sich der Mundbereich gereinigt und die Zahnoberfläche glatt an. Im gesamten Mundbereich wird von Menschen, die Ölziehen praktizieren, ein angenehmes weiches Wohlgefühl wahrgenommen.

Ölziehen – Welches Öl?

Die für das Ölziehen bekanntesten und beliebtesten Öle sind Kokos-, Sonnenblumen-, Lein-, Oliven- und Sesamöl. Eher unbekannt und noch relativ neu im möglichen Öl-Sortiment zum Ölziehen sind inzwischen Raps- und Distelöl. Während in der traditionellen, indischen Medizin in erster Linie zum Sesamöl gegriffen wird, bevorzugen Menschen aus Russland und der Ukraine Sonnenblumenöl. Aufgrund des angenehmen Geschmacks und der wertvollen Inhaltsstoffe ist inzwischen Kokosöl die beliebteste Variante.

Achten Sie beim Ölziehen immer auf die Qualität der Öle

Letztendlich eignen sich alle Pflanzenöle zum Ölziehen, es sollte bei der Wahl jedoch immer auf gewisse Faktoren geachtet werden. So ist die Qualität des Öls von besonderer Wichtigkeit. Es sollten immer qualitativ hochwertige und kaltgepresste Öle sein, die ganz ohne Einsatz von Zusätzen auskommen und aus den Kernen der Pflanzen extrahiert werden. Die Bezeichnung „Nativ extra“ stellte die höchste Qualitätsstufe eines jeden Pflanzenöls dar.

Ölziehen mit Sonnenblumenöl

Zum Ölziehen wird in der ukrainischen und russischen Naturheilkunde bevorzugt kaltgepresstes Sonnenblumenöl verwendet. Sonnenblumenöl ist besonders reich an den Vitaminen A, B, D und E, Kalzium, Phosphor, Magnesium, Fluor und Silizium, was sich positiv auf die Gesundheit von Zähne und Knochen auswirkt. Unter den hochwertigen Pflanzenölen stellt Sonnenblumenöl eine kostengünstigere Variante für das Ölziehen dar, trotzdem sollte auch hier auf besonders gute Qualität geachtet werden. Die wertvollen Vitamine und Mineralstoffe des Sonnenblumenöls werden von den Schleimhäuten im Mund aufgenommen und verwertet, im Gegenzug nimmt das Öl die Bakterien, Toxine und Keime an den Zahnhälsen und dem Zahnfleisch auf und entfernt die Giftstoffe anschließend aus dem Körper. Sonnenblumenöl verfügt über einen süßlichen und leicht nussigen Geschmack der Kerne und gilt als leicht verdaulich und wohlschmeckend.

Ölziehen mit Sesamöl

Sesam gehört zu den ältesten Ölsaaten und fettreichsten Ölpflanzen der Welt. Kaltgepresstes Sesamöl aus den gerösteten Sesamsamen kommt hauptsächlich im Bereich der ayurvedischen Medizin im Rahmen einer Ölziehkur zum Einsatz. Im Ayurveda wird immer Sesamöl zum Ölziehen oder für eine Ölziehkur verwendet. Zu den wertvollen Inhaltsstoffen gehören ein- und mehrfach ungesättigte Fettsäuren, Mineralstoffe, Spurenelemente, Lecithin, Cholin und viel Kalzium sowie die Polyphenole Sesamol und Sesamolin mit einer antioxidantischen Wirkung gegen freie Radikale. Die Inhaltsstoffe entfalten außerdem eine gesundheitsfördernde Wirkung auf die Herztätigkeit, Blutgerinnung und den Cholesterinspiegel. Der hohe Kalzium-Gehalt wirkt sich positiv auf Knochen und Zähne aus. Sesamöl soll tief in das Gewebe im Mundbereich eindringen, schädliche Stoffe an die Oberfläche befördern und damit über eine entgiftende Wirkung verfügen. Zum Ölziehen eignet sich Sesamöl sehr gut und soll Zahnfleischentzündungen (Gingivitis) und Entzündungen des Zahnbetts (Parodontitis) lindern.

Zum Ölziehen wird empfohlen, ein kaltgepresstes und kein geröstetes Sesamöl zu verwenden, damit die wertvollen Inhaltsstoffe auch wirklich enthalten sind, die möglicherweise während des Röstvorganges verloren gehen.

Nach Anbruch der Flasche hält sich Sesamöl etwa drei Monate.

Ölziehen mit Kokosöl

Natives, weißes Kokosöl wird durch Kaltpressen aus dem getrockneten Fruchtfleisch von Kokosnüssen gewonnen und enthält wertvolle und gesundheitsfördernde Inhaltsstoffe mit antibakteriellen und entgiftenden Eigenschaften. Im Kokosöl enthalten ist eine Vielzahl an Spurenelementen, Mineralien, Aminosäuren (Tryptophan, Threonin, Lysin, Phenylalanin, Methionin, Valin, Leucin und Isoleucin) und Vitaminen (B- und E-Vitamine), die nach den Ölziehen dem Organismus zur Verfügung stehen. Anwendungen mit Kokosöl erleben zurzeit einen richtigen Hype. Besonders als Körperpflegeprodukt und Anti-Aging-Pflege wird Kokosöl verwendet. Es ist inzwischen auch das beliebteste Öl zum Ölziehen, was u.a. auf den sehr angenehmen Geschmack zurückzuführen ist.

Ölziehen mit Kokosöl fördert eine gesunde Mundflora, eignet sich aber auch für Menschen, die eine gesunde Mundflora haben, aber weißere Zähne bekommen möchten. Ölziehen mit Kokosöl ist eine natürliche Form des Bleaching und soll zudem entzündliche Prozesse im Magen-Darm-Bereich mindern, die Leber vor Giftstoffen schützen und eine antiseptische Wirkung gegen Bakterien, Viren und Pilze entfalten. Kokosöl sollte außerdem immer bei Zimmertemperatur gelagert werden, denn im Kühlschrank kann sich Kondenswasser absetzten und schädlichen Keimen einen Nährboden bieten. In einer 2012 veröffentlichten Studie [6] konnten Wissenschaftler aus Irland bestätigen, dass Kokosöl im Mund schädliche Erreger und Keime abtötet, gesunde Keime jedoch verschont. Sie kamen zu dem Ergebnis, dass Kokosöl sich gut zum Ölziehen eignet und damit gut für die Mund- und Zahngesundheit ist.

Ölziehen mit Leinöl

Kaltgepresstes Leinöl wird aus den reifen Leinsamen der Lein- oder Flachspflanze gewonnen. Lein gehört zur ältesten Kulturpflanze der Welt und war schon im alten Ägypten und antiken Griechenland als Heilmittel sehr beliebt. Leinöl gilt als wertvoller Lieferant von Omega-3-Fettsäuren, insbesondere der hohe Gehalt an Alpha-Linolensäure ist für die gesundheitliche Wirkung des Öls verantwortlich. Weitere Inhaltsstoffe sind Vitamine A und E, Lecithin und sekundäre Pflanzenstoffe wie Polyphenole. Die Inhaltsstoffe wirken nicht nur entzündungshemmend, sondern wirken sich positiv auf die Stoffwechselvorgänge des Organismus, auf das Herz-Kreislaufsystem und die Gehirnfunktion aus. Auch zur Regulierung des Blutzuckerspiegels ist Ölziehen mit Leinöl wirkungsvoll und entfaltet zudem eine heilende Wirkung bei Beschwerden und Infekten im Mund- und Rachenbereich.

Der herbe und leicht fischige Geschmack des Öls ist für viele Menschen sehr gewöhnungsbedürftig. Zum Ölziehen kann Leinöl im Verhältnis 1:1 mit Sonnenblumen- oder Kokosöl vermischt werden. Aufgrund des hohen Gehalts an Alpha-Linolensäure ist die Haltbarkeit von etwa zwei bis drei Wochen nach Anbruch der Leinöl-Flasche sehr kurz. Leinöl sollte immer im dunklen, lichtgeschützten Kühlschrank gelagert werden, denn durch Licht-. Sauerstoff- und Wärmeeinwirkung wird Leinöl sehr schnell ranzig und bitter.

Ölziehen mit Schwarzkümmelöl

Schon im alten Ägypten galt der echte Schwarzkümmel (Nigella stativa) als äußerst wertvolle Heilpflanze mit gesundheitsfördernden, entzündungshemmenden, schmerzlindernden, schleimlösenden, stark antioxidativen und entkrampfenden Wirkweisen. Insbesondere das aus den Samen der Pflanze hergestellte kaltgepresste Öl beinhaltet etwa 60 Prozent an wichtigen, mehrfach ungesättigten Fettsäuren, die einen positiven Einfluss auf die Gesundheit haben. Weitere wertvolle Inhaltsstoffe sind Biotin, Betacarotin, Folsäure, Magnesium und Selen. Kaltgepresstes Schwarzkümmelöl eignet sich deshalb auch zum Ölziehen. Das Schwarzkümmelöl hat einen würzigen und leicht nussigen Geschmack.

Ölziehen mit Weizenkeimöl

Kaltgepresstes Weizenkeimöl „native extra“ ist eines der teuersten Ölsorten auf der Welt. Es ist besonders reich an Vitamin E, aber enthält auch mehrfach ungesättigten Fettsäuren, die Vitamine A, B, D und K, Magnesium, Mineralstoffe und Carotinoide. Diese wertvollen Inhaltsstoffe sorgen für eine anregende Wirkung auf den Stoffwechsel und schützen vor freien Radikalen aufgrund einer antioxidativen Wirkung. Äußerliche Anwendung findet Weizenkeimöl in Form von Kosmetik- und Pflegeprodukten zur Narbenheilung oder Straffung der Haut. Ölziehen mit Weizenkeimöl eignet sich besonders gut zur Wundheilung im Mundbereich, z.B. nach Operationen oder Verletzungen, es fördert die Zellerneuerung und begünstigt dadurch die Narbenheilung. Die enthaltenen Mineralstoffe und Vitamine sorgen für gesunde Zähne und gesundes Zahnfleisch, was wiederum Mundgeruch verhindert. Weizenkeimöle haben eine orange-gelbliche Farbe und einen kräftigen Geruch und intensiven Geschmack nach Getreide. Weizenkeimöle sollten wie auch Leinöle aufgrund der vielen ungesättigten Fettsäuren in einer Flasche im kühlen und lichtgeschütztem Kühlschrank gelagert werden. Nach dem Öffnen halten sich die Öle üblicherweise nur bis zu acht Wochen.

Ölziehen mit Olivenöl

Kaltgepresstes Olivenöl wird aus dem Fruchtfleisch der Oliven gewonnen und fehlt heutzutage wohl in keiner Küche mehr. Nicht nur zur Zubereitung und Verfeinerung von köstlichen Speisen, auch für die positive Wirkung auf die Gesundheit ist Olivenöl bekannt. Die höchste Qualitätsstufe gilt Natives Olivenöl extra. Zu den wertvollen Inhaltsstoffen gehören mehrfach ungesättigte Fettsäuren (bis zu 75 Prozent), z.B. Linolsäure, Mineralstoffe wie Kalzium, Natrium, Chlor udn Phosphor, Vitamin E und antioxidative Stoffe wie Polyphenole, die für eine entzündungshemmende, antibakterielle Wirkung verantwortlich sind und gegen freie Radikale wirken. Sowohl innerlich als auch äußerlich kann Olivenöl Anwendung finden. Äußerlich in Form einer Hautpflege als Anti-Aging-Creme oder innerlich gegen einen zu hohen Cholesterinspiegel, gegen Arterienverkalkung (Arteriosklerose) und damit zur Prophylaxe gegen Herzinfarkt oder bei Diabetes. Ölziehen mit Olivenöl eignet sich besonders gut bei entzündlichen Prozessen im Mundbereich und Wunden.

Es gibt inzwischen bis zu 150 verschiedenen Sorten, je nach Anbaugebiet und Reifegrad der Oliven variiert der Geruch und Geschmack. Olivenöl sollte im Idealfall in einer dunklen Speisekammer bei etwa 16° Celsius gelagert werden, da es unter Wärme- und Lichteinwirkung schnell ranzig werden kann. Im lichtgeschützten Kühlschrank flocken Olivenöle aus, was jedoch zu keiner Beeinträchtigung der Qualität führt. Unter Wärmeeinfluss lösen sich die Flocken wieder auf.

Ölziehen mit Rapsöl

Ein hochwertiges Rapsöl eignet sich ebenfalls zum Ölziehen. Letztendlich kommt es bei der Wahl eines Öls zum Ölziehen auf das persönliche Geschmacksempfinden an.

Rapsöl ist besonders reich an ungesättigten Fettsäuren und weist ein äußerst günstiges Verhältnis von Omega-3 zu Omega-6Fettsäuren auf und gilt damit als besonders gesund. Darüber hinaus gehören Vitamin E udn Karotinoide zu den wichtigen Inhaltsstoffen von Rapsöl. Vitamin E gilt als wichtiger Radikalfänger, der die Zellen des menschlichen Organismus vor krankmachende freie Radikale schützt. Gleiches gilt für die Karotinoide. Rapsöl hat eine positive Wirkung auf Herz-Kreislauf-Erkrankungen und verlangsamt zudem den Alterungsprozess.

Ölziehen mit Distelöl

Etwas weniger bekannt ist Distelöl zum Ölziehen, dabei gilt Distelöl als ein sehr gesundes Pflanzenöl, was auch gut in der Küche verwendet werden kann. Ursprünglich stammt die Färberdistel aus dem Nahen Osten, wird aber inzwischen auch in Europa kultiviert. Um das wertvolle und gesunde Öl zu gewinnen, werden die Samen der Färberdistel (Carthamus tinctorius) im späten Sommer oder am Anfang Herbst geerntet. Es ist reich an gesundheitsfördernden Inhaltsstoffe wie den Vitaminen A und E und ungesättigten Fettsäuren wie Linolsäure, Ölsäure, Palmitinsäure und Stearinsäure. So kann der Gebrauch von Distelöl den Cholesterinspiegel senken, das Immunsystem stärken und die Zellen des menschlichen Organismus regenerieren. Im Vergleich zu anderen Pflanzenölen weist Distelöl den höchsten Wert an Linolsäure auf. Linolsäure ist dafür bekannt, eine besonders positive Wirkung auf das Herz-Kreislauf-System zu haben.

Ölziehen: Gibt es Nebenwirkungen und auf was sollte außerdem geachtet werden

Die traditionelle Methode des Ölziehens weist keinerlei Nebenwirkungen auf. Anfänger beklagen meist den ungewohnten Geschmack, der teilweise als eklig empfunden wird. Nach einer gewissen Eingewöhnungsphase spielt der Geschmack aber keine Rolle mehr. Das einzige Problem bei den ersten Anwendungen könnte eine sogenannte Erstverschlimmerung der Beschwerden sein, was jedoch im Bereich der Naturheilkunde als positiv bewertet wird. Es können auch Begleitsymptome auftreten, wie sie für eine Entgiftung typisch sind, wie z.B. Erschöpfung, Verdauungsstörungen, Reizbarkeit und Stimmungsschwankungen. Eine Erstverschlimmerung deutet immer darauf hin, dass das Ölziehen eine Wirkung entfaltet, die Selbstheilungskräfte aktiviert und der Organismus beginnt, sich mit der Entgiftung des Körpers intensiv zu beschäftigen. Die längerfristige Kur des Ölziehens belohnt Anwender dafür mit einem besseren Wohlbefinden. Zudem erscheinen die Zähen heller und weißer.

Gibt es beim Ölziehen Risiken bei Amalgam-Füllungen?

Menschen, die Amalgamfüllungen in den Zähnen haben, sollten auf Ölziehen besser verzichten, weil Amalgamfüllungen giftiges Quecksilber enthalten. Durch das intensive Kauen, Saugen, Ziehen und Schlürfen während des Ölziehens können sich die giftigen Substanzen aus der Zahnfüllung lösen. Wer regelmäßige Ölziehkuren durchführen möchte, sollte zuvor entsprechend eine Zahnsanierung beim Zahnarzt durchführen.

Gibt es beim Ölziehen Risiken während der Schwangerschaft?

Aus gesundheitlichen Gründen spricht nichts dagegen, während der Schwangerschaft und Stillzeit die einfache Methode des Ölziehens durchzuführen. Im Gegenteil, ganz ohne Nebenwirkungen unterstützt das Ölziehens unterstützt den Körper bei der täglichen Entgiftung, sorgt für eine gesunde Mundflora und wirkt sich damit positiv auf die Gesundheit der Schwangeren und des heranwachsenden Embryos aus.

Gibt es beim Ölziehen Risiken bei Medikamenteneinnahme?

Es gibt keine Risiken beim Ölziehen, wenn regelmäßig Medikamente eingenommen werden müssen. Es sollte jedoch auf die Reihenfolge der Anwendungen geachtet werden: Erst Ölziehen, dann die Medikamenteneinnahme. Das Ölziehen sorgt für eine gesunde und gereinigte Mundflora, indem Bakterien und andere Schadstoffe entfernt werden, anschließend können dann die eingenommenen Wirkstoffe der Medikamente besser über die Mundschleimhäute aufgenommen und verwertet werden.

Ist Ölziehen auch für Kinder geeignet?

Ölziehens ist dann für Kinder geeignet, wenn sie verstehen können, wie die Methode richtig durchgeführt wird. Etwa ab dem sechsten Lebensjahr sind die meisten Kinder reif genug für eine Ölzieh-Kur. Kinder müssen wissen, dass das Öl nicht geschluckt werden darf und dass sie das Öl am Ende unbedingt ausspucken müssen. Im Idealfall üben die Eltern das Ölziehen gemeinsam mit ihren Kindern. Für Kinder reicht außerdem ein Teelöffel Öl zum Ölziehgen aus.

Für Kinder ab 6 Jahren ist das Ölziehen ebenfalls geeignet – allerdings genügt hier ein halber bis ein Teelöffel Öl.

Wichtig ist, dass Ihr Kind versteht, dass das Öl unter keinen Umständen geschluckt wer

Ölziehen und wissenschaftliche Studien: Kontroverse Diskussion über die Wirksamkeit

Ölziehen ist eine etwa 4000 Jahre alte indische Reinigungsmethode aus dem Ayurveda und seit etwa 25 Jahren auch in Europa eine beliebte Detox-, Entgiftungs- und Reinigungskur. Warum und auf welche Art und Weise Ölziehen letztendlich funktioniert und sich auf die Gesundheit des Menschen auswirkt, konnte in wissenschaftlichen Studien noch nicht ausreichend geklärt werden, so die Meinung von Vertretern der westlichen Schulmedizin. Es gibt jedoch zahlreiche Studien aus Indien, die sich mit den gesundheitlichen Vorteilen des Ölziehens beschäftigen, trotzdem zeigen sich Forscher der westlichen Schulmedizin aufgrund der fehlenden Nachweisbarkeit nach ihren wissenschaftlichen Standards kritisch und kritisieren hauptsächlich Mängel bei der Durchführung der Studien.

Die Wirkung von Ölziehen basiert letztendlich auf den positiven Erfahrungsberichten von Anwendern, die von gesundheitlichen Effekten hinsichtlich der Zähne, des Zahnfleisches, der Atemwege und des allgemeinen Gesundheitszustandes berichten. Während es in Indien viele Studien gibt, sieht die Studienlage im Westen eher dürftig aus. Das liegt unter anderem auch daran, dass das wirtschaftliche Interesse nach wissenschaftlichen Studien zu dem Thema leider nicht sehr groß ist, weil sich mit der Heilmethode des Ölziehens nicht viel Geld verdienen lässt. Schließlich eignen sich viele hochwertige, kaltgepresste Pflanzenöle aus der heimischen Küche für eine Ölzieh-Kur zur kostengünstigen Gesundheitsprophylaxe. Während in medizinischen Fachkreisen von Quacksalberei gesprochen wird, ist im Bereich der Naturheilkunde die Öltherapie eine beliebte therapeutische Maßnahme bei chronischen Beschwerden und wird gerne, u.a. auch von Zahnärzten, empfohlen.

Literatur und Quellenverzeichnis

  • Dr. Angela Fetzner: Die Ölziehkur – Entgiften udn Heilen, Amazon Independently published 2017
  • Dr. Bruce Fife: Ölziehkur, Kopp Verlag 2016
  • Birgit Frohn: Die Ölzieh-Kur: Einfach und wirksam entgiften, Mankau Verlag
  • Dr. med. Rainer Matejka: Ausleitende Therapieverfahren – Methoden und Praxis. Urban & Fischer Verlag 2003
  • Katharina Wolfram: Die Ölzieh-Kur: Heilung durch Entgiftung, Schirner Verlag 2015
  • Medizin-transparent.at: „Ölziehen“: fettreiche Zahnhygiene ohne Wirknachweis
  • Rosenberg Gesellschaft für ganzheitliche Gesundheit & Bildung gemeinnützige GmbH: Allergien und Heuschnupfen im Ayurveda

Wissenschaftliche Studien zum Ölziehen

Verweise

[1] https://www.ncbi.nlm.nih.gov/pmc/articles/PMC5109859/

[2] https://www.ncbi.nlm.nih.gov/pubmed/27261981

[3] https://www.ncbi.nlm.nih.gov/pubmed/19336860

[4] http://www.jisppd.com/article.asp?issn=0970-4388;year=2008;volume=26;issue=1;spage=12;epage=17;aulast=Asokan

[5] https://www.rosenberg-ayurveda.de/fileadmin/user_upload/PDFs

/Artikel/Allergien_im_Ayurveda_GuptaEichMylo.pdf

[6] https://www.sciencedaily.com/releases/2012/09/120902222459.htm

 

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