Mobbing – Psychoterror am Arbeitsplatz

Mobbing – Psychoterror am Arbeitsplatz

In Ietzter Zeit wird vor allem das Internetmobbing unter Jugendlichen diskutiert. Doch Mobbing ist längst nicht nur auf Schüler oder Jugendliche beschränkt. Auch an vielen Arbeitsplätzen gehört das mehr oder weniger systematische Mobbing für viele Menschen zum Arbeitsalltag. Für die Betroffenen führen die Attacken meist zu schwerwiegenden Problemen bis hin zu psychischen oder physischen Krankheiten.

Was ist Mobbing?

Der Begriff „Mobbing“ stammt vom englischen Verb „to mob“, was soviel wie „anpöbeln“ oder „schikanieren“ bedeutet. Bei dieser Begriffsdefinition wird bereits deutlich, dass es beim Mobbing nicht um kleinere Konflikte oder Streitereien geht, wie sie sicherlich in jedem Büro oder in jedem Klassenzimmer vorkommen, sondern dass Mobbing viel tiefer reicht.

Eine der gängigsten Definitionen von Mobbing, die bis heute verwendet wird, stammt vom 1999 verstorbenen Professor Dr. Heinz Leymann, der als Pionier der Mobbingforschung gilt. Laut seiner Definition bezeichnet Mobbing „negative kommunikative Handlungen (von einer Person oder mehreren Personen) die gegen eine Person (oder mehrere Personen) gerichtet sind und die sehr oft und über einen längeren Zeitraum hinaus vorkommen und damit die Beziehung zwischen Täter und Opfer bestimmen.“

Das Ziel solcher Mobbingattacken besteht in der Regel darin, eine bestimmte Person systematisch auszugrenzen, so dass diese Person am Ende auch aus der schulischen oder beruflichen Gemeinschaft ausgeschlossen wird.

Was sind die Ursachen des Mobbings?

Die Ursachen für die systematischen Angriffe sind so vielfältig wie die Täter selbst. Allerdings gibt es bestimmte Mobbingursachen, die immer wieder auftreten. Dazu gehören die tatsächliche oder vermeintliche Geringschätzung der eigenen Arbeit durch andere, Konkurrenzdruck beziehungsweise hoher Leistungsdruck ohne den nötigen Handlungsspielraum oder ungelöste Spannungen und Konflikte. Aber auch starre Hierarchien können am Arbeitsplatz zu Mobbingattacken führen. Darüber hinaus können auch übertriebener Ehrgeiz oder Existenzängste, eine Abneigung gegen das Opfer oder Neid und Frust die Angriffe auslösen.

In Deutschland, so sagen seriöse Schätzungen, sind rund eine Million Menschen von Mobbing am Arbeitsplatz betroffen. Trotz dieser hohen Zahl ist Mobbing aber nach wie vor nicht als Berufskrankheit anerkannt.

Wo ist Mobbing am häufigsten?

Mobbing kommt mittlerweile in allen Berufen und allen Schichten vor. Trotzdem gibt es Berufsgruppen, in denen die Gefahr des Mobbings deutlich höher ist. So gehören der Pflegebereich und der Bankensektor zu den Berufsbereichen, in denen Mobbing am häufigsten vorkommt. Deutlich seltener ist es dagegen in der Landwirtschaft, beim Fahrpersonal im Öffentlichen Nahverkehr oder unter Berufskraftfahrern.

Die „typischen“ Mobbingtäter, die am Arbeitsplatz zu diesen Methoden greifen, sind Männer mittleren Alters, die bereits seit einigen Jahren bei der Firma beschäftigt sind und eine Vorgesetztenfunktion erfüllen. Aber auch unter Kollegen beiderlei Geschlechtes ist das Mobbing nicht selten. Es gibt immer wieder Fälle, in denen Firmen das Mobbing unter Kollegen gezielt einsetzen, um Personal abzubauen. Als Faustregel gilt, dass Mobbing am Arbeitsplatz besonders bei solchen Unternehmen zum Problem wird, die über vergleichsweise schlechte Arbeitsbedingungen verfügen und bei denen die Personalentwicklung nur geringe Priorität hat.

Was sind die Folgen des Mobbings?

Dass Mobbing alles andere als ein Kavaliersdelikt ist, zeigt sich an den Folgen, die diese Attacken haben können. Psychologen schätzen, dass etwa 90 Prozent der Mobbingopfer früher oder später an psychischen oder physischen Problemen leiden, die unmittelbar auf die Attacken zurückgeführt werden können. Zu den persönlichen Auswirkungen der Attacken zählen nicht nur Stresssymptome, wie beispielsweise Schlafstörungen oder Kopfschmerzen, sondern auch Magen-Darm-Erkrankungen oder Herz-Kreislauf-Beschwerden. Auch zunehmende soziale Isolation, depressive Verstimmungen und schwere Depressionen können eine unmittelbare Folge der Mobbingattacken sein.

Neben den persönlichen Konsequenzen für die Betroffenen haben die Attacken auch betriebswirtschaftliche Auswirkungen. Wer gemobbt wird, der sammelt mehr Fehlzeiten an und kann nicht mehr so qualitativ hochwertig arbeiten. Auch die Produktivität sinkt deutlich, was für ein Unternehmen handfeste finanzielle Folgen haben kann.

Wie kann man sich gegen Mobbing wehren?

Auch wenn es schwer fällt, ist eine Aussprache zwischen Täter und Opfer oft eine gute Möglichkeit, nach den Ursachen für die Attacken zu suchen und diese zu beheben. Ist diese Strategie nicht erfolgreich, gibt es weitere Methoden, um sich zu wehren. So sollte man sich beispielsweise mit Kollegen in einer ähnlichen Situation zusammentun, um den Tätern nicht mehr als Einzelperson, sondern als Gruppe entgegen treten zu können. Mobbingopfer sollten zudem schriftliche Aufzeichnungen anfertigen, um die Angriffe bei einer gerichtlichen Auseinandersetzung belegen zu können. Darüber hinaus sollten sich die Opfer an den Arbeitgeber oder an den Personalrat wenden und auf das Problem aufmerksam machen.

In Deutschland ist es auch möglich, strafrechtliche Schritte gegen die Täter einzuleiten, beispielsweise mit einer Anzeige wegen Verleumdung oder Beleidigung. Auch das 2006 in Kraft getretene Allgemeine Gleichstellungsgesetz bietet verschiedene Möglichkeiten für ein strafrechtliches Vorgehen.

 

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