Melisse

Melisse

Melisse Beschreibung

Die Heilpflanze Melisse (Melissa officinalis), auch Zitronenmelisse genannt, ist eine ausdauernde, mehrjährige, krautige Pflanze aus der Familie der Lippenblütler (Lamiaceae). Der Name Melisse stammt ursprünglich von dem griechischen Wort „melitta“ ab, was übersetzt Honigbiene bedeutet. Das liegt unter anderem daran, dass während der Blütezeit von Juni bis August die Befruchtung insbesondere durch Bienen erfolgt. Melisse trägt deshalb unter anderem auch den volkstümlichen Namen „Bienenkraut“. Das Wort „Lamiacea“ kommt vom griechischen Wort „lamos“ und heißt übersetzt „Schlund, Rachen“ und vom lateinischen Wort „labium“, was „Lippe“ bedeutet.

Melisse ist in Südost-Europa und in Asien heimisch und kann 25 bis 30 Jahre alt werden.

Wächst die Melisse in der freien Natur, kann sie bis 1,20 Meter in die Höhe wachsen. Im Blumentopf angepflanzt, wird die Melisse meist nur 30 bis 60 Zentimeter hoch. Sie treibt aus einem Wurzelwerk (Rhizom), das sich im Boden ausdehnt, mehrere stark verästelte, vierkantige Stängel. Die Wurzeln der Melisse können leicht bräunlich bis weißlich gefärbt sein.

Die ovalen, kurz gestielten Blätter sind an den Rändern eingekerbt und am Blattende spitz zulaufend. Die saftig grünen Laubblätter können bis zu 8 Zentimeter lang und 4 Zentimeter breit werden und sind leicht behaart. An der Oberseite sind die Blätter dunkelgrün, an der Unterseite hellgrün gefärbt. Die Blätter gehen aus einem dünnen, vierkantigen und aufrecht wachsenden Stängel hervor, der sowohl behaart als auch kahl sein kann und sind gegenständig angeordnet. Kleine Öldrüsen, die ätherisches Öl enthalten, sorgen für den charakteristischen, zitronenartigen Duft der Blätter. Der Duft entfaltet sich bereits nach leichter Berührung oder wenn die Blätter zwischen den Fingern zerrieben werden.

Die Blüten der Melisse

Zwischen den Blattetagen in den Blattachseln bilden sich weiße Lippenblüten. Die drei bis sieben quirlständigen Blüten der Melisse sind sehr filigran, wie es typisch für Lippenblütler ist. Sie sind häufig weiß oder gelblich gefärbt, können aber auch eine violette, rosafarbene oder bläuliche Farbe aufweisen. Der glockenförmige, ca. 8 Millimeter lange Blütenkelch verfügt über 13 Nerven und ist zweilippig mit einer flachen, dreizahnigen Oberlippe und einer zweizahnigen Unterlippe. Die Blüten werden etwa 1 Zentimeter groß.

Die Frucht der Melisse

Nach der Blütezeit bilden sich ovale Nussfrüchte mit den braunen Samen. Die Frucht ist eine kleine Steinfrucht.
Das milde und nach Zitronen duftende Aroma, macht die Zitronenmelisse zu einem der beliebtesten und vielseitigsten Gewürzkräuter, das in keinem Kräutergarten fehlt. Die Zitronenmelisse wird als Gewürz-, Arznei- und als Bienenweidepflanze verwendet. In der Heilkunde kommt die Melisse aufgrund ihrer enthaltenden Inhaltsstoffe bei nervöser Unruhe oder bei Magenbeschwerden zum Einsatz. Im Jahr 1988 wurde Melissa officinalis zur Arzneipflanze des Jahres gewählt.

Melisse Inhaltsstoffe

Die Hauptinhaltsstoffe der Melissa officinalis sind die ätherischen Öle Citronellal und Citral, die für den charakteristischen Zitronengeruch der Pflanze verantwortlich sind. Weitere Inhaltsstoffe der Pflanze sind Gerbstoffe (Rosmarinsäure), Bitterstoffe, Chlorogen- und Kaffeesäure, Triperpene und Flavonoide.

Inhaltsstoffe wie ätherische Öle oder Gerbstoffe wird eine antibakterielle und antimikrobielle Wirkung zugeschrieben. Sie bekämpfen krankheitserregende Bakterien, indem sie die Einzeller am Wachstum und an ihrer Vermehrung hindern oder das Eindringen in den Körper erschweren. Den ätherische Ölen und Flavonoiden wird eine beruhigende (sedative), entzündungshemmende und auch eine durchblutungsfördernde Wirkung nachgesagt.

Saponine wirken wassertreibend (aquaretisch) und schleimlösend (sekretolytisch). Sie verflüssigen zähen Schleim z.B. in den Bronchien, damit dieser besser abgehustet werden kann.
Die enthaltenden Schleimstoffe der Melisse haben zudem eine schmerzlindernde und reizlindernde, die Gerbstoffe eine wundheilungsfördernde Wirkung.

Die enthaltene Substanzen Rosmarinsäure, Kaffee- und Chlorogensäure besitzen außerdem Viren hemmende (antivirale) Eigenschaften.

Melisse Drogengewinnung und Drogenbeschreibung

Die Erntezeit des Pflanzenkrauts ist sowohl zu Beginn der Blütezeit, Ende Juni und Anfang Juli, als auch bei dem zweiten Schnitt im September und Oktober. Das Kraut wird geerntet und schnell bei einer Temperatur von 40° Celsius getrocknet. Anschließend werden die getrockneten Teile zunächst in einer Maschine zerkleinert, dann werden die Stängelteile aus der Droge entfernt. Die Blüten sollten nicht zerdrückt werden, weil diese sich schnell schwarz verfärben. Blühendes oder fruchtendes Kraut ergibt ohnehin eine weniger aromatische Droge. Die beste Qualität wird angeblich erzielt, wenn die Ernte an kühleren Tagen erfolgt, weil der Gehalt an ätherischen Ölen dann am höchsten ist. Das ätherische Melissenöl wird durch Wasserdampfdestillation aus der ganzen Pflanze gewonnen.

Die Droge besteht aus den getrockneten Blättern der Melisse. Die nach der Trocknung runzeligen Blätter erscheinen dünn und sind leicht zerbrechlich. Die Oberfläche ist dunkelgrün und leicht behaart, die Unterseite hingegen hellgraugrün und vorwiegend kahl. Die Nervenstruktur der Blätter tritt an der Unterseite stark hervor. Der Drogenname des aus der Pflanze gewonnenen ätherischen Öls lautet Melissae aetheroleum. Die Synonyme sind Melissae oleum oder Oleum Melissae.
Die Drogenbezeichnung der getrockneten Blätter der Melisse lautet Melissae folium oder auch Folia Melissae citratae und Folium Melissae.

Der Geruch der Droge ist beim Zerreiben zitronenähnlich und der Geschmack wird als kräftig und würzig beschrieben.

Melisse Wirkung

Die vielen Inhaltsstoffe der Pflanzendroge sind im Zusammenspiel verantwortlich für die beruhigende (sedative), krampflösende (spasmolytische), antivirale, antibakterielle und antimikrobielle Wirkung. Zudem wirkt Melisse verdauungsfördernd, indem Melisse die Bildung von Magen- und Gallensaft anregt. Die galletreibende Kraft wird der scheinbar durch die enthaltende Rosmarinsäure, ein Gerbstoff, hervorgerufen.

Breit gefächerte Anwendung von Melisse

Aufgrund ihrer vielfältigen Wirkungen sind die Anwendungsfelder der Heilpflanze breit gefächert. Melisse wird angewendet bei nervös bedingten Einschlafstörungen, Magen-Darm-Beschwerden wie Blähungen, Blähungskoliken oder Brechreiz, bei Herz-Kreislaufbeschwerden und leichter Schlaflosigkeit. Bei Schlaflosigkeit wird Melisse häufig mit anderen Heilpflanzen wie Baldrian, Hopfen und Lavendel kombiniert. Auch bei Erkältungskrankheiten und grippalen Infekten mit Fieber und Husten kommt Melisse aufgrund ihrer Wirkstoffe zum Einsatz. Ebenso können Reizungen des Nervensystems, Neuralgien, Unruhezustände und Abgespanntheit oder Kopfschmerzen sowie Menstruationsbeschwerden durch Melisse gelindert werden. Eine äußere Anwendung mit Melisse hat sich bei rheumatischen Beschwerden, muskulären Verspannungen, Muskelkater oder Prellungen bewährt.

Das BGA steht einer Anwendung mit Melisse sehr positiv gegenüber und empfiehlt eine Anwendung bei nervös bedingten Einschlafstörungen sowie bei nervösen Magen-Darm-Beschwerden sowie zur Appetitanregung.

Die ESCOP spricht sich für eine Anwendung von Melisse-Präparaten bei Angespanntheit, Unruhe und Verwirrtheit sowie bei Magen-Darm-Beschwerden wie leichte Krämpfe aus. Auch die äußere Anwendung bei Lippenherpes wird von der Kommission empfohlen.

Die Kommission E hingegen befürwortet nur eine Anwendung von Melisse bei nervös bedingten Einschlafstörungen und zur Behandlung von Beschwerden im Magen-Darm-Trakt. Die antivirale Wirkung gegen Herpesviren wurde experimentell bestätigt.

Melisse Nebenwirkungen und Kontraindikationen

Melisse ist zur Behandlung verschiedenster Beschwerdeformen einsetzbar. Bei richtiger Anwendung und Dosierung sind Nebenwirkungen, Gegenanzeigen oder Wechselwirkungen nicht bekannt.

Vorsicht ist allerdings bei der Anwendung hoher Dosen von Melisse geboten, denn dadurch kann die Reaktionsfähigkeit, unter anderem im Straßenverkehr, vermindert sein.

Menschen, die eine Allergie gegen Melisse oder andere Lippenblütler wie Minze, Thymian, Oregano, Majoran, Rosmarin, Basilikum, Salbei oder Bohnenkraut haben, sollten auf eine Behandlung mit diesen Heilkräutern verzichten.
Menschen mit Schilddrüsenerkrankungen sollten eine Anwendung mit Melisse vorher mit dem fachkundigen Arzt besprechen, da sich einzelne Inhaltsstoffe der Melisse scheinbar dämpfend auf die Schilddrüsen auswirken.
Melissenöl sollte während der Schwangerschaft nur unter fachlicher Aufsicht eingesetzt werden. Das Öl eignet sich nicht zur inneren Anwendung bei Schwangeren, Säuglingen und Kleinkindern.

Melisse Anwendungsgebiete in der Phytotherapie und Volksmedizin

Melisse gilt in der Volksmedizin als ein Heilkraut, dass gegen fast alle Beschwerden Anwendung findet: Ob bei Schlafstörungen, nervöser Unruhe, Krämpfen, Magen- und Darmbeschwerden, Übelkeit, als schweißtreibendes Mittel bei Erkältungskrankheiten, nervösem Herzklopfen, Kopfschmerzen oder bei depressiver Verstimmung sowie bei Menstruationsbeschwerden.

Innerliche Anwendung von Melisse

Innerliche Anwendung findet Melisse hauptsächlich in Form von Teezubereitungen oder als Melissengeist, einem alkoholischen Destillat aus den Blättern. Die Anwendung sorgt für eine Verbesserung des Wohlbefindens und dient zur Prophylaxe von nervösen Befindlichkeiten oder grippalen Infekten sowie Erkältungen. Auch als schweißtreibendes und kräftigendes Mittel bei Erkältungskrankheiten wird Melisse in der Volksmedizin sehr geschätzt. Neben Teezubereitungen entfalten bei äußerer Anwendung auch Bäder oder Einreibungen mit den Extrakten aus Melisse eine lindernde Wirkung bei rheumatischen Beschwerden, Nervenleiden, Muskelverspannungen und steifem Nacken. Bei Entzündungen im Mundraum wird Melisse in der Volksheilkunde außerdem angewendet.

Anwendungsbeispiele von Melisse-Medikamenten

In der Apotheke werden viele Produkte mit der Heilpflanze Melissa officinalis angeboten. In Form von Tees, fertigen Teemischungen mit anderen Heilpflanzen, Flüssig- und Trockenextrakten, Fertigarzneimitteln wie Melissengeist, Dragees, Kapseln, Badezusätzen, Cremes, Salben oder ätherische Öle ist das Sortiment von Melisse-Produkten in den Apotheken sehr vielseitig.

Die Hauptanwendungsgebiete von Melisse sind Beschwerden im Magen-Darm-Bereich, nervliche Belastungen, Abgespanntheit, Einschlafstörungen, Gallenleiden, Erkältungen, Grippe, Fieber, Herpes und Pilzerkrankungen.

Melissentee kommt sowohl für eine innere als auch zur äußeren Anwendung zum Einsatz.
Für die innere Anwendung kann der Melissentee bei krampfartigen Menstruationsbeschwerden oder bei einer leichten Erkältung mit Fieber und Husten getrunken werden. Auch bei Schlafstörungen entfaltet Melissentee seine beruhigende Wirkung. Bei Schlafstörungen wird der Melissentee häufig mit weiteren Heilpflanzen wie Baldrian oder Lavendel kombiniert. Bei Abgespanntheit zeigt der Melissentee auch seine belebende und stärkende Wirkung.

Allgemeine Beschwerden im Magen-Darm-Trakt wie Krämpfe, Blähungen, Durchfall sowie Appetitlosigkeit und Schwangerschaftsübelkeit können durch das Trinken von Melissentee gelindert werden. Zur äußeren Anwendung kommt der Melissentee bei Insektenstichen kann ein Melissentee bei äußerlicher Anwendung Linderung verschaffen. Zur Behandlung wird eine Mullbinde in den Tee getränkt und um die Einstichstelle gewickelt. Melissen-Tee kann auch äußerlich als Umschlag oder Kompresse angewendet werden.

Einreibungen mit Melissentee können ebenfalls zu einer Linderung von Muskelverspannungen oder Muskelkater beitragen. Cremes und Salben mit ätherischem Melissenöl kommen bei Lippenherpes und anderen Herpesformen zum Einsatz, da die antivirale Wirkung von Zitronenmelisse besonders auf das Herpes Simplex-Virus erwiesen wurde.
Das ätherische Melissenöl ist Bestandteil vieler Arzneien aus der Apotheke und kann äußerlich bei Fußpilz oder Nagelpilz seine pilztötende und antivirale Wirkung entfalten. Melissengeist wird bei rheumatischen Beschwerden, Prellungen oder Gliederschmerzen verwendet.

Vollbäder mit einem Badezusatz aus Zitronenmelisse werden als Entspannungsbäder oder bei Entzündungen der Haut oder Genitalien empfohlen. Fertigbäder gibt es in der Apotheke.

Melisse Dosierung und Einnahme

Melissentee muss wie auch Baldriantee stärker zubereitet werden, damit der Tee seine beruhigende Wirkung entfalten kann. Deshalb sollten für eine Tasse Tee etwa 3 bis 5 Teelöffel geschnittene Melissenblätter verwendet werden. Bei Schlafproblemen oder Reizüberflutung sollten 3 Tassen Tee täglich getrunken werden.

Ein Vollbad mit Melisse sollte nicht länger als 20 Minuten andauern und die maximale Badetemperatur von 40° Celsius sollte nicht überschritten werden. Nach dem Bad ist eine Ruhepause von mindestens 30 Minuten ratsam. Vollbäder sollten nicht bei Herzerkrankungen, Bluthochdruck und akuten Venenentzündungen durchgeführt werden, weil die hohe Temperatur das Herz-Kreislaufsystem belastet. Die Dosierung für ein Vollbad: 50 bis 60 Gramm Melissenblätter mit 2 Liter heißem Wasser übergießen, 10 Minuten ziehen lassen und dem Badewasser zugeben.

Bei Lippenherpes wird die Melissen-Creme oder Salbe täglich 3 bis 4x täglich auf die Stelle aufgetragen. Das ätherische Melissenöl sollte nicht unverdünnt auf die Haut und Schleimhaut aufgetragen werden, da dies zu Hautreizungen führen kann. Beachten Sie auch immer die Angaben in der Packungsbeilage!

Melisse Zubereitungen

Für die Heilpflanze Melissa officinalis gibt es zahlreiche Zubereitungsformen. Am häufigsten ist die Tee-Zubereitung aus den Melissenblättern, aber auch Melissengeist wird gerne zubereitet.

Tee-Zubereitung mit Melissenblättern

Nehmen Sie 3 Teelöffel geschnittene Melissenblätter und übergießen diese mit 250 ml kochendem Wasser. Lassen Sie den Aufguss zugedeckt etwa 10 Minuten ziehen, seihen Sie die Blätter ab und trinken Sie dreimal täglich eine Tasse Tee.

Vollbäder mit Melissenblättern

Für ein Vollbad nehmen Sie 50 bis 60 Gramm getrocknete Melissenblätter und übergießen diese mit 1 Liter Wasser und erhitzen den Aufguss. Lassen Sie den Aufguss 10 bis 15 Minuten ziehen, seihen den Aufguss ab und geben es anschließend zu dem Badewasser. Die Badedauer sollte nicht länger als 20 Minuten andauern bei einer maximalen Badetemperatur von 40° Celsius.

Umschläge und Kompressen mit Melissenblättern

Für eine Kompresse benötigen Sie ein Stofftuch oder eine Mullbinde sowie eine Schüssel oder Glasschale. Nehmen Sie einen Melissen-Standartaufguss, einen Melissen-Absud oder etwa 5 bis 20 ml Melissen-Tinktur und geben Sie es in 500 ml heißes Wasser. Danach tränken Sie ein sauberes, weiches Stofftuch aus Baumwolle oder Leinen in dem heißen Aufguss und drücken die Flüssigkeit aus. Das Tuch wird dann auf die betroffene Stelle gelegt und sobald es abkühlt oder trocknet wird der Vorgang wiederholt.

Tinktur aus Melissenblättern

Zubereitung einer alkoholische Melissenblätter-Tinktur

Sie benötigen zur Herstellung einer Tinktur verdünnten Weingeist, Korn oder Wodka. In eine Flasche oder einem Schraubdeckel-Glas geben Sie in einem Verhältnis von 20 Teilen Melissenblätter etwa 100 Teile des Alkohols und lassen alles etwa 5 bis 10 Tage ziehen. Anschließend wird die Mischung in eine dunkle Flasche abgeseiht und filtriert. Die alkoholische Tinktur ist bis zu 5 Jahre haltbar.

Zubereitung einer wässrigen Melissenblätter -Tinktur

Für den wässrigen Auszug nehmen Sie 2 bis 10 Teile der getrockneten Melissenblätter und 100 Teile kaltes Wasser und lassen alles etwa 5 bis 10 Tage ziehen. Anschließend wird die Mischung in eine dunkle Flasche abgeseiht und filtriert. Der wässrige Auszug verfügt über eine nicht so lange Haltbarkeit wie die alkoholische Variante.

Melisse Geschichte

Der Name der zur Familie der Lippenblütler (Lamiaceae) gehörenden Melisse stammt ursprünglich von dem griechischen Wort „melitta“ ab, was übersetzt Honigbiene bedeutet. Das liegt unter anderem daran, dass während der Blütezeit von Juni bis August die Befruchtung insbesondere durch Bienen erfolgt. Melisse trägt deshalb unter anderem auch den volkstümlichen Namen „Bienenkraut“. Das Wort „Lamiacea“ kommt vom griechischen Wort „lamos“ und heißt übersetzt „Schlund, Rachen“ und vom lateinischen Wort „labium“, was „Lippe“ bedeutet.

Seit Jahrhunderten ist die Zitronenmelisse als Heilkraut bekannt. Schon im Altertum wurde die Melisse als Arzneipflanze aufgrund ihrer beruhigenden und stimmungsaufhellenden Wirkung genutzt. Der griechische Arzt Dioskurides lebte im 1. Jahrhundert und empfahl Melisse als Heilkraut einerseits gegen Stiche von Skorpionen und Spinnen sowie bei Hundebissen, andererseits als Sitzbad bei Menstruationsbeschwerden und als Mundspülung gegen Zahnschmerzen. Auch für die Araber war Melisse aufgrund der entspannenden und angstlösenden Wirkung auf das Nervensystem sowie zur Stärkung des Herzens von großer Wichtigkeit.

Seit dem Mittelalter war die Heil- und Gewürzpflanze fester Bestandteil in den Klostergärten. Die Benediktiner-Mönche stellten aus dem Öl der Pflanzen einen würzigen Kräuterlikör her. Karl der Große, König des Fränkischen Reichs, lebte von 768 bis 814 und setzte damals die Melisse auf die Liste der Heilpflanzen in der Pflanzenverordnung „Capitulare de villis vel curtis imperii„. Die in der Schrift aufgeführten Heilpflanzen wurden auf königlichen Landgütern angebaut und galten damit als besonders wichtige Heilpflanzen.

Hildegart von Bingen war Melisse als Heilkraut sehr bekannt und empfahl die Anwendung zur Stärkung des Herzens und bei Schlafproblemen. Die positive Wirkung auf das Herz war im Mittelalter allgemein anerkannt.

Ab dem 16. Jahrhundert wurde die Melisse auch in Bauern- und Bürgergärten angepflanzt und als Heilpflanze bei Schlafbeschwerden, Schwindelgefühl, Ohnmacht, Herz- und Verdauungsbeschwerden sowie bei Menstruationsbeschwerden eingesetzt oder als Gewürzkraut in der Küche verwendet.

Im Jahr 1611 wurde erstmals in einem französischen Karmeliterkloster ein Melissengeist gemischt, der bei Magenbeschwerden und zur Einreibung bei rheumatischen Beschwerden angewendet wurde.
In der heutigen Zeit werden in erster Linie die beruhigenden und krampflösenden Eigenschaften des ätherischen Öls geschätzt und therapeutisch genutzt.

Melisse in Kombinationen mit anderen Heilpflanzen

Bei leichten Schlafstörungen bietet sich als Einschlafhilfe ein Entspannungsbad aus folgenden Heilpflanzen an: Baldrian, frischen oder getrockneten Melissenblättern, Lavendelblüten, Hopfenzapfen und Passionsblume.
Für ein Vollbad übergießen Sie je 2 Handvoll der aufgelisteten Zutaten mit 2 Liter kochendem Wasser, lassen den Aufguss zugedeckt um die 20 Minuten ziehen und seihen es anschließend direkt in das Badewasser ab. Die Badezeit beträgt 20 Minuten bei einer Temperatur von 39° Celsius.

Eine bewährte Teemischung bei Unruhezuständen und Einschlafstörungen setzt sich aus 3 Teelöffeln Melissenblättern, 1 Teelöffel Baldrianwurzel und 1 Teelöffel Hopfenzapfen zusammen. Übergießen Sie die Zutaten mit 150 ml kochendem Wasser, lassen den Aufguss 5 bis 10 Minuten ziehen, seihen Sie anschließend alles ab und trinken Sie den Tee vor dem Schlafengehen.
Ein Schlafkissen schafft Abhilfe bei Einschlafschwierigkeiten. Ein Baumwollkissen wird dafür mit entspannenden und getrockneten Kräutern gefüllt. Geeignet ist eine Kombination aus Lavendelblüten, Kamillenblüten, Melissenblätter oder Pfefferminze.

Bei Verdauungsstörungen und Übersäuerung durch übermäßiges oder hastiges Essen mit Blähungen, Völlegefühl, Sodbrennen und Magenschmerzen hat sich eine Tee-Kombination aus Melisse mit Kamille oder Mädesüß bewährt.

Magenschmerzen mit stechenden, brennenden und krampfartigen Schmerzen können durch diesen magenschonenden, beruhigenden und entkrampfenden Heiltee gelindert werden:
20 Gramm Kalmuswurzel, 20 Gramm, Fenchelfrüchte, 20 Gramm Melissenblätter, 20 Gramm Kamillenblüten und 20 Gramm Minzeblätter.

Bei einer Lebensmittelvergiftung mit Durchfall und Erbrechen hat sich eine Teemischung aus 40 Gramm Angelikawurzel, 30 Gramm Kamillenblüten und 30 Gramm Melissenblätter bewährt. Diese Kombination hat eine entgiftende, verdauungsfördernde und beruhigende Wirkung.
Eine magenberuhigende Teemischung wird aus je 25 Gramm getrockneter Kamille, Schafgarbe, Melisse und Pfefferminze hergestellt. Diese Zusammenstellung wirkt krampflösend, beruhigend und entzündungshemmend.

Ein klassischer Herz-Kreislauftee enthält neben der wichtigen Heilpflanze Weißdorn auch beruhigende Melisse, Mate und Rosmarin mit seiner anregenden Wirkung. Eine 100 Gramm Teemischung besteht aus 40 Gramm Weißdornblättern, 20 Gramm Rosmarin, 20 Gramm Melisse, 15 Gramm Mate und 5 Gramm Katzenpfötchenblüten. Nehmen Sie 1 Teelöffel der Mischung, übergießen diese mit 250 ml kochendem Wasser und lassen den Aufguss 15 Minuten zugedeckt ziehen. Anschließend alles abseihen und über den Tag verteilt 3x 1 Tasse Tee trinken.

Bei depressiven Verstimmungen, die mit einem Gefühl der Mutlosigkeit, Trauer und Kummer einhergehen, könnte folgende entspannende, beruhigende und stabilisierende Tee-Kombination eine positive Wirkung erzielen. 25 Gramm Johanniskraut, 25 Gramm Baldrianwurzel, 25 Gramm Melissenblätter und 25 Gramm Mönchspfeffer.

Melisse in der Homöopathie

Für das homöopathische Mittel Melissa officinalis, welches aus den frischen Blättern der Pflanze hergestellt wird, gibt es keine homöopathische Arzneimittelprüfung. Das Wissen um die Heilwirkung der homöopathischen Arznei basiert auf Kenntnissen aus dem Bereich der Pflanzenheilkunde (Phytotherapie). Demnach sind die Hauptbeschwerden, die durch das Mittel Melissa officinalis gelindert werden können, Menstruationsbeschwerden, die vor dem Einsetzen der Blutung auftreten. Dazu gehören prämenstruelle Beschwerden wie schmerzende, spannende Brüste, Bauchkrämpfe, Stimmungsschwankungen wie Reizbarkeit und Wassereinlagerungen. Das Mittel kann aber auch bei Zyklusstörungen oder Wechseljahrsbeschwerden mit Hitzewallungen, Unruhe, Erschöpfung und Reizbarkeit zum Einsatz kommen. Die homöopathische Arznei findet demnach besonders bei Frauen Anwendung und ist in erster Linie für Erwachsene oder bei heranwachsenden Mädchen mit schmerzhafter Menstruation geeignet.

Verschiedene Melissesorten

Vier Arten der Melisse sind in Europa und Asien verbreitet. Die bekannteste Art ist die hier beschriebene Zitronenmelisse, Melissa officinalis , die sich von Europa nach Südwest- und Zentral-Asien verbreitet hat. Die Melissa axillaris ist in Nepal und im südlichen Regionen Chinas verbreitet, die Melissa flava kommt überwiegend im Himalaya und Tibet vor und die Melissa yunnanensis ist ebenfalls in Tibet verbreitet und in Yunnan.

Tipps zum Anbau von Melisse

Das milde und nach Zitronen duftende Aroma macht die Zitronenmelisse zu einem der beliebtesten und vielseitigsten Gewürzkräuter und darf deshalb auch in keinem Kräutergarten fehlen.

Melisse ist eine anspruchslose und sehr pflegeleichte Pflanze. Als Standort bevorzugt sie halbschattige oder auch vollsonnige Plätze. Je mehr Sonne die Melisse während des Gedeihens erhält, desto ausgeprägter ist das Zitronenaroma!

Am besten wächst die Pflanze in einem lockeren, nährstoffeichen, humusreichen und sandigem Lehmboden. Sie sollte regelmäßig gegossen werden, aber Staunässe verträgt die Melisse nicht ganz so gut. Melisse wird entweder über Aussaat, Stecklinge oder Teilung des Wurzelstocks angebaut.

Die gängigste Methode für den häuslichen Gebrauch ist die Aussaat. Die Samen sollten bereits im Winter in den Boden gesät werden, sollten sich allerdings zum Überwintern an einem kühlen, hellen Platz im haus befinden. Melisse sind Lichtkeimer, deshalb sollten die Samen nicht in die Erde hineingedrückt werden, sondern nur leicht mit Erde bedeckt werden. Die ersten Sprösslinge zeigen sich dann nach etwa drei Wochen.

Für eine Aussaat im Garten oder auf dem Balkon sollte der kalte Winter abgewartet werden. Idealer Zeitpunkt ist erst Ende Mai. Wichtig bei der Aussaat ist ein Abstand von 20 Zentimeter zwischen den einzelnen Samen.
Im Frühjahr und im Herbst freut sich die wachstumsfreudige Melisse, wenn sie mit etwas Kompost gedüngt wird, ansonsten benötigt sie über das ganze Jahr nur wenig Aufmerksamkeit. Die Zitronenmelisse hat einen verzweigten Wurzelstock und verbreitet sich auch über Rhizome und bildet schnell kleine Bestände.

Melisse kann wie auch andere Kräuter vom Mehltau oder Rost befallen werden. Für einen Mehltau-Befall sind weiße Beläge auf den Blättern typisch, bei einem Rost-Befall sind eher braunrote Flecken zu erkennen. Liegt ein Rost-Befall durch Pilze vor, muss ein großzügiger Schnitt der Pflanze erfolgen.

Quellen

Dr. Jörg Grünwald, Christof Jänicke: Grüne Apotheke – Das Standardwerk zur Pflanzenheilkunde. Gräfe und Unzer Verlag, München 2015

Apotheker M. Pahlow: Das große Buch der Heilpflanzen – Gesund durch die Heilkräfte der Natur. Nikol Verlag, Hamburg 2015

Diether Ennet, Hans D. Reuter: Lexikon der Heilpflanzen – Wirkung, Anwendung, Botanik, Geschichte. Nikol Verlag, Hamburg 2004

Penelope Ody: Praxishandbuch Heilpflanzen. Dorling Kindersley Verlag, München 2008

Dr. med. Franziska Rubin: Meine besten Hausmittel. Krankheiten vorbeugen und natürlich behandeln. Zabert Sandmann Verlag, München 2013

Prof. TCM Li Wu, Apotheker Jürgen Klitzner: Heiltees für Körper, Geist und Seele aus China und Europa. Weltbild Verlag 2014

Dr. med. Heike Buess-Kovács: Heilen mit Hausmitteln – Kräuter, Wärme, Quark & Co. BLV Verlag München 2014

Steffen Rabe, Ulf Riker, Beate Vollmer: Wickel, Tees und Globuli – Naturheilverfahren während der homöopathischen Behandlung. Deutscher Zentralverein Homöopathischer Ärzte, Bonn 2006

Dietrich Wabner, Christiane Beier: Aromatherapie – Grundlagen, Wirkprinzipien, Praxis. Urban & Fischer Verlag, München 2009

 

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