Lieber Stevia als Zucker? Wir erklären Vor- und Nachteile

Stevia

Lieber Stevia als Zucker? Wir erklären Vor- und Nachteile

Ein pflanzlicher Süßstoff, der nicht dick macht, die Zähne nicht angreift und außerdem für Diabetiker geeignet ist? Hurra – Stevia klingt wie der Traum jedes Süßigkeiten-Liebhabers. Seit Ende 2011 sind Lebensmittel mit Stevia auch bei uns zugelassen und immer mehr Produkte drängen auf den Markt. Neben Stevia-Jogurts und Limonaden stehen mittlerweile Marmeladen, Bonbons und sogar Ketchup mit dem kalorienarmen Süßer im Supermarkt. Aber was ist dran an dem neuen Wundermittel? Ist es wirklich so gesund und kann es Zucker ersetzen? Ich habe die Vor- und Nachteile für Sie gesammelt.

Was ist Stevia?

Stevia, genauer gesagt Stevia Rebaudiana, ist eine Pflanze aus Südamerika. Die Ureinwohner Brasiliens und Paraguays haben ihre Blätter schon seit Urzeiten zum Süßen benutzt. Für den süßen Geschmack sind ihre Inhaltsstoffe, die  Stevioglycoside verantwortlich. Und die haben es in sich: Der aus der Stevia-Pflanze gewonnene Süßstoff ist 300 Mal süßer als herkömmlicher Haushaltszucker! Dabei hat Stevia so gut wie keine Kalorien und verursacht kein Karies. Gerade für Kinder, die gerne Süßes essen und trinken, ist der pflanzliche Süßstoff also eine zahnschonende Alternative zu Zucker. Außerdem wirkt sich Stevia nicht auf den Blutzuckerspiegel aus und ist deshalb auch für Diabetiker gut verträglich.

Wie verwendet man Stevia?

Stevia ist bei uns als Süßungsmittel in Tabletten-, Pulver- oder flüssiger Form auf dem Markt. Man kann den Süßstoff im Haushalt verwenden wie Zucker: Er eignet sich zum Süßen von Tee oder Kaffee, für Nachspeisen oder zum Backen. Eine perfekte Zuckeralternative ist er allerdings nur gering dosiert: In größeren Mengen hat Stevia einen lackritzartigen, bitteren Beigeschmack. Die Europäische  Behörde für Lebensmittelsicherheit empfiehlt außerdem eine maximale Dosis von 4 Milligramm pro Kilogramm Körpergewicht am Tag. Nur bis zu dieser Dosierung ist die gesundheitliche Unbedenklichkeit garantiert. Gerade bei Kindern sollten Sie also auf die Stevia-Menge achtgeben. Für Produkte, die Stevia enthalten, ist bei uns eine Höchstmenge des Inhaltsstoffs gesetzlich festgelegt. Da diese meist nicht ausreicht, um den optimalen Geschmack z.B. von Limonaden zu erreichen, verwenden viele Hersteller zusätzlich noch Zucker. Auch wo Stevia draufsteht, kann also trotzdem noch Zucker drin sein. Beim Kauf sollte Sie deshalb genau das Kleingedruckte lesen und auf die angegebenen Inhaltsstoffe achten.

Wie gesund ist Stevia?

Lange Zeit war Stevia bei uns nicht auf dem Lebensmittelmarkt zugelassen. Schuld daran war eine Studie aus den USA, die anhand von Tierversuchen mit Ratten nachgewiesen hat, dass Bestandteile des Süßstoffs krebserregend sind und die männliche Fruchtbarkeit beeinträchtigen. Dies trifft jedoch nur auf sehr hohe Stevia-Mengen zu und konnte beim Menschen nie bestätigt werden. Heute gilt diese Studie als widerlegt – zumal sie von einem Konkurrenz-Unternehmen in Auftrag gegeben wurde. Seit Ende 2011 ist Stevia bei uns als Nahrungsergänzungsmittel erlaubt, nicht aber als Lebensmittel. Deshalb ist auch nur der aus der Stevia-Pflanze gewonnene Süßstoff auf dem Markt. Die Stevia-Blätter selbst sind dagegen nur im Kosmetikbereich zugelassen. Das liegt schlichtweg daran, dass bisher Studien fehlen, die die gesundheitliche Unbedenklichkeit der Pflanze bestätigen. Solche Studien sind sehr aufwändig und teuer, und kaum ein Lebensmittelhersteller hat Interesse daran sie durchzuführen. Insofern werden sie wohl noch eine Weile auf sich warten lassen.

Wie „bio“ ist Stevia?

Auch wenn getrocknete Stevia-Blätter für den Kosmetikbereich bei uns im Handel erhältlich sind – Ihren Tee damit süßen sollten Sie lieber nicht. Denn Stevia wächst schon lange nicht mehr wild, sondern wird in den Herkunftsländern meist unter Einsatz von starken chemischen Düngern und Pflanzenschutzmitteln angebaut. Anders als der aus der Pflanze gewonnene Süßstoff unterliegen die Blätter selbst keinen strengen Lebensmittelkontrollen – Sie haben also keine Ahnung, was Sie mit den getrockneten Stevia-Blättern noch so alles in Ihrem Tee aufbrühen. Auch die Gewinnung des Stevia-Extrakts hat mit bio leider nichts zu tun und ist das Ergebnis eines aufwändigen chemischen Prozesses. Dafür werden z.B. jede Menge umweltschädigende Aluminiumsalze eingesetzt. Der Stevia-Süßstoff ist dann letztendlich zwar gesund, seine Produktion allerdings nicht.

 

Bild: © Daniele Depascale – stock.adobe.com