Kamillenblüten & Kamillenöl medizinisch nutzen

Kamillenblüten & Kamillenöl medizinisch nutzen

Ursprünglich nur in Süd- und Osteuropa und in Vorderasien beheimatet, findet man die Echte Kamille, „Matricaria chamomilla“ oder „Matricaria recutita“, heute auch in Australien, Nordamerika und in ganz Europa. In allen Ländern wächst die Kamille vor allem auf Ödland oder Äckern und braucht zum Wachsen möglichst frischen und nährstoffreichen sowie kalkarmen Ton- oder Lehmboden. Die Kamille, die bereits seit langem auch als Heilpflanze bekannt ist, kommt nicht nur im Flachland, sondern auch in den Bergen vor. In Tirol wurde die Kamille bis auf einer Höhe von 1300 Metern nachgewiesen.

Wie sieht die Kamille aus?

Die Stängel der Kamille, die je nach Standort eine Höhe von 15 bis 50 Zentimetern erreichen können, stehen immer aufrecht und weisen im oberen Bereich eine starke Verzweigung auf. Die Blätter der Pflanze sind zwischen vier und sieben Zentimetern lang und von einer Stachelspitze gekrönt. Besonders charakteristisch für die Kamille sind jedoch die goldgelben Röhrenblüten und die weißen Zungenblüten, die rund sechs bis neun Millimeter lang und etwa zwei bis drei Millimeter breit sind. Die Blütezeit der Pflanze, die einen sehr charakteristischen Geruch verströmt, ist von Mai bis September.

Die Ausbreitung der Kamille kann auf verschiedenen Wegen erfolgen. So verbreiten beispielsweise Schafe, Esel oder Pferde die Pflanze, indem sie die Fruchtstände fressen und den Samen ausscheiden. Darüber hinaus haben die Früchte die Möglichkeit zu verschleimen. Dadurch bleiben sie an den Tieren haften und werden so verbreitet. Auch eine Weiterverbreitung durch den Menschen ist möglich.

Anbau der Kamille

Als erste Pflanze überhaupt wurde die Kamille im Jahre 1987 vom Verband Deutscher Drogisten (VDD) zur „Arzneipflanze des Jahres“ gekürt, im Jahre 2002 folgte die Auszeichnung als „Heilpflanze des Jahres“. Auch aus diesen Gründen wächst die Pflanze nicht nur wild, sondern wird auch professionell angebaut. Allein in Deutschland liegt die Nachfrage nach der Kamille bei etwa 5.000 Tonnen, was einem Marktwert von rund 20 Millionen Euro entspricht. Zu den wichtigsten Anbauländern der Kamille gehören Bulgarien, Ungarn, Argentinien und Ägypten. Etwas geringer ist der Anbauumfang in Tschechien, Spanien und Deutschland.

Geerntet wird die Arzneipflanze, wenn etwa zwei Drittel der Blüten abgeblüht sind. In den meisten Ländern wird der Bestand mittlerweile nicht mehr per Hand, sondern maschinell gepflückt. Spätestens zwei Stunden nach der Ernte werden die Blütenköpfe getrocknet, um zu verhindern, dass sich die Inhaltsstoffe zu stark verändern. Die Erträge der Ernte können stark variieren und liegen bei getrockneten Blüten zwischen 1,5 und 18,5 Dezitonnen bzw. zwischen 1,5 bis 4 Litern ätherischer Öle pro Hektar.

Medizinische Nutzung der Kamillenblüten

„Matricariae flos“, auf Deutsch „Kamillenblüten“, bezeichnet die pharmazeutische Droge aus den getrockneten Blütenständen der Pflanze. Diese Droge darf ausschließlich aus den Köpfchen der Pflanze bestehen und muss pro Kilogramm mindestens vier Milliliter ätherisches Öl enthalten.

Die Kamillenblüten werden vor allem als Magenmittel und gegen Blähungen, aber auch als Entzündungshemmer oder zur Krampflösung innerlich angewendet. Da die Blüten gleichzeitig eine desodorierende, antibakterielle und wundheilungsfördernde Wirkung haben, werden sie besonders bei Menstruationsbeschwerden, krampfartigen Beschwerden des Verdauungstraktes oder bei Magen- und Darmbeschwerden angewendet. Darüber hinaus können die Blüten der Kamille auch äußerlich angewendet werden. So helfen sie unter anderem bei bakteriellen Hauterkrankungen, bei Entzündungen der Haut oder der Schleimhaut und bei bakteriellen Erkrankungen im Bereich der Mundhöhle oder des Zahnfleisches. Als Inhalation lindern die Blüten entzündliche Erkrankungen der Atemwege. Auch bei Erkrankungen im Anal- oder Genitalbereich kommen die Blüten zur Anwendung, dann als Bad oder Spülung. Nicht verwenden sollte man die Blüten als Aufguss im Augenbereich.

Vor allem in romanischen Ländern wird der Kamillentee, für den die Samen, das Kraut und die Blüten verwendet werden, als Schlaf- und Beruhigungstee getrunken. Als italienische Teespezialität gilt der so genannte „Camomilla setacciata“.

Medizinische Nutzung des Kamillenöls

Gewonnen wird das Kamillenöl, das „Matricariae aetheroleum“, durch Wasserdampfdestillation aus den getrockneten oder frischen Blütenköpfchen der Kamille. Die Anwendungsbereiche des Kamillenöls, das in der Regel eine blaue Farbe hat, entsprechen weitgehend den Anwendungsbereichen der Kamillenblüten. Darüber hinaus kommt das Öl der Kamille auch in der Aromatherapie zum Einsatz. Es wird vor allem genutzt, um das Hautbild deutlich zu verbessern.

Haben Kamillenblüten & Kamillenöl Nebenwirkungen?

In einigen wenigen Fällen kann es bei der Anwendung der Echten Kamille zu allergischen Hautreaktionen kommen, die allerdings bisher nur sehr selten beschrieben wurden. Allerdings sind diese sehr seltenen allergischen Reaktionen der Grund dafür, dass die Standardzulassung der Kamille als pharmazeutische Droge von einer Verwendung im Augenbereich deutlich abrät.

Erhältlich sind die verschiedenen Medikamente, Bäder, Aufgüsse oder Tees auf Kamillenbasis in Ihrer Apotheke – und eine freundliche kompetente Beratung gibt’s kostenlos dazu.

 

Bild: © Sonja Birkelbach – stock.adobe.com