Johanniskraut

Johanniskraut

Johanniskraut Beschreibung

Das Echte Johanniskraut (Hypericum perforatum) ist eine mehrjährige, ausdauernde und krautige Pflanze aus Familie der Hypericaceae. Der botanische Name Hypericum stammt ursprünglich aus dem Griechischen und setzt sich aus folgenden griechischen Wörtern zusammen: „hypér“ bedeutet übersetzt „groß“ und die Übersetzung von „eréike“ ist „Heidekraut“. Im übertragendem Sinn weist der Name Hypericum darauf hin, dass es zwischen dem Heidekraut wächst und sich darüber erhebt.

Synonyme dieser Heilpflanze sind Hartheu oder Tüpfel-Hartheu, Blutkraut, Wundkraut und Johannisblut.

Johanniskraut wächst bis zu einem Meter hoch und bevorzugt Standorte wie feuchten Wiesen, Wald- und Wegrändern oder Ufergebüschen. Die Pflanze ist in Europa, Westasien und Nordafrika heimisch und inzwischen auf allen Kontinenten der Welt, bis auf die Arktis und Antarktis, verbreitet.

Der weitverzweigte, astige Wurzelstock reicht bis zu 60 Zentimeter tief in die Erde hinein und bildet jedes Jahr im Frühjahr neue Triebe. Im oberen Teil der Pflanze sind die zweikantigen, stilrunden Stängel reich verzweigt und treiben aus kleinen Knötchen jeweils zwei blassgrüne Blätter.

Die gegenständig angeordneten Blätter sind von elliptischer oder ovaler Form, ganzrandig und kahl. Sie werden etwa 1,5 bis 3 Zentimeter groß. Ein außergewöhnliches Merkmal der Blätter sind die hellen kleinen Punkte, die sichtbar werden, wenn man sie gegen eine Lichtquelle hält. Die Blätter erwecken den Eindruck, dass sie durchlöchert (perforiert) sind, woher auch der zweite Teil des Pflanzennamens „perforatum“ stammt. Die hellen Punkte auf den Blättern sind Sekret- bzw. Ölbehälter, die eine helle Flüssigkeit aus ätherischem Öl und Harz enthält. Sowohl die Blätter als auch die Stängel sind unbehaart.

Die Johanniskraut Blüten

Die fünfzähligen Blüten leuchten in goldgelber Farbe und sind zu sogenannten Trugdolden zusammengeschlossen und mit schwarzroten Drüsenschuppen besetzt. Die Blüten enthalten wie die Blätter viele Öldrüsen, die aber eher rötlich aussehen. Deshalb verfärben sich auch die gelben Blüten in blutrot, wenn man sie mit den Fingern berührt und zerreibt. Die Blütezeit beginnt Ende Juni und geht bis in den September hinein. Nach der Blüte entwickeln sich bis zur Fruchtreife bis zu 1 Zentimeter große Kapselfrüchte, die etwa 1 bis 1,5 mm lange Samen enthalten.

Der „Studienkreis Entwicklungsgeschichte der Arzneipflanzenkunde“ an der Universität Würzburg hat das Echte Johanniskraut zur Arzneipflanze des Jahres 2015 gewählt, da die Heilpflanze sowohl traditionell als auch aktuell von großer Bedeutung in der Pflanzenheilkunde ist.

Johanniskraut Inhaltsstoffe

In der Pflanzenheilkunde wird das Kraut der Heilpflanze verwendet, das zur Hochblüte im Sommer gesammelt wird. Die wichtigsten Inhaltstoffen von Johanniskraut sind: Hypericine und Pseudohyperizine (0,1 bis 0,3 Prozent), Phloroglucine, wie Hyperforin (0,2 bis 4 Prozent), Flavonoide (2 bis 4 Prozent); Gerbstoffe (6 bis 15 Prozent) und ätherisches Öl.

Das Hypericin gibt dem Johanniskrautöl die blutrote Farbe, weshalb das Öl auch als Rotöl bezeichnet wird. Das Öl ist reich an Flavoniden und Hyperforin. Besonders letzterem Inhaltsstoff, dem Hyperforin, wird eine antimikrobielle und wundheilungsfördernde Wirkung zugeschrieben. Flavonoide wie Quercetin, Biapigenin und Rutosid wirken sich günstig auf den Serotoninspiegel im Gehirn und entzündungshemmend z.B. im Magen-Darm-Bereich aus. Die ätherischen Öle wirken kühlend, beruhigend und schmerzlindernd. Sie kommen äußerlich bei Verletzungen, innerlich zur Beruhigung zum Einsatz. Das Hypericin und Pseudohypericin sollen die serotonen und dopaminen Transmittersysteme im Gehirn hemmen und damit eine antidepressive Wirkung entfalten.

Johanniskraut Drogengewinnung und Drogenbeschreibung

Die für arzneiliche Zwecke verwendeten Pflanzenteile des Johanniskrauts sind die zur Blütezeit geernteten Triebspitzen. Besonders Reich an Wirkstoffen sind die Blütenknospen, die geöffneten Blüten und die noch grünen Kapseln. Das blühende Kraut wird für die Drogengewinnung in den Sommermonaten Juli und August abgeschnitten und in Bündeln auf Schnüren aufgezogen. Anschließend werden die Johanniskraut-Bündel zum Trocknen an schattigen und gut belüfteten Plätzen oder in speziellen Anlagen bei Temperaturen bis 35° Celsius gelegt.

Die Droge besteht also aus den getrockneten Teilen der Heilpflanze. Der Stängel der Schnittdroge hat eine gelbgrüne Farbe, ist hohl und verholzt. Die Blätter sind gelbbraun verfärbt und mit zahlreichen dunklen Punkten und Strichen versehen. Auch Blütenknospen, fünfzählige Blüten, braungrüne Blätter und rotbraune Kapseln sind in der Droge enthalten.

Johanniskraut Geruch

Der Geruch der Johanniskraut-Droge ist schwach aromatisch und der Geschmack wird als bitter und etwas zusammenziehend beschrieben.

Die Drogen-Bezeichnung der frischen Johanniskrautblüten lautet Hyperici flos recens, das Johanniskraut heißt Hyperici herba und der Name des Johanniskraut-Öl heißt Hyperici oleum.

Johanniskraut Wirkung

Die Heilpflanze Hypericum perforatum wird aufgrund seiner beruhigenden, antidepressiven und stimmungsaufhellenden Wirkung auch als pflanzliches Antidepressivum bezeichnet. Es ist zudem ein stärkendes Tonikum für das Nervensystem, weil die Inhaltsstoffe den Anstieg von Cortisol in Stresssituationen hemmen sollen. Bestimmte Botenstoffe im Nervensystem, die so genannten Neurotransmitter, bleiben über längere Zeit verfügbar und sorgen damit für eine verbesserte Reizübertragung der Botenstoffe Serotonin, Noradrenalin und Dopamin. Zudem kommt eine Erhöhung der Anzahl der Neurotransmitter, die entscheidend für die stimmungsaufhellende Wirkung als Antidepressivum ist. Das Hypericin der Heilpflanze fördert und verstärkt die Lichtempfindlichkeit (Photosensibilität), was ebenfalls zu einer stimmungsaufhellenden Wirkung beitragen kann. Diese Wirkmechanismen der Heilpflanze wurden in wissenschaftlichen Studien bestätigt und deshalb wurde die Anwendung von Johanniskraut zur Therapie leichten bis mittelschweren depressiven Verstimmungen, bei psychovegetativen Störungen, Angstzuständen und nervöser Unruhe, sowie bei Winterdepression, Schlafstörungen aufgrund von leichten Depressionen und bei entsprechenden Symptomen während der Wechseljahre zugelassen.

Außerdem sorgen die Inhaltsstoffe das Johanniskraut für eine entzündungshemmende, schmerzstillende (analgetische), krampflösende, zusammenziehende (adstringierende) und antimikrobielle Wirkung und steigern die nächtliche Ausschüttung des „Schlafhormons“ Melatonin, was sich positiv und schlaffördernd auswirkt.

Die Kommission E befürwortet die äußerliche Anwendung von Johanniskraut-Öl bei Verletzungen und Verbrennungen. Für die Behandlung von psychovegetativen Störungen, depressiven Verstimmungen und Ängsten sowie nervöser Unruhe zum Einsatz empfiehlt die Kommission E Fertigpräparate wie Dragees, Kapseln, Filmtabletten, Tropfen und Säfte sowie das lose Kraut für eine Tee-Zubereitung.

Johanniskraut Nebenwirkungen und Kontraindikationen

Grundsätzlich ist Johanniskraut sehr gut verträglich. Sehr selten können Beschwerden im Magen-Darm-Trakt austreten oder die Personen leiden unter Müdigkeit, Unruhe oder allergischen Hautreaktionen. Bei hellhäutigen Menschen kann es nach einer längeren äußerlichen Behandlung mit Johanniskraut-Präparaten zu einer Überempfindlichkeit gegen Sonnenlicht (Photosensibilisierung) durch das Hypericin kommen. Das kann sich durch sonnenbrandähnliche Hautentzündungen äußern. Auch bei längerer, innerlicher Anwendung erhöht sich die Lichtempfindlichkeit der Haut und kann Hautentzündungen (Dermatitis) hervorrufen. Aus diesem Grund sollte auf eine Benutzung von Höhensonne und Solarien während der Behandlung mit Johanniskraut verzichtet werden. Beim Beschneiden oder Sammeln der Pflanze kann eine Kontaktdermatitis ausgelöst werden.

Während der Schwangerschaft und Stillzeit sollte die Einnahme von Johanniskraut immer in Absprache mit dem abhandelnden Arzt erfolgen. Das gilt ebenfalls für Kinder mit depressiven Erkrankungen.

Johanniskraut-Präparate sollten nicht mit anderen Antidepressiva eingenommen werden, da die Wirksamkeit dadurch verstärkt werden kann. Auch kann die Wirkung anderer Arzneimittel kann durch Johanniskraut abgeschwächt oder verkürzt werden, da Johanniskraut den Abbau von anderen Arzneien in der Leber beschleunigen kann.

Johanniskraut Anwendungsgebiete in der Phytotherapie und Volksmedizin

In der Phytotherapie kommen sowohl Johanniskrautextrakte als auch Johanniskraut-Öl (Rotöl) zum Einsatz. Das Öl wird äußerlich zur Behandlung von Verletzungen wie Schnitt- und Schürfwunden oder stumpfen Verletzungen wie Prellungen, Zerrungen, Verstauchungen, Verbrennungen 1. Grades sowie Sonnenbrand und Muskelschmerzen (Myalgien) eingesetzt. Auch bei Neuralgien (Nervenschmerzen), Hexenschuss, Ischias und rheumatischen Beschwerden kommt das Öl zum Einsatz. Zudem können Menschen mit trockener Haut das Öl zur Pflege einsetzen. Innerliche Anwendung findet das Rotöl bei Verdauungsbeschwerden oder Entzündungen der Magen-Darm-Schleimhaut.

Hypericum perforatum

Hypericum perforatum zählt in der Volksheilkunde zu den sehr häufig verwendeten Heilkräutern und kommt bei leichten Depressionen, nervöser Unruhe und Erschöpfung, aber auch bei Schlafstörungen und anderen psychovegetativen Beschwerden zum Einsatz. Innerlich angewendet, verbessert Johanniskraut die Stimmungslage. Die Heilpflanze kommt auch als Nerventonikum bei Ängsten und Reizbarkeit zum Einsatz, insbesondere während der Wechseljahre. Auch bei chronischen nervösen Erschöpfungszuständen hat sich eine Behandlung mit Johanniskraut bewährt. In alten Kräuterbüchern wurde die Wirksamkeit von Johanniskraut bei Leberleiden jeglicher Art hoch geschätzt und Kinder, die aufgrund seelischer Störungen Bettnässer sind, können mit Johanniskrauttee behandelt werden.

Als Antidepressivum anerkannt, wirken die Zubereitungen aus dem Bereich der Phytotherapie genauso gut wie konventionelle Medikamente.

Anwendungsbeispiele von Johanniskraut-Medikamenten

Die Anwendung von Johanniskraut zur Behandlung von leichten bis mittelschweren Depressionen ist wissenschaftlich gut belegt. In der Apotheke gibt es eine Vielzahl an Fertigpräparaten wie Dragees, Kapseln, Filmtabletten, Tropfen und Säfte sowie das lose Kraut für eine Tee-Zubereitung. Diese Johanniskraut-Präparate kommen zur Behandlung von psychovegetativen Störungen, depressiven Verstimmungen und Ängsten sowie nervöser Unruhe zum Einsatz und wird auch von der Kommission E empfohlen.
Fertigpräparate in Form von Johanniskraut-Öl wirken Entzündungen entgegen, fördern die Wundheilung, beruhigen die Haut, lindern Reizungen und beschleunigen den Heilungsprozess. Das Öl wird äußerlich angewendet bei Verletzungen und Verbrennungen. Die Verwendung von Umschlägen mit Johanniskraut-Öl zur Behandlung von Hautkrankheiten und Sonnenbrand wird ebenfalls von der Kommission E empfohlen.

Johanniskraut zur Behandlung von Muskel- und Gelenkbeschwerden

Für die Behandlung von Muskel- und Gelenkbeschwerden wirkt das Johanniskraut-Öl zum Einreiben entzündungshemmend und durchblutungsfördernd.

Fertigpräparate aus Johanniskraut stehen auf Platz 2 der europäischen und deutschen Top-10-Liste der am meisten gekauften und konsumierten arzneilichen Heilpflanzen. Den ersten Platz belegt die Heilpflanze Ginkgo biloba. In der Apotheke werden Tropfen und Globuli des homöopathischen Einzelmittels Hypericum perforatum sowie homöopathische Komplexmittel angeboten.

Ausführliche Informationen zum homöopathischen Einzelmittel erhalten Sie in unserem Homöopathie-Bereich unter: Hypericum perforatum)

Johanniskraut Dosierung und Einnahme

Die positive Wirkung von Johanniskraut-Präparaten tritt erst nach regelmäßiger Einnahme nach mehreren Wochen ein. Johanniskraut-Präparate zur 
Anwendung bei mittelschweren 
Depressionen sind 
verschreibungspflichtig!
Bitte im Zweifelsfall in der
Roten Liste nachsehen!

Empfohlen werden Tagesdosen von etwa 450 bis 1050 mg Johanniskraut-Extrakt und 3,0 bis 4,5 ml Tinktur. Die Standarddosis bei Tee-Zubereitungen mit Johanniskraut liegt bei 3x täglich eine 1Tasse Tee und die Standarddosis bei einer Johanniskraut-Tinktur ist 3 x täglich 5 ml Tinktur mit Wasser verdünnen und trinken.

Johanniskraut Zubereitungen

Tee-Aufguss mit Johanniskraut

Der Aufguss kommt bei Depressionen, Angst, Nervosität, Reizbarkeit oder Gemütserregungen während der Wechseljahre oder beim Prämenstruellen Syndrom zum Einsatz.

Herstellung eines Tee-Aufgusses: 30 Gramm getrocknetes oder 75 Gramm frisches Johanniskraut in eine Teekanne geben und mit 500 ml heißem Wasser übergießen. Den Aufguss etwa 10 Minuten ziehen lassen und durch ein Sieb in eine Tasse abseihen.
Standarddosis: 3x täglich eine Tasse Tee trinken.

Aufguss mit Johanniskraut für Waschungen

Der Aufguss für Waschungen wird zum Baden von Verletzungen, Wunden und Prellungen verwendet. Die Herstellung erfolgt wie die des Tee-Aufgusses.

Aufgussöl „Rotöl“ mit Johanniskraut

Johanniskraut-Öl kommt bei Muskel- und Gelenkbeschwerden, Verbrennungen der Haut, Neuralgien und Ischias zum Einsatz.
Herstellung des blutroten Aufgussöls: Ein großes Glas wird mit Johanniskrautblüten gefüllt und in 1 Liter kaltgepressten Öl (Diestel-, Walnuss- oder Sonnenblumen-Öl) eingeweicht und einige Wochen in der Sonne stehen gelassen. Nach zwei bis drei Wochen wird die Mischung durch ein Tuch abgeseiht und ausgepresst.

Tinktur mit Johanniskraut

Bei anhaltender und nervöser Anspannung über einen längeren Zeitraum, die zu Erschöpfung und Depression führt, sollte die Tinktur mindestens zwei Monate eingenommen werden.

Herstellung einer Tinktur: 200 Gramm getrocknetes oder 600 Gramm frisches Johanniskraut mit einem Liter aus einer 25-prozentige Mischung aus Alkohol und Wasser in ein Schraubglas geben, das Glas verschließen und etwa zwei Wochen kühl stellen. Danach wird der Inhalt durch ein Tuch abgeseiht und ausgepresst und in eine saubere, dunkle Glasflasche abgefüllt.
Standarddosis: 3 x täglich 5 ml Tinktur mit Wasser verdünnen und trinken. Etwas Honig verbessert den Geschmack.

Johanniskraut Geschichte

Bereits in der Antike und im Mittelalter wurde Johanniskraut als Heilpflanze verwendet. Im „Lorscher Arzneibuch“, dem ältesten Buch der mittelalterlichen Klostermedizin aus dem 8. Jahrhundert, wird Hypericum erstmals zur Behandlung von „Melancholie“ genannt. Der griechische Arzt Dioskurides und auch andere klassische Ärzte aus Griechenland und Rom erwähnten die heilende Wirkung der Pflanze in ebenfalls in Büchern und empfahlen die Heilpflanze zur Behandlung von melancholischen und nervösen Zuständen, Epilepsie oder bei äußeren und inneren Wunden.

Der botanische Name Hypericum stammt ursprünglich aus dem griechischen und setzt sich aus folgenden griechischen Wörtern zusammen: „hypér“ bedeutet übersetzt „groß“ und die Übersetzung von „eréike“ ist „Heidekraut“. Im übertragendem Sinn weist der Name Hypericum darauf hin, dass es zwischen dem Heidekraut wächst und sich darüber erhebt. Seinen Namen Johanniskraut verdankt die Heilpflanze dem Johanniterorden von Jerusalem, dessen Ritter das Kraut während der Kreuzzüge zur Wundversorgung auf den Schlachtfeldern versorgten. Aufgrund der Blütezeit um den Johannistag (24. Juni) und der blutroten Verfärbung des Blütensaftes bei Berührung entstanden viele abergläubische Vorstellungen und volkstümliche Bezeichnungen für die Pflanze, wie z.B. Johannisblut, Christi Kreuzblut oder Herrgottsblut.

In der damaligen Zeit diente das Kraut auch exorzistischen Zwecken und sollte böse Geister vertreiben. Deshalb wurde der Johanniskraut-Aufguss Geisteskranken aufgezwungen. Wegen seiner hellen gelbleuchtenden Blütenfarbe wird die Pflanze mit cholerischem Humor assoziiert und bei Gelbsucht und Hysterie eingesetzt.

Erst im 18. Jahrhundert entdeckte man die nervenstärkende Wirkung von Johanniskraut. In der heutigen Zeit findet Johanniskraut als pflanzliches Arzneimittel in erster Linie bei leichten bis mittelstarken depressiven Verstimmungen oder nervöser Unruhe Anwendung.

Johanniskraut in Kombinationen mit anderen Heilpflanzen

Für die äußerliche Anwendung kommen in erster Linie ölige Zubereitungen des Johanniskrauts zum Einsatz. Bei Muskel- und Gelenkschmerzen hat sich eine Öl-Kombination aus Johanniskraut, Beinwell, Ringelblume, Echinacea und Pfefferminze bewährt.

In Form von Tee-Zubereitungen gibt es zahlreiche Kombinationen aus verschiedenen Heilpflanzen, die bei unterschiedlichen Beschwerden zum Einsatz kommen:

Bei depressiven Verstimmungen mit Mutlosigkeit, Trauer und Kummer hat sich eine Heiltee-Mischung aus Heilkräutern wie Johanniskraut (25 Gramm), Baldrianwurzel (25 Gramm), Melissenblätter (25 Gramm) und Mönchspfeffer-Samen (25 Gramm) bewährt. Diese Kombination wirkt entspannend, beruhigend, stabilisierend und wirkt sich zudem positiv auf die Hormone aus.

Bei allgemeinen Angstzuständen, die mit Herzklopfen, schnellem Puls, Schwindel, Schweißausbruch, Hitzewallungen, trockenem Mund und Atembeschwerden einhergehen, wirkt folgende Tee-Zubereitung angstlösend, entspannend, stabilisierend und beruhigend: Eisenkraut (20 Gramm), Johanniskraut (20 Gramm), Passionsblumenkraut (20 Gramm), Kokkelskörner (10 Gramm) und Haferkraut (30 Gramm).

Bei dem prämenstruellen Syndrom (PMS) das mit Bauch- und Rückenschmerzen, Spannungsgefühl in der Brust, Hitzewallungen, Wassereinlagerungen im Gewebe und Reizbarkeit sowie depressive Verstimmungen einhergehen kann, kann sich eine Heiltee-Kombination aus Heilpflanzen wie Borretschkraut (25 Gramm), Johanniskraut (20 Gramm), Mönchspfeffersamen (30 Gramm) und Traubensilberkerzenwurzel (25 Gramm) positiv auswirken. Der Tee soll stabilisierend und entkrampfend wirken.

Bei Wechseljahrsbeschwerden mit Hitzewallungen, Schlafstörungen, Schweißausbrüchen und Herzrasen sowie Stimmungsschwankungen und depressiven Verstimmungen wirkt folgende Kombination aus Heilpflanzen stabilisierend und beruhigend: Rotkleekraut (20 Gramm), Rhabarberwurzel (20 Gramm), Johanniskraut (20 Gramm), Mönchspfeffersamen (20 Gramm), Traubensilberkerzenwurzel (20 Gramm).

Bei stechenden, dumpfen und pochenden Kopfschmerzen könnte eine Heilkräutertee-Mischung aus Gelben Jasminblüten (25 Gramm), Weidenrinde (20 Gramm), Johanniskraut (15 Gramm), Kamillenblüten (20 Gramm) und Minzeblätter (20 Gramm) die Symptome lindern. Die Wirkung der Tee-Zubereitung ist entspannend, beruhigend, reiz- und schmerzlindernd.

Bei Ischiasbeschwerden mit Schmerzen im unteren Rückenbereich, die in die Beine ausstrahlen können und durch Husten und Pressen verstärkt auftreten, wirkt eine Heiltee-Kombination aus Rosmarinblätter (33 Gramm), Holunderblüten (33 Gramm) und Johanniskraut (33 Gramm), durchblutungsfördernd und entzündungshemmend.

Eine durchblutungsfördernde und entgiftende Wirkung bei Muskelkater mit Dehnungsschmerzen durch ungewohnte Belastung hat eine Heiltee-Kombination aus Schafgarbenkraut (20 Gramm), Wacholderbeeren (50 Gramm), Lavendelblüten (15 Gramm) und Johanniskraut (15 Gramm).

Johanniskraut in der Homöopathie

Das homöopathische Mittel Hypericum perforatum, das Johanniskraut, gehört zu den Johanniskrautgewächsen. Für die Herstellung des Mittels wird die ganze Pflanze in der Blütezeit verwendet. In der klassischen Homöopathie ist Hypericum perforatum das wichtigste Mittel bei Nervenverletzungen und Nervenentzündungen. Auch bei Schnitt-, Riss- und Stichwunden an Handflächen und Fußsohlen kommt das Mittel zum Einsatz.

Weitere typische Anwendungsgebiete sind Stauchungen, Prellungen, Depressionen, Schock und Ängste infolge eines Unfalls, Nervosität, Müdigkeit und stechende, schießende, schneidende Schmerzen. Die Schmerzen strahlen entlang der Nerven in die Umgebung aus.

Die Beschwerden verbessern sich, wenn der Kopf nach hinten gebeugt wird und in Ruhe beim Stillliegen. Zahlreiche Modalitäten verschlechtern den Zustand der Menschen, die Hypericum benötigen: Nebel, Feuchtigkeit, nasskaltes Wetter, Kälte, Schock, Berührung und Erschütterung.

Verschiedene Johanniskrautsorten

Neben dem ausführlich beschriebenen Echten Johanniskrauts (Hypericum perofratum) sind weitere Arten, die in Europa wachsen das Gefleckte Johanniskraut (Hypericum maculatum), das Schöne Johanniskraut (Hypericum pulchrum) und auch das Berg-Johanniskraut (Hypericum montanum).

Das in der Medizin und Volksheilkunde benutze Hypericum perforatum kommt in noch vier Unterarten vor: das Gewöhnliche Echte Johanniskraut (Hypericum perforatum perforatum), das Breitblättrige Echte Johanniskraut (Hypericum perforatum latifolium), das Kleinblättrige Echte Johanniskraut (Hypericum perforatum microphyllum) und das Schmalblättrige Echte Johanniskraut (Hypericum perforatum angustifolium) ohne vorhandenes Rutin und daher unbrauchbar für die medizinische Verwendung.

Johanniskraut Pflanzen anbauen und pflegen

Hypericum perforatum ist eine mehrjährige, winterharte Pflanze und benötigt nur wenige Nährstoffe zum Gedeihen. Es ist eine relativ anspruchslose Staudenpflanze und auch für nährstoffarme Wildgärten gut geeignet. Trotzdem bevorzugt die Pflanze fruchtbare Böden, die gut belüftet und durchlässig sind. Hat der Boden einen pH-Wert unter 5,5 wird empfohlen, die Anpflanzungsstelle etwas zu kalken, Johanniskraut mag kalkhaltige Böden. Staunässe sollte unbedingt vermieden werden.
Johanniskraut liebt als so genannter Lichtkeimer einen sonnigen Standort, der aber auch etwas schattig sein kann.

Die Johanniskraut-Samen werden im Frühjahr zwischen März und April ausgesät und nur leicht auf die Erde angedrückt. Beim Anbau sollte darauf geachtet werden, dass nicht mehr als zehn Pflanzen pro Quadratmeter ausgesät werden.
Am besten keimen die Samen, wenn sie in kleinen Töpfen vorkeimen können. Bei einer Größe von etwa 10 Zentimetern werden die kleinen Jungpflanzen dann an ihren endgültigen Standort verpflanzt.

Quellen

Dr. Jörg Grünwald, Christof Jänicke: Grüne Apotheke – Das Standardwerk zur Pflanzenheilkunde. Gräfe und Unzer Verlag, München 2015, S.113, 222-223

Apotheker M. Pahlow: Das große Buch der Heilpflanzen – Gesund durch die Heilkräfte der Natur. Nikol Verlag, Hamburg 2015, S.73-74

Diether Ennet, Hans D. Reuter: Lexikon der Heilpflanzen – Wirkung, Anwendung, Botanik, Geschichte. Nikol Verlag, Hamburg 2004, S.38-39

Penelope Ody: Praxishandbuch Heilpflanzen. Dorling Kindersley Verlag, München 2008

Dr. med. Franziska Rubin: Meine besten Hausmittel. Krankheiten vorbeugen und natürlich behandeln. Zabert Sandmann Verlag, München 2013

Dr. med. Volker Schmiedel: Natürlich gesund! Das Selbstbehandlungsbuch. Haug Verlag in MSV Medizinverlage, Stuttgart 2009

S.R. Phatak: Homöopathische Arzneimittellehre. Urban & Fischer Verlag, 2004, S.602

Prof. TCM Li Wu, Apotheker Jürgen Klitzner: Heiltees für Körper, Geist und Seele aus China und Europa. Weltbild Verlag 2014

Dr. med. Heike Buess-Kovács: Heilen mit Hausmitteln – Kräuter, Wärme, Quark & Co. BLV Verlag München 2014

 

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