Isländisches Moos

Isländisches Moos

Isländisches Moos Beschreibung

Das Isländische Moos oder isländisch Moos (Cetraria islandica), auch als Lichen islandicus bekannt, gehört zur Familie der Parmaliaceae. Sein Name ist irreführend, denn aus botanischer Sicht handelt es sich bei dieser Lebensform sich nicht um ein Moos, sondern um eine bodenbewohnende Flechte. Diese besteht aus der Symbiose (Lebensgemeinschaft) eines Pilzes und einer Alge: Die Alge liefert dank ihrer Fähigkeit zur Photosynthese die lebensnotwendige Energie, während der Pilz das Gerüst bildet, für Haftung auf dem Untergrund sorgt und Wasser liefert. Isländisches Moos wächst als polsterförmige, teils rasenbildende Strauchflechte und besitzt einen bis zu 12 Zentimeter hohen, geweihartig verzweigten, starren Flechtenkörper (Thallus). Seine Lappen sind lederartig, gebogen und am Rand borstig gewimpert. Die Oberseite dieser bandförmigen Lappen ist häufig braungrün gefärbt, während die Unterseite weißgrün ist. Je nach Lichteinfall bilden sich braune Pigmentflecken, die der Flechte als Sonnenschutz dienen. Dies ist vor allem in höheren Lagen zu beobachten. Das Isländische Moos ist in ganz Europa verbreitet und wächst vor allem in Gebirgen, Mooren, Wäldern und Tundren. Weltweit ist das Isländische Moos in den gemäßigten Breiten bis in die Arktis und Antarktis anzutreffen. Gesammelt wird der Flechtenkörper im Spätsommer und im Herbst. 2007 war das Isländische Moos die Flechte des Jahres.

Isländisches Moos Inhaltsstoffe

Der Thallus (Flechtenkörper) des Isländischen Mooses enthält bis zu 50% schleimartige Glucane mit Lichenan (Lichenin) und Isolichenan als Hauptkomponenten. Darüber hinaus stecken in dieser Heilpflanze bitter schmeckende Flechtensäuren wie Cetrarsäure, Fumarprotocetrarsäure, Protolichesterinsäure und, in geringer Menge, Usninsäure. Beim Hauptbestandteil Lichenan handelt es sich sogenannte Flechtenstärke oder Moosstärke, ein farb- und geschmackloses Polysaccharid (langkettiges Zuckermolekül), das in der Ernährungswissenschaft zu den Schleimstoffen sowie zu den unverdaulichen Ballaststoffen gezählt wird.

Isländisches Moos Wirkung

Die Schleimstoffe des Isländischen Mooses haben reizlindernde und schleimlösende Effekte. Sie legen sich schutzfilmartig auf die gereizten Schleimhäute, dadurch können bei der Ein- und Ausatmung die Luft und etwaige Fremdkörper wie Staubpartikel problemlos an den gereizten Stellen vorbeigleiten. Auf diese Weise wirkt die Heilpflanze beruhigend bei Husten und Heiserkeit. Die bitteren Flechtsäuren haben einen antibiotischen Effekt und bekämpfen verschiedene Mikroorganismen wie Salmonellen und Mycobacterium tuberculosis, einen Tuberkulose-Erreger. Außerdem wird das Immunsystem gestärkt. Durch die enthaltenen Bitterstoffe wird die Produktion von Verdauungssäften angeregt, was Appetit und Verdauung fördert.

Isländisches Moos Nebenwirkungen und Kontraindikationen

Bei bestimmungsgemäßer Anwendung sind derzeit keine Neben- und Wechselwirkungen der Heilpflanze bekannt. Lediglich bei der äußeren Anwendung des Isländischen Mooses wurden sehr selten Sensibilisierungen beobachtet. Durch seine sanfte Wirkweise ist es auch für Kinder sowie ältere und schwache Menschen geeignet.

Isländisches Moos Anwendungsgebiete

Isländisches Moos Anwendungsgebiete in der Phytotherapie

Die schleimbildenden Zuckerstoffe wirken beruhigend bei trockenem Reiz-Husten, Halsschmerzen, chronischem Bronchialkatarrh und Heiserkeit. Diese bilden nicht nur in Mund und Rachen einen wohltuenden Schutzfilm auf den Schleimhäuten, sondern auch im Magen. Deshalb kann das Isländische Moos auch gegen Magenschleimhautentzündungen eingesetzt werden. Auch bei Verdauungsstörungen und Appetitlosigkeit kann das Isländische Moos aufgrund der enthaltenen Bitterstoffe Abhilfe schaffen. Darüber hinaus wird das Isländische Moos als Immunstimulans genutzt. Die antibiotische Wirkung der Usninsäure ist vergleichbar mit der des Penicillins – wenn auch schwächer ausgeprägt.

Isländisches Moos Anwendungsgebiete in der Volksmedizin

Vor allem in Nordeuropa wird das „Fjallagrös“ (Felsengras) genannte Isländische Moos als Nahrungs- und Heilmittel zur allgemeinen Kräftigung eingesetzt. Seine Inhaltsstoffe sollen Erschöpfungszustände, Durchfall, Erbrechen, Keuchhusten, Nierenleiden, Asthma, Blasenentzündung und Tuberkulose bekämpfen. Sänger und Redner nutzen das Isländische Moos außerdem, um ihre Stimmbänder zu schützen. Stillende Mütter können laut Volksmedizinern durch Tee-Zubereitungen aus dem Isländischen Moos ihren Milchfluss erhöhen. Äußerlich wird das Isländische Moos in der Volksmedizin genutzt, um schlecht heilende Wunden, unreine Haut, Ausfluss und Furunkel zu behandeln.

Anwendungsgebiete von Isländisch Moos Medikamenten

In Ihrer Apotheke bekommen Sie hochwertige pflanzliche Medikamente, die die Wirkstoffe des Isländischen Mooses enthalten. Hierzu zählen beispielsweise Aspecton Halstabletten, Isla-Moos, Weleda Flechtenhonig und Cefabronchin. Beliebte Darreichungsformen für das Isländische Moos sind Pastillen, Tabletten, Hustensäfte, Nasensprays und Tropfen. Sie werden in erster Linie gegen Atemwegserkrankungen, zur Schleimlösung und Reizlinderung bei erkältungsbedingtem Husten und zur Stärkung des Immunsystems eingesetzt. Auch Tees aus dem getrockneten Flechtenkörper des Isländischen Mooses sind erhältlich.

Isländisches Moos Anwendung

Als Droge (Lichen islandicus) kommt der getrocknete Thallus, also der Vegetationskörper des Isländischen Mooses, zum Einsatz. Die Flechten werden nach der Ernte langsam an einem dunklen Ort getrocknet, um die wertvollen Inhaltsstoffe zu erhalten. Um Tee herzustellen, werden die Pflanzenteile erneut befeuchtet, geschnitten und abermals getrocknet. In Deutschland darf die Heilpflanze nicht gesammelt werden, da sie nach der Bundesartenschutzverordnung und dem Washingtoner Artenschutzabkommen unter Schutz steht. Generell raten Experten davon ab, wilde Exemplare zu sammeln. Denn nach dem Reaktorunfall im ukrainischen Tschernobyl im Jahr 1986 war das Isländische Moos lange radioaktiv belastet und ist es zum Teil heute noch. Zubereitungen wie Pastillen, Bonbons oder Tabletten, die in der Apotheke erhältlich sind, wurden vorab einer strengen Prüfung unterzogen und gelten daher als unbedenklich.

Isländisches Moos Dosierung

Die mittlere Tagesdosis liegt, soweit nicht anders verordnet, bei 4 bis 6 Gramm der Droge pro Tag. Von den Tee-Zubereitungen aus dem Isländischen Moos können täglich bis zu 4 Tassen getrunken werden.

Isländisches Moos Zubereitung

Zubereitung als Tee

Isländisch-Moos-Tee: Gegen Schleimhautreizungen in Mund und Rachen, Husten und Halsschmerzen hilft ein Tee aus dem getrockneten Flechtenkörper des Isländischen Mooses. Übergießen Sie hierfür einen leicht gehäuften Teelöffel der getrockneten, zerkleinerten Flechte mit einer Tasse kochendem Wasser. Lassen Sie den Tee 10 bis 15 Minuten lang ziehen und seihen Sie ihn anschließend ab. Nach Geschmack mit Honig süßen.

Kaltauszug aus Isländischem Moos: Zur Appetitanregung kann drei- bis viermal täglich vor den Mahlzeiten eine Tasse Kaltauszug aus Isländischem Moos getrunken werden. Dazu wird ein Teelöffel der getrockneten Heilpflanze mit einer Tasse kaltem Wasser übergossen und unter gelegentlichem Umrühren ein bis zwei Stunden lang ziehen gelassen. Anschließend wird die Mischung bis zum Siedepunkt erhitzt und durch ein Teesieb abgegossen.

Verwendung als Spülung

Spülung mit Isländischem Moos: Bereiten Sie wie oben beschrieben einen Tee oder Kaltauszug aus der Flechte zu. Lassen Sie die Zubereitung handwarm abkühlen und spülen Sie damit betroffene Hautpartien, um Furunkel, hartnäckige Akne oder Impetigo contagiosa (eine infektiöse bakterielle Hauterkrankung) zu bekämpfen. Vaginalspülungen können Ausflüsse lindern. Gurgeln Sie mit dem Tee oder Kaltauszug, um Zahnfleischbluten lindern oder entzündete Mandeln zu beruhigen.

Isländisches Moos Geschichte

Das Isländische Moos verdankt seinen Namen wohl der Tatsache, dass die Isländer die Flechte erstmals als Heilpflanze nutzten. In Nordeuropa wird das Isländische Moos aber auch als Nahrungsmittel geschätzt: Es wird am Feuer getrocknet, zerstoßen und zu Grütze verarbeitet. Die breiartige Grassuppe namens „Fjallagrasasupa“ soll der Kräftigung dienen. Aufgrund seines hohen Stärkegehalts wird das Isländische Moos auch als Verdickungsmittel und als Getreideersatz für Brote genutzt. Dabei haben isländische Köche aufwendige Verfahren entwickelt, um den unerwünschten bitteren Geschmack des Isländischen Mooses loszuwerden. Seit dem 17. Jahrhundert ist das Isländische Moos auch außerhalb Islands als Heilpflanze bekannt: Der schwedische Naturforscher Urban Hjärne lobte seine therapeutische Wirkung und empfahl es gegen Husten, Heiserkeit, Magenprobleme und Erschöpfungszustände. Einem Aberglauben nach soll das Isländische Moos dabei helfen, Kälte besser zu ertragen: Wer eine Reise in kalte Regionen antrat oder sich lange im Freien aufhielt, dem wurde geraten, die Flechte bei sich zu tragen. Eine Legende erklärt den eigentümlichen, korallenartigen Wuchs des Isländischen Mooses so: Einst war die Flechte ein saftiges Kraut, welches gern vom Vieh gefressen wurde, das daraufhin zu viel Milch gab. Die Bauern verfluchten die Pflanze, weil sie so viel Arbeit hatten und mit dem Melken kaum nachkamen. Aufgrund dieses Fluches verdorrte das Kraut und wurde zur bitteren Flechte.

Isländisches Moos Kombination mit anderen Heilpflanzen

In Lutschpastillen mit Isländischem Moos sind häufig weitere beruhigende, entzündungshemmende, schleimlösende oder wohlschmeckende Heilpflanzen enthalten wie Pfefferminze, Ingwer oder schwarze Johannisbeere. Für Bronchialtees wird das Isländische Moos häufig mit Eibischwurzel, Spitzwegerichkraut, Süßholz, Malvenblüten und Fenchel kombiniert.

Isländisch Moos in der Homöopathie

Cetraria islandica Urtinktur in der Potenz D1 schmeckt im Gegensatz zu Tee-Zubereitungen weniger bitter. Wie in der Pflanzenheilkunde bzw. der Volksmedizin wird auch in der Homöopathie das Isländische Moos zur Bekämpfung von Husten, Keuchhusten, Appetitlosigkeit, Verdauungsproblemen und Durchfall eingesetzt.

Isländisches Moos Studien zur Wirksamkeit

Es liegen klinische Studien vor, welche die Wirksamkeit der Bitterstoffe des Isländischen Mooses bei Appetitmangel belegen. Auch die hustenreizstillende und auswurffördernde Wirkung bei Schleimhauterkrankungen in Mund und Rachenraum gilt als erwiesen. Letztere wurde als randomisierte Doppelblindstudie im Parallelgruppenvergleich untersucht. Es wurden aus 61 Patienten mit trockener, gereizter Rachenschleimhaut drei Gruppen gebildet, die jeweils unterschiedlich hohe Dosen der Droge verabreicht bekamen. Danach wurden die Schleimhautauflagerung und -feuchtigkeit, der Grad der Rötung, der Zungenbelag, die Verträglichkeit sowie die Ausprägung von Heiserkeit und Halsschmerzen bewertet. Ergebnis: Qualitativ führte das Isländische Moos zu einer Verbesserung der Symptome, wobei die Dosierung keinen Unterschied machte. Es ist davon auszugehen, dass eine niedrige Dosis bzw. die empfohlene mittlere Tagesdosis ausreichen, um positive Effekte zu erzielen.

Isländisches Moos Anbau

Isländisches Moos wächst bevorzugt in der Tundra, an bewaldeten Standorten, in Felsspalten oder auf kargen Böden. Es wächst äußerst langsam und benötigt sehr saubere Luft. Die Kultivierung dieser Flechte ist deshalb äußerst schwierig. Pharmazeutisch verwendete Thalli stammen deshalb fast ausschließlich aus der Wildsammlung.

Isländisches Moos Arten

Die Gattung Cetraria umfasst neben dem Isländischen Moos (Cetraria islandica) weitere 14 Laub- und Strauchflechten. Diese wachsen zwar weltweit, sind aber vornehmlich in den kalten und gemäßigten Gebieten der Nordhalbkugel anzutreffen. Der Gattungsname leitet sich vom lateinischen Wort „caetra“ ab, welches einen kleinen iberischen Lederschild bezeichnet. Diesen Namen verdankt die Flechte wohl ihren Lagerabschnitten, die häufig glänzend braun sind. Für therapeutische Zwecke wird neben dem Isländischen Moos auch die nahe verwandte Flechte Cetraria ericetorum eingesetzt.

Quellen

  • Dr. Gerhard, Ingrid: Die neue Pflanzenheilkunde für Frauen (ZS Verlag Zabert Sandmann, 2012)
  • Henschel, Detlev: Essbare Wildbeeren und Wildpflanzen – Sammeltipps, Verwendung, giftige Doppelgänger (Kosmos, 2002)
  • Hufeland, Christoph Wilhelm: Dr. Hufeland’s Hausapotheke – Eine wohlerprobte Auswahl der besten Hausarzneimittel in lexikalisch-alphabetischer Form unter Angabe ihrer Anwendung gegen viele Krankheiten der Menschen (Verlag Rockstuhl, 2013)
  • Kainz, Christian: Farne, Moose und Flechten – Häufige und auffällige Arten erkennen und bestimmen (BLV Buchverlag, 2010)
  • Kempe, Claudia u.a.: Isländisch-Moos-Pastillen zur Prophylaxe bzw. Heilung von oralen Schleimhautirritationen und ausgetrockneter Rachenschleimhaut. In: Laryngo-Rhino-Otologie (Thieme, 1997)
  • Schenk, Alexander: Klosterfrau Gesundheitsbuch – Heilpflanzen, Homöopathie, Vitalstoffe (Droemer-Knaur, 2003)
  • Schilcher, Heinz: Leitfaden Phytotherapie (Urban & Fischer Verlag, 2010)
  • Schönfelder, Ingrid und Peter: Der Kosmos-Heilpflanzenführer – Über 600 Heil- und Giftpflanzen Europas (Kosmos, 2015)
  • Dr. med. Wormer, Eberhard J.: Medizin und Gesundheit – Neues großes Lexikon (Lingen, 2004)
  • Wurzer, Walter: Die große Enzyklopädie der Heilpflanzen – Ihre Anwendung und ihre natürliche Heilkraft (Neuer Kaiser Verlag, 1994)

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