Hopfen

Hopfen

Hopfen Beschreibung

Der Echte Hopfen (Humulus lupulus) ist eine zweihäusige, mehrjährige krautige Kletterpflanze aus der Familie der Hanfgewächse (Cannabaceae). Aus seinem dicken, verholzten Wurzelstock (Rhizom) wachsen 2 bis 3 Zentimeter dicke Triebe. Die schnellwachsende Pflanze erreicht Höhen von bis zu 6 Metern, Kultursorten werden sogar noch höher. Als zweihäusige Pflanze bildet der Echte Hopfen männliche und weibliche Blüten aus: Der männliche Blütenstand ist eine lockere Rispe, der weibliche eine zapfenartige Ähre. Die Blätter des Echten Hopfens sind langstielig, mehr oder minder herzförmig und drei- bis siebenlappig. Ihre Spitzen sind spitz gesägt und rau. Zwischen den gegenständig angeordneten Blattpaaren finden sich achselständige (interpetiolare) Nebenblätter. Die Kultursorten des Hopfens werden in erster Linie zum Bierbrauen angebaut, die wichtigsten deutschen Anbaugebiete sind die bayerische Hallertau und die Elbe-Saale-Region. Da die Befruchtung durch männliche Pollen den Ertrag verringert, werden zu kommerziellen Zwecken ausschließlich botanisch weibliche Hopfenpflanzen angebaut. 2007 war der Echte Hopfen die Arzneipflanze des Jahres.

Hopfen Inhaltsstoffe

In den Drüsen befinden sich harzartige Substanzen mit Hopfenbitterstoffen wie Humulonen, Lupulonen und anderen Acylphloroglucinolen. Das ätherische Öl des Hopfens besteht aus etwa 200 Komponenten und enthält unter anderem Myrcen, Humulen und Beta-Caryophyllen. Das Methylbutenol, das eventuell für die beruhigende Wirkung des Hopfens von Bedeutung ist, entsteht erst vermehrt durch den Abbau der Bitterstoffe. Daneben enthält Hopfen Flavonoide, darunter Chalkone wie das hopfenspezifische Xanthohumol und Prenylnaringenin.

Hopfen Wirkung

Hopfen wirkt unter anderem antibakteriell, tonisierend, schmerzstillend, blutreinigend und entzündungshemmend. Besonders geschätzt wird diese Heilpflanze allerdings für ihre beruhigende Wirkung. Verantwortlich dafür sind wahrscheinlich die enthaltenen Bitterstoffe: Humulon und Lupulon verbinden sich bei der Lagerung und Verarbeitung im menschlichen Körper und es entsteht der ungesättigte Alkohol 2-Methyl-3-buten-2-ol, dem die sedierende Wirkung zugeschrieben wird. Vermutlich wirkt Hopfen dadurch ähnlich wie das Schlafhormon Melatonin. Außerdem regt Hopfen die Magensaftsekretion an. Die östrogene Wirkung des Hopfens wird dem Hopein (8-Prenylnaringenin) zugeschrieben. Wer sich durch die Einnahme von Hopfen eine schlaffördernde Wirkung erhofft, sollte geduldig sein, erste Effekte sind erst nach ein bis vier Wochen zu beobachten.

Hopfen Nebenwirkungen und Kontraindikationen

Beim Berühren der frischen Hopfenzapfen können allergische Reaktionen auftreten, die sogenannte Hopfenpflückerkrankheit, die mit Kopfschmerzen, Müdigkeit, Gelenkschmerzen, Bläschenbildung auf der Haut und Bindehautentzündung einhergehen kann. Grundsätzlich sollte die Kombination von pflanzlichen Schlafmitteln mit Alkohol vermieden werden. Schwangere, stillende Mütter und Kinder sollten Hopfenpräparate zurückhaltend einnehmen.

Hopfen Anwendungsgebiete in der Phytotherapie

In der Pflanzenheilkunde wird der Echte Hopfen vornehmlich als mildes beruhigendes und angstlösendes Mittel bei Herzklopfen, allgemeiner Unruhe und Verstimmung sowie als Einschlafhilfe eingesetzt. Die unterstützende Wirkung auf das Herz-Kreislaufsystem soll bei nervlicher Belastung Entspannung bringen.

Hopfen Anwendungsgebiete in der Volksmedizin

Die Volksheilkunde nutzt die anregende Wirkung auf Magensaft- und Speichelproduktion und setzt den Echten Hopfen bei Verdauungsproblemen wie nervösen Magenbeschwerden, Darmkrämpfen und Appetitlosigkeit ein. Darüber hinaus kann Hopfen bei Haarausfall, schlecht heilenden Wunden, Furunkeln, Wechseljahresbeschwerden, Menstruationsproblemen, Heiserkeit und Fieber gegeben werden. Aber auch bei Reizblase, Blasenentzündung und Blasensteinen kann der Echte Hopfen Erleichterung schaffen.

Anwendungsgebiete von Hopfen Medikamenten

In Ihrer Apotheke bekommen Sie zahlreiche pflanzliche Medikamente mit Hopfen-Auszügen, beispielsweise Allunapret, Dormi-Gastreu S, Moradorm, Sedacur forte und Seda-Do. Beliebte Darreichungsformen sind Tabletten, Dragees und Tropfen. Diese Arzneimittel werden vor allem gegen Unruhezustände und nervös bedingte Einschlafstörungen eingenommen. Auch entspannende Teemischungen mit Hopfenzusatz sind erhältlich. Für die äußere Anwendung gibt es Salben, Bäder und Auflagen.

Hopfen Anwendung

Pharmazeutisch werden die Hopfenzapfen (Lupuli flos, Strobuli Lupuli, Strobulus Lupuli) eingesetzt, die getrockneten weiblichen Blütenstände sowie die Hopfendrüsen (Lupuli glandula), die von den Fruchtständen abgesiebten Drüsenhaare. Dabei handelt es sich um ein klebriges, grüngelbes Pulver, welches durch das Ausklopfen der Zapfen gewonnen wird. Darin steckt der größte Teil des medizinisch bedeutsamen Harzes, welcher Hopfenbitterstoffe wie Humulon und Lupulon enthält. Ätherische Öle werden sowohl aus den Hopfenzapfen wie auch aus den Hopfendrüsen gewonnen, ihre Inhaltsstoffe variieren je nach Sorte. Da sich während der Lagerung der Zapfen schnell Bittersäuren bilden, wird die Ernte zügig zu Extrakten verarbeitet, aus denen Tropfen, Tabletten und Dragees hergestellt werden.

Hopfen Dosierung

Soweit nicht anders verordnet, beträgt die mittlere Tagesdosis 0,5 Gramm der Droge. Dies entspricht etwa 1 bis 2 Millilitern Hopfentinktur. Da Hopfen leicht giftig ist, wird vor einer Überdosierung gewarnt: 1 bis 2 Gramm des im Hopfen enthaltenen Lupulins können Übelkeit, Erbrechen, Bauchschmerzen, Müdigkeit, und Kopfschmerzen auslösen.

Hopfen Zubereitung

Hopfen-Tee: Schütteln Sie die getrockneten Hopfenblüten vor der Teezubereitung kräftig, da sich die Drüsenhaare bei längerer Lagerung nach unten absetzen. Übergießen Sie einen Teelöffel getrocknete, zerkleinerte Hopfenblüten mit siedendem Wasser, lassen Sie den Tee anschließend 10 bis 15 Minuten lang ziehen und seihen Sie ihn dann ab. Um die beruhigende und schlaffördernde Wirkung zu verstärken, trinken Sie den Hopfen-Tee in ruhiger Umgebung und in kleinen Schlucken.

Hopfenkissen

Hopfenkissen: Als natürliche Einschlafhilfe dient ein Kräuterkissen, das mit getrockneten Hopfenzapfen gefüllt wird. Nehmen Sie einen ausrangierten kleinen Kissenbezug und füllen Sie ihn mit etwas Watte. Geben Sie nun die Hopfenzapfen hinein und bedecken Sie diese mit weiterer Füllwatte. Schließen Sie den Reißverschluss und nehmen Sie das Hopfenkissen für eine angenehme Nachtruhe mit ins Bett. Die Füllung sollte regelmäßig, am besten wöchentlich, ausgetauscht werden.

Gurgellösung

Gurgellösung: Geben Sie eine Handvoll getrocknete Hopfenblüten in kaltes Wasser und lassen Sie die Mischung aufkochen. Lassen Sie den entstandenen Sud 15 Minuten lang ziehen, seihen Sie ihn ab und gurgeln Sie damit, um beispielsweise Halsschmerzen zu bekämpfen.

Hopfen Geschichte

Nur etwa ein bis vier Prozent der Hopfenernte wird für medizinische Zwecke genutzt, der Rest wird vornehmlich zum Bierbrauen verwendet. Dabei sind die heilsamen Effekte des Hopfens bereits seit dem 8. Jahrhundert bekannt. Der persische Arzt Mesue der Jüngere nutzte die Blüten der Kletterpflanze beispielsweise gegen Depressionen, Fieber, Entzündungen sowie Leber- und Milzleiden. Im Mittelalter wurde Hopfen vor allem in Klostergärten gezüchtet – zum Bierbrauen und als nährstoffreiche Fastenspeise. Außerdem sollen sich die Mönche seine dämpfende Wirkung auf sexuelle Regungen zunutze gemacht haben. Bischof Albertus Magnus entdeckte im 13. Jahrhundert vermutlich die schlaffördernde Wirkung des Hopfens, die er „Beschwerung des Kopfes“ nannte. Im 16. Jahrhundert wurde dieser Effekt von Paracelsus bestätigt. Seinen Namen verdankt der Hopfen wahrscheinlich seiner germanischen Bezeichnung, aus der sich wohl auch der lateinische Gattungsname „Humulus“ entwickelt hat. Der Beiname „lupulus“ bedeutet „kleiner Wolf“ und bezieht sich wohl auf die Tatsache, dass der Hopfen als Kletterpflanze andere Gewächse umschließen und sogar abtöten kann – ähnlich einem Wolf, der sich in seinem Opfer festgebissen hat.

Hopfen Kombination mit anderen Heilpflanzen

Da Hopfen sehr bitter schmeckt, wird er für beruhigende Teemischungen gerne mit anderen wohlschmeckenden, sedierenden Heilkräutern kombiniert, beispielsweise Baldrian, Melisse und Lavendel. Um Wechseljahresbeschwerden oder depressiven Verstimmungen vorzubeugen, wird Hopfen häufig gemeinsam mit Salbei, Johanniskraut, Weißdorn, Rosmarin und Herzgespann verwendet. Vor allem Baldrian und Hopfen ergänzen sich gut, da beide Pflanzen unterschiedliche Angriffspunkte im Körper haben und so doppelt beruhigend und schlaffördernd wirken.

Hopfen in der Homöopathie

Homöopathische Zubereitungen des Hopfens kommen ebenfalls bei Nervosität, Stimmungsschwankungen und Schlafstörungen zum Einsatz. Auch Reizblase, Herpes und Hautentzündungen gehören zu den Anwendungsgebieten der Homöopathie. Es werden ausschließlich die frischen Zapfen verwendet, um eine Urtinktur mit einem Arzneigehalt von einem Drittel oder eine Lösung mit der Potenz D1 oder D2 herzustellen.

Hopfen Studien zur Wirksamkeit

Die Wirksamkeit des Hopfens als pflanzliches Sedativum wurde von der BGA-Kommission-E bestätigt. Auch in Form von Bier hat Hopfen zusammen mit den anderen Wirkstoffen des Getränks wie etwa Malz eine gesundheitsfördernde Wirkung: Laut einer Studie der Universität Münster erleiden Biertrinker nur halb so oft einen Herzinfarkt wie Abstinente. Dieser Effekt wird unter anderem den blutdrucksenkenden Eigenschaften des Biers zugeschrieben. Empfohlen wird der Genuss von einem halben Liter pro Tag. Warmes Bier kann auch zur Linderung von Schnupfen, zur Schweißförderung und zur Ausscheidung von Giftstoffen genutzt werden. Studien zu Hopfenmedikamenten als Monopräparat gibt es nicht. In der Kombination mit Baldrian konnten im Labor allerdings die schlaffördernden Effekte der beiden Heilpflanzen nachgewiesen werden.

Hopfen Anbau

Hopfen gedeiht am besten auf stickstoffreichen, tiefgründigen, gut durchfeuchteten Böden an sonnigen bis halbschattigen Standorten. Er eignet sich auch zur Aufzucht im Topf, wenngleich diese Art des Anbaus einen größeren Pflegeaufwand erfordert. Ältere Pflanzen werden ab Ende März gepflanzt, jüngere, unverholzte Exemplare ab Mai. Bei der Wahl des Hopfens sollte darauf geachtet werden, eine weibliche Pflanze auszusuchen, da ausschließlich ihre Blüten als medizinisch wirksame Drogen eingesetzt werden. Bieten Sie der Pflanze eine Rankhilfe und lassen Sie 3 bis 4 Triebe daran hinaufklettern. Gießen Sie den Hopfen regelmäßig und versorgen Sie ihn mit nitrathaltigem Dünger. Im Herbst sollten die oberirdischen Teile entfernt werden, der Stock kann zum Überwintern ohne zusätzlichen Schutz im Boden verbleiben. In einigen Landstrichen Deutschlands ist der Hopfen die prägende Pflanze der Landwirtschaft. Die bayerische Hallertau zwischen Ingolstadt, Freising und Schrobenhausen ist sogar das größte Hopfenanbaugebiet der Welt.

Hopfen Arten

Die Gattung Hopfen (Humulus) enthält nur drei Arten: den Echten Hopfen (Humulus lupulus), der in mehreren Unterarten und Sorten in Eurasien und Nordamerika vorkommt. Er wird zum Bierbrauen und für medizinische Zwecke genutzt. Der Japanische Hopfen (Humulus scandens) hat seine Heimat in Asien und wird in Europa hin und wieder als Zierpflanze genutzt. Den Yunnan-Hopfen (Humulus yunnanensis) findet man ausschließlich in der chinesischen Provinz Yunnan. Der Trivialname „Spanischer Hopfen“ bezeichnet eine andere Heilpflanze, den Echten Dost oder Wilden Majoran (Origanum vulgare), der in der Volksmedizin gegen Verdauungsstörungen eingesetzt wird.

Quellen

  • Bäumler, Siegfried: Heilpflanzenpraxis heute Band 2 – Rezepturen und Anwendung (Urban & Fischer, 2013)
  • Bohne, Burkhard: Taschenatlas Heilpflanzen – 130 Pflanzenporträts (Ulmer, 2005)
  • Heim, Claudia: Heilpflanzen und Kräuter für die Altenpflege – Kennenlernen, nutzen, genießen (Vincentz Network, 2015)
  • Henschel, Detlev: Essbare Wildbeeren und Wildpflanzen – Sammeltipps, Verwendung, giftige Doppelgänger (Kosmos, 2002)
  • Laue, Birgit: Heilpflanzen für Frauen – Sanfte Naturmedizin und die besten Hausmittel (Rowohlt Verlag, 2005)
  • Marbach, Eva: Heilkräuter Hausapotheke – Die wichtigsten Heilpflanzen für die Anwendung zu Hause (EvaMarbach Verlag, 2012)
  • Laux, Hans E.: Heilpflanzen – Wie sie wachsen, blühen, wirken (Thomae, 1990)
  • Mayer, Johannes Gottfried: Handbuch der Klosterheilkunde – Neues Wissen über die Wirkung von Heilpflanzen (Zabert Sandmann, 2003)
  • Schenk, Alexander: Klosterfrau Gesundheitsbuch – Heilpflanzen, Homöopathie, Vitalstoffe (Droemer-Knaur, 2003)
  • Schönfelder, Ingrid und Peter: Der Kosmos-Heilpflanzenführer – Über 600 Heil- und Giftpflanzen Europas (Kosmos, 2015)
  • Dr. med. Wormer, Eberhard J.: Medizin und Gesundheit – Neues großes Lexikon (Lingen, 2004)
  • Wurzer, Walter: Die große Enzyklopädie der Heilpflanzen – Ihre Anwendung und ihre natürliche Heilkraft (Neuer Kaiser Verlag, 1994)

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