Hautpflege im Winter: Tipps, die wirklich helfen

Hautpflege im Winter: Tipps, die wirklich helfen

Wieso ist Hautpflege im Winter so wichtig?

Die Haut ist das größte menschliche Organ – und deshalb besonders anfällig. Im Winter sind Lippen, Gesicht und Hände der Kälte ausgesetzt, aber auch die Haut an Armen und Beinen leidet unter den Temperaturen. Laut Schätzungen hat jeder vierte Deutsche im Winter trockene Haut (Xerodermie). Als Folge bilden sich oft Risse oder Ekzeme im Bereich der Fingerknöchel. Besonders bei Männern führen trockene Hautstellen an den Beinen häufig zum sogenannten „Eczéma craquelé“ – ein Ekzem, das vom Aussehen an gesprungenes Glas erinnert. Hautpflege im Winter ist demzufolge nicht nur wichtig, um trockener Haut vorzubeugen, sondern vermindert auch das Risiko für weitere Erkrankungen. Um zu verstehen, wieso die Haut in den Wintermonaten eine spezielle Pflege benötigt, sollten Sie zunächst die Ursachen kennen.

Wie entstehen Hautprobleme im Winter?

Sobald die Temperaturen sinken, produzieren die Talgdrüsen in der Hautschicht weniger Fett – dabei gilt: Je kälter es ist, desto weniger wird produziert. Mediziner sprechen von „Sebostase“. Sind etwa acht Grad Celsius erreicht, stellen die Talgdrüsen ihre Fettproduktion vollständig ein. Das hat zur Folge, dass der natürliche Schutzschild Ihrer Haut zunehmend dünner wird. Die Blutgefäße im Körper ziehen sich durch die Kälte außerdem zusammen, was eine schlechtere Durchblutung verursacht. Die Haut bekommt weniger Sauerstoff und Nährstoffe, ihr natürlicher Schutzschild bröckelt. Äußere Einflüsse wie UV-Licht, Schad- oder Reizstoffe haben jetzt leichteres Spiel, diese zu schädigen. Betreten Sie nun einen beheizten Raum, trifft Ihre Haut auf trockene Heizungsluft. Um die Trockenheit auszugleichen, muss sie mehr Feuchtigkeit an die Oberfläche fördern. Das wiederum entzieht der Hautschutzbarriere weitere wertvolle Feuchtigkeit. Sie spüren schnell die ersten Symptome: Die Haut spannt, ist stumpf und juckt stellenweise.

Schon gewusst? Den Juckreiz im Winter bezeichnet man übrigens mit dem Begriff „Winterjucken“ (Pruritus hiemalis).

Welche Hautpflege ist im Winter am besten geeignet?

Gerade im Winter leiden viele unter trockener bis sehr trockener Haut. Insbesondere Männer merken oft gar nicht, wie ausgetrocknet ihre Haut tatsächlich ist. Was der Haut jetzt fehlt, sind sowohl Feuchtigkeit als auch Fett. Daher kommt es auf eine nachhaltige Pflege an, die wirksam gegen beide Mangelerscheinungen vorgeht. Gut geeignet sind grundsätzlich rückfettende und feuchtigkeitsspendende Pflege- sowie Reinigungsprodukte. Dabei sollten Sie auf einen niedrigen pH-Wert und eine Wasser-in-Öl Basis (O/W-Emulsion) achten.

Wichtige Inhaltsstoffe in Pflegeprodukten gegen den Feuchtigkeitsverlust

Welchen der folgenden Inhaltsstoffe Ihre Haut am besten verträgt, ist von Ihrem individuellen Hauttypen abhängig.

Harnstoff (Urea) – für sehr sensible Haut und bei Juckreiz

Der Feuchtigkeitsfaktor der menschlichen Hornschicht besteht zu sieben Prozent aus Harnstoff. Urea ist geruchsneutral, verursacht keine Allergien und sorgt für eine glatte Hautoberfläche. Besonders für empfindliche Haut ist das Endprodukt des Eiweißstoffwechsels geeignet. In höheren Konzentrationen stillt Urea zudem Juckreiz wie zum Beispiel das „Winterjucken“.

Hyaluron – für normale und reife Haut

Hyaluronsäure kommt unter anderem im Bindegewebe der Haut vor. Die Säure kann bis zu sechs Liter Wasser pro Gramm binden. Hyaluron ist besonders gut für die Hautpflege im Winter geeignet, da sie einen luftdurchlässigen Film bildet, der bei niedriger Luftfeuchtigkeit – zum Beispiel in beheizten Räumen – vor Austrocknung schützt. Hautärzte empfehlen Hyaluronsäure und Kollagen, um den transepidermalen Wasserverlust, also den natürlichen Verlust an hauteigener Feuchtigkeit, auszugleichen und die Hautbarriere bei der Regeneration zu unterstützen.

Kollagen – für leicht sensible und reife Haut

Kollagen ist ein Strukturprotein der Haut, das im Bindegewebe vorkommt. Die Kollagenfasern stützen sozusagen die Haut und nehmen mit dem fortschreitenden Alter ab, was zu Falten führt. Der Inhaltsstoff hat einen stützenden Effekt, hinterlässt ein angenehmes Hautgefühl und ist auch für empfindliche Hauttypen geeignet. Vitamin A (Retinol, Retinyl Palmitate, Retinal) kann die Bildung von Kollagen zusätzlich fördern.

Fruchtsäuren – für robuste Haut und bei Akne

Fruchtsäuren, wie zum Beispiel „Glykolsäure“ aus Zuckerrohr, können dank der sehr kleinen Molekülgröße gut in die Haut eindringen. In niedrigen Konzentrationen spendet Fruchtsäure Feuchtigkeit, in höheren entfernt sie lockere Hornschüppchen. Deswegen wird sie auch oft in Peelings verwendet. Da die Säure die Haut reizen kann, ist dieser Inhaltsstoff eher für robuste Hauttypen oder bei Akne zu empfehlen.

Milchsäuren – für normale Haut

Milchsäure hat vergleichbare Eigenschaften wie Fruchtsäure, ist aber dank der größeren Molekülstruktur insgesamt etwas milder zur Haut.

Für einen Ausgleich des Fetthaushalts sorgen Substanzen wie

Glycerin: Glycerin ist in natürlichen Fetten und Ölen als Fettsäureester (Triglycerid) vorhanden. Glycerin und Harnstoff (jeweils 5 Prozent) ist in Kombination bei vielen Betroffenen wirksam gegen trockene Haut im Winter.

Omega-3-/Omega-6-Fettsäuren (ungesättigte Fettsäuren): Die Fette von Omega-3-Fettsäuren sind besonders mild und werden auch bei Neurodermitis eingesetzt.

Ceramide (Sphingolipide): Ceramide sind Bestandteil der Hautbarriere und ein hochwertiger Fettstoff. Sie sorgen für einen ausgewogenen Feuchtigkeitsgehalt in der Hornschicht.

Jojobaöl (Simondsia chinensis oder Buxus chinensis): Jojobaöl dringt gut in die Haut ein und hinterlässt keinen Fettfilm, was besonders für die Gesichtspflege vor langen Winterspaziergängen vorteilhaft ist.

Dexpanthenol: Der Inhaltsstoff Dexpanthenol kann beanspruchte Hautstellen wie rissige Hände beruhigen und die Regeneration der Hautschutzbarriere fördern.

Womit pflegt man Lippen im Winter?

Die Lippen sind äußere Schleimhäute und somit besonders empfindlich. Sie besitzen keine Talgdrüsen und keinen Schutzfilm aus Fett und Wasser. Pflegeprodukte mit Sheabutter oder Aprikosenkernöl enthalten Substanzen, die den Fetten der Haut sehr ähnlich sind. Auch eine Lippenpflege mit Mandel-, Oliven- oder Jojobaöl ist grundsätzlich gut. Bienenwachs oder Zink wirken keimtötend und sind daher ebenfalls geeignet.

Tipp: Wenn Sie Ihre Lippen vor dem Schlafengehen mit Honig einreiben, fördert dieser über Nacht die Heilung von kleinen Rissen und macht die Schleimhäute wieder geschmeidig.

Wie und wann ist Hautpflege im Winter sinnvoll?

Bei der Hautpflege im Winter gilt: Weniger ist mehr. Also nicht unbedingt oft, sondern dafür richtig eincremen.

Körper: Grundsätzlich sollten Sie Ihren Körper nach dem Duschen und nach Vollbädern mit einer feuchtigkeitsspendenden Lotion eincremen, die Ihrem individuellen Hauttyp entspricht. An schwer erreichbare Stellen wie den Rücken gelangen Sie zum Beispiel mit einer Eincremehilfe. Spannt die Haut immer noch, kann Mandelöl helfen. Wegen seiner ungesättigten Fettsäuren und des enthaltenen Vitamin E ist es besonders bei trockener Winterhaut gut geeignet. Auch Sheabutter besitzt gute rückfettende Eigenschaften.

Gesicht: Zu fetthaltige Cremes können ebenso kontraproduktiv sein wie eine dick aufgetragene Extraschicht. Hat die Creme einen zu hohen Wasseranteil, kann das während langer Winterspaziergänge bei Minustemperaturen zu Erfrierungen auf der Gesichtshaut führen. Besser Sie tragen eine dünne Schicht einer Feuchtigkeitscreme auf, bei der mehr Fett enthalten ist.

Lippen: Mit einer Lippenpflege über Nacht können sich Ihre Lippen regenerieren. Auch eine Schicht vor dem Spazierengehen schadet nicht.

Hände: Nach jedem Händewaschen gilt: Eincremen! Handschuhe schützen Ihre Hände an kalten Tagen zusätzlich vor dem Austrocknen. Da an den Handinnenflächen keine Talgdrüsen vorhanden sind, benötigen sie eine besonders intensive Hautpflege.

Wie pflegen Betroffene sensible Haut im Winter am besten?

Sensible Haut braucht eine besondere Pflege. Generell sind dafür beispielsweise Lotionen mit Omega-6-Fettsäuren oder Harnstoff gut geeignet. Stoffe wie Alkohol (zum Beispiel Alcohol Denat), Menthol, Minze, Kampfer, Zitrusfrüchte und Duftstoffe, aber auch ätherische Öle reizen die Haut. Auf Pflegeprodukte mit Parfum sollten Sie grundsätzlich verzichten. Neurodermitiker und Diabetiker sollten auch im Winter ihre gewohnten Hautpflegeprodukte nutzen.

Was ist bei Kinderhaut im Winter zu beachten?

Die Haut von Babys und Kindern ist noch sehr empfindlich: Sie kühlt und trocknet schnell aus. Babyhaut ist fünfmal dünner als die Haut von Erwachsenen. Für die winterliche Hautpflege verwenden Sie am besten milde Präparate ohne Parfum, die speziell für die anspruchsvollen Bedürfnisse von Kinderhaut entwickelt wurden. Ein empfehlenswertes Produkt für die Winterhaut von Kindern ist z. B. der Weleda Calendula Wind- und Wetterbalsam. Er enthält reines Bienenwachs und hautverwandtes Wollwachs, die eine natürliche Schutzbarriere vor Wind und Kälte bilden, ohne die Hautatmung einzuschränken. Mandelöl bietet optimale Pflege für trockene und strapazierte Haut und Bio-Calendula Auszüge beruhigen die zarte Baby- und Kinderhaut.

Weitere Tipps, wie Sie Ihre Haut im Winter unterstützen

  • Vermeiden Sie es, im Winter heißer zu duschen oder zu baden, was die Hautschutzbarriere zerstört, und verwenden Sie Dusch- bzw. Badeöle.
  • Machen Sie einmal pro Woche ein Peeling, um abgestorbene Hautschuppen abzutragen. Statt eines mechanischen Peelings mit Körnern, benutzen Sie am besten ein sanftes Fruchtsäurepeeling aus der Apotheke wie das Neo Hycid 10% Fruchtsäure Gel.
  • Gönnen Sie sich regelmäßig eine feuchtigkeitsspende Gesichtsmaske wie die spezielle Vichy feuchtigkeitspendende Mineral-Maske.
  • Trinken Sie gezielt mind. 2 Liter Wasser pro Tag, denn so unterstützen Sie die Haut von innen.
  • Frisches Obst und Gemüse spenden Ihrem Körper ebenfalls wertvolle Feuchtigkeit und liefern zusätzlich wichtige Vitalstoffe für die Haut wie etwa Vitamin C, das tatsächlich nachweislich zu einer normalen Hautfunktion beiträgt.
  • Ausreichende Bewegung fördert die Durchblutung Ihrer Haut, was den Nährstofftransport in die Hautzellen fördert.
  • Die Luftfeuchtigkeit in Wohn- und Arbeitsräumen sollte nicht unter 55 Prozent liegen.

Bitte beachten Sie: Juckreiz ist ein klares Warnsignal des Körpers und kann verschiedene Ursachen haben – trockene Haut, aber auch Probleme wie Nieren- und Lebererkrankungen, Stoffwechselstörungen oder Bluterkrankungen. Bei anhaltenden Beschwerden ist es ratsam, einen Hautarzt zu konsultieren.

 

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