Freie Radikale – wie Antioxidantien unsere Gesundheit schützen

Freie Radikale – wie Antioxidantien unsere Gesundheit schützen

Freie Radikale standen lange Zeit unter einem schlechten Ruf: Denn ein Übermaß dieser reaktionsfreudigen Stoffe soll Körperzellen schädigen und wichtige Körperfunktionen hemmen. Je mehr Schäden, desto anfälliger wird der Körper für Infekte, Alterungsprozesse und Krankheiten. Antioxidantien in gesunder Kost oder hochwertigen Nahrungsergänzungsmitteln sollen allerdings helfen, freie Radikale einzudämmen und so die körperliche Gesundheit zu erhalten. Dabei ist eine gewisse Menge an freien Radikalen durchaus förderlich für die Gesundheit. Hier bekommen Sie einen Überblick über freie Radikale und ihre Wirkung sowie Tipps zur Eindämmung von freien Radikalen.

Was sind freie Radikale überhaupt?

Als freie Radikale werden Atome oder Bruchstücke von Molekülen bezeichnet mit mindestens einem ungepaarten Elektron. Diese Moleküle sind äußerst reaktionsfreudig: Sie versuchen unter allen Umständen, das Elektronenpaar zu vervollständigen, um so einen stabilen Zustand zu erhalten. Konkret heißt das, freie Radikale reagieren sofort mit dem nächsten Stoff, der sich in ihrer Umgebung befindet. Dieser Elektronen-Diebstahl wird auch als Oxidation bzw. Oxidieren bezeichnet.

Befinden sich also freie Radikale innerhalb einer Zelle, so können sie beispielsweise mit der Erbsubstanz DNA reagieren. Indem die freien Radikale anderen Stoffen ein Elektron rauben, entstehen Zellschäden. Diese Schäden an der DNS selbst oder an Zellwänden lassen sich meist mithilfe bestimmter Enzyme reparieren, allerdings gibt es auch irreparable Schäden, die nicht rückgängig zu machen sind. So können sich im Laufe der Zeit allerhand Zellschäden ansammeln, die sich in letzter Instanz nachteilig auf die Körperfunktionen und so auf die Gesundheit auswirken.

Welche Aufgaben erfüllen freie Radikale im Körper?

Freie Radikale erfüllen eigentlich wichtige Aufgaben im Organismus, denn das Immunsystem gebraucht sie als Waffe gegen Fremdstoffe: Bestimmte Abwehrzellen wie die Makrophagen streuen bei bakteriellen Entzündungen aggressive Sauerstoff-Radikale aus, um die Krankheitserreger zu zerstören. Doch auch um Entzündungsherde einzudämmen, werden freie Radikale vom Körper ausgeschüttet.

Freie Radikale sind aber auch ein typisches Nebenprodukt der Zellatmung: Je mehr freie Radikale dabei entstehen, umso mehr Energie produziert der Körper, denn die Zellen benötigen Sauerstoff zur Herstellung von Energie. Allerdings ist zu berücksichtigen, dass sich der Energiebedarf des Organismus je nach Situation ändert: Darum kommt es bei Stress, Sport und Krankheiten zu einem erhöhten Energiebedarf, was gleichzeitig zu einer vermehrten Produktion von freien Radikalen führt.

Wie kommt es zu einem Überschuss an freien Radikalen?

Freie Radikale kommen als Stoffwechselprodukte natürlicherweise im Organismus vor. Jedes atmende Lebewesen produziert bei der Atmung, bei der Muskelarbeit und zahlreichen anderen Prozessen freie Radikale, die sich über eine Ketten-Reaktion im Körper verteilen. Das wichtigste unter den freien Radikalen ist das Sauerstoff-Radikal: Es wird gebildet, um in den Mitochondrien Energie bereitzustellen oder Entzündungen entgegenzuwirken.

Freie Radikale können auch durch Umwelteinflüsse und andere Faktoren entstehen, so zum Beispiel durch

  • entzündliche Prozesse im Körper (Allergien, Arthritis)
  • Infektionen
  • Operationen
  • unausgewogene Ernährung (Antioxidantien-Mangel)
  • Genussmittel wie Nikotin und Alkohol
  • Drogen-Konsum
  • körperlichen oder seelischen Stress (denn der Abbau von Stresshormonen führt zur Bildung freier Radikale)
  • Verletzungen
  • Medikamente wie Zytostatika
  • Pestizide, Herbizide, Fungizide
  • Chemikalien und Lösungsmittel
  • Emissionen durch Verkehr, Industrie und Haushalte
  • intensive sportliche Betätigung (Sauerstoff-Radikale)

Doch freie Radikale entstehen auch durch andere freie Radikale. Denn das Molekül, welches eines Elektrons beraubt worden ist, wird nun selbst zum freien Radikal und sucht nun seinerseits ein Molekül, dem es ein Elektron rauben kann.

Inwiefern sind freie Radikale schädlich für den Körper?

Normalerweise besitzt der menschliche Körper Abwehrmechanismen, um die schädlichen Auswirkungen von freien Radikalen in Schach zu halten. Befinden sich allerdings zu viele freie Radikale im Körper, so ist das natürliche Abwehrsystem überlastet. Dies führt dazu, dass sich die überschüssigen freien Radikale ungehindert im Körper verteilen und Schäden im Organismus verursachen sollen. Diese Zellschädigungen werden als oxidativer Stress bezeichnet, der sich im Blut nachweisen lässt (sogenannter Oxistatus).

Oxidativer Stress kann sich negativ auf die Gesundheit auswirken: Konkrete Symptome gibt es nicht, doch Zellen scheinen vorzeitig zu altern und sich der Verlauf chronischer Erkrankungen zu beschleunigen. Inzwischen wird freien Radikalen die Mitwirkung an der Bildung von über 50 verschiedenen Krankheiten zugeschrieben. Im Folgenden sollen nur einige Beispiele genannt werden:

  • Krebs
  • Arteriosklerose und damit zusammenhängende Herz-Kreislauf-Probleme (Bsp. Schlaganfall)
  • Altersdiabetes bzw. Diabetes Typ 2 aufgrund der permanenten Schädigung von Betazellen im Pankreas durch freie Radikale
  • Alzheimer, Parkinson und andere chronische Erkrankungen des Zentralnervensystems
  • chronische Bronchitis
  • Mukoviszidose (cystische Fibrose)
  • chronisch entzündliche Darm-Erkrankungen
  • Darmgeschwüre
  • rheumatoide Arthritis
  • UV-verursachte Hautschäden
  • Allergien
  • Asthma
  • Grauer Star, Schaden an der Netzhaut, Makuladegeneration
  • Entzündungen der Bauchspeicheldrüse
  • Schuppenflechte
  • Abnormalitäten der Spermien
  • Depressionen
  • Altersbedingte Immunschwäche
  • eventuell auch Komplikationen während einer Schwangerschaft

Als gesichert gilt in der Medizin, dass freie Radikale an der Ausprägung von Krebs-Erkrankungen, Herz-Erkrankungen und Gefäß-Krankheiten beteiligt sind.

Wie kann ich mich vor freien Radikalen schützen?

Freie Radikale abzuwehren ist lebensnotwendig, darum besitzt der Körper auch eine Reihe von Abwehrmechanismen (Radikalfänger) wie Enzyme, Hormone und andere Substanzen, welche als sogenannte Antioxidantien fungieren: Diese Substanzen besitzen nämlich ein freies Elektron, können so freie Radikale an sich binden und dadurch unschädlich machen. Die stabile Verbindung von freien Radikalen und Radikalfängern soll der Körper anschließend ganz normal abbauen und ausscheiden können. Zu diesen Antioxidantien zählen beispielsweise:

  • Epigallocatechingallat (Catechin)
  • Superoxiddismutase (SOD)
  • Glutathionperoxidase (Immun-Enzym wirkt zusammen mit Spurenelementen wie Selen, Eisen und Zink)
  • Vitamin A
  • Vitamin C
  • Vitamin E wie Tocopherole, Tocotrienole, Tocomonoenole (in Weizenkeimöl, rotes Palmöl und Kokosöl)
  • Coenzym Q10
  • Flavonoide (Untergruppe der Polyphenole) wie beispielsweise oligomere Proanthocyanidine (OPC), Phytoöstrogene, Phenolsäuren und Anthocyane
  • Taxifolin
  • Carotinoide wie Beta-Carotin, Lutein, Zeaxanthin, Lycopin und Astaxanthin
  • Bilirubin
  • Harnsäure
  • Melatonin
  • Hydridion
  • Acetylcystein

Außer Enzymen und Vitaminen sind insbesondere sekundäre Pflanzenstoffe als Antioxidantien bekannt, v. a. Vitamin A, Vitamin C, Vitamin E, Beta-Carotin und Cystein. Bei der Bindung von freien Radikalen spielen zudem Spurenelemente und Mineralien (Selen, Eisen, Zinke, Mangan und Kupfer) eine Rolle. Entgegen der gängigen Meinung besitzen Fettsäuren keine antioxidative Wirkung.

Um frühzeitigen Alterserscheinungen oder gesundheitlichen Schäden durch freie Radikale vorzubeugen, empfehlen einige Mediziner, Antioxidantien von außen über die Nahrung zuzuführen. Gesunde, natürliche Früchte sind selbstverständlich vorzuziehen, denn hier wirken alle Vitalstoffe im Verbund. Wer den Bedarf über frische Nahrungsmittel nicht decken kann oder wer einen erhöhten Bedarf hat, für den können hochwertige Nahrungsmittelergänzungen sinnvoll sein.

Lebensmittel gegen freie Radikale

Folgende Lebensmittel sollten Sie als natürliche Antioxidantien-Quellen zum Schutz vor freien Radikalen fest in ihren Speiseplan integrieren:

  • Grüner Tee: Als besonders wirksames Antioxidans gilt Catechin, das sind Pflanzenfarbstoffe die sich reichlich in Grüntee befinden. Sie schützen die DNA des Zellkerns und hemmen ein übermäßiges Zellwachstum. Der Effekt von Catechinen soll durch die gleichzeitige Zufuhr von Vitamin B2 noch potenziert werden – so sehr sogar, dass die Kombination von Vitamin B2 und Catechinen sogar die 20-fache Schutzkraft von Vitamin E entfaltet.
  • Weintrauben: Weintrauben enthalten in ihrer Schale Reservatol, welche Enzyme aktiviert, die wiederum freie Radikale zerstören und Krebs vorbeugen.
  • Soja und Soja-Produkte: Nachweislich ist der regelmäßige Verzehr von Soja-Produkten gut, um Cholesterin zu senken, den Knochenaufbau zu verbessern und Brustkrebs vorzubeugen. Denn Soja liefert eine Spezialform von Vitamin E, welche das hochgefährliche freie Radikal Peroxinitrit bindet.
  • Broccoli: Diese Kohlsorte soll den Abbau und die Ausscheidung von Hormonen stärken, welche unter Verdacht stehen, an der Entstehung von Krebs beteiligt zu sein.
  • Knoblauch: Dank Sulfiden wie Allicin wirken Lauchgewächse antibakteriell, gegen Verkalkung und sollen die Lebensdauer der obersten Hautzellen verlängern. Einem Herzinfarkt, Schlaganfall und einer Arteriosklerose könnte so effektiv vorgebeugt werden.
  • Tomaten: Der sekundäre Pflanzenfarbstoff Lycopin soll ebenfalls hoch antioxidativ sein. Karzinogene Substanzen werden durch Lycopin noch während ihrer Entstehung gehemmt.
  • Äpfel: Auch sie enthalten jede Menge Radikalfänger, aber auch viele Ballaststoffe, welche die Verdauung und die Ausscheidung krankheiterregender Stoffe fördert.

Zudem sollten Sie darauf achten, gesunde Kost oder qualitative Nahrungsergänzungen nicht zusammen mit Milch oder Milchprodukten zu verspeisen, denn Milch scheint die Entfaltung der antioxidativen Wirkung zu hemmen. Auch Erhitzen, langes Lagern und die Verarbeitung von Lebensmitteln führt zur Abnahme des antioxidativen Potentials: Nahrungsmittel sollten daher immer frisch und schonend zubereitet werden. Oft befinden sich die wertvollen Antioxidantien auch in der Schale einer Frucht, daher sollten Sie wenn möglich die Schale von Gurken, Äpfeln, Auberginen und dergleichen mitverzehren.

 

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