Folsäure

Folsäure

Was ist Folsäure?

Bei Folsäure – die auch als Vitamin B9 und Vitamin B11 bezeichnet wird, handelt es sich um einen lebenswichtigen Mikronährstoff. Als Teil des Vitamin-B-Komplexes hat Folsäure eine entscheidende Auswirkung auf die Blutbildung und die Entwicklung des Nervensystems.

Herz, Gefäße, Kreislauf und Gehirn hängen ebenfalls von der ausreichenden Versorgung mit der wasserlöslichen Substanz ab. Nicht nur aufgrund seiner lebenserhaltenden Funktionen muss Folsäure täglich auf dem Speiseplan stehen. Der menschliche Körper kann das Vitamin nur sehr kurzzeitig und in geringem Maße speichern, ist also abhängig von der täglichen Versorgung über die Ernährung oder entsprechende Präparate.

Was ist der Folsäure Spiegel?

Der Folsäure Spiegel gibt einen Hinweis auf die aktuelle Versorgung des Körpers mit dem Vitamin B9. Er wird über einen Bluttest festgestellt.

Wovon hängt Ihr Folsäure Spiegel ab?

Vereinfacht gesagt: Von der Versorgung. Setzen Sie ausreichende Mengen Folsäure auf den Speiseplan, sollte auch der Folsäure Spiegel entsprechend hoch sein. Das ist aber nicht immer der Fall, denn Blutwert und Versorgung sind auch von weiteren Faktoren abhängig.

Darunter der individuelle Bedarf. Dieser ist in der Schwangerschaft und Stillzeit deutlich höher. Er kann jedoch ebenfalls durch Krankheiten, die Einnahme von Medikamenten oder besondere Belastungen steigen.

Hinzu kommen die Zubereitung der Lebensmittel und die Aufnahmefähigkeit des Körpers. Sie können durchaus reichlich Vitamin B11-haltige Speisen verzehren und dennoch einen niedrigen Folsäure Spiegel haben, da der Vitalstoff während Transport, Lagerung oder der Zubereitung zerstört wird. Mit zunehmendem Alter sinkt zudem die Absorptionsleistung, der Körper kann den Vitalstoff also nicht mehr so effizient aufnehmen wie in der Jugend. Auch bestimmte Krankheiten können hier eine Rolle spielen und zu sogenannten Malabsorption führen.

Dabei wird die Aufnahme von Mikro- und Makronährstoffen aus dem Verdauungstrakt verhindert oder zumindest erschwert.

Wie wird Folsäure aufgenommen?

Bei Folsäure aus der Nahrung handelt es sich um sogenannte Polyglutamate. Diese müssen zunächst durch Enzyme im Verdauungstrakt in kleine „Bausteine“, sogenannte Monoglutamate, zerlegt werden.

Erst diese können in Dünndarm und Dickdarm über die Darmzellen in das Blut aufgenommen werden. Hierfür werden Trägermoleküle benötigt. Allen voran der Reduced Folate Carrier (RFC). RFC und Folsäure gehen eine Verbindung ein und versorgen sowohl Blut als auch Zellen mit dem Vitalstoff aus der Nahrung.

Wie wird Folsäure gebildet?

Der menschliche Körper ist nicht dazu in der Lage, selbst Folsäure herzustellen. Daher kommt der Versorgung über die Nahrung eine so große Rolle zu.

Welche Folsäure Typen gibt es?

Genau genommen handelt es sich bei der Bezeichnung Folsäure nicht um ein natürliches Vitamin der B-Gruppe, sondern um die synthetische Variante des Vitalstoffs. Die Bezeichnung Folat bezieht sich auf den natürlichen Stoff, der in verschiedenen Lebensmitteln vorkommt. Beide Formen sind jedoch bioaktiv und werden landläufig unter dem Begriff „Folsäure“ zusammengefasst.

Aufgrund verschiedener Systeme hat die lebenswichtige Substanz auch noch weitere Namen erhalten. Vitamin B9, Vitamin B11 und Vitamin M befinden sich darunter. Im allgemeinen Sprachgebrauch wird bei diesen aber keine Unterscheidung nach natürlicher oder synthetisch produzierter Folsäure getroffen.

Auch in der Wissenschaft sind die Bezeichnungen weitestgehend veraltet. Genutzt werden hier aber Folate für natürliche Verbindungen und Folsäure für den synthetischen Vitalstoff.

Wo ist Folsäure enthalten?

Folsäure steckt vor allem in grünem Gemüse, wie Spinat, Grünkohl und Brokkoli. Darüber hinaus in:

  • Hülsenfrüchte, wie Bohnen und Erbsen
  • Hefe-Extrakte
  • Orangen und Orangensaft
  • Vollkornprodukte
  • Geflügelfleisch, Schwein und Leber
  • Meeresfrüchte
  • Hühnereier

Zudem gibt es einige Lebensmittel, wie Säfte oder auch Frühstückscerealien, denen Vitamin B9 zugesetzt wird. Es lohnt sich also, auf die Zutatenliste zu sehen.

Allerdings gibt es bei der Aufnahme der Folsäure ein Problem: Das Vitamin reagiert empfindlich auf Hitze und Licht und ist zudem wasserlöslich. Bereits durch eine ungünstige Lagerung kann der Gehalt also erheblich sinken, durch das Kochen herausgewaschen und damit nochmals reduziert werden. Die folgenden Tipps können aber dabei helfen, möglichst viel Vitamin B11 durch die Ernährung aufzunehmen:

  • Regional und saisonal: Je kürzer die Transportwege, desto mehr wertvolle Vitalstoffe bleiben erhalten. Kaufen Sie also lieber regionale Lebensmittel und passen Sie Ihren Speiseplan an das saisonale Angebot an.
  • Frisch und roh: Da beim Garen unweigerlich der Folsäure-Gehalt sinkt, sollten Sie rohes Gemüse und Obst bevorzugen. Gleiches gilt für frischgepresste Säfte und selbst geflockte oder gemahlene Vollkornprodukte – anstelle von Fertigprodukten – die ansonsten für den Erhalt des Geschmacks und zur Verlängerung der Haltbarkeit erhitzt werden müssten.
  • Richtig lagern: Liegt das Gemüse bis zu Zubereitung und Verzehr offen auf dem Tisch ist es zwar dekorativ, leider aber auch Licht und Wärme ausgesetzt. Besser ist es gut verpackt im Kühlschrank aufgehoben.
  • Schonend garen: Garen bei hohen Temperaturen mit viel Wasser ist der sicherste Weg, um das Vitamin zu zerstören und aus dem Lebensmittel zu waschen. Bevorzugen Sie stattdessen lieber schonende Garvarianten, wie Dämpfen sowie kurzes Kochen und Braten bei geringen Temperaturen.
  • Abwechslungsreich und ungewöhnlich: Auch wenn Leber bei vielen Menschen für gewöhnlich nicht auf dem Tisch landet, auf Schweinefleisch aufgrund des Fettgehalts verzichtet wird, Spinat und Kohl nicht jedermanns Sache sind – wagen Sie sich ruhig einmal an die vernachlässigten Lebensmittel heran. Bereits kleine Mengen ab und an stellen eine Bereicherung für die Folsäure-Versorgung dar. Gleiches gilt für selbst hergestellte Getreideflocken und -mehle, die frisch bereitet überraschend lecker und eine tolle Basis für eine Vielzahl von neuen Gerichten sind.

Welche Wirkungen hat Folsäure?

Wie bereits eingangs erwähnt, hat Folsäure einen sehr großen Wirkungsbereich. Dieser umfasst:

  • Zellteilung: Für die Zellteilung müssen DNA und RNA vervielfältigt werden. Dafür ist wiederum Folsäure erforderlich, die den Prozess regelt und „Kopierfehler“ verhindert. Damit beugt sie auch Zellentartungen und daraus entstehenden Krankheiten vor.
  • Blutbildung: Die für die Blutbildung verantwortlichen Zellen im Rückenmark teilen sich sehr schnell. Der bereits erwähnte Einfluss auf die Zellteilung beteiligt die Folsäure also auch an der Bildung der Blutkörperchen. Das wiederum hat einen Einfluss auf die körperliche und geistige Leistungsbereitschaft und die Versorgung des gesamten Körpers.
  • Nervensystem: Entwicklung, Funktion und Regeneration der Nerven und des Gehirns hängen maßgeblich von der Versorgung mit Folsäure ab. Nicht umsonst wird eine zusätzliche Versorgung mit dem Vitamin B9 bereits vor der Schwangerschaft empfohlen. Aber auch bei großen Belastungen, Stress oder Krankheiten ist eine ausreichende Versorgung entscheidend.
  • Herz und Gefäße: Folsäure senkt den Homocystein Spiegel im Blut. Diese Aminosäure steht in Verbindung mit einer Reizung der Gefäße und Beschwerden des Herzens, erhöhtem Blutdruck und einem gesteigerten Risiko für Herzinfarkte. Noch ist unklar, ob Homocystein selbst als schädliche Substanz wirkt oder lediglich einen Hinweis auf ein erhöhtes Risiko für Probleme im Bereich von Herz, Gefäßen und Kreislauf gibt. Bewiesen ist aber, dass Folsäure gemeinsam mit Vitamin B12 den Homocystein Spiegel senken kann.
  • Stoffwechsel: Vor allem der Eiweißstoffwechsel ist auf Folsäure angewiesen. Fehlt diese, kann die Versorgung mit Protein also ebenfalls negativ beeinträchtigt werden.
  • Wachstum: Zellteilung, Entwicklung des Hirns und der Nerven, Regeneration, Energiebereitstellung – ein gesundes Wachstum kann nur stattfinden, wenn zahlreiche Einzelprozesse ungestört ablaufen. Folsäure ist zwar nicht im Alleingang dafür verantwortlich, hat aber einen wichtigen Anteil daran.

Wer sich generell mit Vitaminen und anderen Vitalstoffen beschäftigt, wird hierbei schnell große Ähnlichkeiten zu den Funktionen des Vitamins B12 erkennen. Tatsächlich ist das nicht die einzige Verbindung zwischen diesen lebenswichtigen Stoffen.

Die Wirkung von Folsäure in der Schwangerschaft

Frauenärzte empfehlen nicht erst während einer bestehenden Schwangerschaft, sondern bereits bei der Planung die Aufnahme von Folsäure zu erhöhen. Denn das Vitamin B11 ist entscheidend für die gesunde Entwicklung des ungeborenen Kindes – und diese ist gerade im ersten Schwangerschaftsdrittel in Bezug auf Nerven und Hirn sehr schnell. Besteht bei der Mutter bereits eine Unterversorgung und werden erst in der Schwangerschaft entsprechende Nahrungsergänzungsmittel eingenommen, kann die Entwicklung also bereits frühzeitig immens gestört werden.

Nerven, Gehirn, Rückenmark – sie alle hängen sehr stark von der Versorgung mit dem Vitalstoff ab. Fehlt er, steigt das Risiko für extreme Fehlbildungen, wie beispielsweise Spina bifida und auch die Gefahr einer Fehl- beziehungsweise Frühgeburt wird erhöht.

Welche Nebenwirkungen hat Folsäure?

Selbst wenn Sie plötzlich sehr große Mengen an Leber, Grünkohl und Orangensaft verzehren sind keine Nebenwirkungen zu erwarten, die durch Folsäure bedingt werden. Viel eher werden Ihnen bei den genannten Lebensmitteln Vitamin A und Vitamin C, Eisen und Ballaststoffe auf Magen und Darm schlagen. Zudem wird überflüssiges Vitamin B9 aus natürlichen Quellen sehr schnell wieder über Urin und Stuhl ausgeschieden.

Eine Überdosierung und damit einhergehende Nebenwirkungen durch Folsäure aus Lebensmitteln sind daher ausgesprochen selten. Anders verhält es sich bei Nahrungsergänzungsmitteln oder Injektionen. Hier kann eine zu hoch angesetzte Dosierung in Verbindung mit bereits bestehenden Beschwerden beziehungsweise Krankheiten durchaus zu Folsäure-bedingten Nebenwirkungen führen.

Möglich sind hierdurch Anfälle bei bereits bestehender Epilepsie, eine Überdeckung eines Vitamin B12 Mangels und daraus entstehende neurologische Schäden sowie eine mögliche Beeinträchtigung der Zink-Aufnahme im Darm. Letzteres ist wissenschaftlich aber noch nicht hinreichend untersucht, sodass es sich hierbei nur um eine Vermutung handelt.

Wie viel Folsäure benötigt Ihr Körper?

Die Deutsche Gesellschaft für Ernährung (DGE) empfiehlt abhängig von Lebensalter und bei einem durch spezielle Umstände – wie Schwangerschaft und Stillzeit – gesteigerten Bedarf, die folgenden Zufuhrmengen an Folsäure:

Alter Folat oder Folsäure in Mikrogramm (µg) pro Tag
bis vier Monate 60
bis 12 Monate 80
bis vier Jahre 120
bis sieben Jahre 140
bis zehn Jahre 180
bis 13 Jahre 240
ab 15 Jahre 300
Schwangere 550
Stillende 450

Laut dieser Empfehlung verändert sich der Grundbedarf etwa ab dem 15. Lebensjahr nicht mehr grundlegend. Hierbei sollten Sie jedoch beachten, dass es sich lediglich um grobe Richtwerte zu Verhinderung eines ausgeprägten Mangels handelt.

Ihr individueller Bedarf kann aber durchaus höher ausfallen und damit nicht mehr durch die aktuellen DGE-Angaben abgedeckt sein. Stress, starke körperliche oder psychische Belastungen sowie Krankheiten und einige Medikamente verbrauchen größere Mengen Folsäure, sodass eine ausreichende Versorgung über die Ernährung allein erschwert sein kann.

Hinzu kommt, dass sich die Empfehlungen unterscheiden können. So gibt beispielsweise die Food and Drug Administration der Vereinigten Staaten von Amerika die folgenden Zufuhrmengen als Empfehlung an :

Alter Folat oder Folsäure in Mikrogramm (µg) pro Tag
Säuglinge 100
Kleinkinder bis vier Jahre 200
Kinder ab vier Jahren, Jugendliche und Erwachsene 400
Schwangere 800
Stillende 800

Im Vergleich zu den DGE Empfehlungen liegen diese um einiges höher. Bereits hierdurch wird klar, dass die pauschalen Angaben nur als Orientierung dienen können. Aufschluss über die individuell ausreichende Zufuhr bringt letztendlich nur eine Untersuchung.

Was bedeuten Ihre Folsäure Werte?

Bei erwachsenen Frauen und Männern sollten sich die Folsäure Werte zwischen 3 und 15 Nanogramm pro Milliliter bewegen. Ein Folsäure Spiegel darunter weist auf eine Unterversorgung oder gestörte Aufnahme hin.

Zu hohe Werte können nach der Aufnahme von Nahrungsergänzungsmitteln und Injektionen auftreten, haben klinisch betrachtet aber nur in den seltensten Fällen eine Bewandtnis.

Welche Rolle spielt Folsäure bei Kindern?

Aufmerksamen Lesern sind die Differenzen zwischen den DGE Empfehlungen für Säuglinge, Kinder, Jugendliche und Erwachsene sicherlich nicht entgangen. Hier der genaue Vergleich:

Säuglinge wiegen im Alter von bis zu vier Monaten durchschnittlich zwischen 5 und 8,5 Kilogramm und benötigen 60 Mikrogramm Folsäure pro Tag. Erwachsene Männer bringen durchschnittlich 85,2 Kilogramm auf die Waage. Bei Frauen sind es immerhin 70,7 Kilogramm. Erwachsene sind also im Schnitt mehr als zehn Mal so schwer wie Säuglinge, benötigen aber gerade einmal die fünffache Menge an Folsäure zur Grundversorgung beziehungsweise zur Vermeidung eines Mangels.

Bereits hierbei sollte auffallen, dass Vitamin B9 eine größere Rolle in der kindlichen Entwicklung spielt. Das beginnt schon bei der Zeugung. Die Zellteilung, Bildung von zusätzlichem Blut zur Versorgung und die Ausbildung des Nervensystems sowie das generelle Wachstum führen zu einem vergleichsweise hohen Bedarf bei (Mutter und) Kind.

Um späteren Problemen vorzubeugen, sollten Sie während Schwangerschaft, Stillzeit und Kindheit also sehr genau auf eine angemessene und individuell angepasste Versorgung mit dem B Vitamin achten.

Was ist ein Folsäure Mangel?

Bei einem Folsäure Mangel handelt es sich um einen zu niedrigen Folsäure Spiegel im Blut. Die Aufnahme reicht dann nicht aus, um den Bedarf an dem Vitamin zu decken und alle davon beeinflussten Funktionen uneingeschränkt ablaufen zu lassen.

Da Folsäure an einer Reihe von Prozessen beteiligt ist, kann eine Unterversorgung einen entsprechend weitreichenden negativen Einfluss auf die Gesundheit und das Wohlbefinden haben.

Welche Folgen kann ein Folsäure Mangel haben?

Fehlt Folsäure in der Schwangerschaft, können Gehirn und Nervensystem des Embryos unterentwickelt oder gar nicht entwickelt sein. Auch Spina bifida, der sogenannte „Offene Rücken“, ist eine mögliche Fehlbildung durch den Folsäure Mangel. Die Testung des eigenen Vitamin B9 Spiegels, eine zusätzliche Zufuhr über Nahrungsergänzungsmittel und regelmäßige Kontrollen sind während Schwangerschaft, Stillzeit und Kindheit also besonders wichtig.

Auch wenn eine besondere Betonung auf die Versorgung am Lebensanfang gelegt werden muss, verliert Folsäure in späteren Jahren nicht an Bedeutung.

Selbst wenn das allgemeine Wachstum längst abgeschlossen ist, müssen sich Zellen teilen und regenerieren. Fehlen ihnen dazu Folate, können sich Fehler in der DNA und RNA einschleichen und auch andere Bereiche beeinflusst werden. Die Folgen hiervon sind weitrechend und umfassen unter anderem:

  • Zellentartungen:Gibt es Fehler bei der Vervielfältigung des Erbguts, also von DNA und RNA, können sich Zellen verändern und entarten. Dadurch steigt das Risiko für verschiedene Krankheiten, wie unter anderem Krebs. Aus diesem Grund wird Folsäure auch in Bezug auf die Vorbeugung und Behandlung von Krebs untersucht.
  • Anämie: Gemeinsam mit Eisen und Vitamin B12 ist Folsäure für die Blutbildung verantwortlich. Bei einer unzureichenden Versorgung wird die Blutbildung reduziert und die Größe der Blutkörperchen kann sich verändern. Hierdurch können Anämien entstehen. Diese wirken sich wiederum auf die die Versorgung und die Leistungsbereitschaft aus.
  • Leistungsbereitschaft: Ebenso wie andere Vertreter der B-Vitamine hat Vitamin B9 einen Einfluss auf Nerven und Hirn. Bei einem Mangel sinken daher Konzentration und Erinnerungsvermögen – also die geistige Leistungsbereitschaft. Aufgrund der Beteiligung am Stoffwechsel kann zudem die körperliche Leistungsfähigkeit beeinträchtigt werden.
  • Schlaganfälle: Das bereits erwähnte Homocystein hat eine Verbindung zum Risiko für kardiovaskuläre Erkrankungen. Durch Vitamin B12 und Vitamin B11 können die Werte der Aminosäure gesenkt werden. Wie obig erörtert, ist noch nicht endgültig geklärt, ob Homocystein selbst Stress auf die Gefäße auswirkt oder diesen nur anzeigt. In einer Studie ließ sich jedoch nachweisen, dass Folsäure das Risiko für Schlaganfälle signifikant senkt. Eine mögliche Folge des Mangels kann also das erhöhte Risiko für Schlaganfälle und andere Erkrankungen des Herz-Kreislaufs sein.
  • Unfruchtbarkeit: Ein weiterer Grund dafür, dass Folsäure bereits bei einem bestehenden Kinderwunsch vermehrt aufgenommen beziehungsweise der eigene Spiegel kontrolliert werden sollte, ist die Auswirkung des Mikronährstoffs auf die Fruchtbarkeit. Viele ungewollt kinderlose Paare stellen bei ersten Untersuchungen fest, dass ein Folsäure Mangel besteht.

Wie kann Ihr Folsäure Wert getestet werden?

Durch ärztliche Bluttests. Bevor es zu diesen kommt, werden im Rahmen einer Anamnese auch Veränderungen in Ihrem Befinden und Ihre Lebens- sowie Ernährungsweise in Erfahrung gebracht.

Hiervon ausgehend können Mediziner sich meist schon erahnen, ob eventuell vorhandene Beschwerden auf eine Unterversorgung zurückzuführen sind. Eindeutigen Aufschluss bringen aber nur entsprechende Untersuchungen. Bei diesen werden nicht nur die Folsäure-Werte gemessen, sondern auch die Spiegel von Vitamin B12 und gegebenenfalls Homocystein sowie Holotranscobalamin.

Die Gründe hierfür liegen in der engen Verbindung zwischen Vitamin B12 und Vitamin B11. Mit dieser gehen auch ähnliche Symptome bei einem Mangel einher. Zudem kann eine Unterversorgung mit beiden Substanzen parallel auftreten – obwohl sie mit Ausnahme der tierischen Produkte nicht in den gleichen Lebensmitteln enthalten sind.

Wie kann ein Folsäure Mangel therapiert werden?

Das ist abhängig von der Ursache und Ausprägung des Mangels. Essen Sie schlicht zu wenig Folsäure-haltige Lebensmittel, lagern diese ungünstig oder reduzieren den Vitamingehalt durch Garen, kann eine Umstellung der Ernährung bereits den gewünschten Erfolg bringen.

Ernähren Sie sich bereits ausgewogen und gesund, leiden aber trotzdem unter einem Mangel, muss zunächst der Grund für die Unterversorgung herausgefunden werden. Diese ist durchaus nicht immer direkt offensichtlich. Mögliche Ursachen sind:

  • Erhöhter Bedarf an Folsäure: Laufen, Kraftsport, harte körperliche Arbeit aber auch emotionale Belastungen oder psychischer Stress erhöhen neben Schwangerschaft, Stillzeit und Wachstum den individuellen Vitamin B9 Bedarf. Wird die Ernährung nicht angepasst oder der Körper mit Folsäure Tabletten versorgt, ist ein Mangel vorprogrammiert.
  • Verringerte Aufnahme: Nahrungsmittelunverträglichkeiten, chronisch entzündliche Darmerkrankungen aber auch übermäßiger Alkoholkonsum können den Darm belasten und dazu führen, dass Makro- und Mikronährstoffe schwerer oder gar nicht mehr aus der Nahrung aufgenommen werden können. Selbst wenn also grünes Blattgemüse in rauen Mengen auf dem Teller landet, kommen die enthaltenen Vitamine nicht mehr in Blut und Zellen an.
  • Enzyme: Zur Verwandlung von Folsäure in die bioaktive und vom menschlichen Körper nutzbare Form wird ein Enzym benötigt. Das Enzym mit dem klanghaften Namen 5,10-Methylentetrahydrofolatreduktase (MTHFR) ist aber nicht bei jedem Menschen in gleichem Maße vorhanden beziehungsweise nicht bei jeder Person vergleichbar effizient. So kann der eine mit vergleichsweise wenigen Folsäure Lebensmitteln seinen Bedarf problemlos decken, während ein anderer selbst mit der Einnahme von Folsäure Präparaten noch unterversorgt ist.

Es reicht also nicht aus, bei einem vermuteten oder auch nachgewiesenen Mangel entsprechende Präparate einzunehmen. Der Spiegel sollte wiederholt kontrolliert und gegebenenfalls die Art der Therapie angepasst werden.

Welche Folsäure Präparate sind sinnvoll?

Welche Präparate sinnvoll sind, hängt wiederum von der Schwere der Unterversorgung und der Ursache dafür ab. Wer einem Mangel vorbeugen will, beispielsweise weil die Ernährungsweise gerade nicht ausreichend zur Deckung des Bedarfs ist, viel trainiert wird oder eine besonders belastende Phase ansteht, benötigt keine riesigen Dosen – ist aber gut mit einem Komplex-Präparat bedient. Immerhin steigt in diesen Fällen nicht nur der Bedarf an Vitamin B11.

Geeignet sind Präparate, die zwei Drittel der DGE Empfehlung und immerhin die halbe Tagesdosis an Folsäure laut FDA Angaben decken, oder auch solche, deren Folsäure Gehalt exakt der FDA Empfehlung entspricht.

Soll gezielt ein bereits bestehender Mangel ausgeglichen werden, sind höhere Dosierungen, beispielsweise in Form von 5mg-Tabletten sinnvoll. Auch diese sollten aber an den persönlichen Bedarf angepasst sein. Zwar sind im Normalfall weder eine Folsäure Überdosierung noch Folsäure Nebenwirkungen zu befürchten – Ausnahmen bestätigen aber die Regel. Krankheiten und Medikamente können die Wirkung beeinflussen oder durch synthetisches Vitamin B9 beeinträchtigt werden.

Bei Kinderwunsch, in der Schwangerschaft und Stillzeit spielt Folsäure eine besondere Rolle. Es ist daher ratsam, enstprechende Präparate bereits vor der Schwangerschaft sowie während der Schwangerschaft und während der Stillzeit einzunehmen.

Die Einnahme sollte im Vorfeld in jedem Fall mit einem Arzt abgesprochen werden. Darüber hinaus sind Folsäure Tabletten und Kapseln zwar einfach einzunehmen aber nicht für jeden ideal. Die Art der Aufnahme sollte also ebenfalls abgestimmt werden.

Besteht ein Problem im Bereich des Magens und Darms, ist die Aufnahme der Folsäure auf diesem Wege also erschwert, kann ein Vitamin-Spray die Lösung sein. Dieses wird über die Mundschleimhaut aufgenommen, umgeht also Störungen im Verdauungstrakt.

Noch direkter wirken Injektionen in die Muskulatur. Die Bioverfügbarkeit des Vitamins ist in dieser Darreichungsform sehr hoch, die Wirksamkeit schnell. Daher eignen sich derartige Spritzen gut zum Ausgleich eines starken Mangels. Sie können allerdings auch als Aufbaukur und zur Vorbeugung einer Unterversorgung eingesetzt werden.

Extra Information: Folsäure, Kinderwunsch und Schwangerschaft

Folsäure hat bereits zahlreiche Namen, dazu kommt auch noch die Bezeichnung „Schwangerschaftsvitamin“. Kein Wunder, bei den bereits erwähnten Auswirkungen auf Fruchtbarkeit und Kindesentwicklung. Allerdings wurde hier bisher nur die werdende Mutter und der ungeborene Nachwuchs in den Fokus gerückt – dabei spielt der Vitalstoff ebenso für Männer mit Kinderwunsch eine entscheidende Rolle.

Ebenso wie Frauen optimaler Weise bereits vier Wochen vor der geplanten Empfängnis Folsäure Präparate zu sich nehmen sollten, sollten Männer auf ihre Versorgung achten. Der Mikronährstoff ist entscheidend für die Spermienqualität und die erektile Funktion. Beide Faktoren sind wichtig für die Erfüllung des Kinderwunschs und die Gesundheit des Nachwuchses.

Paare in der Familienplanung sollten also dringend bereits vor der Empfängnis auf ihre jeweiligen Folsäure Spiegel achten und diese bei Bedarf durch entsprechende Präparate erhöhen.

Wussten Sie schon: Folatzusätze sind umstritten

Während beispielsweise in Mittelamerika den USA mit Folsäure versetzte Lebensmittel reichlich vorhanden sind, finden sich diese in der EU nur vergleichsweise selten. Dabei ist eine Unterversorgung mit dem Vitamin B9 durchaus keine Seltenheit – sondern in allen Altersgruppen und bei beiden Geschlechtern ausgesprochen weit verbreitet.

Zwar stellt auch diese Form der Versorgung keine Lösung für alle dar, immerhin hätte eine Anreicherung von Mehl und Brot mit Folsäure für Menschen mit Glutenunverträglichkeit oder bei einer kohlenhydratarmen Ernährung keine Auswirkung auf die Versorgung, sie könnte die Aufnahme aber für einige Gruppen deutlich erleichtern.

Hinzu kommt, dass die bereits erwähnten Risiken für Neuralrohrdefekte, wie der offene Rücken bei Kindern, damit in Mittelamerika bereits nachweislich signifikant gesenkt werden konnte. Dennoch gehen die Meinungen zur „zwangsweisen“ Supplementierung hier weit auseinander. Bisher ist also jeder selbst dafür verantwortlich, auf natürlichem Wege oder durch Präparate eine ausreichende Versorgung sicherzustellen.

Achtung: Sollten Sie bei sich unsicher sein, ob Sie unter einem Folsäure Mangel leiden oder Beschwerden anderer Art bemerken, suchen Sie umgehend einen Arzt auf. Dieser Artikel dient lediglich der Information und kann die ärztliche Untersuchung sowie Betreuung nicht ersetzen.

Wissenschaftliche Quellen

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  • Angelika Bauer-Delot: Folsäure kann Urtikaria auslösen. In „Allergo J“, 22, 2013, ISSN 0941-8849

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