Folgen eines Bewegungsmangels bei Kindern

Folgen eines Bewegungsmangels bei Kindern

Bewegung ist förderlich für die Entwicklung

Für unsere Ahnen war Bewegung etwas Alltägliches. Sie gingen jagen oder betrieben Ackerbau, um sich zu ernähren. Heute erlegen wir unser Essen im Supermarkt und arbeiten im Sitzen – Bewegung ist kein Muss mehr. Doch wer sich nicht sportlich betätigt, setzt seine Gesundheit aufs Spiel. Bewegungsmangel führt zu Übergewicht, Bluthochdruck oder Herzkrankheiten. Der Grundstein dafür wird häufig schon in der Kindheit gelegt. Wer sich als Kind wenig bewegt, ändert dies auch im Erwachsenenalter oft nicht. Dabei ist körperliche Aktivität für Kinder besonders wichtig, damit sie sich physisch und psychisch gesund entwickeln. Sie hat folgende Vorteile:

  • Stärkt die Knochen
  • Stärkt die Muskeln
  • Verhindert Übergewicht
  • Stärkt Herz und Kreislauf
  • Positive Wirkung auf Atmung, Stoffwechsel und Immunsystem
  • Fördert motorische Fähigkeiten
  • Fördert Entwicklung des Gehirns und kognitiver Fähigkeiten
  • Hilft beim Stressabbau

Wie viel Bewegung braucht mein Kind?

Die Weltgesundheitsorganisation WHO empfiehlt für gesunde Kinder und Jugendliche im Alter von 5 bis 17 Jahren jeden Tag mindestens 60 Minuten mäßig anstrengender bis anstrengender Bewegung. Kinder haben meist einen natürlichen Bewegungsdrang und sind von sich aus gerne aktiv. Trotzdem betätigt sich der Großteil der deutschen Kinder zu wenig. In der Studie zur Gesundheit von Kindern und Jugendlichen in Deutschland (KiGSS) des Robert-Koch-Instituts, die seit 2003 durchgeführt wird, kamen 2014 nur ein Viertel der befragten 3- bis 17-Jährigen der Empfehlung der WHO nach. Immerhin die Hälfte der 3- bis 6-Jährigen bewegt sich jeden Tag rund eine Stunde. Mit steigendem Alter nimmt die Aktivität allerdings ab. In der Altersgruppe zwischen 14 und 17 Jahren sind nur noch etwa 12 Prozent der Kinder täglich aktiv. Jungen bewegen sich dabei etwas häufiger als Mädchen.

Auswirkungen eines Bewegungsmangels bei Kindern

Bewegungsmangel bei Kindern führt zu einem schlechten Fitnesszustand und Problemen bei der motorischen Entwicklung. In der KiGGS-Studie wurde auch die Körperkoordination der Kinder getestet. 35 Prozent der Kinder hatte Schwierigkeiten dabei, auf einem schmalen Balken rückwärts zu balancieren. Rund 43 Prozent erreichten beim Vornüberbeugen ihre Füße nicht mit den Händen. Durch die fehlende Bewegung werden die Muskeln nicht gefordert. Haltungsschäden mit Kopf- und Rückenschmerzen sind die Folge. Auch Übergewicht ist eine häufige Begleiterscheinung von Bewegungsmangel.

Kinder, die sich weniger bewegen, können sich oft schlechter konzentrieren. Ihre geistige Leistungsfähigkeit ist verringert. Bewegung meint dabei nicht nur Sport im Verein, sondern auch das Spielen im Freien und zu Fuß zu gehen statt mit dem Auto gefahren zu werden. Diese Tätigkeiten sind wichtig, damit das Kind seine Umgebung entdeckt, selbstständig wird und Selbstvertrauen entwickelt. Dies gelingt ihm nicht, wenn es allein in der Wohnung spielt oder seine Nachbarschaft nur aus dem fahrenden Auto kennt.

Bewegungsmangel im Kindesalter zeigt seine Folgen oft erst im Erwachsenenalter. Dann steigt nämlich das Risiko für Herz-Kreislauf-Erkrankungen wie Diabetes, Bluthochdruck, Herzinfarkt oder Schlaganfall. Auch Rückenleiden sind eine häufige Folge von zu wenig Bewegung in der Kindheit.

Ursachen eines Bewegungsmangels

Wie häufig sich ein Kind bewegt, hängt davon ab, welche Gelegenheiten sich ihm dafür bieten. Gerade in größeren Städten sind Spielflächen beschränkt. Oft wohnt die Familie in einer Wohnung ohne Garten und der nächste Spielplatz ist weit weg. Auch auf der Straße können die Kleinen in der Regel wegen des Verkehrs nicht spielen. In diesem Fall sind die Eltern gefragt. Sie müssen ihren Kindern Anreize geben, sich zu bewegen – zum Beispiel durch gemeinsame Unternehmungen. Allerdings hat nicht jeder die Zeit dafür, sodass Kinder sich häufig alleine in ihrem Zimmer beschäftigen müssen.

Die Bewegung an der frischen Luft hat heutzutage eine starke Konkurrenz durch elektronische Medien. Etwa zwei Drittel der in der KiGGS-Studie befragten Jugendlichen zwischen 11 und 17 Jahren verbrachten zwischen ein und fünf Stunden am Tag vor dem Fernseher, dem Computer, an der Spielekonsole oder am Handy. So bleibt neben Hausaufgaben und Schule nur wenig Zeit, um einem Hobby nachzugehen. Medienkonsum ist allerdings nicht nur problematisch, weil sich die Kinder dabei nicht bewegen. Er kann ebenfalls zu kognitiven und auch sprachlichen Defiziten führen.

So wird Ihr Kind fit

Eltern spielen eine wichtige Rolle, wenn es darum geht, Kinder zu mehr Bewegung zu animieren. Wenn Sie selbst keinen Sport betreiben und auch für kurze Strecken das Auto nehmen, sollten Sie Ihre eigene Lebensweise überdenken. Seien Sie Ihrem Kind ein Vorbild und zeigen Sie ihm, wie man Bewegung in den Alltag integriert. Lassen Sie den Wagen stehen und holen Sie stattdessen das Fahrrad aus dem Keller. Viele Ziele lassen sich auch zu Fuß erreichen.

Sportvereine bieten ein großes Spektrum an Aktivitäten, bei denen auch für Ihr Kind etwas dabei sein wird. Geben Sie ihm die Möglichkeit, verschiedene Sportarten auszuprobieren und das richtige Hobby für sich zu finden. Wenn Ihr Sohn oder Ihre Tochter sich nicht traut, allein mit anderen Sport zu machen, nehmen Sie Eltern-Kind-Angebote wahr, um gemeinsam fitter zu werden. Sportvereine sind allerdings nicht die einzige Möglichkeit, um sich zu bewegen. Familienausflüge, Fahrradtouren und kurze Wanderungen bringen ebenfalls Bewegung in den Alltag.

 

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