Feldenkrais – was steckt dahinter?

Feldenkrais – was steckt dahinter?

Der Rücken tut weh, im Schulter- und Nackenbereich sind Sie völlig verspannt und seit Neustem zwickt auch noch das Knie: Kennen Sie das auch? Rücken- und Gelenkschmerzen können einem das Leben schwer machen. Oft weiß man gar nicht, woher die Schmerzen plötzlich kommen, fühlt sich hilflos und frustriert. Was tun? Probieren Sie’s doch mal mit der Feldenkrais-Methode. Sie hilft Ihnen dabei, Ihren Körper besser wahrzunehmen, Bewegungsmuster zu erkennen und neue, schmerzfreie Varianten zu entwickeln. Wir zeigen Ihnen, was hinter Feldenkrais steckt.

Was ist Feldenkrais?

Feldenkrais ist eine „Lernmethode“ – so formuliert es ihr Gründer, der israelische Physiker und Judo-Lehrer Moshé Feldenkrais. Dabei geht es nicht um Lernen im schulischen Sinne, sondern um Lernen durch Bewegung. So wie Kinder gehen lernen und die Welt erkunden, sollen auch wir Erwachsenen wieder „organisch“ lernen. Das heißt unsere Bewegungsspektrum erweitern, neue Bewegungen ausprobieren, unseren Körper besser kennenlernen und festgefahrene Bewegungsmuster aufbrechen. Denn oft entstehen Schmerzen dadurch, dass wir immer und immer wieder dieselben Bewegungsabläufe ausführen und unserem Körper dabei durch kleine, antrainierte Fehler schaden. Das kann zum Beispiel eine ungünstige Sitzhaltung auf dem Bürostuhl sein, die Art und Weise, wie wir uns bücken oder wie wir eine Tasche tragen. Bei Feldenkrais geht es darum, diese Bewegungsmuster in einem ersten Schritt zu erkennen und somit mögliche Schmerzverursacher aufzuspüren. Anschließend versucht man, Varianten und Alternativen zu finden und sie in den Alltag zu integrieren.

Wie funktioniert Feldenkrais?

Feldenkrais ist kein sportliches Training, bei dem Sie Ihren Körper strapazieren oder verbiegen müssen. Vielmehr geht es darum, durch Wahrnehmungsübungen den eigenen Körper besser kennenzulernen und zu erkennen, wie Muskeln und Gelenke zusammenspielen. Wichtig ist dabei immer das Nachspüren nach einer Übung. Fühlen sich rechte und linke Körperhälfte gleich an? Hat die Übung etwas verändert? So schulen Sie Ihre Selbstwahrnehmung und merken, wo möglicherweise ein Ungleichgewicht herrscht oder Probleme angesiedelt sind. Am besten lernt man die Feldenkrais-Methode mit einem ausgebildeten Feldenkrais-Lehrer. In vielen Volkshochschulen oder Therapieeinrichtungen werden Gruppenkurse angeboten. Besonders empfehlenswert ist am Anfang aber eine Einzelstunde. So kann der Feldenkrais-Lehrer ganz gezielt auf Ihre Problemzonen eingehen und gemeinsam mit Ihnen individuelle Lösungsmöglichkeiten entwickeln.

Für wen ist Feldenkrais geeignet?

Ob jung oder alt, sportlich oder ungeübt – von Feldenkrais kann jeder profitieren. Nicht nur als akute Therapie gegen Schmerzen ist die Methode sinnvoll. In der Arbeit mit Kindern kann Feldenkrais dabei helfen, Wahrnehmungs- und Entwicklungsstörungen zu erkennen und Lösungen zu finden. Senioren bleiben mit Feldenkrais länger fit und lernen, wie sie trotz eventueller Bewegungseinschränkungen ihr Leben meistern. Das trägt dazu bei, die Lebensqualität erheblich zu verbessern. Auch viele Sportler wenden Feldenkrais an, um ihre Leistungen zu steigern. Denn oft lassen sich schon durch kleine Abweichungen von der Gewohnheit Bewegungsabläufe optimieren.

Feldenkrais hält auch den Geist fit

Moshé Feldenkrais vertritt die Theorie, dass Körper und Geist eine Einheit bilden und sich das eine immer auch auf das andere auswirkt. Durch das Erlernen von neuen Bewegungen und Aufbrechen von festgefahrenen Mustern werden auch im Gehirn neue Synapsen gebildet – das bestätigen aktuelle Ergebnisse der Hirnforschung. Die Fähigkeit, durch Bewegung zu lernen, haben wir bis ins hohe Alter. Deshalb ist Feldenkrais auch eine Methode, um lange mental fit zu bleiben. Besonders wichtig ist dabei die Wahrnehmung und Erkenntnis, dass nichts so bleiben muss, wie es immer war, sondern dass schon kleine Veränderungen große Wirkung haben können. Das sorgt auch für mehr geistige Flexibilität in anderen Lebensbereichen.

Eine einfache Feldenkrais-Übung bei Rückenschmerzen

Mit dieser einfachen Wahrnehmungsübung gewinnen Sie einen ersten Eindruck, wie die Feldenkrais-Methode funktioniert. Sie soll dabei helfen, Rückenschmerzen zu bekämpfen. Legen Sie sich dafür auf einer Matte auf den Rücken und stellen Sie die Beine hüftbreit auf, sodass die Knie nach oben zeigen. Die Arme liegen entspannt seitlich neben dem Körper. Lassen Sie nun beide Knie leicht nach rechts fallen – gerade so viel, dass Sie eine Bewegung, aber keine Dehnung spüren. Geben Sie genau acht, wie sich das im unteren Rücken anfühlt. Anschließend die Beine zur anderen Seite fallen lassen. Ein paar Mal wiederholen, dabei immer wieder nachspüren. Fühlen sich beide Richtungen gleich an? Spüren Sie Blockaden? So hilft Feldenkrais, die Körperwahrnehmung zu verbessern.

 

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