Enzym-Präparate – wie effektiv sind sie?

Enzym-Präparate – wie effektiv sind sie?

Schon mal davon gehört? Wenn nicht, würde es mich wundern, denn das Thema Enzymtherapie ist mittlerweile in allen Gesundheits- und Sportzeitschriften vertreten. Es erinnert mich an den Hype um Vitaminpräparate in Form von Brausetabletten, deren Wirkungen letzlich nicht so spürbar waren wie erhofft. Nun frage ich mich, was es mit diesen künstlichen Enzymen auf sich hat. Sind Enzym-Präparate denn wirklich so effektiv wie es heißt? Oder steckt dahinter wieder ein schlauer Werbetrick der Pharmaindustrie, die ihre Produkte an den Mann bzw. die Frau bringen möchte? Ich weiß zwar, dass der menschliche Körper Enzyme selbst herstellt und sie auch benötigt – aber was bringt eine Enzymtherapie? Das interessiert mich brennend! Ihnen geht es genauso? Dann sollten Sie weiterlesen!

Enzyme – natürliche Allroundtalente

Wie profitabel die Entdeckung der Enzyme für die menschliche Gesellschaft war, lässt sich anhand vieler Alltags-Erleichterungen beweisen. Denn Enzyme in Waschmitteln (fettspaltende Lipasen, proteinspaltende Proteasen) helfen uns, die Kleidung trotz niedriger Temperatur von Flecken zu befreien. Auch bei der Gerbung von Leder wirken Enzyme. Selbst in Lebensmitteln werden Enzyme effektiv eingesetzt wie bei der Herstellung von Käse (mikrobielles oder tierisches Lab), Bier (Hefe), Babynahrung, Biosprit oder Papier. Um Krankheiten zu diagnostizieren, sind Enzyme ebenso gut geeignet: Im Labor lassen sich mit ihrer Hilfe Erbinformationen entschlüsseln, zuschneiden und auf- und abbauen. Aber auch in der Synthese von Medikamenten werden Enzyme gebraucht wie beispielsweise bei der Herstellung von Antibiotika.

Was sind Enzyme überhaupt?

Enzyme sind spezifische Proteinketten, die im Fachbereich auch den Namen Biokatalysatoren tragen. Es handelt sich um Stoffe, die biochemische Reaktionen in unserem Körper auslösen und beflügeln. Essentielle Körperfunktionen wie Wachsen, Atmen, Verdauen oder Regenerieren wären ohne Enzyme nicht möglich – und tausende von weiteren lebenswichtigen Stoffwechselprozessen auch nicht! Enzyme sind für einen intakten Organismus also unverzichtbar. Mit fortschreitendem Alter produziert unser Körper aber immer weniger Enzyme, darum laufen auch Stoffwechselvorgänge parallel zum Altern langsamer ab. Das hat dann zur Folge, dass wir längere Zeit zur Regeneration benötigen und wir anfälliger für Infekte und andere Erkrankungen sind.

Welche Aufgaben haben Enzyme in unserem Körper?

Ca. 3000 Enzyme wurden bisher identifiziert, wobei jedem Enzym eine eigene Aufgabe zukommt. Die meisten davon sind für Stoffwechselprozesse, vor allem Ernährung und Atmung) zuständig. Andere sind für die Blutgerinnung und Wundheilung bei Verletzungen verantwortlich und wieder andere steuern die Hormonproduktion. Enzyme können aber noch viel mehr: Sie neutralisieren Umweltgifte und töten freie Radikale, Bakterien, Viren und Pilze ab. Darum sind Enzyme vor allem für unser Immunsystem wichtig.

Das bekannteste Enzym ist wohl die Laktase: Sie ermöglicht es uns, Milchzucker (Laktose) in Milchprodukten zu verwerten. Allerdings gibt es viele Menschen, die laktoseintolerant sind, die also keine Laktose verwerten können und darum über Beschwerden nach dem Verzehr der entsprechenden Nahrungsmittel klagen.

Anwendungsgebiete der Enzymtherapie

Ein Wundermittel sind Enzyme nicht, deswegen können sie schwere Krankheiten wie Krebs auch nicht heilen. Aber eine Studie aus den 90ern belegt die Hemmung von Tumorwachstum und Metastasenbildung durch Enzymtherapien. Die Forscher fanden nämlich heraus, dass die Enzymkombination von Trypsin, Papain und Chymotrypsin das Immunsystem derart stärken kann, dass es selbst die Ausmerzung von Krebszellen wieder übernimmt. Allerdings widerspricht eine US-Studie aus dem Jahr 2010 diesem Befund, darum gilt die Enzymtherapie nur als Begleittherapie. Auch die Nebenwirkungen einer Chemotherapie wurden nachweislich durch Enzymtherapien gelindert: Statistisch traten Übelkeit, Erbrechen, Gewichtsverlust, Entzündungen und Haarverlust deutlich schwächer auf als üblich. Doch auch andere Entzündungen im Körper lassen sich mit Enzym-Präparaten gut therapieren wie Zahnschmerzen, Sportverletzungen, rheumatische Gefäßerkrankungen und Autoimmunkrankheiten. Einige dieser Erkenntnisse basieren auf klinischen Studien, andere auf Erfahrungswerte der Patienten.

Wie lassen sich gute von schlechten Enzym-Präparaten unterscheiden?

Indem Sie immer einen Blick auf die Inhaltsstoffe werfen. Nur Präparate mit dem Stoff Methylcellulose sind magensaftresistent, weil dieser Mantelstoff den eigentlichen Wirkstoff vor der vorzeitigen Zerstörung schützt. Außerdem ist die richtige Wirkstoffmischung notwendig, um Erfolge zu erzielen. Welches Präparat dann für Ihre individuellen Bedürfnisse das Beste ist, können Sie nur zusammen mit einem Fachmann (Apotheker, Arzt) herausfinden.

Übrigens entfalten Enzym-Präparate ihre Wirkung besser, wenn die Einnahme nicht zusammen mit der Nahrung stattfindet (mit Ausnahme von Laktase-Präparaten). Die Einnahme sollte aber unbedingt zum richtigen Zeitpunkt erfolgen (45 Minuten vor oder 90 Minuten nach dem Essen), sonst kommt es zu Nebenwirkungen wie Völlegefühl oder Blähungen.

Enzyme – welche gibt es?

Die Enzymtherapie ist ein Naturheilverfahren, das an Popularität zunimmt. Einen Überblick über alle 3000 Enzyme kann ich Ihnen hier nicht verschaffen, aber diese fünf  und ihre Funktionen sollten Sie kennen:

  • Bromelain stammt aus der Ananas. Es spaltete Proteine und wirkt entzündungshemmend.
  • Chymostrypsin wird in der Bauchspeicheldrüse produziert. Es ist ein Verdauungsenzym, das auch die Durchblutung fördert.
  • Papain kommt aus der Papaya. Es stärkt das Immunsystem und wirkt beruhigend auf die Magennerven.
  • Pepsin wird in der Bauchspeicheldrüse gebildet. Es unterstützt die Verdauung und dient zum Proteinabbau.
  • Trypsin kommt aus der Bauchspeicheldrüse. Es spaltet Eiweiß und regt die Verdauung an.

Genügt es nicht, Enzyme über die Nahrung aufzunehmen?

Gerade körpereigene Enzyme wie Trypsin oder Pepsin kommen nicht in der Nahrung vor und müssen dem Körper gegebenenfalls in Tablettenform zugeführt werden. Andere Enzyme wie Bromelain befinden sich nicht im genießbaren Teil der Ananas, sondern im Strunk. Doch selbst wenn ein Enzym, wie das der Papaya, über die Fruchtschale verzehrt werden kann, dann besteht immer noch das Problem mit der Magensäure. Die meisten pflanzlichen Enzyme, die wir über die Nahrung aufnehmen können, sind nicht gerade stabil und werden von unserem aggressiven Magensaft zerstört. Darin liegt also der Vorteil von Präparaten: Sie sind magensaftresistent und lösen sich erst im Dünndarm auf. Aber auch sie kann der Körper nicht vollständig aufnehmen.

Eines ist wohl klar: Wunder dürfen wir von Enzymen nicht erwarten. Außerdem spricht nicht jeder Mensch gleich auf diese Präparate an. Wenn Sie sich mit Enzymen behandeln lassen wollen, dann sprechen Sie dies am besten mit Ihrem Arzt ab. Er wird Ihnen aus Erfahrung sagen können, welche Präparate gut wirken.

 

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