Die Wahrheit über Permanent Make-up

Die Wahrheit über Permanent Make-up

Das klingt schon toll: Einfach aus dem Bett springen, so gut wie fertig gestylt sein, sich schnell etwas anziehen und fröhlich in den Tag starten. Kein lästiges Schminken mehr am morgen, das Zeit und Nerven beansprucht, weil man schlaftrunken und schlitzäugig die Linien falsch zeichnet oder versehentlich verwischt! Abends würde man auch davon profitieren: Das müde Schlürfen ins Bad, um dort mit Abschmink-Cremes herumzuhantieren, fällt dann völlig aus. Immer mehr Frauen spielen mit dem Gedanken, sich Permanent Make-up auftragen zu lassen. Allerdings ist der Kostenaufwand relativ hoch und die Diskussion um die Unbedenklichkeit schreckt viele Frauen ab: Kann Permanent Make-up genauso wie eine Tätowierung Gesundheitsrisiken bergen? Ja, sagen die Experten!

Ist Permanent Make-up (PMU) eine Tätowierung?

PMU, auch als Pigmentierung oder Conture Make-up bezeichnet, ist der Überbegriff für spezielle kosmetische Tätowierungen im Gesicht. Es handelt sich um eine langanhaltende Konturierung bzw. Ausfüllung von Augenbrauen, Lippen oder Lidstrichen durch kleinste Farbpigmente. Allerdings ist der Name Permanent Make-up etwas irreführend, denn die kosmetischen Tattoos halten nicht ewig: Abhängig vom jeweiligen Hauttyp besitzt Permanent Make-up eine Haltbarkeit von bis zu zehn Jahren. Doch woran liegt das? Tattoos halten ja meist doppelt so lange, bevor sie verblassen? Anders als beim Tätowieren werden die Farbpigmente nicht in die mittlere Hautschicht eingebracht, sondern in die erste Schicht der Oberhaut. So ist das PMU anfälliger für Tageslicht und dem im Gesicht sowieso ständig ausgesetzt. Die UV-Strahlen des Lichts zersetzen die chemischen Farbstoffe unter der Hautoberfläche beim PMU wesentlich schneller als bei normalen Tätowierungen, die tiefer implantiert wurden und nicht ständig dem Lichteinfall ausgesetzt sind. Das PMU verblasst auch mit der Zeit und verändert seine Farbe. Angeblich soll die Farbzusammensetzung anders sein als beim Tattoo-Stechen und Schmerzen sind durch die übliche Verwendung einer Oberflächen-Anästhesie gar nicht erst zu befürchten.

Welche Risiken birgt ein Permanent Make-up?

Auch wenn Unterschiede zwischen einem Permanent Make-up und einer Tätowierung bestehen, darf nicht übersehen werden, dass es sich bei beiden Formen um dauerhafte Hautverletzungen handelt: Das bedeutet, Pigmentstörungen und Narbenbildungen sind immer möglich. Die implantierten Konturen und Farben sind auch nicht einfach so zu entfernen, wenn sie fehlerhaft angefertigt wurden oder einfach nicht mehr gefallen. Es gibt zwar Techniken, die Tätowierung nahezu unscheinbar zu machen (Lasern, Tattoo Erase), doch eine völlige Entfernung ist mit keiner Methode garantiert.

Permanent Make-up: Keine gesetzlichen Bestimmungen für Pigmentier-Farben

Die schwierige Entfernung ist aber noch das kleinere Übel: Viel gefährlicher sind die nicht selten aufgetretenen Farbvergiftungen einzuordnen. Dabei gelangen Bestandteile der Farben in tiefere Hautschichten, treten dort in die Blutbahn ein und verteilen sich so im ganzen Körper. Unter diesen Umständen verweist das Bundesinstitut für Risikobewertung (BfR) immer noch darauf, dass beim Tätowieren gesundheitliche Risiken entstehen, die wissenschaftlich nur eingeschränkt einzuschätzen sind.

Im Gegensatz zu Farbstoffen in kosmetischen Produkten sind die Farben, die bei Tätowierungen und Permanent Make-up Verwendung finden, nicht auf ihre gesundheitlichen Folgen geprüft. Es gibt also keine gesetzliche Vorschrift, die Reinheit und Qualität von Tätowier-Farben betrifft und so Unbedenklichkeit garantiert. Während Kosmetik-Artikel durch das deutsche Lebensmittel- und Bedarfsgegenständegesetz, die europäische Kosmetik-Richtlinie und die deutsche Kosmetik-Verordnung reglementiert sind, gilt das nicht für Tätowier-Farben. Sie fallen deshalb nicht unter die kosmetische Gesetzgebung, weil sie nicht auf der Haut, sondern in der Haut verbleiben – damit stellen sie keine kosmetischen Mittel im eigentlichen Sinne dar.

Immerhin: Die Deutschen Untersuchungsämter sehen definitiv Handlungsbedarf und treffen Vorbereitungen, um ein Schwerpunktprogramm zur Untersuchung von Tattoo-Farben einzuleiten.

1. Vorsicht: Pfusch-Arbeit

Gesetzliche Regelungen fehlen aber nicht nur bei den verwendeten Farben, sondern auch der Ausbildung und Qualifizierung von kompetenten Pigmentierern. Es ist wichtig, seriöse Angebote und Studios zu erkennen. Eine kostenlose Beratung gehört zum notwendigen Service eines seriösen Pigmentierers: Die Kosmetikerin sollte nach Ihrem allgemeinen Gesundheitszustand fragen. Denn Diabetes-Patienten, Bluter und Personen mit Allergien, Hepatitis oder HIV sind für ein Permanent Make-up nicht geeignet. Selbst wenn Sie blutverdünnende Mittel, zum Beispiel über längere Zeit, z.B. Aspirin, einnehmen mussten, dürfen Sie eine PMU nicht durchführen lassen.

Zudem sind die Fachkräfte dazu angehalten, die gewünschten Konturen komplett am Kunden vorzuzeichnen. Vorher-/Nachher-Fotos von anderen Klienten gelten nicht, denn die sind leicht zu bearbeiten. Das aller wichtigste ist jedoch auf die Hygiene des Studios zu achten: Für eine kosmetische Tätowierung kommen nur Einmal-Nadeln und andere sterile Werkzeuge in Frage, sonst sind Entzündungen, Narben und andere Erkrankungen vorprogrammiert. Zudem verfügt jedes gute Pigmentier-Studio über eine Farbpalette mit Beipackzettel, auf dem alle Inhaltsstoffe akribisch aufgelistet sind. Außerdem sollten Sie ein Jahr Garantie erhalten, denn es muss fast immer nachgearbeitet werden: Beispielsweise wenn nach zwei Monaten schon ein Eckchen Farbe an den Lippen fehlt oder eine Linie nicht gerade gezeichnet wurde.

2. Allergie-Risiko

Zu den häufigsten Folgen, die eine Tätowierung mit sich führt, zählen die deutschen Hautärzte schwere allergische Reaktionen. In den meisten Fällen ist der Stoff Para-Phenylendiamin (PPD) daran Schuld: Er dient in der Farbe Henna zum Abdunkeln und gelangt oft durch schwarze Henna-Tattoos auf und in die Haut. Der genannte Stoff ist hochgefährlich, denn er kann schwere Dermatosen und Folgekrankheiten hervorrufen. Menschen, die eine Sensibilität gegen PPD aufweisen, leiden ihr ganzes Leben lang an allergischen Reaktionen, wenn sie mit dem Stoff oder mit einer Farbe, deren chemische Struktur dem PPD ähnelt, in Kontakt kommen.

Das ist aber noch nicht alles: Auch Metalle als Bestandteil von Farbmischungen sind nicht selten und auch sie sind als Auslöser von Allergien bekannt: So z.B. Nickel, das von vorneherein für sein hohes allergenes Potential bekannt ist.

3. Krebs-Risiko

Manche Farbmischungen enthalten auch bestimmte Azo-Farbstoffe, die unser Körper unter Umständen in krebserzeugende aromatische Amine aufspaltet. Eigentlich ungeheuerlich: Azo-Farben sind vorwiegend in Autolacken zu finden und dürfen wegen des hohen karzinogenen Risikos nicht einmal zur Färbung von Kleidungsstücken verwendet werden. Diese Azo-Farbstoffe stellen auch eine Gefahrenquelle dar, wenn ein Tattoo per Laser entfernt werden soll. Denn dann spalten die Laserstrahlen diese Stoffe in krebserzeugende Amine, die sich über die Blutbahn im ganzen Körper breit machen. Es gibt aber noch viel mehr krebserzeugende Substanzen: Anfang des Jahres wurden erst wieder Tattoo-Tinten vom Markt genommen, die polyzyklische aromatische Kohlenwasserstoffe (PAK) enthalten.

4. Langzeitwirkungen nicht genügend erforscht

Das alles ist schon schockierend genug – doch noch viel schlimmer scheint mir der Umstand zu sein, dass wir nicht wissen, wie sich die Tattoo-Farben im Körper verhalten. Dass sich nach wenigen Wochen ein Drittel der Tinte nicht mehr an Ort und Stelle befindet, wirft die Frage auf, wo das Zeug hingelangt. Meist ins Lymphsystem, denn Chirurgen amüsieren sich oft über kunterbunte Lymphknoten, heißt es. Was die Farben dort anrichten, wissen noch nicht einmal die Experten: Groß angelegte Studien stehen noch aus. Außerdem liegen auch für viele weitere Bestandteile der Farbstoffe überhaupt keine Untersuchungen vor, die ein Krebs- oder Allergierisiko dementieren könnten.

Gegenüber der wenigen Vorteile, die ein Permanent Make-up bietet, sind die Nachteile und Gesundheitsrisiken doch enorm. Außerdem macht es doch Spaß, ab und zu andere Farben und Schminktechniken auszuprobieren statt Jahr ein, Jahr aus mit demselben „Gesichts-Kostüm“ herumzulaufen. Finden Sie nicht auch?

 

Bild: © New Africa – stock.adobe.com