Diclofenac – ein Schmerzmittel für viele Fälle

Diclofenac – ein Schmerzmittel für viele Fälle

Was ist Diclofenac?

Der Arzneistoff Diclofenac zählt zur Gruppe der „nicht steroidalen Antirheumatika“ (NSAR). „Nicht steroidal“ bedeutet in etwa „kein Kortison“. Diclofenac-haltige Mittel werden innerlich und äußerlich gegen verletzungs-, entzündungs-, oder verschleißbedingte Schmerzen des Bewegungsapparates eingesetzt. Aber auch bei Kopf-, Zahn- und Regelschmerzen ist es eine Option. In der Augenheilkunde wird Diclofenac vor allem genützt, um postoperative Entzündungszustände zu beherrschen.

Chemisch ist Diclofenac eine Essigsäure. Wissenschaftler eines Schweizer Pharmaunternehmens haben es in den 1960er-Jahren erstmals hergestellt. Diclofenac ist in Tabletten, Kapseln und Trinklösungen, Injektionslösungen und Zäpfchen, Schmerzpflaster, Schmerzgels und Sprays und auch als Augentropfen verfügbar. Die meisten arzneilichen Zubereitungen sind verschreibungspflichtig. Nur Mittel zur äußerlichen Anwendung sowie Tabletten, die pro Einzeldosis nicht mehr als 25 mg Diclofenac enthalten, sind bei einer Tagesdosis bis maximal 75 mg rezeptfrei.

Diclofenac nimmt Entzündungen den „Brennstoff“

Entzündungen und entzündliche Schmerzzustände werden durch bestimmte Gewebshormone befeuert. Um diese „Prostaglandine“ aus Fettsäuren der Nahrung zu bilden, benötigt der Körper spezielle Enzyme, die Cyclooxygenasen. Wie auch andere NSAR, blockiert Diclofenac die Cyclooxygenasen und bremst damit die Prostaglandinsynthese. Entzündliche Schmerzen klingen ab oder werden zumindest spürbar gemildert. Zudem wirkt Diclofenac auch leicht fiebersenkend.

Diclofenac: Schnelle Wirkung bei Gelenk- und Muskelschmerzen

Diclofenac hat sich bei akuten und chronischen, leichten bis mäßig starken Schmerzen bewährt, vor allem am Bewegungsapparat. Also etwa bei Verstauchungen, Prellungen, Hexenschuss und Bandscheibenvorfall, schmerzhaften Schwellungen oder Entzündungen nach Verletzungen oder bei Rheuma, Arthrose und Gicht. Meist lassen die Schmerzen innerhalb der erste Stunde nach der Einnahme spürbar nach.  Diese Erleichterung hält vier bis sechs Stunden an. Bei speziellen Retardformulierungen mit verzögerter Wirkstofffreisetzung sollte ein Zeitraum von mindestens 12 Stunden abgedeckt sein.

Nebenwirkungen: Die Kehrseite der Medaille bei Diclofenac

Prostaglandine vermitteln nicht nur Entzündung und Schmerz. Sie helfen auch, die Schleimhaut von Magen und Dünndarm gegen aggressive Verdauungssäfte zu schützen. Da diese Schutz-Prostaglandine durch die Einnahme von Diclofenac und anderer NSAR ebenfalls gehemmt werden, kann es zu Magen-Darmproblemen kommen – von Übelkeit und Erbrechen über Durchfälle, Magen-Darmblutungen bis hin zu Magen-Darmgeschwüren und -durchbrüchen. Sie sollten deshalb auch bei rezeptfreien Diclofenac-Präparaten die Vorsichtsmaßnahmen in der Packungsbeilagen zu Dosis, Anwendungsdauer, etwaigen Vorerkrankungen und Begleitmedikamenten strikt befolgen. Dann wird im Normalfall der Nutzen klar das Risiko überwiegen. Scheuen Sie sich bitte nicht, bei Unklarheiten einen Arzt oder Apotheker zu fragen.

Hinweise zur Diclofenac Anwendung

So kurz und so wenig wie möglich

Da das Nebenwirkungsrisiko von Diclofenac und anderen NSAR mit der Dauer der Anwendung und der Dosis zunimmt, sollte es immer möglichst kurzzeitig in gerade noch ausreichender Dosierung eingesetzt werden. Ohne ärztliche Kontrolle darf Diclofenac nicht länger als drei bis vier Tage hintereinander eingenommen werden. Die in der Packungsbeilage von verschreibungsfreien Diclofenac-Medikamenten genannten täglichen Dosisgrenzen (3 x tgl. 25 mg) sind einzuhalten. Ohne ärztliche Begleitung ist Diclofenac also nur für akute, vorübergehende Schmerzzustände eine Option; oder aber, um den Zeitraum bis zum Arztbesuch zu überbrücken (z.B. Wochenende, Urlaub).

Äußerlich vor innerlich

Örtliche Muskel-, Sehnen und Gelenkschmerzen sind oftmals auch mit Diclofenac-haltigen Schmerzgels, Schmerzpflastern oder Sprays ausreichend zu beherrschen. Mit solchen äußerlichen, lokalen Anwendungen gelangen nur vergleichsweise geringe Mengen des Wirkstoffs in den Gesamtorganismus. Sie sind deshalb verträglicher und risikoärmer.

Das sollten Sie über Diclofenac wissen

  • Anwendung: bei leichten bis mäßig starken Schmerzen und Entzündungen des Bewegungsapparates (z.B. Rheuma, Arthrose, Muskelschmerzen, Op., Verletzungen)
  • Als Schmerzgel und Schmerzpflaster sowie als Tablette/Kapsel mit maximal je 25 mg Wirkstoff rezeptfrei in der Apotheke.
  • Rezeptfreie Wirkstoffkonzentrationen: bis 25 mg Wirkstoff pro Tablette/Kapsel, 140 mg pro Pflaster, 10 bis 20 mg pro 1 g Gel, 40 mg pro 1 g Spray
  • Wirkungsweise: hemmt Cyclooxygenasen (COX 1 und COX 2) und damit die Synthese entzündungs- und schmerzvermittelnder Prostaglandine.
  • Anwendungsbechränkungen: nicht anwenden bei Kindern unter 14 Jahren; bei bekannten Überempfindlichkeitsreaktionen gegen Diclofenac, Acetylsalicylsäure oder andere NSAR; keine innerliche Anwendung bei unklaren Blutbildungsstörungen, Neigung zu Magen-Darmgeschwüren und –blutungen, inneren Blutungen, schweren Leber- oder Nierenfunktionsstörungen, schwerer Herzinsuffizienz; keine äußerliche Anwendung auf Ekzemen, offenen, nässenden oder infizierten Wunden, Brandwunden. Bei aktuellen Magen-Darmgeschwüren sollte auch auf lokale Diclofenac-Anwendungen verzichtet werden. In Schwangerschaft und Stillzeit, wenn Sie an chronischen Krankheiten leiden oder wenn Sie auf andere Medikamente angewiesen sind, sollte Sie auch kurzfristige Behandlungen mit Diclofenac nur in Absprache mit einem Arzt durchführen.
  • Häufige Nebenwirkungen: Übelkeit, Erbrechen, Durchfall, geringfügige Magen-Darmblutungen. Das Risiko ernsterer Nebenwirkungen ist beim bestimmungsgemäßen Gebrauch rezeptfreier Diclofenac-Präparate selten. Fragen Sie ihren Arzt oder Apotheker aber lieber einmal zu viel als zu wenig. Die gleichzeitige Einnahme anderer NSAR einschließlich Acetylsalicylsäure (z. B. Aspirin) kann das Nebenwirkungsrisiko von Diclofenac deutlich verstärken.
  • Dosierung: Innerlich: Bei Bedarf alle vier bis sechs Stunden 12,5 bis 25 mg Wirkstoff verteilt auf eine oder zwei Tabletten/Kapseln. Innerhalb 24 Stunden maximal 75 mg. Nicht länger als vier Tage behandeln. Äußerlich: Gel oder Spray je nach Vorgabe in der Packungsbeilage zwei bis dreimal täglich auf die schmerzenden Stellen auftragen. Schmerzpflaster auf die schmerzende Stelle aufkleben und je nach Beipackinformation ein oder zweimal täglich erneuern.

Diclofenac Extrainfo: Für Geier hoch giftig

Während Diclofenac Menschen und auch einigen Tieren richtig eingesetzt weit mehr nützt als schadet, ist es für manche Arten hoch giftig. So wird etwa in Indien in der jüngeren Vergangenheit ein dramatisches Geiersterben beobachtet. Schuld ist der zunehmende Einsatz von Diclofenac bei Weidetieren. Kadaver mit Diclofenac-Rückständen sind für Geier ein zu Nierenversagen führender tödlicher Happen.

 

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