Chronic-Fatigue-Syndrom (CFS, chronisches Erschöpfungssyndrom oder chronisches Müdigkeitssyndrom)

Chronic-Fatigue-Syndrom (CFS, chronisches Erschöpfungssyndrom oder chronisches Müdigkeitssyndrom)

Das Chronic-Fatigue-Syndrom (CFS) bezeichnet einen andauernden Erschöpfungszustand, der sich über einen Zeitraum von sechs Monaten erstreckt. Charakteristisch für das chronische Erschöpfungssyndrom ist ein begleitendes Gefühl von Krankheit, das deutlichen Einfluss auf die Leistungsfähigkeit und Lebensqualität der Betroffenen nimmt. Glaubt man dem Bundesverband Chronisches Erschöpfungssyndrom (CFS/CFIDS/ME) „Fatigation e.V.“, so sind ca. 300.000 Menschen in Deutschland von dieser Krankheit betroffen.

Was genau ist das Chronic-Fatigue-Syndrom?

Das chronische Erschöpfungssyndrom grassiert auch unter dem Namen chronisches Müdigkeitssyndrom, Myalgische Enzephalomyelitis (ME) oder Chronic-Fatigue-Syndrom (CFS). Trotzdem gibt es in Deutschland bisher keine vereinheitlichte psychosomatische Definition dieses Phänomens in der medizinischen Wissenschaft. Das Definitionsproblem gründet sich auf die Unterschiedlichkeit der psychosomatischen Symptome, die recht unspezifisch und unklar ausfallen können.

Was sind die Symptome des Chronic-Fatigue-Syndroms?

Der Name ist bezeichnend: Das CFS sticht durch seine stark beeinträchtigende, anhaltende Erschöpfung hervor – die Leistungsfähigkeit ist in der Regel um mehr als 50 Prozent herabgesetzt. Es tritt immer mit einem belastenden Krankheitsgefühl und weiteren Neben-Symptomen wie Kopfschmerzen, Schwierigkeiten im Magen-Darm-Bereich, einer Nahrungsmittel-Intoleranz und dergleichen mehr auf. Das chronische Erschöpfungssyndrom nimmt plötzlich seinen Anfang und hält länger als ein halbes Jahr an. Selbst ausreichend und viel Schlaf bringt den Betroffenen nicht die ersehnte Erholung.

Wie häufig ist das Chronic-Fatigue-Syndrom in Deutschland?

Eine genaue Zahl ist nicht bekannt. Für die Häufigkeit des Chronic-Fatigue-Syndroms (CFS) in Amerika liegen jedoch Schätzungen vor, die eine Zahl von etwa 500.000 erreichen. Überträgt man diese epidemiologischen Daten auf Deutschland, so kommen wir auf ca. 300.000 Erkrankte. Schwankungen in den Zahlen gründen sich auf der unterschiedlichen Definition der psychosomatischen Krankheit in der Wissenschaft. Frauen sind davon häufiger betroffen als Männer.

Die Myalgische Enzephalomyelitis (ME) darf aber nicht mit einer Fibromyalgie verwechselt werden, denn diese komplexe Krankheit schreitet vorwiegend mit körperlichen Beschwerden voran. Die anhaltende Erschöpfung und Erschöpfbarkeit ist bei der Fibromyalgie nur Neben-Symptom.

Was sind die Ursachen des Chronic-Fatigue-Syndroms (CFS)?

Was genau die Myalgische Enzephalomyelitis verursacht, ist bisher nicht ausreichend erforscht. Auch wenn es noch nicht genügend Untersuchungen über mögliche physische Faktoren gibt, so können psychische Ursachen (Depressionen usw.) ausgeschlossen werden. Ein CFS hat aber häufig eine depressive Verstimmung oder gar Depression zur Folge, was auf einen dringenden Behandlungsbedarf hinweist. Darüber hinaus sind aber auch Fehlfunktionen im Immunsystem, einseitige Ernährungsgewohnheiten und traumatische Lebenssituationen bzw. Erfahrungen als mitverantwortliche Ursache in Betracht zu ziehen. Vermutlich ist ein Zusammenspiel verschiedenster Faktoren ursächlich für die Ausbildung des chronischen Erschöpfungssyndroms.

1) Genetik und physische Eigenheiten

Manche Experten glauben, eine Fehlfunktion des Immunsystems sei die Ursache des chronischen Erschöpfungssyndroms. Für diese These fehlen allerdings noch Nachweise. In diesem Zusammenhang werden auch Allergien, welche das Immunsystem in ständiger Aktion halten, als mögliche Ursache diskutiert: Allergische Erkrankungen können jedoch nicht als alleinige Ursache dienen, denn nicht alle CFS-Betroffenen leiden an Allergien.

Andere Forscher vermuten einen Mangel an Neurotransmittern hinter der anhaltenden Erschöpfbarkeit und Müdigkeit. So fehle es Erkrankten vor allem an Cortisol, Serotonin und Noradrenalin aufgrund einer Nebennierenschwäche (neuroendokrine Dysbalance).

2) Prädispositionen

Gewisse Umstände im Leben eines Menschen machen ihn anfällig für bestimmte Krankheiten. So denken Forscher, dass besonders introvertierte Persönlichkeiten wesentlich anfälliger für die Ausbildung eines Chronic-Fatigue-Syndroms (CFS) wären als andere. Andererseits könnten auch höchst gewissenhafte Menschen, die hohe Ansprüche an die eigene Leistung stellen, ein erhöhtes Risiko für das chronische Erschöpfungssyndrom aufweisen. Zudem scheint der Mangel an körperlicher Betätigung im Kindesalter oder Sport trotz akuter Virusinfektion die Erkrankung am chronischen Müdigkeitssyndrom zu fördern.

Als weiterer Faktor kommt eine falsche und einseitige Ernährung in Betracht, so vermuten es zumindest manche Experten. Allerdings existieren auch für diese These keine Belege, die eine unausgewogene Ernährung bzw. daraus resultierende Mangelerscheinungen  als Ursache des chronischen Erschöpfungssyndroms verantwortlich machen könnten.

3) Krankheitserhaltende Umstände

Klar ist mittlerweile auch, dass psychische Belastungen und psychologische Prozesse den Verlauf der M. Enzephalomyelitis stark beeinflussen. So können bestimmte  Verhaltensweisen das Chronic-Fatigue-Syndrom aufrecht erhalten: Viele chronisch Erschöpfte fürchten eine noch stärkere Ermüdung und meiden daher jede Art von Aktivität – vor allem tagsüber macht sich ein starkes Ruhebedürfnis bemerkbar. Auf diese Weise kommt es aber zu Schlafproblemen in der Nacht oder verstärkt diese. Andere Neben-Symptome hingegen wie Migräne oder Gliederschmerzen nehmen durch den mangelnden Nachtschlaf an Intensität zu. Körperliche Befindlichkeitsstörungen werden bei Mangel an nächtlichem Schlaf stets stärker empfunden.

Was löst das Chronic-Fatigue-Syndrom aus?

Ganz wichtig ist, die Auslöser nicht mit den Ursachen zu verwechseln: Während Ursachen eine Krankheit begründen, sorgen Auslöser lediglich für den Ausbruch der Krankheit.

Als direkte Auslöser des chronischen Müdigkeitssyndroms werden beispielsweise chronische Infekte diskutiert. Vor allem Erkrankungen durch Viren könnten mit dem chronischen Erschöpfungssyndrom in Verbindung stehen.

Für kurze Zeit glaubte die Medizin, das Virus XMRV (xenotropic murine leukemia virus) als Auslöser für das CFS dingfest zu machen – mittlerweile konnte diese Vermutung aber zurückgewiesen werden. Als potentielle Auslöser des Chronic-Fatigue-Syndroms (CFS) stehen vor allem folgende Krankheitserreger unter Verdacht:

  • Epstein-Barr-Virus (Pfeifferisches Drüsenfieber)
  • Rubella-Virus (Röteln)
  • Gewisse Herpes-Viren
  • Candida albicans (Soor, Candidose)
  • Mykoplasmen (Lungenentzündung)

Wohl gemerkt: Diese Keime stehen unter Verdacht ein chronisches Erschöpfungssyndrom in Gang zu setzen, von der Wissenschaft anerkannte Beweise in Form einer Studie gibt es dafür aber nicht.

Selbst Stress kommt als möglicher Auslöser ins Spiel: Denn viele Patienten erzählten von belastenden Lebenssituationen und Erfahrungen, die sie vor Beginn des chronischen Erschöpfungssyndroms gesammelt hatten. Dazu zählen traumatische Erlebnisse und Grenzerfahrungen wie der Tod eines lieben Menschen oder eine schmerzhafte Trennung.

Geklärt ist außerdem noch nicht, ob auch Giftstoffe aus der direkten Umwelt des Betroffenen als Auslöser des chronischen Müdigkeitssyndroms gelten können (Umweltmedizin).

Welche Symptome hat das Chronic-Fatigue-Syndrom?

Das chronische Müdigkeitssyndrom ist von einem komplexen Krankheitsbild gekennzeichnet. Fest steht, dass die Symptomatik des CFS die Leistungsfähigkeit und Lebensqualität der Betroffenen über Jahre hinweg stark beeinträchtigt.

Das Krankheitsbild ist relativ unspezifisch, trotzdem lassen sich einige klassische Beschwerden herausfiltern. So leiden Betroffene vor allem unter lähmender Erschöpfung im geistigen und körperlichen Bereich: Die anhaltende Erschöpfung setzt meist plötzlich ein, zwingt den Betroffenen seine Aktivitäten immens einzuschränken und hält länger als 6 Monate am Stück an.

Das wichtigste Merkmal scheint aber zu sein, dass die Betroffenen keinen erholsamen Schlaf finden oder besser gesagt, ausreichend Schlaf nicht als erholend genug empfinden. Wichtig ist auch, dass solch ein chronischer Ermüdungszustand nicht mit der Müdigkeit gleichzusetzen ist, die ein gesunder Mensch nach ein paar schlaflosen Nächten oder einem anstrengenden Alltag verspürt.

Signifikant für das chronische Müdigkeitssyndrom ist außerdem, dass bereits normale körperliche und psychische Anstrengungen den Zustand des Betroffenen verschlechtern. Das Verschlechterungs-Phänomen kommt aber nicht unmittelbar zum Tragen, sondern manchmal mit einer zeitlichen Verschleppung von 12-48 Stunden. Unter Umständen kann diese Verschlechterung auch tage- bzw. wochenlang anhalten.

Zudem gibt es noch Neben-Symptome wie beispielsweise:

  • Kopfschmerzen bis hin zur Migräne
  • Muskelschwäche und Muskelschmerzen
  • Gelenk- und Gliederschmerzen
  • Halsschmerzen
  • Schlaf-Störungen (Schlaflosigkeit, gesteigertes Schlafbedürfnis)
  • Probleme im Verdauungstrakt: Magen-Darm-Krämpfe, Reizdarm-Syndrom, Nahrungsmittel-Intoleranz
  • Fieber, Frösteln
  • Geschwollene Lymphknoten
  • Konzentrations-Störungen, Gedächtnisprobleme
  • Benommenheit
  • Depressive Verstimmungen
  • Reizbarkeit
  • Orthostatische Intoleranz wie beispielsweise eine neural verursachter niedriger Blutdruck

Wie ausgeprägt sich diese Beschwerden äußern, ist individuell sehr unterschiedlich. Während manche Betroffene unter einer schwächeren Ausprägung des chronischen Erschöpfungssyndroms leiden, können andere ihren Alltag nicht mehr bewältigen. Gemäß der Einteilung des britischen Gesundheitsministeriums lassen sich folgende Schweregrade unterscheiden:

  • Milde Form: Erkrankte sind vom Chronic-Fatigue-Syndrom (CFS) nur teilweise eingeschränkt. Der Alltag ist nur geringfügig belastet, so dass Betroffene noch für sich selbst und den eigenen Haushalt sorgen können. Auch die Ausübung des Berufes ist noch möglich, wenn auch unter starker Anstrengung. Darum sind alle anderen Aktivitäten in der Freizeit komplett auf Eis gelegt: Die freie Zeit wird nur noch dafür genutzt, um Energie für die Arbeit zu sammeln.
  • Moderate Form: Alltag und Mobilität des Patienten sind deutlich beschränkt, erhebliche Schwierigkeiten stellen sich ein. Viele können ihrem Beruf nicht mehr nachgehen. Betroffene benötigen Ruhepausen, die über den ganzen Tag verteilt werden müssen – mindestens ein bis zwei Stunden Schlaf am Tag wird benötigt. Der nächtliche Schlaf ist gestört und meist von deutlich verminderter Qualität.
  • Schwere Form: Patienten sind nur noch in der Lage, kleine Aufgaben zu erledigen wie Gesicht waschen und Zähneputzen. Die Konzentrationsfähigkeit als auch das Gedächtnis sind stark in Mitleidenschaft gezogen. Teilweise brauchen Betroffene zur Fortbewegung einen Rollstuhl. Das eigene Zuhause wird kaum noch verlassen, sonst kommt es durch die Anstrengung zu einer deutlichen Verschlechterung des Gesundheitszustands.
  • Sehr schwere Form: Der Alltag des Erkrankten ist extremen Einschränkungen unterworfen. Der Betroffene kann sich kaum mehr bewegen und keine Körperpflege mehr betreiben. Der Großteil des Tages wird im Bett verbracht, es besteht eine erhöhte Lärmempfindlichkeit und Helligkeits-Sensibilität.

Ein Umstand, der Betroffene noch zusätzlich belastet, ist das Unverständnis der Umwelt und des nahen Umfelds: Ärzte, Verwandte und Bekannte äußern Zweifel an den Beschwerden des Patienten und glauben oft an eine Simulation. Die ständige Erklärungsnot des Erkrankten und das häufige Unverständnis führen oftmals zu einer zusätzlichen unnötigen Belastung, was die Symptome noch verschlimmern kann.

Welche Diagnose-Verfahren gibt es zur Feststellung eines CFS?

Das chronische Erschöpfungssyndrom ist leider noch nicht allen Ärzten geläufig. Darum müssen Betroffene oft eine langjährige Arztsuche auf sich nehmen, um eine entsprechende Diagnose stellen zu können. In der Regel nimmt der Arzt verschiedene Blut- und Urin-Analysen vor, unter anderem um andere Erkrankungen und Allergien auszuschließen.

In die Diagnostik fließen auch die Lebensumstände des Betroffenen mit ein, in etwa wenn eine ständige Stress-Belastung oder eine depressive Verstimmungen vorliegen.

Laut den international festgelegten Fukuda-Kriterien von 1994 müssen neben der anhaltenden Erschöpfung vier weitere Neben-Symptome vorliegen, um ein Chronic-Fatigue-Syndrom (CFS) sicher zu diagnostizieren. Natürlich gilt die Vorbedingung, dass diese Beschwerden nicht von anderen Krankheiten herrühren und durch Differenzialdiagnosen ausgeschlossen wurden.

Welche Therapien gibt es für das Chronic-Fatigue-Syndrom?

Behandeln lässt sich das chronische Erschöpfungssyndrom nur indirekt, solange die Ursachen nicht richtig geklärt werden können. Derzeitige Therapie-Versuche sind also bemüht, die Symptome zu lindern, die mit dem CFS einhergehen. So lässt sich die einschränkte Lebensqualität der Betroffenen zumindest relativ beheben. Eine große Rolle für eine erfolgreiche Symptom-Therapie spielt vor allem die frühzeitige Diagnose der Krankheit: Je früher Betroffene eine ärztliche Behandlung beginnen, desto günstiger sind die Aussichten auf eine effektive Behandlung.

Je nach individueller Ausprägung des chronischen Erschöpfungssyndroms gibt es mehrere Elemente, die in die Therapie von Psyche und Körper miteinfließen. So kann beispielsweise eine Psychotherapie helfen, mit den psychischen Auswirkungen des Chronic-Fatigue-Syndroms (CFS) zurechtzukommen. Möglicherweise ist auch die Einnahme von Medikamenten wie Antidepressiva sinnvoll. Vor allem die kognitive Verhaltenstherapie hat sich gut bewährt, um die Symptome des CFS effektiv zu lindern.

Auch eine Schmerztherapie zur Eindämmung körperlicher Schmerzen wie Glieder-, Gelenk- oder Kopfschmerzen ist möglich. Neben der medikamentösen Behandlung haben sich unter anderem klassische Behandlungsmethoden wie Physio-Therapie, Massage, Akupunktur usw. bewährt. Weiterhin sollten verschiedenste Entspannungstechniken zum Einsatz kommen. Selbsthilfegruppen gewährleisten einen sinnvollen Austausch von Leidensgeschichten und hilfreichen Tipps.

Ein weiterer wesentlicher Faktor scheint ausreichend Bewegung und gemäßigter Sport zu sein. Denn das dauerhafte Schonverhalten, welches Patienten an den Tag legen, verstärkt die Beschwerden nur und begünstigt Erschöpfungszustände. Körperliche Aktivität scheint die Symptome auf Dauer jedoch günstig zu beeinflussen. Wichtig ist vor allem, dass es sich um ein moderates Training handelt, sonst führt die Überanstrengung mit zeitlicher Verzögerung zu einer Verschlimmerung der Beschwerden.

Auch die Umstellung auf eine gesunde, ausgewogene Ernährung konnte sich positiv auf Betroffene auswirken, auch wenn der wissenschaftliche Nachweis (Studie) für einen Nährstoffmangel fehlt. Prinzipiell beeinflusst eine abwechslungsreiche Ernährung die Gesundheit immer positiv.

 

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