Ayurvedisch kochen

Ayurvedisch kochen

Zusammengesetzt aus den beiden Sanskrit-Wörtern „veda“ für „Wissen“ oder „Wissenschaft“ und „ayus“, was übersetzt „Leben“, „Lebensspanne“ oder „Lebensdauer“ bedeuten kann, ist Ayurveda eine alte Wissenschaft, die sich mit gesundem Leben befasst. Verbreitet ist Ayurveda vor allen Dingen in Nepal, Sri Lanka und Indien. Aber auch in Europa hat Ayurveda in den letzten Jahren zunehmend Anhänger gefunden.

Eine besonders große Rolle spielt beim Ayurveda die Ernährungslehre. Dabei sind die so genannten „doshas“ entscheidend. So werden die verschiedenen Lebensenergien genannt. Sie werden als „Vata“, „Pitta“ und „Kapha“ bezeichnet und sind unter anderem dafür verantwortlich, dass bei jedem Menschen die individuellen körperlichen und geistigen Funktionen reguliert werden. Auch für die individuelle Konstitution spielen diese Lebensenergien eine wichtige Rolle. Auch beim ayurvedischen Kochen werden diese doshas berücksichtigt. Kaum eine Rolle spielt beim ayurvedischen Kochen dagegen der Eiweiß-, Fett-, Vitamin- oder Kohlenhydratgehalt eines Nahrungsmittels. Entscheidend ist lediglich die Wirkung der Nahrungsmittel auf den menschlichen Organismus.

Was bedeutet ayurvedisches Kochen?

Anders als im europäischen Raum, bedeutet Essen im Ayurveda mehr als einfache Nahrungsaufnahme. Essen dient unter anderem dazu, die Gesundheit zu erhalten oder sogar bestimmte Krankheiten oder Symptome zu heilen. Beim ayurvedischen Kochen ist es für den Koch deshalb entscheidend zu wissen, in welchem Zustand sich der „dosha“ desjenigen befindet, der die Nahrung aufnimmt. Denn ayurvedisch Kochen heißt: Die Nahrungsmittel müssen so zubereitet werden, dass sie nicht nur Genuss bereiten, sondern auch optimal auf die Körperkonstitution abgestimmt sind. Diese Balance zu halten, ist die große Kunst der ayurvedischen Küche.

Aus diesem Grund gibt es beim ayurvedischen Kochen auch selten allgemeingültige Rezepte. Zwar gibt es ein Grundrezept, doch dieses kann beliebig variiert werden, um es an die Bedürfnisse anpassen zu können. Für nahezu jeden geistigen und körperlichen Zustand gibt es in der ayurvedischen Küche das passende Rezept, weil hier Individualität im Vordergrund steht.

Grundregeln beim ayurvedischen Kochen

Wie bei allen Ernährungslehren, gibt es auch in der ayurvedischen Küche gewisse Grundregeln, die Sie beachten sollten. So sollen fettige Speisen beispielsweise die Sinne stärken und die Ausstrahlung fördern. Gekochtes Getreide wirkt stärkend und stabilisierend. Speisen sollten immer ohne Zerstreuung zubereitet und gegessen werden, damit sich die Wirkung der verschiedenen Speisen optimal entfalten kann.

Neben der Nahrung selbst spielen beim ayurvedischen Kochen auch äußere Einflüsse wie beispielsweise die Jahreszeiten eine große Rolle. So sollte man in der kalten Jahreszeit möglichst saure, salzhaltige und fette Speisen zu sich nehmen. Auch Milch- und Zuckerrohrprodukte, Reis, Fett und Öl finden in dieser Jahreszeit beim ayurvedischen Kochen verstärkt Verwendung. Im Sommer dagegen, wenn es trocken und heiß ist, setzt die ayurvedische Küche vor allem auf süße, kalte, flüssige und fette Nahrung. In jedem Fall ist es wichtig, dass beim ayurvedischen Kochen bei möglichst jeder Mahlzeit die sechs verschiedenen Geschmacksrichtungen, die so genannten „Rasa“, zum Zuge kommen. Diese sechs Geschmacksrichtungen sind: herb, bitter, scharf, salzig, sauer und süß.

Welche Nahrungsmittel werden beim ayurvedischen Kochen verwendet?

Eine besonders wichtige Rolle spielen beim ayurvedischen Kochen die Gewürze. Sie dienen unter anderem dazu, den Appetit anzuregen, den Geschmack zu verstärken und die Verdauung anzuregen. Den Kombinationsmöglichkeiten sind dabei beim ayurvedischen Kochen kaum Grenzen gesetzt. Wichtig ist vor allem, jeweils die richtige Dosis zu treffen, denn für unterschiedliche Menschen sind unterschiedliche Dosen richtig, um die „doshas“ im Gleichgewicht zu halten.

Zu den wichtigsten Gewürzen beim ayurvedischen Kochen gehören unter anderem Salze, Ingwer, verschiedene Pfefferarten, Kreuzkümmel, Zimt, Selleriesamen, Nelken, Koriander, Kardamom und Samen des Bockshornklees. Auch exotischere Gewürzmischungen wie beispielsweise Hingvastaka, Lavanbhaskar, Hingu oder Tejpatra kommen in der ayurvedischen Küche regelmäßig zum Einsatz.

Nahrungsmittel, die beim ayurvedischen Kochen verwendet werden, unterteilen sich in drei Kategorien. In die Kategorie „Sattva-Guna“ gehören verschiedene Milchprodukte, Gemüse, Früchte und Getreide. Sie dienen dazu, sowohl die Lebensdauer als auch die Zufriedenheit zu steigern. Die zweite Gruppe, die so genannte „Rajo-Guna“, versammelt Lebensmittel, die Aggressionen verursachen können, weil es zu einer Überstimulation von Geist und Körper kommt. In diese Kategorie fallen unter anderem Zwiebeln und Knoblauch, aber auch Chili und Alkohol in unangemessenen Mengen. Gerade beim Alkohol kommt es jedoch, wie nicht selten in der ayurvedischen Küche, auf die Dosis an. So gilt Wein in Maßen als das beste Mittel, um Müdigkeit zu vertreiben. Die dritte Gruppe von Nahrungsmitteln in der ayurvedischen Küche wird schließlich als „Tamo-Guna“ bezeichnet und fasst faule oder überreife Lebensmittel zusammen sowie Nahrungsmittel, die abgestanden sind oder wieder aufgewärmt werden.

 

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