Vegetarisch essen – ein Trend wird zum Massenphänomen

Vegetarisch essen – ein Trend wird zum Massenphänomen

Es besteht kein Zweifel: Vegetarismus boomt! Und zwar überall, wo man hinschaut. An jeder Ecke eröffnen neue fleischlose Restaurants, die international größte Fastfood-Kette ernennt den Veggie-Burger zum Dauerschlager, Berliner Studenten strömen in die erste vegetarische Mensa Deutschlands und weltweit machen sich Promis für den grünen Lebensstil stark: „Fleischlos glücklich“ ist deren Motto. Und auch die Statistiken sprechen für sich. Vor 20 Jahren haben sich nur 0,6 Prozent der Deutschen als Vegetarier bezeichnet. Der Vegetarier-Bund schätzt, dass heute rund acht Prozent der Bevölkerung auf tierische Kost verzichtet. Doch wie kam es zu dieser Entwicklung und was sind die Gründe dafür?

Die Anfänge des Veggie-Lifestyles

Schauen wir einmal zurück: Fleisch war in Deutschland vor der Industrialisierung am Anfang des 19. Jahrhunderts in größeren Mengen nur den Reichen vorbehalten. Arbeiterfamilien mussten sich hauptsächlich von Getreide- und Kartoffelmahlzeiten ernähren. Dies änderte sich aber um 1850 mit neuen und günstigen industriellen Herstellungsmethoden. Dosenwürstchen und konserviertes Fleisch erlaubten der normalen Bevölkerung mehrmals pro Woche Tierisches auf den Tisch zu bringen. Der Pro-Kopf-Verbrauch an Fleisch stieg rasant an, von jährlichen 20 Kilogramm bis rund 80 Kilogramm in den 1980er Jahren. Danach nahm er langsam wieder ab. Der Vegetarismus wurde immer populärer. Gesundheitliche Probleme (als Folge der fett- und eiweißreichen Ernährung) und eine Ablehnung qualvoller Tiertransporte und Schlachtungen führten dazu, dass sich immer mehr Menschen für eine gesündere, fleischlose und skandalfreie Ernährung entschieden. Spätestens ab dem BSE-Skandal Ende 2000 drehten zunehmend junge Menschen Fleisch den Rücken zu. „Be safe, be Veggie“ hieß es da.

Promis als Vorreiter für den Vegetarismus

Ein Trend lebt immer von prominenten Pionieren. Ob Nadja Auermann, Brad Pitt, Xavier Naidoo oder Madonna – sie alle lehnen Fleisch ab und bevorzugen die grüne Küche. Sie rücken das Thema ins mediale Interesse und sorgen dafür, dass sich Vegetarismus immer mehr zum Massenphänomen entwickelt. Couscous-Salat und Tofuburger sind längst keine Abschreckung mehr. Die Auswahl an leckeren Pastagerichten, würzigen Risottos und Gratins ist riesig geworden. Sternerestaurants bieten immer mehr fleischlose Köstlichkeiten auf ihrer Speisekarte an. Auch rein vegetarische Restaurants werden immer beliebter. Das fleischlose Restaurant „Cookies Cream“ in Berlin-Mitte schaffte es sogar ins „Feinschmecker“-Magazin. Der neue Veggie-Lifestyle hat sich längst aus der Müsli-Ecke heraus bewegt. Heute sind es junge, hippe Menschen, die mit einem vegetarischen, umweltbewussten und gesunden Leben ein Zeichen setzen wollten: Es lebt sich auch ohne Steak und Würstchen richtig gut.

Fleisch ade: Gründe für eine grüne Ernährung

Die Motive für den Vegetarismus sind verschieden. Die Zustände in der Massentierhaltung sind stets ein Grund gewesen und sind es für die meisten weiterhin, auch wenn das Bio-Angebot immer größer wird. Aber auch ein neues Umweltbewusstsein bewirkt, dass es immer mehr Vegetarier gibt. Denn wer kein Fleisch isst, vor allem kein Rindfleisch, der trägt dazu bei, dass der Methan-Ausstoß in die Atmosphäre reduziert wird. Doch als Hauptargument für den Veggie-Trend tritt der Gesundheitsfaktor stark in den Vordergrund. Studien belegen, dass eine vegetarische Ernährung gegen eine ganze Reihe von Krankheiten schützt. Gemüse und Obst stecken voller bioaktiver Substanzen, die sich im Körper positiv auswirken: Sie jagen freie Radikale, schützen die Gefäße, senken den Cholesterinspiegel und Blutdruck, wirken vorbeugend gegen Herz-Kreislauf-Erkrankungen und stärken das Immunsystem. Auch lässt die Pflanzenkost Kilos purzeln. Untersuchungen zeigen, dass die Cholesterinwerte von Vegetariern um 19 Prozent unter denen von Fleischessern liegen.

Vegetarisch essen: Fehlt dem Körper nicht etwas?

Das Thema Eisen- und Eiweißmangel kommt bei Veggie-Kritiken wiederholt auf. Mediziner bestätigen aber, dass kein Risiko besteht, wenn man als Vegetarier auf eine ausgewogene, abwechslungsreiche Ernährung achtet. Beim Eiweiß können zum Beispiel Linsen und Sojabohnen den Tagesbedarf abdecken. Und bei den Eisenwerten schneiden Gemüseliebhaber nicht schlechter ab als Nicht-Vegetarier. Denn was viele nicht wissen: reichlich Eisen steckt unter anderem in Aprikosen, Mangold, Schwarzwurzeln, Hülsenfrüchte und Pistazien. Nur in der Schwangerschaft könnte die Eisenversorgung ohne Fleisch etwas schwieriger werden. Denn der Körper braucht in dieser Zeit eine größere Blutmenge, um unter anderem die Durchblutung der wachsenden Gebärmutter zu gewährleisten. Um diese zusätzliche Menge produzieren zu können, wird vermehrt Eisen benötigt. Der Arzt kontrolliert bei der Vorsorgeuntersung regelmäßig die Werte. Sollte ein Mangel bestehen, ist die Einnahme von medikamentösen Eisenpräparaten zu empfehlen.

So werde ich zum Veggie

Wenn Sie Lust bekommen haben, den vegetarischen Lebensstil für sich einmal auszuprobieren, dann brauchen Sie nicht von heute auf morgen auf Fleisch komplett verzichten. Dies ist auch nicht besonders gut für den Körper, betonen Ärzte. Eine langsame Nahrungsumstellung, bei der etwa weiterhin Fisch auf der Einkaufsliste steht, Sie verschiedenste pflanzliche Gerichte und Fleischersatzprodukte wie Tofu kosten und immer seltener Fleisch essen, ist gesund und macht Spaß. Und so sollte Essen schließlich sein!

 

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