Thalasso: Wellness mit der Kraft des Meeres

Thalasso: Wellness mit der Kraft des Meeres

Was ist Thalasso?

Eine Doktorarbeit mit dem etwas sperrigen Titel „Über die Verkleinerung der Halslymphknoten oder über den Gebrauch des Meerwassers bei Erkrankungen der Lymphknoten“ war 1750 Auslöser für Thalasso. Bei dieser Methode werden Krankheiten mit Sand, Schlick, Algen, Meerwasser, Sonne oder Meeresluft behandelt. Der Name „Thalasso“ leitet sich vom altgriechischen Wort „thálassa“ ab, was so viel wie „Meer“ bedeutet.

In Deutschland wurde bereits 1793, das erste Seeheilbad in Heiligendamm an der Ostsee gegründet. Eine erste große Blütezeit erfuhr die Therapie erst im 19. Jahrhundert. Zu dieser Zeit galt vor allem Frankreich als Vorreiter der neuen Therapiemethode. Auch in anderen westeuropäischen Ländern wurden Patienten immer öfter nach diesem neuen Prinzip behandelt.

Nach dem Zweiten Weltkrieg war die Blüte dieses Alternativkonzeptes zunächst vorbei. Die vergleichsweise hohen Kosten der Therapie trugen dazu ebenso bei wie die Tatsache, dass zu dieser Zeit eine Vielzahl neuer Medikamente auch für die breite Masse verfügbar war. Mittlerweile hat Thalasso jedoch eine Renaissance erlebt. Es gibt Thalasso Angebote für gesundheits- und Wellness bewusste Menschen ebenso wie für medizinische Anwendungen. Medizinisch wird Thalasso hauptsächlich für die Behandlung von Rheuma, chronischen Hautkrankheiten und Atemwegserkrankungen erfolgreich eingesetzt.

Nach wie vor gehört Frankreich zu den größten Anbietern von Thalasso-Therapien, dicht gefolgt von Tunesien. Rund 600.000 Gäste unterziehen sich in verschiedenen Instituten regelmäßig einer Thalasso-Therapie. In Deutschland liegen die Schwerpunkte des Thalasso an der Nord- und Ostsee, das größte Zentrum für Thalasso befindet sich seit Mitte 2005 auf der Nordseeinsel Norderney.

Wie funktioniert eine Thalasso-Therapie?

Wie bei herkömmlichen Behandlungsmethoden auch, kann sich die Thalasso-Therapie von Patient zu Patient unterscheiden. Um das richtige Programm festzulegen und Erfolge zu erzielen, ist das Arztgespräch von entscheidender Bedeutung. In der Regel kann man davon ausgehen, dass eine durchschnittliche Thalasso Kur etwa eine Woche dauert. Zu den Elementen, die zu jeder Therapie gehören, zählen unter anderem Wassergymnastik, Bäder, Hydrotherapie, Vichydusche, Jetdusche, Inhalationen mit Aerosol, Pressurmassagen, Algen- und Schlickpackungen oder die Elektrophysiotherapie.

Zu den medizinischen Problemen, die mit Thalasso behandelt werden können, zählen Rheuma und Neurodermitis ebenso wie Schuppenflechten, chronische Verstopfungen und Durchblutungsstörungen. Aber auch bei Rückenproblemen, Morbus Crohn, Atemwegserkrankungen, Hyperthyreose im Frühstadium oder Stress und allgemeiner Erschöpfung zeigt Thalasso gute Wirkungen. Im Wellnessbereich, in dem sich Thalasso ebenfalls großer Beliebtheit erfreut, steht vor allem Entspannung im Vordergrund.

Eignet sich Thalasso für Alle?

Obwohl Thalasso bei vielen Krankheiten positive Behandlungserfolge erzielt, gibt es auch Kontraindikationen. Bei einer Schwangerschaft sollte Thalasso keinesfalls ohne vorherige ärztliche Freigabe angewandt werden, gleiches gilt für Menschen mit Bluthochdruck oder Kreislaufschwäche. Und auch bei einer Schilddrüsenüberfunktion, Jodallergie oder einer Krebserkrankung ist Vorsicht geboten.

Welche Richtlinien gibt es für Thalasso?

Der Begriff Thalasso ist nicht geschützt und kann daher im Prinzip von jedem verwendet werden. Aus diesem Grund findet man entsprechende Therapieangebote nicht nur an der See, sondern verstärkt auch im Binnenland. In diesem Fall werden die Anwendungen in der Regel mit Meersalzprodukten oder getrockneten Algen durchgeführt.

Um Anwendern eine Richtlinie für qualitativ hochwertige Therapien an die Hand zu geben, hat der „Verband deutscher Thalasso-Zentren“ bereits im Jahre 2002 Richtlinien für echtes „Thalasso“ erlassen, die für alle Mitglieder verbindlich sind. Zu diesen verbindlichen Qualitätsmerkmalen gehört unter anderem, dass die Therapien mit frischem und unbehandeltem Meerwasser durchgeführt werden müssen und dass die jeweilige Einrichtung nicht mehr als 300 Meter vom Meer entfernt liegen darf. Darüber hinaus muss mindestens ein Meerwasserbecken vorhanden sein. Pflicht sind auch mehrere Behandlungskabinen, damit jeder Gast mindestens dreimal am Tag individuell behandelt werden kann. Und auch in Sachen Personal gibt es Vorschriften. Ein „echtes“ Zentrum verfügt über mindestens je einen Sportlehrer, Therapeuten, Badearzt sowie über Masseure. Zudem müssen in einem anerkannten Zentrum gesundheitsfördernde Aktivitäten angeboten und sowohl die Sicherheit als auch die Hygiene permanent kontrolliert werden.

Der Europäische Heilbäderverband geht sogar noch einen Schritt weiter. Er fordert für die Zentren zusätzlich ein Bewegungsangebot am Meeresufer, Heliotherapien mit natürlicher Sonneneinstrahlung und allergenarme sowie reine Seeluft.

Und natürlich gibt es auch in diesem Bereich eine besondere Auszeichnung, nämlich den „Premium Thalasso Europe Award“ kurz „THALATA“ genannt. Hierbei handelt es sich um die höchste Auszeichnung, die ein Seebad, ein Seeheilbad oder ein Resort bekommen kann. Voraussetzung ist die Erfüllung von  insgesamt zehn internationalen Kriterien, auf die sich die Vertreter von insgesamt 16 Ländern im Jahre 2008 geeinigt haben und die teilweise mit den Vorgaben des Europäischen Heilbäderverbandes bzw. des Verband deutscher Thalasso-Zentren identisch sind.

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