Teufelskralle

Teufelskralle

Teufelskralle Beschreibung

Die Afrikanische Teufelskralle (Harpagophytum procumbens) ist eine mehrjährige, niederliegende, krautige Heilpflanze aus der Familie der Sesamgewächse (Pedaliaceae). Sie ist in den trockenen Steppen im südlichen Afrika heimisch. Ihre Triebe können bis zu 1,5 Meter lang werden und tragen graugrüne, kurz gestielte, drei- bis fünflappige Blätter. In den Blattachseln sitzen einzelne, trichterförmige, auffallend große Blüten von rötlich-violetter Färbung. Die Blütezeit erstreckt sich von Dezember bis Februar. Im Anschluss daran entwickeln sich samenreiche, holzige Kapselfrüchte mit armartigen Fortsätzen. Diese tragen kräftige, ankerartige Haken, die sich im Fell von vorbeistreifenden Tieren verfangen, welche auf diese Weise zur Vermehrung und Verbreitung der Afrikanischen Teufelskralle beitragen (Epichorie). Der Name „Teufelskralle“ rührt wohl daher, dass sich die Tiere an den scharfen Widerhaken der Pflanze zum Teil ernsthaft verletzen. Von medizinischer Bedeutung sind die 10 bis 20 Zentimeter langen, bis zu 6 Zentimeter dicken Speicherwurzeln der Afrikanischen Teufelskralle. Sie befinden sich in einer Tiefe von etwa einem Meter und sichern das Überleben der Pflanze, wenn während der Trockenzeit alle oberirdischen Triebe absterben.

Teufelskralle Inhaltsstoffe

Die knollenförmigen, sekundären Wurzeln der Afrikanischen Teufelskralle enthalten wertvolle Iridoidglykoside, deren Hauptkomponente das stark bitter schmeckende Harpagosid ist: Die Knolle zählt zu den bittersten pflanzlichen Arzneimitteln. Zu den weiteren Iridoiden gehören Harpagid, Cumaroylharpagid, Procumbid und Cinnamoylmyoporosid. Des Weiteren stecken Phenylethanoidglykoside wie Acteosid (Kusagenin, Verbascosid), Isoacteosid, Acetylacteosid und Diacetylacteosid in der Wurzel. Zu den enthaltenen Flavonen und Flavonolen (Pflanzenfarbstoffen) zählen Fisetin, Kaempferid, Kaempferol und Luteolin.

Teufelskralle Wirkung

Die Wurzel der Afrikanischen Teufelskralle hat appetitanregende, choleretische (Gallenabsonderung anregende), antiphlogistische (entzündungshemmende), abschwellende und schwach analgetische (schmerzlindernde) Wirkung. Der appetitanregende Effekt ist den enthaltenen Bitterstoffen zu verdanken, welche die Produktion von Speichel- und Magensekretion ankurbeln. Des Weiteren kommt es zu einer Absenkung des pH-Wertes im Magen, einer vermehrten Gallensekretion, erhöhten Darmbewegungen und einer Anregung der Verdauungsenzyme. All dies fördert die Verdauung. Darüber hinaus werden die Iridoide und Phenylethanol-Derivate für die entzündungshemmenden und schmerzstillenden Effekte der Heilpflanze verantwortlich gemacht.

Teufelskralle Nebenwirkungen und Kontraindikationen

Selten werden bei der Einnahme der Afrikanischen Teufelskralle Nebenwirkungen wie Kopfschmerzen, Übelkeit, Erbrechen und Durchfall beobachtet. Überempfindlichkeitsreaktionen gegen einen der Inhaltsstoffe wie beispielsweise Schwellungen, Nesselsucht, Ausschläge und Kreislaufprobleme sind sehr selten. Bei Diabetikern kann es in sehr seltenen Fällen zu einem vorübergehenden Blutzuckeranstieg kommen. Bei entsprechender Veranlagung können sich durch die gallensaftfördernde Wirkung der Wurzel Gallensteine bilden. Aufgrund der Förderung der Blutungsneigung sollte die Afrikanische Teufelskralle nur nach Absprache mit einem Arzt über einen längeren Zeitraum hinweg angewendet werden. Schwangere sollten vor der Einnahme ebenfalls einen Arzt konsultieren. Sollten im Zusammenhang mit der Einnahme von Teufelskrallen-Präparaten akute Rötungen, Schwellungen, überwärmende Gelenke oder andere andauernde Beschwerden auftreten, sollte der Patient einen Arzt aufsuchen.

Teufelskralle Anwendungsgebiete

Teufelskralle Anwendungsgebiete in der Phytotherapie

In der Pflanzenheilkunde hat sich die Afrikanische Teufelskralle bei Appetitlosigkeit und Verdauungsproblemen (dyspeptischen Beschwerden) wie Bauchschmerzen, Völlegefühl, Übelkeit, Erbrechen, Sodbrennen und Blähungen bewährt. Außerdem wird die Wurzel unterstützend bei degenerativen Erkrankungen und Verschleißerscheinungen des Bewegungsapparates wie Arthrose und anderen Gelenkbeschwerden sowie Sehnenentzündungen eingesetzt. Auch bei Rückenschmerzen, Weichteilrheumatismus, Nervenschmerzen (Neuralgien) wie Ischias und Hexenschuss sowie Kopfschmerzen können dank der Afrikanischen Teufelskralle Erfolge erzielt werden. Besonders gute Ergebnisse liefert die Therapie mit der Afrikanischen Teufelskralle zu Beginn einer Erkrankung. Ist diese bereits weiter fortgeschritten, fallen die positiven Effekte geringer aus.

Teufelskralle Anwendungsgebiete in der Volksmedizin

Die Volksmedizin schreibt der Afrikanischen Teufelskralle auch blutverdünnende Wirkung zu. In ihrer afrikanischen Heimat wird die Heilpflanze schon lange gegen Bluterkrankungen, Frauenleiden, Wechseljahresbeschwerden, Fieber, Rheuma sowie Probleme der Galle, Leber und Niere genutzt. Als Salbe aufgetragen soll die Afrikanische Teufelskralle dabei helfen, schlecht heilende Wunden, Gürtelrose, Furunkel, Ekzeme, Geschwüre, Arthritis, Allergien und Schuppenflechte zu lindern.

Anwendungsgebiete von Teufelskralle Medikamenten

In Ihrer Apotheke erhalten Sie hochwertige pflanzliche Medikamente mit Trockenauszügen aus der Afrikanischen Teufelskralle. Erhältlich sind Film- und Brausetabletten, Salben, Pulver, Kapseln sowie Tees. Eingesetzt werden diese Arzneimittel in erster Linie zur unterstützenden Therapie bei Erkrankungen des Bewegungs- und Stützapparates, um Verschleißerscheinungen, Muskel- und Gelenkschmerzen zu mildern sowie um Rheuma zu lindern. Auch gegen Verdauungsprobleme können Tabletten mit Teufelskrallen-Extrakt helfen.

Teufelskralle Anwendung

Die knollenförmigen, sekundären Wurzeln der Afrikanischen Teufelskralle (Harpagophyti radix) werden das ganze Jahr über in Namibia und Südafrika gesammelt. Die Knollen werden anschließend etwa drei Tage lang an der Sonne getrocknet, dann zerkleinert und zu Pulver und Trockenextrakt verarbeitet. Die verwendeten Wurzeln stammen fast ausschließlich aus Wildsammlung. Aufgrund der starken Nachfrage ist die Pflanze in den letzten 15 Jahren selten geworden. Seit einiger Zeit wird deshalb auf verschiedenen Farmen versucht, die Afrikanische Teufelskralle zu züchten.

Teufelskralle Dosierung

Bei Appetitlosigkeit liegt die mittlere Tagesdosis bei 1,5 Gramm der Droge. Bei anderen Beschwerden, etwa Rheumatismus, Arthrose oder Gelenkproblemen, können bis zu 4,5 Gramm der Wurzel pro Tag eingenommen werden.

Teufelskralle Zubereitung

Teufelskralle-Tee

Übergießen 1 bis 2 Teelöffel getrocknete, zerkleinerte Teufelskrallenwurzel mit einer Tasse kochendem Wasser. Lassen Sie den Tee 5 Minuten lang ziehen und seihen Sie ihn dann ab. In kleinen Schlucken 3 bis 5 Tassen täglich trinken, um Verdauungsprobleme sowie Schwellungen und Entzündungen an Gelenken zu bekämpfen. Bitte beachten Sie: Die Dauer der Anwendung sollte sechs Wochen nicht überschreiten.

Teufelskralle-Tinktur

Gegen Gelenkbeschwerden, Arthrose, Blähungen, Krämpfe und Völlegefühl hilft auch eine Tinktur aus der Afrikanischen Teufelskralle. Übergießen Sie hierfür ein Glas voller getrockneter, zerkleinerter Knolle mit hochprozentigem Weingeist oder Doppelkorn, bis alle Pflanzenteile bedeckt sind. Verschließen Sie das Glas mit einem Schraubverschluss und lassen Sie die Mischung 2 bis 6 Wochen lang ziehen. Seihen Sie die Tinktur anschließend ab und füllen Sie sie in eine dunkle Glasflasche. Bei Bedarf werden dreimal täglich 10 bis 50 Tropfen eingenommen. Um dem bitteren Geschmack entgegenzuwirken, können Sie die Tinktur auch mit Wasser verdünnen.

Teufelskralle-Umschlag

Um chronische Hautprobleme wie Schuppenflechte, Ekzeme, Furunkel oder Gesichtsrose zu behandeln, kann man aus dem abgekühlten Teufelskralle-Tee oder der verdünnten Tinktur einen Umschlag bereiten. Tränken Sie dazu ein sauberes Baumwolltuch mit der Flüssigkeit und legen Sie es auf die betroffene Hautpartie. Man kann auch versuchen, schlecht heilende Wunden auf diese Weise zu kurieren.

Teufelskralle Geschichte

In ihrer afrikanischen Heimat ist die Teufelskralle schon lange als Heilpflanze in Gebrauch. Das Volk der San, das umgangssprachlich auch „Buschleute“ genannt wird, nutzt die Speicherwurzeln der Pflanze seit Jahrhunderten gegen Fieber, Verletzungen und Verdauungsprobleme. Angeblich ist es einem Deutschen zu verdanken, dass die Afrikanische Teufelskralle ihren Weg nach Europa gefunden hat: Gottfried Hubertus Mehnert reiste während des Zweiten Weltkriegs nach Namibia, um seinen Sohn in der ehemaligen deutschen Kolonie zu besuchen. Dort erkrankte er schwer, keiner der in Windhoek ansässigen Ärzte wusste Rat. Erst nachdem ihm ein namibischer Arbeiter eine Tasse Teufelskrallen-Tee reichte, wurde der Mann geheilt. Nach seiner Genesung schickte er Teile der Pflanze nach Deutschland, um sie wissenschaftlich untersuchen zu lassen.

Teufelskralle Kombination mit anderen Heilpflanzen

In Teemischungen gegen Rückenschmerzen, Nervenschmerzen (Neuralgien), Ischias oder Hexenschuss sind neben der bitter schmeckenden Teufelskralle häufig weitere entzündungshemmende oder entkrampfende Heilkräuter wie Weidenrinde, Lavendel, Efeu oder Sternanis zu finden. Pflegende Badezusätze gegen Muskel- und Gelenkbeschwerden können neben Teufelskralle auch Rosmarin oder Cajeputöl enthalten.

Teufelskralle in der Homöopathie

In der Homöopathie wird die Afrikanische Teufelskralle eher selten verwendet, typische Potenzen sind D2 bis D6. Homöopathische Arzneimittel mit Teufelskralle werden gelegentlich gegen Bandscheibenprobleme, Arthrose, Gelenkbeschwerden, Knieentzündungen und Rückenschmerzen eingesetzt.

Teufelskralle in der Tiermedizin

Die Afrikanische Teufelskralle wird auch bei Pferden gegen Arthritis, Arthrose und Probleme an Fessel-, Sprung- oder Kniegelenken eingesetzt. Allerdings ist darauf zu achten, dass das pflanzliche Medikament bei Wettkämpfen als Dopingmittel gewertet wird. Auch Hunde können von der Gabe der Knolle profitieren, wenn sie an Gelenkentzündungen leiden.

Teufelskralle Studien zur Wirksamkeit

Die Wirksamkeit der Afrikanischen Teufelskralle bei Arthrose ist wissenschaftlich gut untersucht: Eine viermonatige Doppelblindstudie an 122 Patienten ergab, dass die Extrakte aus der Wurzel die Beschwerden genauso gut lindern können wie das der Kontrollgruppe verabreichte Diacerhein (ein entzündungshemmender Wirkstoff). Hierfür muss die Droge allerdings in hohen Dosen verabreicht werden. Auch für die Wirksamkeit gegen weitere rheumatische Beschwerden wie Gicht, rheumatoide Arthritis und stark ziehende Schmerzen gibt es wissenschaftliche Belege: In einer Doppelblindstudie mit 50 Patienten berichtete die Versuchsgruppe, die mit Teufelskralle behandelt wurde, von einer deutlich verminderten Schmerzintensität. Bei den 63 Rückenschmerz-Patienten, die im Rahmen eines vierwöchigen randomisierten placebokontrollierten Doppelblindversuches an der Universität Kiel untersucht wurden, zeigte die Testgruppe ebenfalls stark verminderte Schmerzen.

Teufelskralle Anbau

Die Afrikanische Teufelskralle lässt sich in unseren Breiten aufgrund der Klimabedingungen kaum kultivieren. Und auch in afrikanischen Ländern wie Namibia, Südafrika, Botswana und Angola wird die lange als Weideunkraut verschriene Heilpflanze erst seit wenigen Jahren kommerziell gezüchtet. Die meisten Wurzeln, die für die Arzneimittelherstellung verwendet werden, stammen nach wie vor aus der Wildsammlung. Für viele Einheimische ist das Ernten der Knollen die einzige Einnahmequelle. Aufgrund der steigenden Nachfrage ist die Teufelskralle in den letzten Jahren selten geworden. Umweltschutzorganisationen versuchen deshalb, den Sammlern eine nachhaltige Nutzung der Pflanze zu vermitteln: Wenn man die Afrikanische Teufelskralle ausgräbt, die Sekundärwurzeln entfernt und die restliche Pflanze wieder eingräbt, kann sie innerhalb von zwei bis drei Jahren neue Speicherwurzeln bilden – und erneut geerntet werden.

Teufelskralle Arten

Neben der Afrikanischen Teufelskralle (Harpagophytum procumbens) wird auch die verwandte Art Harpagophytum zeyheri für die Arzneimittelproduktion eingesetzt. Dabei sind die afrikanischen Teufelskrallen-Arten aus der Familie der Sesamgewächse (Pedaliaceae) systematisch von der Gattung der Teufelskrallen (Phyteuma) aus der Familie der Glockenblumengewächse (Campanulaceae) abzugrenzen. Diese Pflanzengattung trägt den Namen aufgrund der gebogenen Form ihrer Einzelblüten und ist nicht mit der Afrikanischen Teufelskralle verwandt. Pharmazeutisch sind die auch in Deutschland heimischen Teufelskrallen (Phyteuma) unbedeutend. Einige Arten wie etwa die Ährige Teufelskralle (Phyteuma spicatum) werden allerdings als spinatähnliches Wildgemüse in der Küche genutzt.

Quellen

  • Peter Germann: Teufelskralle. In „Deutsche Heilpraktiker-Zeitschrift“, 2006, 1, ISSN 1862-2267
  • Informationen zur Teufelskralle. In „Ärzte-Zeitung“, 2007, 163, ISSN 0175-5811
  • Schmerzlinderung durch Extrakt aus der Teufelskralle belegt. In „Ärzte-Zeitung“, 2001, 53, ISSN 0175-5811
  • Teufelskralle und Gymnastik für Knie und Schulter Serie : Serie. In „MMW – Fortschritte der Medizin“, 2014, 156, ISSN 1438-3276
  • Georg Schwedt: Chemie im Alltag für Dummies : [was wir täglich nutzen beim Duschen, Essen und Putzen]. WILEY-VCH, 2010, ISBN 9783527703180
  • Theodor Dingermann: Transparenzkriterien für pflanzliche, homöopathische und anthroposophische Arzneimittel : Expertenvotum zur Vorbereitung eines Modellvorhabens nach §§ 63 – 65 SGB V zur Förderung der Rationalität der Verordnung pflanzlicher, homöopathischer und anthroposophischer Arzneimittel. Karger, 2000, ISBN 3805570457
  • Markenprodukte reizen nur selten die Haut. In „Ärzte-Zeitung“, 2005, 96, ISSN 0175-5811
  • Hermann Locher: Spezielle Schmerztherapie der Halte- und Bewegungsorgane : 42 Tabellen. Thieme, 2011, ISBN 9783131425812
  • Jutta Hübner: Komplementäre Onkologie : supportive Maßnahmen und evidenzbasierte Empfehlungen. Schattauer, 2012, ISBN 9783794528530
  • Teufelskralle hilft bei Arthrose und schont den Darm. In „Ärzte-Zeitung“, 2002, 32, ISSN 0175-5811
  • H. Göbel: Harpagophytum-Extrakt LI 174 (Teufelskralle) bei der Behandlung unspezifischer Rückenschmerzen. In „Der Schmerz“, 2001, 15, ISSN 0932-433X
  • Rheumatische Beschwerden Präparat aus der Teufelskralle wird i.m. und s.c. injiziert. In „Ärzte-Zeitung“, 1999, 34, ISSN 0175-5811
  • Phytotherapie und Enzymtherapie können helfen, NSAR einzusparen. In „Ärzte-Zeitung“, 2001, 122, ISSN 0175-5811
  • Ratgeber für Patienten informieren über Arthrose und Venenleiden. In „Ärzte-Zeitung“, 2009, 4, ISSN 0175-5811

 

Bild: © Ralf Blechschmidt – stock.adobe.com