Serum für’s Gesicht – wirklich effektiv?

Serum für’s Gesicht – wirklich effektiv?

Beim Besuch im Kosmetiksalon gehören Sie zu jeder Rund-Um-Behandlung: Beauty-Seren für’s Gesicht. Hochkonzentriert sollen sie sein und voller wertvoller, hocheffektiver Wirkstoffe. Das Konzept der Kosmetikindustrie scheint aufzugehen, denn viele Frauen lassen sich ihre Schönheit gern etwas kosten. Die edlen Tröpfchen sollen ja auch wesentlich mehr bewirken als die herkömmlichen, hochwertigen Pflegecremes: Straffen, befeuchten, reparieren, mattieren und Falten wegzaubern – all das soll ein Gesichtsserum bewirken. Ja ja, alles schon einmal in der Vergangenheit von anderen Kosmetik-Produkten gehört, die sich dann als Reinfall erwiesen. Also jetzt die entscheidende Frage: Sind die unzähligen Kosmetik-Seren, die heute in Apotheken, Drogerien und Parfümerien feilgeboten werden, wirklich effektiv?

Was ist der Unterschied zwischen Serum und Creme?

Das Wort Serum stammt aus dem Lateinischen und bedeutet ursprünglich „Molke“. Ein Serum definiert sich als hochkonzentrierter Cocktail aus verschiedenen Wirkstoffen wie Antioxidantien, Hyaluronsäure und hauteigenen Eiweißen. Weil es einen hohen Gehalt an wirksamen Inhaltsstoffen aufweist, soll es viel stärkere Effekte erzielen können als herkömmliche Cremes. Doch auch von der Wirkungsweise her gibt es einen enormen Unterschied: Cremes dringen nämlich nur in die Hautoberfläche ein, um sie aufzupolstern. Ein Serum soll hingegen die Epidermis-Barriere problemlos durchdringen und mittels Signal-Peptiden die Aktivität der Zellen in der Lederhaut anregen. Es wirkt also in tieferen Hautschichten und damit im Grunde deutlicher bzw. nachhaltiger. Allerdings muss ein effektives Serum dafür kleinste Moleküle aufweisen, um tief eindringen zu können und die erwünschte Wirkung zu entfalten.

Alle kosmetischen Seren enthalten eine geringe Menge an Lipiden, das sind wasserunlösliche Fette. Die wässrige Gelbasis, auf der Seren also beruhen, fettet die Haut nicht ein, sondern versorgt sie mit so viel Feuchtigkeit wie die Haut maximal aufnehmen kann. Hinzu kommen dann noch die hochkonzentrierten Wirkstoffe, die eine optimale Pflege garantieren.

Serum dient nur als Ergänzungspflege

Ich möchte mit dem vorigen Vergleich jetzt aber nicht den Eindruck erwecken, dass sich Creme und Serum gegenseitig ausspielen. So ist das nämlich nicht gedacht. Ein Serum soll die Gesichtspflege lediglich unterstützen, um besonders strapazierte Hautpartien gezielt pflegen zu können. Eine Creme hat schließlich eine ganz andere Aufgabe: Sie muss die Haut vor Feuchtigkeitsverlusten bewahren und vor schädlichen Umwelteinflüssen schützen. Darum wird die Haut an der Oberfläche befeuchtet. Um die Tiefenregionen unserer Haut zusätzlich zu pflegen, ist dann ein Kosmetik-Serum gut: Es ist ein zielgerichtetes Pflegeprodukt, welches sich für Aufbaukuren nach einem Hautproblem oder als kurzfristige Extrapflege eignet. Stellen Sie sich zum Beispiel vor, Sie kehren gerade vom Strandurlaub zurück und Ihre Haut ist noch von der starken Sonneneinstrahlung strapaziert – genau dann macht ein Serum Sinn, weil es die sichtbaren Auswirkungen der Sonne auf der Haut abmildert.

Anders verhält es sich, wenn Ihre Haut von Natur aus genügend Fett bildet, dann braucht es nicht mehr als ein Serum, das Feuchtigkeit spendet. Doch wer eine normale oder trockene Haut hat, dem wird ein Gesichtsserum nicht reichhaltig genug sein, da es in der Regel leicht formuliert ist.

Gibt es wissenschaftliche Belege für die Wirksamkeit von Serum?

Einen sofortigen Effekt zeitigen Seren aber nicht, denn das würde schon an ein Beauty-Wunder grenzen. Viel mehr belegen diverse Studien, dass erst nach vier Wochen die Faltentiefe reduziert wird. Mit bloßem Auge lässt sich noch nicht viel erkennen, erst nach acht bis zwölf Wochen können wir die Ergebnisse wahrnehmen. Ein Serum muss also regelmäßig und langfristig angewendet werden, um

Der Schönheitseffekt von Serum stößt aber auch an seine Grenzen. „Kleinere Trockenheitsfältchen und oberflächliche Schäden können kurzfristig bekämpft werden. Tiefe Mimikfalten jedoch sind ein muskuläres Problem und entstehen durch Hautalterung. Seren können lediglich dafür sorgen, dass die Haut „besser“ altert, und vor allem, dass man die Zeichen der Hautalterung nicht so deutlich sieht“, stellt Christina Ili, Fachärztin für Dermatologie aus Karlsruhe.

Wann sollte ein Serum angewendet werden?

Immer dann, wenn die Haut Symptome von Reizung zeigt wie Trockenheit, Fahlheit, Rauheit und Irritation. Es ist ratsam, die Anwendung über einige Wochen hinweg durchzuführen, damit Veränderungen auch sichtbar werden und die Tiefenregionen der Haut genügend Zeit haben, um die Inhaltsstoffe nutzbringend zu verarbeiten. Wie lange genau eine Anwendung erfolgen sollte, müssen Sie allerdings selbst bestimmen: Ihre Haut wird es Ihnen signalisieren.

Wie ist ein Serum aufzutragen?

Zunächst einmal sollte die Haut natürlich sorgfältig gereinigt werden, sonst können weder Serum noch Creme eine Wirkung hervorrufen, da beides ja in die Haut eindringen muss. Danach kommt das Serum an die Reihe: Meist braucht es nur 2-3 Tropfen, die Sie auf dem Gesicht verteilen. Seren ziehen aufgrund ihres hohen Feuchtigkeitsgehalts recht schnell ein. Ist das geschehen, ist die Pflegecreme an der Reihe.

Generell gilt auch, wie Sie vielleicht schon selbst bemerkt haben, dass Seren über einen längeren Zeitraum angewendet werden müssen. Die Regenerationsprozesse brauchen nämlich ihre Zeit. Von einer ständigen Anwendung ist allerdings abzuraten, denn ein zu viel an Pflege kann nach hinten losgehen. Natürlich nicht, wenn Sie an gestresster Haut leiden und diese abends zusätzlich mit einer Portion Serum pflegen. Wenn Sie aber beispielsweise im Sommer Sonnencreme auftragen und zusätzlich auch noch ein Serum auf die Haut tupfen, kann das zu unerwünschten Irritationen führen.

Die Wahl des richtigen Serums für’s Gesicht

Da ein Serum für die Haut  sehr kostspielig sein kann, sollte auch die Wahl des Produkts wohlüberlegt sein. Natürlich können Sie sich vom Hautarzt oder in der Apotheke beraten lassen. Doch selbst ein wenig auf die Inhaltsstoffe zu gucken, schadet auch nicht. Manche Seren bestehen zum Beispiel hauptsächlich aus Silikonölen, Parabenen und dem umweltbelastenden EDTA. An pflanzlichen Inhaltsstoffen ist fast nichts enthalten. Manch ein Produkt arbeitet vor allem mit dem chemischen Hautbefeuchter Glycerin sowie weiteren bedenklichen Stoffen (Silikon und Mineralöle). Es lohnt sich also, diverse Produktvergleiche eingehend zu studieren, denn die legen häufig die Defizite der teuren Kosmetikhersteller offen. Zudem erfahren Sie so, wie genau die Stoffe heißen, auf die Sie bei einem Serum und auch anderen Kosmetik-Produkten achten sollten. Heutzutage werden die Inhaltsstoffe einheitlich nach dem sogenannten INCI-System (Internationale Nomenklatur für kosmetische Inhaltsstoffe) angegeben. Die INCI ist zwar auf englisch, ermöglicht aber einen leichten Vergleich der Inhaltsstoffe.

Mir scheint es so, dass Beauty-Seren als zusätzliche Hautpflege durchaus Sinn machen. Wenn ich meinem Körper damit etwas Gutes tun kann, dann wende ich gerne Mal 30 Euro für eine Ampulle auf. Schließlich braucht es ja nur 2 Tropfen pro Anwendung, das heißt, so eine Ampulle reicht mehrere Wochen oder Monate aus. Ab und zu ist das völlig in Ordnung. Nur müssen wir wie bei allen Dingen genau auf die Inhaltsstoffe schauen.

Wenn Sie ein gutes Serum suchen, empfiehlt sich also auch eine Beratung in der Apotheke. Dort gibt es wiederaufbauende Seren mit maximal konzentriertem Hyaluron, die für alle Hauttypen hautverjüngend und gegen Falten wirken. Das Serum sollte keine bedenklichen Substanzen enthalten, also möglichst frei von Mineralöl, Parabenen, Alkohol und Duftstoffen sein. Oft reicht das kleine Fläschchen für einen ganzen Monat, wodurch es hinsichtlich des Preis-Leistungsverhältnisses auch recht günstig ist.

 

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